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Vier halbe Profis im Vergleich

Semiprofessionelle Kameras erfüllen die Anforderungen vieler Imaging-Praktiker. Wir haben vier aktuelle D-SLRs unter die Lupe genommen und miteinander verglichen. Die Testkandidaten können sich durchaus mit den teuren Profimodellen messen.

MARKUS ZITT Digitale Spiegelreflexkameras sind nützliche Werkzeuge für Kreative, Medienschaffende und Bildprofis. Doch welche Kamera darf es sein?

Gegenwärtig ist das Angebot an D-SLRs gross wie nie zuvor, weil alle Hersteller mit einer breiten Modellpalette vom Einsteiger über den Amateur bis zum Profi möglichst viele Käufer erreichen wollen. Ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten Modelle, die preislich im oberen Mittelfeld angesiedelt sind. Sie markieren den Übergang von den Einsteiger- und Amateurmodellen zu den professionellen Kameras.

Diese semiprofessionellen D-SLRs sind robuster und leistungsfähiger und eben etwas teurer als die Einsteigermodelle. Darüber hinaus bieten sie vielfältige Konfigurationsmöglichkeiten und mehr Tasten, um Einstellungen direkt vorzunehmen (z.B. ändern des ISO-Wertes oder der Bildqualität). Gerade diese Direkttasten erleichtern das Fotografieren ungemein, wenn man gezielt Einstellungen vornehmen will, die nicht den Erwartungen einer Kameraautomatik entsprechen.

Beim Vergleich zwischen semiprofessionellen und professionellen Kameras fällt auf, dass die Semiprofis einen eingebauten Blitz haben, die Profis dagegen nicht. Ansonsten kann eine Profikamera alles, was auch die semiprofessionellen D-SLRs können. Sie besitzen in der Regel einen Vollformatsensor, sind grösser und noch robuster, und sie bieten noch schnellere Serienbilder oder höhere Auflösungen. Für diese Pluspunkte bezahlt man verhältnismässig viel. Dies und das handlichere Kameragehäuse sind Gründe, warum sich auch viele Profifotografen mit den semiprofessionellen D-SLRs begnügen.

Vier für einen Artikel

Für unseren Vergleichstest haben wir uns auf vier Kameras beschränkt und aktuelle Modelle der vier hierzulande verbreitetsten D-SLR-Marken gewählt. Konkret handelt es sich um die Canon EOS 7D, die Nikon D300s, die Olympus E-30 und die Sony Alpha 550.

Jede dieser Kameras ist auch Vertreter eines proprietären Kamera-Objektiv-Systems, denn es gibt leider keinen einheitlichen Standard. Zwar lancierte Olympus zusammen mit Kodak im Jahr 2003 den offenen FourThirds-Systemstandard für D-SLR-Kameras und -Objektive, ist heute jedoch einziger Anbieter. FourThirds-Mitstreiter Panasonic konzentriert sich momentan ausschliesslich auf den neuen Micro-FourThirds-Standard für kleine Systemkameras, die ohne den Spiegelreflexsucher auskommen. Canon, Nikon und Sony haben jeweils aus Prinzip ihre eigenen Objektivanschlüsse, wobei der von Sony dem von Minolta entspricht. Sony hat 2005 die D-SLR-Sparte von Konica Minolta übernommen und unter der Marke Alpha ausgebaut. Zu allen vier Kameras bzw. Marken gibt es ein umfassendes Objektiv-Sortiment. Canon und Nikon haben rund 50, Sony knapp 30 und Olympus rund 20 Objektive im Angebot. Durch Objektive von Drittherstellern kommen noch weitere dazu. Dann wäre da noch der Gebrauchtmarkt als schier unerschöpfliche Quelle.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Aufgrund der Auswahl von möglichst gleichwertigen und ähnlich positionierten Kameras gibt es zwischen den vier Modellen viele Gemeinsamkeiten. Etliche der Unterschiede sind dagegen System- bzw. Marken-bedingt, wie etwa der Objektivanschluss.

