Cover_19-6_gruen_low

Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


Dossiers >> Digitalfotografie >> Fachartikel >> Vorboten der photokina

Vorboten der photokina

Mit dieser Publisher-Ausgabe werfen wir einen Blick zurück auf die wichtigsten Neuheiten der letzten Monate und wagen einen Ausblick auf die photokina und die dort zu bestaunenden neuen Kameras.

markus zitt Was gibt es Neues aus dem Bereich der professionellen Fotografie? Diese Frage wollen wir mit diesem Artikel beantworten, indem wir die für professionelle und versierte Digitalfotografen interessantesten Kameraneuheiten der letzten Wochen und Monate zusammenfassen und einen Ausblick auf mögliche Neuheiten wagen. Viele Neuankündigungen wird es in den kommenden Wochen hageln, die im Vorfeld und spätestens an der photokina präsentiert werden. Die Imaging-Messe wird vom 18. bis 23. September 2012 in Köln stattfinden. Nicht nur wegen vieler zu erwartender Neuheiten und Ausstellungen dürfte sich ein Besuch der Messe lohnen, sondern auch wegen der zwei Themenbereiche «Mobile Imaging» (Fotografieren mit Handys) und «Filmen mit Fotoapparaten».

Interessant dürfte an der Foto-Messe der Auftritt der Firma Leica werden, die die komplette Halle 1 für ihre Produkte sowie Fotoausstellungen nutzt und mit der Leica M Monochrom dieses Jahr einen radikalen Ansatz in einem Produkt realisierte.

Das Kamerajahr 2012

Im Vorjahr hatten die direkten und indirekten Folgen der Naturkatastrophen in Japan und Thailand zu vielen verspäteten Produktvorstellungen und -einführungen geführt. Dies hat sich auch noch auf manche Produkteinführung im ersten Halbjahr 2012 ausgewirkt.

Was nun die Neuerungen bei den Kameraneuheiten anbelangt, so setzten sich bislang die Trends der letzten Jahre fort. Spiegellose und daher kompakte Systemkameras (Compact System Cameras, CSCs) werden immer interessanter und gewinnen weiter an Bedeutung und zusehends auch Marktanteile, zumal mit Canon und Fujifilm nun auch die letzten der bedeutenden Kamerahersteller in diesen Markt eingestiegen sind. Die Spiegelreflex­kamera (Digital Single Lens Reflex, DSLR), die ja seit Jahrzehnten die dominierende Systemkamera ist, bleibt aber nach wie vor die Wahl der Profis und bietet immer ausgefeiltere Funktionenund hohe Leistung (Tempo, ISO, Serienbilder, Auflösung). Für DSLR-Einsteiger kommen Modelle mit vereinfachter Bedienung, aber beachtlicher Leistung zu immer günstigeren Preisen auf den Markt.

Die Filmfunktionen in Fotoapparaten – vor allem in CSCs und DSLRs – werden immer ausgefeilter und durch Funktionen und Ausstattungsmerkmale der Kameras (siehe Canon und Nikon) besser unterstützt. Der grosse Hype scheint aber vorbei zu sein, denn inzwischen haben die Hersteller aus dem Video- und Cinema-Bereich reagiert und Kameras mit ähnlichen Merkmalen (grosser Sensor für kreative Schärfentiefe, hohe Empfindlichkeit sowie Wechselobjektive) auf den Markt gebracht oder angekündigt. Solche Camcorder bieten das gewohnte Handling und eine bessere Ergonomie. Neu bei filmenden Fotoapparaten ist, dass manche teureren Kameramodelle nun höherwertigen Output liefern (beispielsweise höhere Datenrate). So filmen Kameras von Panasonic und Sony nun Full-HD-Videos im AVCHD-Format mit 60 oder 50 progressiven Bildern (1080/60p und 1080/50p) statt «nur» mit 30, 25 oder 24 fps. 60 und 50 fps gab es zuvor nur beim kleinen HD-Format 1280 × 720 px.

