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Verformen und weitere Neuerungen

Nach mehreren kleinen Updates hat Adobe Mitte Juni ein grösseres Update der Creative Cloud vorgestellt. Auch Photoshop bekam eine Reihe von durchaus brauch­baren Neuerungen spendiert.

Sven Fischer Die bisherigen Updates der Creative Cloud betrafen meist nur einige Programme wie Photo­shop oder InDesign. Das Juni-­Update mit der Bezeichnung «CC 2014» ist zum Einen eine Runderneuerung, wobei grosse Programmteile neu programmiert wurden. Das macht sich beispielsweise bei der Arbeitsgeschwindigkeit angenehm bemerkbar. Zum Anderen sind natürlich jede Menge neue Möglichkeiten hinzugekommen.

Perspektivische Verformung

Eine der spektakulärsten Neuerungen finden wir bei den perspektivischen Korrekturen, die im Laufe des vergangenen Jahres bei den kleineren Updates bereits für Wirbel gesorgt haben. Im Januar kam als neues Highlight die Perspektivische Verzerrung, nun setzt die Perspektivische Verformung nochmals eins drauf. In beiden Fällen läuft die Anwendung in zwei Schritten ab.

Im Schritt Layout werden Perspektivenraster aufgezogen, die sich mithilfe von Pins an die im Bild vorhandene Perspektive anpassen lassen. Anschliessend wird im Schritt Warp die Perspektive des Bilds verändert. Das kann im einfachsten Fall das Geraderichten einer schiefen Hauskante sein oder aber auch eine komplette Änderung der Perspektive, wie im Adobe-Beispielbild zu sehen ist. Neu ist dabei die Möglichkeit, eine Bildperspektive so zu verändern, dass man beispielsweise eine Häuserfront anscheinend von der anderen Strassenseite aus fotografiert.

Obwohl solche starken Veränderungen massive Eingriffe in die Pixelstruktur darstellen und viel interpoliert werden muss, ist es immer wieder faszinierend zu sehen, wie gut die Bildqualität der bearbeiteten Bilddaten dennoch bleibt. Ausserdem lässt sich die Perspektivische Verformung als Smartfilter einsetzen, sodass keine Qualitätsverluste zu befürchten sind.

Auswahl nach Schärfe

Extreme Perspektivenveränderungen sind sicherlich keine Anwendung, die tagtäglich zum Einsatz kommt. Da gehören Auswahlen und Masken schon eher dazu. Hier bietet Photoshop neuer­dings die Möglichkeit, anhand der Fokusschärfe des Bilds eine Auswahl zu treffen.

Zu finden ist der neue Befehl im Menü Auswahl unter Fokusbereich. Die Vorgehensweise ist ähnlich wie beim Befehl Kante verbessern. Mittels Schiebe­regler lässt sich der Fokusbereich einstellen. Bereiche, die zu viel oder zu wenig erfasst wurden, können mit speziellen Werkzeugen zur Auswahl hinzugefügt oder von ihr abgezogen werden. Detailanpassungen werden mithilfe des Befehls Kante verbessern vorgenommen, der sich auch direkt aus dem Dialog Fokusbereich aufrufen lässt.

Sofern ein Bild eine klar fokussierte Trennung zwischen Vorder- und Hintergrund aufweist, ist dieser Befehl sicher eine schöne Ergänzung zu den bekannten Auswahl-Werkzeugen und -Techniken.

Verknüpfte Smartobjekte

Für InDesign-Anwender ist es ein alter Hut, aber im Umgang mit Photoshop eine bedeutende Neuerung. Beim Platzieren von Bilddaten oder Vektordateien als Smartobjekt hat man nun die Wahl, ob das platzierte Smartobjekt eingebettet oder verknüpft werden soll. Dafür gibt es zwei verschiedene Menüeinträge.

Beim Einbetten eines Smartobjekts wird es Bestandteil der Photoshop-Datei und vergrössert damit auch die Datenmenge und den Speicherplatzbedarf dieser Datei. Wird ein Smartobjekt hingegen lediglich verknüpft, merkt sich Photoshop nun über den Dateipfad, wo das Original liegt. Dadurch wird die Datenmenge kaum grösser, da nur der Link zum Original hinzugefügt wird.

Das hat ausserdem den Vorteil, dass beispielsweise ein Smartobjekt in mehreren Photoshop-Dateien platziert werden kann. Werden nun Änderungen am Original durchgeführt, bekommen das alle Photoshop-Dateien, mit denen das Smartobjekt verknüpft ist, mit und können den geänderten Inhalt aktualisieren.