Sensor Die Canon, die Nikon und die Sony besitzen Fotosensoren von etwa 23 × 16 mm. Diese Grösse wird in Anlehnung an ein früheres Fotofilmformat gerne als APS-C bezeichnet. In der Olympus-Kamera misst der Sensor nur gerade 17 × 13 mm, da Olympus auf diese «ideale» bzw. «idealisierte» Sensorgrösse schwört. Die Seitenverhältnisse bei D-SLRs orientieren sich am Kleinbildformat und betragen deshalb 3:2. Bei FourThirds-Kameras wie der Olympus ist das Verhältnis 4:3, wie bei den meisten digitalen Kompaktkameras.

Die Sensorgrösse hat einen Einfluss darauf, wie Objektive ihre Umwelt abbilden. Der APS-C-Sensor ist halb so gross wie das Kleinbildformat oder eben auch der Vollformatsensor. Deshalb kommt es beim APS-C-Sensor zu einem Beschnitt des Bildwinkels, was wie eine Brennweitenverlängerung wirkt und als Crop-Faktor bezeichnet wird. Im Fall der Nikon und der Sony beträgt die Verlängerung bzw. der Crop-Faktor 1,5×, bei der Canon mit etwas kleinerem Sensor 1,6× und bei der Olympus 2×.

Fotografen, die im Telebereich fotografieren, profitieren davon, denn so «wird» z.B. ein 100–300 mm an einer Nikon zum 150–450 mm. Wer mit Weitwinkel arbeitet, ist dagegen auf besonders kurze Brennweiten angewiesen. Deshalb gibt es passend zu den APS-C-Sensoren spezielle Objektivserien: Canon EF-S, Nikon DX und Sony DT. Diese kompakteren Objektive leuchten einen kleineren Bildkreis aus, sind also für Kleinbildfilm und Vollformatsensor nicht geeignet. Beim rein digitalen Olympus-System gibt es nur eine Sensorgrösse, was eine solche Objektivserie überflüssig macht.

Apropos Sensoren und Objektive: Beide können zur Bildstabilisierung genutzt werden, um kleinere Bewegungen der Kamera bzw. des Fotografen zu kompensieren. Canon und Nikon haben bereits zu analogen Fotozeiten angefangen, einige Objektive mit beweglichen Linsen zur Stabilisierung auszustatten und halten dies bis heute so. Sony und Olympus setzen bei ihren D-SLRs dagegen auf einen beweglichen Sensor zur Bildstabilisierung (Sensor-Shift). Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile.

Objektive mit Stabilisator sind tendenziell etwas «dicker» und teurer, sorgen aber auch für ein ruhiges Bild im optischen Sucher und sollen etwas effizienter sein. Der Sensor-Shift funktioniert dagegen mit jedem beliebigen Objektiv und auch mit Weitwinkeln, die im Gegensatz zu einem Teleobjektiv selten eine Stabilisierung besitzen.

Sucher, LCD und Live View

Typisch und deshalb auch Namensgeber für diesen Kameratyp ist der optische Spiegelreflexsucher. In dieser Kameraklasse zeigt er normalerweise nur 95 (Sony) bis 98 Prozent (Olympus) von dem, was auf das Bild kommt. Lobenswerterweise haben Canon und Nikon ihren Kameras einen 100-Prozent-Sucher spendiert, wie er sonst nur in Profikameras zu finden ist.

Live View Alternativ zum optischen SLR-Sucher kann man bei allen vier Kameras auch den LCD als elektronischen Sucher nutzen. Diese Funktion wird Live View (LV) genannt. Während sie in digitalen Kompaktkameras seit jeher üblich ist, gibt es erst seit wenigen Jahren D-SLRs mit Live View. Für den LV-Modus muss der Spiegel hochgeklappt werden, damit das Lichtbild auf den Sensor gelangt und die Bilddaten live zum LCD durchgereicht werden können. Solange der Spiegel oben ist, funktioniert die schnelle Autofokus-Phasenerkennung nicht, die ja einer der Vorteile von D-SLRs darstellt. Die Ursache liegt in der Konstruktionsweise der Kameras. Im normalen SLR-Betrieb ist der teildurchlässige Spiegel unten. In dieser Position wird etwas Licht abgezwackt und auf den Autofokus-Sensor im Kameraboden gelenkt. Um im LV-Modus trotzdem automatisch scharf zu stellen, gibt es zwei Varianten. Entweder klappt der Spiegel rasch fürs Fokussieren (mit Phasenerkennung) nach unten, oder der Fotosensor wird selbst zur Schärfedetektion (Kontrasterkennung) genutzt. Letzteresfunktioniert in D-SLRs jedoch sehr langsam. Sony hat dieses AF-Problem durch einen zweiten kleinen Fotosensor im Prisma gelöst, der das Live-Sucherbild liefert. Dabei bleibt zwar auch das Sucherokular geschlossen, jedoch steht der schnelle AF-Sensor weiterhin zur Verfügung.