Ein riesiges Trendthema, das auch weniger fotoaffine Menschen angesteckt hat, ist das Schiessen, das kreative Bearbeiten und das Präsentieren von Fotos mit Smartphones und Tablets, wobei die vielfältigen Apps die Möglichkeiten enorm vergrössern. Hier vermochte die Fotoindustrie bislang nicht, auf den Zug aufzuspringen oder mit innovativen Produkten zu kontern – wie etwa eine mit Android-Apps erweiterbare Kamera. Es gibt allerdings erste Gerüchte über Kameras mit Android-Betriebssystem von Nikon und Sony. Immerhin gelingt es durch die vermehrte Integration von WLAN in Kameras, neue, interessante Möglichkeiten zu bieten, beispielsweise die Nutzung des Handys oder des Tablets als Kamerazeitmonitor zur Fern­steuerung.

Wieder aktuell: die Pixel-Protzerei

Dominierendes Diskussionsthema des ersten Halbjahres 2012 unter den Fotofans waren die längst überfälligen und von vielen erwarteten professionellen DSLR-Neuheiten von Canon und Nikon: Es handelt sich dabei um die beiden superschnellen, hochempfindlichen Reportagekameras Canon EOS 1D X und Nikon D4 sowie die günstigeren (semi-)professionellen Allroundmodelle Canon EOS 5D Mark III, Nikon D800 und Nikon D800E. Ausführlich werden diese Kameras im separaten Artikel ab Seite 60 besprochen. Hier nur so viel: Diese Kameras und besonders die Nikon D800 bzw. D800E mit ihrer bislang unerreichten Auflösung von 36 Megapixeln waren das Thema schlechthin mit kontroversen Diskussionen in Medien und Foren, wodurch andere interessante Produkteinführungen, wie zum Beispiel die Olympus OM-D ME-5, vergleichsweise geringe Beachtung fanden. Die Einführung der D800 mit ihrer hochgeschraubten Auflösung hatte auch Auswirkungen über ihren Zielmarkt hinaus, wenn man die drastischen Preissenkungen (bis zu 23 Prozent) von Hasselblad für einige ihrer Modelle und Digibacks anschaut.

Schon letztes Jahr geisterten Gerüchte von massiv höher auflösenden Kleinbild-Fotosensoren durchs Internet, nachdem die Auflösung höherwertiger Kameras seit über drei Jahren bei 16 bis 18 Megapixeln stagnierte und DSLRs mit Vollformatsensor ebenso lange mit 21 bis 24 Megapixelnauftrumpfen. Nachdem Sony im August 2011 zwei Systemkameras mit 24 Megapixeln auf einem APS-C-gros­sen Fotosensor vorgestellt hatte, war zu erwarten, dass kommende Modelle mit Vollformat­sensor mit deutlich höherer Auflösung aufwarten dürften. Zur Erinnerung: APS-C ist eine gängige Bezeichnung für Fotosensoren mit Abmessungen von rund 23 × 15 mm und lehnt sich an ein Fotofilmformat der späten 1990er-Jahre an. Mit Vollformat sind dagegen Fotosensoren gemeint, deren Abmessungen dem Kleinbildformat bei Fotofilmen entsprechen.

Dass dann ausgerechnet Nikondie Pixelgrenze pushte, obwohl sie in der Vergangenheit mit Megapixeln eher zurückhaltender agiert hatte, und nicht etwa Canon oder Sony, war dann doch überraschend. Nach der D800 hat Nikon kurz darauf mit der D3200 gleich noch ein günstiges Einsteigermodell mit 24 Megapixeln nachgelegt, was allerdings weniger hohe Wogen auslöste. Andere Kamerahersteller haben auflösungsmässig noch nichts Vergleichbares angekündigt, doch dürfte sich dies zur photokina hin noch ändern.

Übrigens auch ausserhalb der eigentlichen Fotobranche gab es gleich zu Beginn des Jahres einen übermässigen Pixelschub. So hatte ausgerechnet die darbende Nokia mit dem PureView 808 im Februar ein Smartphone mit 41 Megapixeln (7728 × 5368 Pixel) vorgestellt, dessen Auflösung jedoch als Zoomersatz für einen Bildausschnitt und durch Zusammenfassen von bis zu 7 Pixeln für höhere Lichtempfindlichkeit genutzt wird. Standardmässig liefert das Handy mit Festbrennweite (KB: 26 mm) Fotos mit 5 Megapixeln und HD-Videos in 1080/30p oder 720/30p, was je nach Aufnahmeformat ein 3- bis 6-fach-Ausschnittzoom ermöglicht.

