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Verformen, Verkn�pfen, 3D-Drucken

Anfang Januar hat Adobe für seine Programme der Creative Cloud ein umfangreiches Update herausgebracht. Auch Photoshop hat einige neue Funktionen erhalten. Einige der wichtigsten stellen wir im folgenden Beitrag vor.

Sven Fischer Adobe-Anwender, die sich bereits zu einem Abonnement der Creative Cloud durchringen konnten, werden in regelmässigen Abständen mit neuen Funktionen beglückt. Mit diesem Argument hatte Adobe kräftig geworben und hält sich bislang auch an das Versprechen. So auch Anfang Januar dieses Jahres.

Beginnen wir gleich mal mit einer Funktion, die geeignet ist, bei manchen Anwendern den beliebten Wow-Effekt hervorzurufen – die Rede ist von der Perspektivischen Verformung. Auf den ersten Blick erinnert diese Funktion ein bisschen an den altbekannten Fluchtpunktfilter.

Perspektive verformen

Die neue Möglichkeit, perspektivisch in ein Bild einzugreifen, finden Sie im Menü Bearbeiten. Sie soll beispielsweise dabei helfen, Objekte mit unterschiedlichen Perspektiven in einem einzigen Bild zusammenzufügen, kann aber auch hilfreich sein bei architektonischen Bildern oder allgemein Bildern mit geraden Linien und Oberflächen.

Je nach Standort eines Fotografen kann die Perspektive eines Bildes stark verzerrt sein, am offensichtlichsten ist dies bei den so genannten stürzenden Linien, die im Normalfall immer entstehen, wenn man vom Boden aus ein Gebäude fotografiert. Auch wenn man ein Objekt aus mehreren Blickwinkeln oder Abständen fotografiert, kommt es schnell zu perspektivischen Verzerrungen.

Wenn man ein Bild in Photoshop mit der Perspektivischen Verformung bearbeiten möchte, werden zunächst kleine Hinweise eingeblendet, wie vorzugehen ist. Diese Hinweise lassen sich selbstverständlich jederzeit ausblenden.

Beim Aufrufen des Menübefehls wird automatisch das Werkzeug aktiviert, mit dem sich im Bild ein Viereck zeichnen lässt. Die Eckpunkte des Vierecks sind beweglich und sollten entlang der Kanten, beispielsweise eines Gebäudes, ausgerichtet werden.

Wird nun ein zweites Rechteck gezeichnet, schliesst dieses automatisch an das erste an. Voraussetzung ist, dass sich eine Kante in ausreichender Nähe zum vorhandenen Rechteck befindet.

Im nächsten Schritt wechselt man in der Optionsleiste vom Modus Layout in den Modus Verformen. Nun lassen sich die Eckpunkte des Gebildes aus Rechtecken entweder manuell verformen und in die gewünschte Richtung biegen oder man greift auf die angebotenen Optionen zurück: beispielsweise um die vertikalen Linien des Gitters senkrecht oder die horizontalen Linien waagrecht zu stellen (oder beides). Manuelle Anpassungen können jederzeit zusätzlich vorgenommen werden. Zum Schluss bestätigt man das Ganze mit der Return-Taste.

Es besteht zudem die Möglichkeit, mit gedrückter Shift-Taste beispielsweise auf eine mehr oder weniger vertikale Linie zu klicken; dann wird diese Linie als exakte Senkrechte des Bildes definiert. Analog dazu geschieht dies mit einer mehr oder weniger horizontalen Linie als Waagrechte. Bewegt man diese Linie, die nun auch farbig angezeigt wird, bewegen sich die Pixelstrukturen entlang dieser Linie mit. So kann man die Bildperspektive nach Wunsch manuell einrichten.

Doch nicht nur bei architektonischen Fotos, sondern auch im fotografischen Alltag lässt sich das neue Werkzeug leicht und schnell einsetzen, beispielsweise um ein schief aufgenommenes CD-Cover wieder gerade zu stellen. Der Rest des Bildes wird natürlich ebenfalls mitverzerrt, sodass man meist im nächsten Schritt überflüssige Bildteile an den Rändern mit dem Freistellen-Werkzeug wegschnippeln muss.