Der LV-Modus hat nicht nur Nach-, sondern auch Vorteile. Er zeigt eine Vorschau des Bildes, also auch die Wirkung von Bildstilen und Weissabgleich. Mit LV lässt sich mit der Kamera in diversen Positionen – z.B. über eine Menschenmasse hinweg – fotografieren. Zudem kann jede Stelle des Sensors und damit des Sucherbildes für das Fokussieren bestimmt werden, um an der richtigen Stelle optimale Schärfe zu erreichen. Auch eine Gesichtererkennung ist dank LV möglich und in der Canon, der Olympus und der Sony integriert. Vor allem aber setzt die trendige Videofunktion Live View voraus.

LCD Für Live View und die Bildkontrolle sind grosse und hoch aufgelöste Bildschirme von Vorteil. Die Olympus verfügt über einen 2,7-Zoll-LCD mit 230 000 Bildpunkten, die Konkurrenten sind moderner ausgestattet. Ihre LCDs haben eine Bilddiagonale von 3 Zoll bzw. 7,6 cm und bestehen aus total 920 000 Bildpunkten. Da bei LCDs je ein roter, blauer und grüner Subpixel zusammen einen Farbpixel ergeben, beträgt die Auflösung ein Drittel. Sie entspricht damit der VGA-Auflösung und sorgt für eine detailreiche Anzeige. Von grossem praktischen Nutzen im LV-Betrieb ist ein beweglicher Bildschirm. Hier kann die Olympus auftrumpfen. Ihr LCD kann ausgeklappt und gedreht sowie bei Nichtgebrauch schützend mit der Bildseite nach innen eingeklappt werden. Mit keiner der anderen D-SLRs ist man so flexibel. Immerhin lässt sich der LCD der Sony etwas herausziehen und nach oben oder unten neigen – nützlich immerhin für querformatige Aufnahmen.

Status-Infos Die Canon, die Nikon und die Olympus besitzen auf der rechten Kameraoberseite das altbekannte monochrome Status-LCD, das aktuelle Einstellungen mit Symbolen und Zahlen anzeigt und beleuchtet werden kann. Um darauf Infos abzulesen, muss man die Kamera etwas tiefer halten. Dies ist umständlich, wenn die Kamera hoch auf einem Stativ befestigt ist.

Nicht nur in einer solchen Situation ist es vorteilhaft, dass auch das grosse rückseitige Farb-LCD diese Aufgabe übernehmen kann. Das gab es erstmals bei Minolta. Bei der Minolta-Nachfolgerin Sony ist dies die Standardanzeige auf dem Monitor und immer an, da das Status-Display oben fehlt. Die Anzeige rotiert übrigens, je nachdem wie die Kamera gehalten wird. Bei der Nikon, der Olympus und der Canon wird diese Statusanzeige über die Info-Taste (bei Canon auch die neue Q-Taste) aktiviert. Noch ein Tastendruck und man kann zu einem Infoelement wie z.B. dem Weissabgleich navigieren und die betreffenden Werte auch gleich per Drehrad ändern. Ähnliches gestattet die Sony im Funktionsmenü (Fn-Taste). Clever ist, dass die Sony ihren Bildschirm deaktiviert, wenn die Kamera ans Auge genommen wird oder vor dem Bauch hängt. Er wird wieder aktiviert, wenn der Sensor neben dem Sucherokular freie Sicht nach hinten meldet.

Infos gibt es auch im optischen Sucher. Zu sehen sind die aktiven AF-Felder, und im Randbereich zeigen LEDs die wichtigsten Einstellungen an. Neben einer Lichtwaage, die die vermeintlich richtige Belichtung und allfällige Abweichungen zeigt, wird über Blenden- und Zeitwerte, Autofokus (scharf/nicht scharf) und Blitzstatus informiert. Weitere Infos kommen hinzu.