Weitere Trends

  • GPS: Immer mehr Fotoapparate mit integriertem GPS-Empfänger sind auf dem Markt. Damit lassen sich die Exif-Aufnahmedaten von Fotos und Videos automatisch mit den Koordinaten des Aufnahmeortes und teilweise auch mit der Blickrichtung ergänzen. GPS ist eher in höherwertigen Kompaktkameras zu finden, die für Reisen prädestiniert sind. Dabei handelt es sich einerseits um Kompaktmodelle mit 10- bis 15-fach-Zoom und andererseits um wasserdichte, robuste All­wetterkameras, die auch tauchen können. Bei Systemkameras ist GPS selten integriert (Ausnahme: einige SLT-Modelle von Sony), sondern als Zubehör vom Kamerahersteller erhältlich. Nach Nikon, Hasselblad und Pentax hat Canon kürzlich ein eigenes GPS-Modul auf den Markt gebracht, das aber nur mit einigen EOS-DSLRs sowie den neuen CSCs funktioniert.

Daneben gibt es noch GPS-Logger, die in festgelegten Intervallen oder beim Auslösen die aktuelle Position festhalten, um diese dann per Software in die Aufnahmen einzubetten.

  • Touchscreens: Die Bedienung über den berührungssensitiven Kamera­monitor findet man schon länger bei ultraflachen Kompaktmodellen, wo sie die wenigen Bedienelemente der ohnehin stark bildschirmlastigen Bedienung verdrängen und oft beinahe die ganze Rückseite einnehmen. Auch Systemkameras und Digibacks werden vermehrt mit Touchscreens ausgestattet. Beispiele sind die Lumix-G-Modelle von Panasonic oder die IQ-Digibacks von PhaseOne. Mit der Canon EOS 650D gibt es nun auch eine erste DSLR mit Touchscreen.
  • Edelkompakte: Von den überdurchschnittlich teuren Kompaktkameras, die mit Aufzeichnung im RAW-Format, manuellen Belichtungseinstellungen, Tasten und Rädern für Einstellungen versierte Digitalfotografen ansprechen, gab es in den letzten Monaten einige neue. Viele zeichnen sich zusätzlich durch ein lichtstarkes Objektiv und einen eher grösseren Fotosensor aus.
  • Akkuladen per USB: Immer mehr Kompaktkameras können ihren Akku per USB aufladen. So kann man sich das Mitführen mehrerer Ladegeräte für Kamera, Handy, Tablet und Navi ersparen. Leider ist die Kamerabuchse oft proprietär und verlangt ein spezielles Kabel.
  • WLAN/Wi-Fi: Gab es bislang nur vereinzelte Kameras mit Netzwerkfunk, so haben dieses Jahr einige Hersteller gleich mehrere Modelle mit WLAN/Wi-Fi auf den Markt gebracht. Samsung hat gar alle CSCs damit ausgestattet. Durch die Integration mit WLAN können Kameras Bilder mit dem PC austauschen, drucken und präsentieren, aber auch mit Smartphones und Tablets interagieren. Beliebt ist die Möglichkeit, die Kamera fernzusteuern.

Canon

Nachdem im Herbst 2011 die EOS 1D X (Vollformat, 18 Mpx, 14 fps,1080/30p, CHF 6998.–) vorangekündigt wurde (sie wird übrigens erst seit Juli 2012 ausgeliefert), hat Canon im März die EOS 5D Mark III (Vollformat, 22 Mpx, 6 fps, 1080/30p, CHF 3998.–) vorgestellt. Beide Kameras stellen (bislang) die diesjährigen Canon-Highlights dar und werden im separaten Artikel besprochen. Auf die 5D folgte im Juni die eigentlich für März erwartete Einsteiger-DSLR EOS 650D (APS-C,18 Mpx, 1080/30p, CHF 988.–) mit ausklappbarem Touchscreen und einem für Video und LiveView verbesserten Dual-AF. Beides sind übrigens Merkmale, die gut zur 5D Mark III gepasst hätten. Mit vergleichbaren Daten hat Canon im Juli als letzte Firma mit der EOS M (APS-C, 18 Mpx, 1080/30p, CHF 1048.–) endlich eine spiegellose Systemkamera herausgebracht, die aber kaum Tasten aufweist und sich so ausschliesslich an Kompaktkamera-Aufsteiger richtet. Zur EOS M wurden ein Weitwinkel-Pancake, ein Standardzoom und ein Adapter für EF-Objektive vorgestellt.