Man sollte abschliessend darauf hinweisen, dass diese Funktion auf den Grafikprozessor beziehungsweise auf das Video-RAM zugreift. Voraussetzung sind mindestens 512 MB Video-RAM. In den Voreinstellungen sollte dementsprechend unter dem Punkt Leistung der Grafikprozessor aktiviert sein.

Alles in allem handelt es sich um ein Werkzeug, das in vielen Situationen gute und schnelle Dienste leisten und so manch ungünstig aufgenommenes Foto retten kann. Zumal das Werkzeug auch auf Smartfilter-Ebene funktioniert und sich das Ergebnis dadurch jederzeit anpassen lässt.

Verknüpfte Smart-Objekte

Eine weitere Neuerung des Januar-Updates sind die verknüpften Smart-Objekte. Normalerweise lässt sich ein platziertes Smart-Objekt, beispielsweise ein Vektorlogo, per Doppelklick aus Photoshop heraus wieder in einem Vektorprogramm, beispielsweise Illustrator, bearbeiten. Die bearbeitete Fassung wird dann automatisch in Photoshop aktualisiert.

Die verknüpften Smart-Objekte gehen noch einen Schritt weiter. Ein typisches Szenario könnte beispielsweise sein, dass man ein Vektor-Logo in mehreren Photoshop-Dateien platziert. Wenn nun die Originaldatei des Logos verändert wird, bekommen dies alle Photoshop-Dokumente mit und die Verknüpfung wird in diesen automatisch aktualisiert. Im Prinzip kennen wir das in Form der Bild- oder Dateiverknüpfungen bereits von InDesign. Wie aber funktionieren diese verknüpften Smart-Objekte in Photoshop?

Für die neuen Smart-Objekte gibt es im Menü Datei einen neuen Menü­befehl Verknüpfte Smartobjekte platzieren. Ein solches Smart-Objekt kann eine Vektordatei, aber natürlich auch eine andere Photoshop-Datei sein (das Dateiformat kann sowohl PSD als auch TIF oder beispielsweise JPG sein). Am Kettensymbol im Ebenen-Bedienfeld ist erkennbar, dass es sich um ein verknüpftes Smart-Objekt handelt. Um ein verknüpftes Smart-Objekt in Photoshop zu platzieren, können Sie auch aus Bridge oder aus Lightroom eine Datei mit gedrückter Alt-Taste per Drag&Drop in ein Photoshop-Dokument ziehen.

Wird nun die Originaldatei ausserhalb von Photoshop geändert, aktualisiert Photoshop automatisch die Darstellung auf die neue Version der Datei, und zwar in allen Photoshop-Dateien, in denen das Smart-Objekt platziert wurde.

Wie bei «normalen» Smart-Objekten auch, kann man bei verknüpften Smart-Objekten aus Photoshop heraus das Original bearbeiten, indem man auf das Icon des verknüpften Smart-Objekts im Ebenen-Bedienfeld doppelklickt. Ebenso kann die Originaldatei bearbeitet werden, wenn man im Eigenschaften-Bedienfeld auf Inhalt bearbeiten klickt.

Über das Eigenschaften-Bedienfeld lässt sich ein verknüpftes Smart-Objekt auch in die Photoshop-Datei einbetten. In diesem Fall wird es zu einem «normalen» Smart-Objekt. Dieses hat nach wie vor alle Eigenschaften und Möglichkeiten von Smart-Objekten, aber es besitzt keine Verbindung mehr zur Originaldatei. Wird diese ausserhalb bearbeitet, bekommt Photoshop das nun nicht mehr mit.

Falls die Originaldatei eines verknüpften Smart-Objekts verschoben oder umbenannt wurde, zeigt Photo­shop dies sowohl im Ebenen- als auch im Eigenschaften-Bedienfeld anhand eines roten Fragezeichens an. Per Rechtsklick auf das Fragezeichen zeigt sich ein Menü, in dem man den Getrennten Link wiederherstellen kann.