Fotografieren und mehr

Belichtung Alle vier D-SLRs ermitteln die Belichtung wahlweise mittels Mehrfeld-, Spot- und mittenbetonter Ganzfeldmessung. Für die korrekte Belichtung darf der Fotograf Blende und Verschlusszeit manuell einstellen oder dies der Automatik überlassen. Alle vier Kameras stellen Programm-, Blenden- und Zeitprogrammautomatik zur Verfügung. Mehr gibt es bei der Nikon nicht. Eine Vollautomatik haben die restlichen drei, wobei die Olympus und die Sony zusätzlich einige Motivprogramme zum Drauflosknipsen bieten. Ausgewählt wird ein Programm bzw. eine Betriebsart jeweils über einen Drehschalter auf der linken Oberseite.

ISO Die Grundempfindlichkeit der Kameras liegt bei 100 ISO (Canon, Olympus) und 200 ISO (Nikon, Sony) und lässt sich natürlich verstärken. Lange Zeit galt ein ISO-Wert von 3200 als das Nonplusultra, doch sind die möglichen ISO-Werte in den letzten zwei Jahren auf 6400, 12 800 und 25 600 geklettert. Die allerneusten Profi-Reportagekameras von Canon und Nikon knipsen sogar bei 102 400 ISO. Unter unseren Testgeräten beschränkt sich Olympus auf 3200 ISO, während die Nikon immerhin 6400 ISO bietet. Die Canon und die Sony gehen mit 12 800 ISO eine Stufe weiter. Die ISO-Werte können manuell in Drittelstufen und automatisch eingestellt werden, wobei die Automatik nicht das letzte ISO-Quäntchen ausschöpft. Der Fotograf kann zudem einen obersten Wert für die ISO-Automatik festlegen.

Energieversorgung Alle vier Kameras nutzen je einen Lithium-Ionen-Akku zur Aufnahme Hunderter Fotos. Im LV-Betrieb reicht der Akku weniger weit. So schafft die Canon normalerweise 800 mit LV nur 220 Fotos, die Sony 950 respektive 480. Zur Olympus und zur Nikon gibt es leider keine Vergleichsdaten. Optional ist zu jeder Kamera ein Hochformat-Batteriegriff erhältlich, der einen zweiten Akku oder stattdessen mehrere AA-Rundzellen (NiMH-Akkus oder Batterien) fasst.

Speicherkarten Auch wenn heute die SecureDigital-Karte (SD) bei Foto- und Videokameras am verbreitetsten ist, so ist doch die CompactFlash (CF) bei höherwertigen D-SLRs weiterhin die erste Wahl – ausser bei der Sony. Alle Kameras – mit Ausnahme der Canon – besitzen ein Doppellaufwerk für zwei verschiedene Karten, wobei dessen Nutzwert unterschiedlich ist. Professionell ist dies bei der Nikon gelöst, die CF und SD verwendet. Per Menü wird festgelegt, welche Karte wozu genutzt wird: Sicherungskopie (ein Foto gleichzeitig auf beide Karten), Überlauf (sobald erste Karte voll ist, weiter auf Karte 2), geteilte Speicherung (Foto auf CF und Video auf SD oder JPEG auf CF und RAW auf SD). Die Olympus verwendet neben der CF die beschränkte und überholte xD-Picture Card (xD). Im Menü wird eine Karte zur Benutzung ausgewählt, und Bilder können später von einer auf die andere Karte kopiert werden. Die Sony besitzt Slots für den proprietären MemoryStick Duo (MS-D) und die SD-Karte. Es gibt weder eine Kopiermöglichkeit noch weitere Funktionen. Welche Karte benutzt werden soll, muss per Schalter bestimmt werden.

Schnittstellen Alle Kameras besitzen eine Mini-USB-Buchse für den Datentransfer. Des Weiteren gibt es Anschlüsse für ein Netzteil und eine Fernbedienung. Alle vier bieten den klassischen analogen AV-Ausgang samt Kabel, um die Kamera an einem Fernseher anzuschliessen und so Bilder zu zeigen. Zeitgemäss ist jedoch ein HDMI-Interface für die Verbindung zu einem HD-Fernseher. Ausser der Olympus besitzen alle getesteten Kameras eine kleine HDMI-Buchse, doch liegt ihnen leider kein HDMI-Kabel bei.