Apropos Objektive für DLSRs: Neu sind das 2,8/24–70 mm II, zwei Weitwinkel mit Bildstabilisator, ein 40-mm-Pancake und – nur für APS-C-Sensoren – ein EF-S18–135-mm-Zoomobjektiv. Eine für versierte Digitalfotografen weitaus interessantere kompakte Neuheit als die EOS M ist jedoch die edelkompakte PowerShot G1 X (14 Mpx,1080p, 28–112 mm, CHF 898.–). Anders als bisherige G-Modelle besitzt sie einen besonders grossen Sensor (18,7 × 14 mm) für gute Low-Light-Eigenschaften. Die G1 X ist übrigens keine Nachfolgerin der G12, sondern gehört zu einer neuen G-Reihe.

Betrachtet man die aktuelle DSLR-Modellpalette von Canon, dann fehlt eine hochauflösende Profineuheit. Gerüchte kursieren über ein solches D800-Gegenstück, das mit 36 oder 50 Megapixeln aufwarten soll. Die Rede ist aber auch von einer preiswerten Vollformat-DSLR, die unterhalb der 5D Mark III angesiedelt sein soll. Neuheitenpotenzial bietet übrigens auch das neue «EOS M»-System. Seine frühe Ankündigung schürt die Hoffnung auf ein Topmodell für versierte Fotofans und auf weitere Objektive. Mit grosser Wahrscheinlichkeit dürfte demnächst auch eine G12-Nachfolgerin kommen. Interessant, jedoch wenig wahrscheinlich sind die immer wieder aufflackernden Gerüchte, dass Canon – wie Leica vor vier Jahren – in das digitale Mittelformat einsteigen könnte.

Fujifilm

An der photokina vor zwei Jahren wurde die retrogestylte Edelkompakte X100 mit APS-C-Sensor und innovativem Hybridsucher vorgestellt, dann aber erst 2011 eingeführt und später durch die preiswertere, kleinere X10 ergänzt.

Gleich zu Beginn dieses Jahres hat Fujifilm diese X-Reihe um die spiegellose Systemkamera X-Pro1 (APS-C, 16 Mpx, 6fps, 1080p, CHF 1990.–) erweitert und damit das X-System lanciert. Zur Einführung gab es drei Wechselobjektive und einen Adapter für Objektive mit Leica-M-Anschluss.

An der diesjährigen photokina werden wohl weitere X-Objektive zu sehen sein. Bereits sieben waren auf einer Roadmap publiziert. Es könnte zudem eine X200 vorgestellt werden.

Hasselblad

In den vergangenen Monaten hat Hasselblad etliche Marketingaktivitäten gestartet, jedoch keine neuen Produkte vorgestellt. Die markantestenNews waren aber die bereits erwähnten massiven Preissenkungen für einige Kameras und Backs. Nach der photo­kina sollen die Preise aber wieder angehoben werden.

Die photokina war und ist für Hasselblad stets eine Bühne für Neuheiten.Eine H4D-Nachfolgerin sowie das eine oder andere H-Objektiv (zum Beispiel eine 24-mm-Superweitwinkel) sind durchaus angebracht. Da die Preissenkung wohl nicht nur wegen der Nikon D800 stattfand, sondern auch einem Abverkauf dienen sollte, ist eine H5D mit vielen kleinen Kameraverbesserungen und eventuell einem komplett neuen Gehäuse wahrscheinlich. Gerüchten zufolge stehen grössere technische Änderungen an, die an der photokina für kommenden Frühling angekündigt werden. Dass Hasselblad eine digitale Variante ihrer einst beliebten Kleinbild-Panoramakamera XPan oder eine Consumer-Kamera­serie mit einer Edelkompakten lancieren wird, sind beides schon länger kursierende Gerüchte, die in gewissem Masse plausibel scheinen.

Leica

Die Erfinderin der Kleinbildfotokamera hat ihre M9 beziehungsweise M9-P (Vollformat, 18 Mpx, CHF 6990.– und 7490.–) nun noch mit einer weiteren digitalen Sucherkamera ergänzt. Die Leica M Monochrom (Vollformat, 18 Mpx),die seit August in den Regalen steht und ohne Objektiv 8990 Franken kostet, fotografiert ausschliesslich in Schwarzweiss. Farbfotosensoren sind ja bekanntermassen mit RGB-Filtern bestückt, um für jeden Farbkanal ein Bild zu erhalten. Somit steht aber pro Farbkanal nur ein Teil der Auflösung zur Verfügung, weshalb die restlichen Pixel aus den umliegenden per Farbinterpolation errechnet werden müssen. Die Leica M Mono kommt ohne Farbfilter aus, nutzt also alle Sensorelemente für ein Schwarzweiss-Foto beziehungsweise ein Graustufenbild und verspricht dadurch maximale Detailschärfe.