Wird der Link nicht aktualisiert, lässt sich die Photoshop-Datei mit dem verknüpften Smart-Objekt dennoch ausgeben, nur eben nicht mit der aktuellen Version des Smart-Objektes. Auch eine Bearbeitung des verknüpften Smart-Objektes ist nicht möglich. Bei Doppelklick auf das Objekt bringt Photoshop sofort den Suchen-Dialog, damit die Verknüpfung aktualisiert werden kann.

3D-Drucken

Seitdem 3D-Drucker mit einer einigermassen akzeptablen Qualität zu ebensolchen Preisen erhältlich sind, hat dieses Dienstleistungssegment einen erheblichen Aufschwung genommen. Vor allem im Bereich der Architektur, im Schmuckdesign oder bei Film und Animation spielen 3D-Modelling und -Ausgabe eine nicht zu unterschätzende Rolle. Dem trägt nun auch Adobe Rechnung und hat Photoshop eine spezielle Schnittstelle zu 3D-Druckern und zu entsprechenden Onlinediensten geschaffen. Adobe ist dazu eine strategische Partnerschaft mit den Anbietern MakerBot (3D-Drucker unter www.makerbot.com) und Shapeways (Online-3D-Druckservice unter www.shapeways.com) eingegangen.

Seit Version CS 6 ist es mit Photo­shop recht gut möglich, einfache 3D-Modelle zu erzeugen oder 3D-Objekte aus professionellen 3D-Programmen zu importieren und weiter zu verarbeiten und zu verfeinern. Lediglich die Ausgabe auf 3D-Druckern war praktisch nicht möglich.

Mit den aktuellen Neuerungen steht nun im Menü 3D ein eigener Druckbefehl zur Verfügung, 3D-Drucken, mit dem ein per USB angeschlossener 3D-Drucker direkt angesteuert werden kann. Photo­shop CC unterstützt dabei alle gängigen 3D-Desktop-Drucker und auch das vollständige Angebot der Materialien von Shapeways, beispielsweise Keramik, Metall und Sandstein.

Wer keinen eigenen 3D-Drucker zur Verfügung hat, kann seine 3D-Modelle direkt an den 3D-Publishing-Service Shapeways übermitteln oder mithilfe des interaktiven 3D-Viewers des Adobe-Partners Sketchfab die 3D-Entwürfe auch in sein Profil der Kreativ-Community Behance einbetten. Behance ist Bestandteil des Creative-Cloud-Abos.

In den Druckeinstellungen kann der Anwender aus verschiedenen Materialien wählen. Photoshop gibt basierend darauf sogar eine ungefähre Schätzung des zu erwartenden Preises ab. Über Exportieren wird das Modell dann beispielsweise an den Druckservice übergeben.

Testversionen

Im Zusammenhang mit dem Januar-Update der Creative Cloud ist zudem erwähnenswert, dass Adobe die 30-Tage-Testversionen zurückgesetzt hat. Das heisst, dass Sie eine bereits genutzte Testversion (die üblicherweise 30 Tage lauffähig ist) für weitere 30 Tage nutzen können. Seit Einführung der Creative Cloud sind derart viele Funktionen hinzugekommen, dass ein solcher Schritt zugunsten interessierter Anwender durchaus Sinn macht.

Fazit

Die neuen Funktionen des Januar-Updates bieten interessante Bereicherungen für die kreative Arbeit in Photoshop. Sowohl Perspektivische Verformung als auch verknüpfte Smart-Objekte sind sinnvolle Ergänzungen. Und 3D-Druck wird künftig ebenfalls eine grosse Rolle spielen.

Der Autor

Sven Fischer ist seit mehr als 25 Jahren als Prepress-Trainer und -Berater unterwegs. Er ist Adobe Certified Instruc­tor und führt neben firmenspezifischen Trainings auch Schulungen für den Verband Druck und Medien durch.

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