Filmen statt fotografieren

Eine bei D-SLRs neue Funktion ist die Möglichkeit zu filmen. Die Voraussetzung dafür ist der Live-View-Modus, bei dem der Spiegel oben bleibt und der Fotosensor dauernd etwas «zu sehen» bekommt. Da ausschliesslich im LV-Modus gefilmt werden kann, muss man immer erst diesen aktivieren, und erst dann kann man die Aufnahme starten. Beim Filmen hat man mit den oben beschriebenen Handicaps von Live View zu kämpfen. So erschwert zum Beispiel das träge Autofokus kombiniert mit der vergleichsweise geringen Schärfentiefe das Filmen von dynamischen Szenen. Langjährige D-SLR-Besitzer stört, dass sie den optischen Sucher nicht für das Filmen benutzen können und stattdessen die Kamera weit vor den Augen halten müssen, wobei das Sucherbild je nach Lichtverhältnissen nicht deutlich zu sehen ist.

Von unseren vier Kameras können lediglich die Canon und die Nikon filmen. Beide Hersteller führen aktuell vier filmende D-SLRs für verschiedene Käufergruppen in ihrem Sortiment, Olympus und Sony dagegen keine einzige. Wie alle Video-D-SLRs von Nikon ist auch die D300s auf das kleine HD-Format 720p (1280 × 720 px) und zwei kleinere Filmauflösungen beschränkt. Gefilmt wird mit 24 Bildern pro Sekunde (fps), wie dies beim Kinofilm üblich ist. Canon setzte bei ihrer ersten Video-D-SLR (EOS 5D) auf eine Bildrate von 30 fps. Auch die EOS 7D bietet 30 fps, kann aber ebenso mit 24 und 25 fps filmen und zwar in Full-HD 1080p (1920 × 1080 px). Aber auch das kleine HD-Format 720p und VGA-Auflösung mit 60 und 50 fps stehen zur Auswahl. Die Nikon speichert ihre Videos (Motion-JPEG) in einem AVI-Container, die Canon (MPEG4 AVC) als MOV-Datei. Den Ton nehmen beide Kameras entweder in Mono über das eingebaute Mikrofon oder als Stereoton über eine 3,5-mm-Klinkenbuchse und ein beliebiges externes Mikrofon auf. Mehr zum Filmen mit D-SLRs ab Seite 51.

Canon EOS 7D

Die 7D reiht sich zwischen der 50D und der 5D Mark II ein. Gegenüber der 50D hebt sich die höhere Auflösung (18 statt 15 Mpx) und eine schnellere Serienbildfunktion ab. Wie die 50D besitzt die 7D einen APS-C-Fotosensor, bietet jedoch die Merkmale eines Profimodells. Dazu gehören der 100%-Sucher und das robuste Magnesiumgehäuse mit seiner Versiegelung gegen Umwelteinflüsse.

Die 7D ist gespickt mit vielen Detailverbesserungen und Neuerungen. So lässt sich eine digitale 3D-Wasserwaage einblenden, um die Kamera für Panoramen auszurichten. Interessant sind die zahlreichen Autofokusmodi und dass sich AF-Felder für Hoch- und Queraufnahmen bestimmen lassen.

Die 7D liegt gewichtig, aber dank des gummierten Griffes sehr gut in der Hand. Wie in der Vergangenheit, gefällt der separate Daumen-Joystick (Multicontroller) zum Navigieren in Menüs, Bildern usw. und zum Auswählen eines AF-Feldes. Gleich darüber befindet sich die gelungene Video-Modus-/Foto-LV-Starttaste. Sie ist umgeben von einem Drehschalter, der zwischen Foto- und Video-Modus wechselt. Passend dazu ändert sich jeweils auch ein Menüregister. Im Videomenü stehen u.a. 1080p@25fps, 1080p@24fps, 720p@50 und VGA@50fps zur Wahl. Um von 25/50fps zu 30/60fps zu wechseln, muss leider an einem anderen Ort der Videoausgang von PAL auf NTSC umgestellt werden. Egal, die meisten werden immer die gleiche Einstellung bevorzugen. Praktisch ist, dass sich Videos noch in der Kamera stutzen lassen, wobei die alte Datei ersetzt oder durch die gekürzte ergänzt wird.