Passend wurde eine neue Version des Normalobjektivs entwickelt. Das Leica Apo-Summicron-M 1:2/50 mm ASPH kostet 7850 Franken. Daneben hat Leica mit der X2 noch eine neue Edelkompakte (APS-C, 16 Mpx,CHF 2320.–) mit eingebauter lichtstarker 24-mm-Weitwinkeloptik vorgestellt.

Für ihre Mittelformatkamera S2 hat Leica angekündigt, ab Oktober alle fünf Objektive mit Zentralverschluss anzubieten. Vorgestellt wurde auch ein Adapter für Hasselblad-Objektive der H-Serie. Mit diesem vierten Adapter lassen sich an der S2 nun Objektive aller gängigen Mittelformatsysteme verwenden: Hasselblad V und H sowie Mamiya 645 MF und Pentax 67.

Konkret sind keine geplanten Kameraneuheiten bekannt, jedoch wird schon länger darüber gemunkelt, dass Leica Kameras für MicroFourThirds anbieten wird. Denkbar wären auch eine S2-Nachfolgerin mit erhöhter Auflösung oder eine M10 mit LiveView-fähigem Sensor. Wie schon früher dürfte Leica demnächst einige der neuen Panasonic-Kameras unter eigenem Namen anbieten.

Mamiya Leaf

Als Teil von PhaseOne erstaunt es nicht, dass im April 2012 nun auch neue Leaf-Digitalbacks mit 80, 60 und 40 Megapixeln vorgestellt wurden, wie es PhaseOne ein Jahr zuvor tat. Die Credo genannten Backs gibt es einzeln und als Kit mit einer Mamiya 645DF. Sie werden seit Juni ausgeliefert.

Nach den neuen, bereits vorgestellten Backs ist kaum mit weiteren Neuheiten zu rechnen.

Nikon

Wie eingangs erwähnt hat Nikon dieses Jahr mit Ankündigungen und Einführungen von seit Langem erwarteten und markanten DSLR-Neuheiten begonnen. Gleich zum Jahresauftakt gab es die Profi-Reportagekamera D4 (Vollformat, 16 Mpx, 11 fps, 1080p) und rund einen Monat später folgten die D800 sowie deren Spezialvariante D800E. Im April wurde dann noch die preiswerte D3200 – die Nachfolgerin der D3100 – vorgestellt, die mit einem beachtlichen 24-Megapixel-Fotosensor im DX-Format (Nikons Bezeichnung für Sensoren im APS-C-Format) aufwartet. Nikons günstigste DSLR ist für Einsteigerkonzipiert und bietet bildschirmorientierte Bedienung sowie einen integrierten Guide. Das Gehäuse ist für 698 Franken, das Kit mit Standardzoom (18–55 mm VR) für 828 Franken erhältlich.

Des Weiteren hat Nikon auch einige neue Objektive herausgebracht, darunter sind die zwei lichtstarken Festbrennweiten 1,8/85 mm G (CHF 658.–)und 1:1,8/28 mm G (CHF 828.–). Beide Objektive sind viel günstiger als die drei- bis viermal teureren und doppelt so schweren lichtstärkeren Topmodelle 1:1,4/85 mm ED G und 1,4/24 mm ED G. Zu den interessanten Neuheiten gehören Nikons stärkstes Supertele 1:5,6/800 mm G VR (um CHF 17 000.–) sowie das 18–300 mm G VR(CHF 1148.–) für APS-C/DX-Fotosensoren, das derzeit über alle Marken hinweg das extremste Superzoom-Wechselobjektiv darstellt.