Interessant ist dabei auch die Möglichkeit, eingebettete Smartobjekte zu verknüpften und umgekehrt. Ähnlich wie InDesign kann nun auch Photo­shop ein Paket erstellen. Dabei wird ein Ordner angelegt, der die Original-Photoshop-Datei enthält. Die verknüpften Smartobjekte liegen in einem eigenen Ordner. So lässt sich das ganze zippen und verschicken.

Schriftvorschau

Klein aber dennoch spektakulär ist die neue Schriftvorschau. Wenn man Text markiert und das Schriftmenü aufruft, kann man nun mit dem Cursor einfach über die Schriftliste gleiten, und Photo­shop zeigt in Echtzeit den markierten Text in der jeweiligen Schrift an.

Neue Weichzeichner

Auch die Weichzeichnergalerie hat Zuwachs bekommen. Neu hinzugekommen sind die Pfadweichzeichnung und eine Kreisförmige Weichzeichnung. Die Anwendung der kreisförmigen Weichzeichnung ist naheliegend, sie dient beispielsweise dazu, bei einem stehenden Auto durch kreisförmige Unschärfe den Eindruck von Bewegung hervorzurufen. Und mithilfe der Pfadweichzeichnung lassen sich schwingende Bewegungen simulieren, etwa bei Haaren.

Wie bei den bisherigen Filtern der Weichzeichnergalerie lassen sich über Pins unterschiedliche Werte und Bereiche der Weichzeichnung bestimmen. Bei der Pfadweichzeichnung können mehrere Pfade mit unterschiedlichen Stärken weichgezeichnet werden.

Die neuen Weichzeichner funktionieren ebenfalls als Smartfilter.

Inhaltsbasierte Farbanpassung

Auch bei den inhaltsbasierten Retuschen hat Adobe Verbesserungen vorgenommen. Hinzugekommen ist eine algorithmische Farbanpassung. Sie soll beispielsweise beim inhaltsbasierten Füllen die Qualität der Retuschen verbessern. Beim inhaltsbasierten Verschieben kann der Wert der Farb­anpassung über die Optionsleiste ge­steuert werden.

Camera RAW

Camera RAW hat nun auch einen Reparaturpinsel, mit dem sich nicht nur kreisförmige, sondern beliebig geformte Bereiche retuschieren lassen. Das neue Werkzeug trägt den prosaischen Namen Makel entfernen.

Der Verlaufs- und der Radialfilter können nun in ihrem Wirkungsbereich mithilfe eines Pinsels variiert werden. Dadurch lassen sich beispielsweise Bildbereiche von der Wirkung eines Verlaufsfilters ausnehmen. Eine grosse Erleichterung! Diese neuen Möglichkeiten finden sich übrigens auch im Camera RAW-Filter.

Intelligentere Hilfslinien

Zu guter Letzt sind die automatischen Hilfslinien noch ein bisschen intelligenter geworden. Sie zeigen nun beispielsweise auch Abstände zwischen Objekten auf verschiedenen Ebenen oder den Abstand zur Dokument­begrenzung an. Auch bei der Arbeit mit Pfaden und Vektorformen erscheinen diese Hilfslinien, was beispielsweise beim Entwurf von Weblayouts eine grosse Hilfe sein kann.

So ist beim Kopieren von Objekten oder Ebenen schnell ersichtlich, wenn Objekte den gleichen Abstand zueinander haben. Gesteuert wird das Ganze mithilfe der Alt- bzw. Cmd/Strg-Taste.

Fazit

Eine Menge weiterer interessanter Neuerungen würden an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Neben vielen kleinen Neuerungen, die dem Anwender meist erst im Laufe der Zeit auffallen, sind viele Dialoge umgestaltet worden. Manche sind dabei übersichtlicher geworden, andere hätte man besser belassen. Dennoch hat Photo­shop viele interessante Fähigkeiten erhalten, die im Praxisalltag ihre Berechtigung haben werden. Vor allem die Neuerungen bei den Smart­objekten und den Filtern, aber auch die Perspektivische Verformung sind hervorzuheben.

Der Autor

Sven Fischer ist seit mehr als 25 Jahren als Prepress-Trainer und -Berater unterwegs. Er ist Adobe Certified Instruc­tor und führt neben firmenspezifischen Trainings auch Schulungen für den Verband Druck und Medien durch.

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