Links neben dem Sucher gibt es die neue RAW-JPEG-Taste. Je nachdem welches Dateiformat aktuell eingestellt ist, wird bei gedrückter Taste zusätzlich ein RAW bzw. ein JPEG aufgenommen. Man erspart sich den Umweg über das Menü oder spart Speicherplatz, statt immer JPEG und RAW simultan aufzunehmen. Neben der RAW-JPEG-Taste befindet sich die Q-Taste und darunter weitere Tasten. Alles in allem bietet die EOS 7D eine Fülle durchaus nützlicher Konfigurationsmöglichkeiten, wirkt allerdings etwas überladen. Als Video-D-SLR bietet sie die bislang besten Videofunktionen, wobei man den Autofokus vergessen muss.

Die Bildqualität der Fotos ist ausgezeichnet. Sie sind ausgesprochen scharf, die Farben neutral. Das Rauschen nimmt bei jedem ISO-Wert zu. Bei 1600 ISO ist es wahrnehmbar, doch erst ab 6400 ISO beginnt es zu stören. Während bei den anderen Kameras vor allem das Helligkeitsrauschen auffällt, ist auch das Farbrauschen etwas deutlicher, jedoch in ISO-Bereichen jenseits der Nikon und der Olympus.

Olympus E-30

Das Kunststoffgehäuse der E-30 ist weitgehend baugleich mit dem spritzwasserfesten Metallgehäuse der E-3 von 2006. Die Kamera wirkt voluminös und fühlt sich in der Hand gross an. Speziell ist der bewegliche LCD. Vier wichtige Tasten sind unterhalb des LCD am Gehäuserand platziert und dort weniger gut zu erreichen, insbesondere, wenn die Kamera auf einem grösseren Stativkopf montiert ist. Der Sucher ist hell, jedoch etwas klein. Auch der LCD ist im Vergleich kleiner, weniger auflösend und weniger hell. Das Bild ist aber dennoch selbst im Sonnenlicht deutlich zu sehen. Die Kamera bietet nicht nur Bildstile bzw. -einstellung, sondern sechs zusätzliche Effekte wie «Lochkamera». Die Effekte sind zwar nett, können aber nicht gesteuert werden und lassen sich auch nachträglich in der Olympus-Software erzeugen.

Mit 12 Mpx liegt die Sensorauflösung am unteren Rand des Vergleichsfelds, liefert aber in ihrer Klasse sehr scharfe Bilder. Wie bei allen Kameras, ist ihr höchster ISO-Wert nur bedingt brauchbar. Das Rauschen zeigt Strukturen, die an die Klötzchen aus dem Spiel Tetris erinnern. Deutlich wird das Helligkeitsrauschen ab 400 ISO, bei 200 ISO entspricht ihr Rauschen etwa dem der Canon bei 800 ISO. Höhere ISO-Werte sollte man meiden. Die Kamera ist also definitiv nicht für Available-Light-Fotografie geeignet. Trotz einiger Kritikpunkte bietet sie ein gutes Handling und erweist sich als angenehmes Werkzeug.

Nikon D300s

Gegenüber dem Vorgängermodell gibt es neu die HD-Filmfunktion und Detailverbesserungen. So befinden sich rechts unten neben dem Monitor die Tasten «Info» und «Live-View». An der D300 musste Live View noch mühsam unterhalb der Rückspulkurbel-Attrappe aktiviert werden. Dort wird weiterhin der Bildtransport bestimmt.

Die Kamera fühlt sich sehr wertig an und liegt gut in einer kräftigen Männerhand. Mit dem Daumen lassen sich das Einstellrad und die zwei Tasten rechts des Sucherokulars erreichen. Gleiches gilt für das Einschaltrad am Auslöser, der Plus-Minus-Knopf und der Modus-Knopf, der gedrückt wird, um mit dem Daumen zwischen den Belichtungsprogrammen zu wechseln. Was man einstellt, zeigt das Statusdisplay. Die Lösung der anderen Kameras, mit einem Betriebsartenrad anstelle der «Rückspulkurbel», erscheint jedoch praktischer. Dort am Fuss der «Rückspulkurbel» versteckt Nikon übrigens die Transportmodi. Oben auf der «Kurbel» befinden sich die Tasten für Weissabgleich, ISO und Qualität. Diese Knöpfe sind zwar leicht zugänglich, doch wer Weissabgleich und ISO beim Fotografieren häufig verstellen will, wünscht sich einen anderen Platz.