Nach der D4 wäre eigentlich eine hochauflösende D4x fällig, doch scheinen dafür die photokina und sogar das Jahresende eher zu früh. Wahrscheinlicher und dringender ist dagegen eine Nachfolgerin der dreijährigen D300s (APS-C, 12 Mpx, 720/24p). So eine D400 müsste als Neuerung unter anderem zeitgemässeVideofunktionen und eine höhere Auflösung bieten. Sie dürfte über einen APS-C-Sensor mit 24 Megapixeln oder mehr verfügen, schnelle Serienbilder (ca. 10 fps) schiessen und funktionell der D800 entsprechen. Ebenso wäre nach zwei Jahren die Zeit reif für eine D7000-Nachfolgerin mit modernisierten Videofunktionen. Gerüchte kursieren – wie bei Canon – um eine günstige Vollformat-DSLR namens D600.

Sicher ist dagegen, dass das spiegel­lose System Nikon 1 neue Kameramodelle erhalten wird, wie schon der mittels Cashback-Aktion gepushte Abverkauf der J1 und der V1 vermuten liess. Kurz vor Redaktionsschluss wurde bereits die Nikon 1 J2 (10 Mpx, 1080/50i, CHF 599.–) vorgestellt. Eine V2 oder ein ganz anderes Modell wird wohl bald folgen. Wünschenswert wäre ein Topmodell mit besseren Einstellmöglichkeiten durch äussere Bedienelemente. Damit könnten nicht nur Kompaktkamera­umsteiger, sondern auch versierte Fotografen angesprochen werden. Bei den Kompaktkameras wären ausser Consumer-Knipsern vielleicht noch eine edelkompakte Coolpix P7200 oder P7700 und eine wasserdichte Coolpix AW200 oder – wie es andere Hersteller vorgemacht haben – eine kompakte Coolpix mit grossem Sensor denkbar. Ausserdem soll eine Coolpix S800c kommen, die mit (Android-)Apps erweitert werden kann.

Olympus

Mit der OM-D E-M5 (FourThirds-Sensor, 16 Mpx, 1080p, CHF 1299.–) hat Olympus im Frühling eine CSC mit MicroFourThirds-Objektivanschluss auf den Markt gebracht und damit eine zweite Kamerareihe neben der PEN-Serie etabliert. Die E-M5 bietet einen elektronischen Sucher, einen ausklappbaren Touchscreen, schnelles AF und schnelle Bildserien (9 fps). Designmässig orientiert sich die Kamera der OM-D-Reihe an den analogen SLRs der OM-Reihe aus den 1970er-Jahren, besitzt aber modernste technische Innereien.

Bei der PEN-Reihe mit ihren drei Modellen, die allesamt vor etwas über einem Jahr vorgestellt worden waren, gab es seither dagegen keine Neuheiten. Immerhin kam mit dem M. Zuiko Digital ED 1:1,8/75 mm (entspricht KB: 150 mm) jüngst ein lichtstarkes Tele für 1290 Franken auf den Markt, das an die PEN-, die OM-D- und auch an die G-Modelle von Panasonic passt.

Vor neun Jahren hat Olympus den FourThirds-Standard (FT) ins Leben gerufen, von dem 2009 der MicroFourThirds-Standard (mFT) für spiegellose Systemkameras beziehungsweise CSCs abgeleitet worden war. Seit der Vorstellung der semiprofessionellen DSLR Olympus E-5 an der photokina 2010 hat sich beim FT-System nichts getan. Stattdessen hat Olympus ihren Fokus ganz auf die mFT-Kameraserien PEN und OM-D ausgerichtet.

Das FT-System ist also so gut wie tot, dennoch kursieren Gerüchte über eine mögliche E-7-DSLR von Olympus. Wahrscheinlicher sind dagegen Ankündigungen im mFT-Sortiment, darunter neue PEN-Modelle mit modernisierten Funktionen und höherer 16-Megapixel-Auflösung sowie weitere mFT-Objektive und darunter ein innenfokussierendes 1:2,8/60-mm-Makro.

Panasonic

Bereits im Frühling wurde die spiegel­lose GF5 (12 Mpx, 1080i, CHF 599.–) mit Touchscreen und mFT-Anschluss vorgestellt, die weitgehend der letztjährigen GF3 entspricht. Im Juli 2012 kamen dann neue Kameras und Objektive dazu. Vorgestellt wurden mit der FZ62 (12 Mpx, 1080/50i) und der FZ200 (12 Mpx, 1080/50p, CHF 699.–) zwei Bridge-Kameras mit 24-fachem Superzoom (KB: 25–600 mm), wobei sich letztere durch eine durchgehende Lichtstärke von 1:2,8 auszeichnet. Dazu gab es mit der SZ5 (14 Mpx, 720p, 25–250 mm, CHF 269.–) eine Kompaktkamera mit WLAN und mit der LX7 (5,7 × 7,6-mm-Sensor, 10 Mpx, 1080p, 1:1,4–2,3/24–90 mm, CHF 649.–) eine Edelkompakte.