Bei der Videofunktion enttäuscht, dass nicht zusätzliche Video-typische Frame-Raten verfügbar sind, damit sich die Aufnahmen mit Camcorder-Footageproblemloser kombinieren lassen. Nützlich ist der integrierte Video-Trimmer und dass die Mikrofonempfindlichkeit reguliert werden kann. Schön wäre eine manuelle Belichtung, statt nur die Blende voreinstellen und während der Aufnahme per Plusminus-Taste die Belichtung korrigieren zu können. Aller Kritik zum Trotz ist die Videoqualität gut und die geringe Bewegungsauflösung von 24 fps sorgt für den klassischen Kino-Look.

Hilfreich sind die konfigurierbaren Bildstile und das effektive D-Lighting, um mehr Zeichnung in Schatten und Lichter zu bringen. Die D300s bietet ein ausgezeichnetes Handling und liefert eine sehr gute Bildqualität mit relativ geringem Rauschen bis 3200 ISO.

Sony Alpha 550

Sie ist Sonys Topmodell mit APS-C-Sensor, wenn man von der «betagten» Alpha 700 von 2007 absieht. Gegenüber den anderen Kameras dieses Vergleichs ist sie kleiner und leichter. Das Kunststoffgehäuse liegt gut in der Hand. Viele wichtige Tasten sind nahe von Daumen und Zeigefinger platziert, jedoch muss man mit den Fingern etwas turnen. Auf der Oberseite gibt es u.a. ISO, Bildtransport und D-Range. Mit den D-Range-Funktionen lassen sich extreme Helligkeitsunterschiede bewältigen und sozusagen Licht in die Schattenbereiche bringen. Dafür gibt es den bewährten Dynamik Range Optimizer (DRO) in fünf Stufen. Als neue Alternative zu DRO gibt es eine HDR-Funktion (High Dynamic Range), die zwei unterschiedlich belichtete Fotos schiesst und zu einem Bild kombiniert – ganz ohne den üblichen HDRI-Aufwand. Gesamthaft sind die Konfigurationsmöglichkeiten jedoch bescheidener als bei der Nikon oder der Canon.

Ärgerlich ist, dass das LV-Sucherbild nicht das ganze Bild zeigt, sondern nur 90% und damit weniger als das schon arg beschnittene optische Sucherbild. Dafür entschädigt die Sony mit schnellem Autofokus im Live-View-Betrieb.

Mit den neuen Modellen wagt sich Sony in hohe ISO-Regionen. In den Standardeinstellungen bügelt die Sony dabei das Rauschen stärker weg als die Canon. Die Lichtempfindlichkeit von 12 800 ISO entspricht den 6400 ISO der Canon punkto Helligkeitsrauschen. Beim Farbrauschen sind es sogar zwei Stufen. Allerdings erkauft sich die Alpha 550 ihren Erfolg mit etwas zu soften Bildern.

FaZitt

Jede Kamera erweist sich als nützliches Werkzeug, und keine gibt sich eine Blösse. Auch bietet jede etwas, das andere nicht haben. Die Olympus E-30 ist eine solide Kamera, hinsichtlich Ausstattung und Leistung allerdings nicht ganz am Puls der Zeit. Dass sie ein halbes Jahr vor den anderen auf den Markt kam, ist sicherlich kein Grund. Die Nikon D300s basiert sogar auf einem zweijährigen Modell.

Die D300s macht den professionellsten Eindruck und überzeugt mit optimaler Leistung auf Platz zwei. Die Sony Alpha 550 ist dagegen eher ein Amateurmodell, das andere in mancher Hinsicht übertrumpft und landet auf Platz drei. Was ihr Preis-Leistungs-Verhältnis anbelangt, deklassiert sie jedoch alle. Alles, was technisch möglich ist, steckt in der Canon EOS 7D. Sie überzeugt zudem durch Leistung und Bildqualität.