Neu ist ebenfalls die CSC Lumix G5 (FT-Sensor, 16 Mpx, 6 fps, 1080/50p, CHF 799.–) mit eingebautem elektronischem Sucher (EVF). Sie ist die Nachfolgerin der G3 und als günstigeres Modell konzipiert, während das Topmodell dieser Kamerareihe gegenwärtig noch die zweijährige GH2 darstellt. Die G5 besitzt wie die G3 und die GH2 einen ausklappbaren 3-Zoll-Touchscreen.

Zudem wurden zwei Wechselobjektive mit mFT-Anschluss und optischem Bildstabilisator vorgestellt. Das G Vario 1:4,0–5,6/45–150 mm (KB: 90–300 mm, CHF 399.–) ist ein kompaktes Telezoom, das nur 200 Gramm wiegt und eine Kleinbildbrennweite von 90–300 Millimeter abdeckt. Das Vario GX 1:2,8/12–35 mm (KB: 24–70 mm) ist dagegen ein lichtstarkes, staubdichtes Profi-Standardzoom mit einer durchgehenden Lichtstärke von 1:2,8.

Erwartet werden zur photokina mit der Lumix GH3 einerseits eine GH2-Nachfolgerin mit noch stärkeren Videofunktionen und andererseits ein lichtstarkes Profi-Telezoom 1:2,8/35–100 mm (KB: 70–200 mm).

PhaseOne

Nach den im Frühling 2011 eingeführten Digitalrückteilen der IQ-Serie mit 80, 60 und 40 Megapixeln hat sich Mittelformatanbieter PhaseOne dieses Jahr auf Spezialkameras konzentriert. Neu lanciert wurde das PhaseOne-iXR-Kamerasystem für die digitale Reprofotografie sowie das preisgünstige Luftbildkamerasystem PhaseOne iXA. Zu beiden Systemen werden modifizierte IQ-Backs angeboten.

Ob die photokina weitere Neuheiten von PhaseOne bringen wird, ist derzeit nicht bekannt.

Ricoh Pentax

Pentax Imaging gehört seit Herbst 2011 zu Ricoh, was sich bislang allerdings noch nicht in Produkten niedergeschlagen hat. Was neue Kameras der beiden Hersteller anbelangt, kamen einige neue Kompaktmodelle auf den Markt. Was jedoch spiegellose Systemkameras betrifft, so gab es weder zum modularen Ricoh-GXR- noch zum Pentax-Q-System Neues.

Die einzige spiegellose Neuheit war die Pentax K-01, die mit APS-Sensor und K-Bajonett Teil des DSLR-Systems ist. Zur Kamera im auffälligen 1980er-Industriedesign (16 Mpx, 6 fps, 1080p, CHF 899.–) wurde zudem ein passendes ultraflaches 40-mm-Objektiv vorgestellt. Des Weiteren wurde mit der wetterfesten K-30 (APS-C, 16 Mpx, 6 fps, 1080p, CHF 899.–) noch eine normale DSLR vorgestellt.

Ein neues Objektiv stellte Pentax auch zur Mittelformatkamera 645D vor. Das 95-Grad-Superweitwinkel DA 645 1:4,0/25 mm kostet 5999 Franken.

Erwartet werden zwei neue DSLRs, ein Top- und ein Einsteigermodell als Nachfolgerinnen der K-5 und der K-x.

Samsung

Der südkoreanische Mischkonzern hat im ersten Halbjahr einige Kompakt-, Bridge- und CSC-Modelle eingeführt. Auffallend ist der grosse Anteil an Kameras mit integriertem WLAN. Beim NX-System sind jetzt alle drei System­kameras WLAN-tauglich. Deshalb wurde wohl auch die erst letzten Herbst eingeführte NX200 bereits diesen Mai durch die NX210(CHF 1049.–) abgelöst, von welcher mit der ebenfalls neuen NX1000(CHF 938.–) noch eine günstige Variante angeboten wird. Im Gegensatzzu diesen beiden CSCs hat das ebenfalls neue Topmodell NX20(CHF 1299.–) einen elektronischen Sucher. Alle drei verfügen über einen APS-C-grossen 20-Megapixel-Sensor und filmen in 1080/30p.

Nach den drei CSCs dürften allfällige Samsung-Neuheiten ausschliesslich im Bereich der Consumer-Kompaktkameras angesiedelt sein, wobei wohl die eine oder andere über WLAN verfügen wird.

Sony

Unter den zahlreichen Consumer-Kompaktmodellen hat Sony dieses Jahr mit der Cybershot RX100 (20 Mpx, 1080/50p, CHF 799.–) eine Edelkompakte mit grossem Sensor (13,2 × 8,8 mm) und lichtstarkem 28–100-mm-Zoom (KB) auf den Markt gebracht. Daneben kamen auch einige Upgrade-Modelle zum ehemals für DSLR konzipierten A- bzw. Alpha-System und zum spiegellosen E- bzw. NEX-Kompaktsystem. Neu sind die beiden Alpha-Modelle mit feststehendem teiltransparentem Spiegel SLT-A57 (APS-C,16 Mpx, 12 fps, 1080/50p, CHF 949.–)und SLT-A37 (APS-C, 16 Mpx, 7 fps, 1080/50i, CHF 629.–). Als einzige CSC-Neuheit kam die NEX-3F (APS-C, 16 Mpx, 1080/50i, CHF 729.–).

Dass sich Sony künftig nicht bloss mit Hobbyfotografen abgeben will, zeigt ihr neues professionelles, sehr lichtstarkes 1:4,0/500-mm-Supertele (CHF 15 798.–) mit A-Anschluss für Vollformatsensoren.

Von Sony werden zur photokina einige eher hochwertige Kameras des Alpha- und des NEX-Systems erwartet. Es sollen eine NEX-5R und eine NEX-6 mit 16 Megapixeln und Wi-Fi kommen, wobei letztere eine preiswerte Variante des Topmodells NEX-7 ist. Bei den Alpha-Modellen hoffen viele auf ein Modell mit Vollformatsensor mit 36 (oder 48) Megapixeln, vorzugsweise als klassische DSLR. Vermutet wird jedoch, dass Sony nur noch SLT-Kameras mit teiltransparentem Spiegel (Single Lens Translucent) herstellen wird. Möglicherweise wird das neue Alpha-Topmodell gut gegen Umwelteinflüsse geschützt sein. Zudem soll auch von Sony eine mit Apps erweiterbare Kompaktkamera kommen.

Sigma

Die vor allem als Objektivherstellerin bekannte Sigma stellt seit Jahren auch Kompakt- und DSLR-Kameras mit dem speziellen Foveon-Fotosensor her. Dieser Fotosensor besitzt für jede der RGB-Farben eine eigene Sensorschicht, was im Gegensatz zu normalen Fotosensoren (siehe Leica Monochrom) für eine höhere Detailgenauigkeit sorgt und Farbinterpolationsartefakte vermeidet. Diesen Frühling wurden die Kompaktmodelle der DP-Reihe und die DSLR überarbeitet und mit dem Namen des Foveon-Erfinders ergänzt. Die neue DSLR Sigma SD1 Merrill (APS-C, 3 ×, 15,4 Mpx) ist drastisch günstiger geworden als die «alte» SD1 und nun für 2495 Franken zu haben.

FaZitt

Bis zum Redaktionsschluss Mitte August hat das Jahr 2012 viele interessante und einige lange erwartete Kameras sowie einige bemerkenswerte Entwicklungen gebracht.

Den Schleier über ihre heissesten Herbstneuheiten werden die Kamerahersteller erst kurz vor oder vielleicht sogar erst an der photokina lüften. Welche Überraschungen die Messe bot und ob unsere spekulativen Ausblicke zutrafen, lesen Sie in der nächsten Ausgabe.

Zusätzliche Infos zur photokina und zu vielen der erwähnten Produkte finden Sie in einem Add-on zu diesem Artikel: www.markuszitt.ch/publisher

photokina 2012

Die weltweit wichtigste Imaging-Messe findet alle zwei Jahre jeweils Ende September in Köln statt.

18. bis 23. September 2012

10.00 bis 18.00 Uhr

www.photokina.de