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Weiche Masken: Freistellen ohne Kompromisse

Ambitionierte Titelbildmontagen oder hochwertige Collagen mit realistischem Anspruch benötigen besondere Freistellstechniken. Weiche Maskierungen sind in solchen Fällen am besten geeignet. Der folgende Beitrag beschreibt, wie diese Methode funktioniert.

Günter Schuler Freisteller lassen sich in Photoshop mit unterschiedlichen Werkzeugen und Features angehen. Die Werkzeugleiste enthält drei Spezialwerkzeuge: den Oldtimer-­Radiergummi, den Hintergrund-Radier-gummi und den Magischen Radiergummi. Hinzu kommt ein spezialisierter Filter namens Extrahieren. Ergänzt wird das Programmequipment durch Zeichenwerkzeuge sowie ein Bedienfeld zum Erstellen, Verwalten und Zuweisen von Beschneidungspfaden. Wer mit den aufgeführten Funktionen allein nicht über die Runden kommt, kann zusätzlich auf die Hilfe von Dritt­anbietern zurückgreifen – etwa das Plug-In Mask Pro von OnOneSoftware oder Knockout von Corel.

Arbeiten mit weichen Maskierungen

Nichtsdestotrotz ist das Thema Freistellen ein Dauerbrenner in der Branche. Der Grund: Die aufgeführten Tools und Zusatzlösungen liefern zwar recht ordentliches Werkzeug-Know-how. Geht es allerdings um hyperrealistisch wirkende Collagearbeiten wie zum Beispiel Titelcover von Illustrierten oder anspruchsvolle Fotomontagen, reichen sie allein nicht aus. Als spezielle Technik hat sich in diesem spezifischen Sektor das Arbeiten mit so genannten weichen Maskierungen etabliert. Abgeleitet sind sie aus der Film- und TV-Technik. Entsprechende Verfahren wie zum Beispiel die bekannte Bluescreen-Technik zeichnen sich dadurch aus, dass eine bestimmte Szene vor einem reinfarbigen Hintergrund aufgenommen wird. Die hochgesättigte Farbe, die sich zu Hauttönen zudem komplementär verhält, sorgt dafür, dass sich Hintergrund und Motiv mittels bildbearbeitungsähnlicher Maskierungstechniken voneinander lösen lassen. Das Spektrum möglicher Kontrastfarben ist zwar eng, beschränkt sich jedoch nicht auf Blau. In der TV-Aufnahmetechnik etwa kommt meist nicht Blau als Hintergrundfarbe zum Zug, sondern RGB-Grün. Der Effekt ist derselbe. Unterstützt von entsprechender Studiobeleuchtung funktioniert das Ganze hervorragend – solange der Nachrichtensprecher keine grüne Krawatte trägt.

Kontraste sind nicht nur bei Film- oder TV-Freistellern wichtig. Auch Fotofreisteller profitieren von eindeutigen Kontrasten zwischen Motiv und Hintergrund. Mit geeigneten Hintergrundfarben sowie entsprechender Beleuchtung kann das Freistellen bereits im Fotostudio vorbereitet werden. Liegen diese Idealbedingungen nicht vor, wird es später oft «haarig». Die Haarpartien frei zu stellender Personen erweisen sich bei Titelmontagen und Ähnlichem fast immer als das grösste Problem. Um nämlich realistisch zu wirken, muss die Freistellmaske in bestimmten Bereichen Übergangszonen enthalten – halbtransparente Bereiche, die von voll deckend in voll transparent übergehen. Für diese Form weicher Übergänge sind die zu Anfang aufgeführten Werkzeuge meist viel zu grob. Harte, übergangslose Bildausstanzungen vollziehen zwar nur Freistellpfade. Doch auch die Glättungsalgorithmen und Halbtransparenzen der anderen Photoshop-Werkzeuge sind oft viel zu grob.

Weiche Maskierungen erweisen sich vor allem in problematischen Übergangsbereichen als haushoch über­legen. Der grundlegende Unterschied zu den anderen Techniken ist der, dass die Maskierung für den Freisteller so weit wie möglich mit bildbearbeiterischen Mitteln erzeugt wird. Die eigentliche Maskenerstellung findet in einem Alphakanal im Bedienfeld Kanäle statt. Schritt für Schritt entsteht hier jene Silhouettenform, die später als Maske zur Anwendung kommt. Ausgangspunkt ist so gut wie immer eine Graustufenversion des Bildes. Über die Anwendung bildbearbeiterischer Mittel wird diese nach und nach in eine Silhouette umgewandelt. Das Finetuning – sprich das Ausfüllen der Innenflächen mit Weiss und Schwarz – lässt sich mit Pinselspitzen sowie Lassoauswahlen in Angriff nehmen. Charakteristisch für das fertige Ergebnis sind unterschiedlich «harte» Übergänge an den Aussenkanten. Sie reichen von relativ eindeutigen, auch mit dem Pinselwerkzeug zu bewältigenden Übergängen bis hin zu feinen Haarpartien, welche sich in Richtung Hintergrund verlieren. Vorteil: Feinstrukturen – hierunter fallen nicht nur Haare, sondern auch die Kanten von Pullovern oder anderen rauen Oberflächen – werden durch die zur Anwendung kommenden Bildbearbeitungstechniken weitestgehend erhalten.

Nicht verschwiegen werden sollte an dieser Stelle, dass diese Form der Maskierung nicht ganz unaufwändig ist. Mehr oder weniger gilt diese Feststellung zwar für alle Freistellstechniken. Da der hyperrealistische Anspruch hier besonders hoch ist, beginnt das eigentliche Finetuning erst in der zweiten Arbeitsphase. Anstatt die Maske einfach zum Freistellen einer Bildebene zu verwenden, wird sie als Ebenenmaske angewendet, eventuell modifiziert und mit zusätzlichen Ebenenversionen verfeinert. Bei Photoshop-Montagen werden eventuell neue Hintergründe importiert; abschliessend müssen neuer Hintergrund und frei gestelltes Motiv farblich miteinander harmonisiert werden. Der Lohn des Aufwands: Was die realistische Wirkung anbelangt, ist diese Maskierungstechnik nicht zu übertreffen. Hinzu kommt: Sind die entsprechenden Masken und Ebenen erst einmal angelegt und aufeinander eingestellt, können Motiv und Hintergrund auf vielerlei Weise variiert werden. Im Folgenden ein typisches Praxisbeispiel.

Schritt eins: Anlegen einer weichen Maske

 Bilddiagnose: Die erste Frage, die sich im Hinblick auf das Anlegen einer weichen Maske stellt, ist, welche Graustufenversion die besten Ausgangsvoraussetzungen bietet für das Erarbeiten der Maske. Die Beispielaufnahme etwa wird von unterschiedlichen Grautönen bestimmt, Farbkontraste spielen so gut wie keine Rolle. Klar ausgeprägt sind dafür die Kantenkontraste. Manuelle Nachhilfe ist so nur in einigen Teilbereichen erforderlich – etwa bei dem weissen Hutaufsatz, dem weis­sen Gürtel sowie den Zonen, in denen etwas Hintergrund durchscheint. Eine spezielle Problemzone sind die ausgeprägten Schatten im unteren Bereich. Erstes Fazit: Als Ausgangspunkt für die Erarbeitung der Maske bietet der Blaukanal minim bessere Ausgangsvoraussetzungen als der Rest. Die oberen zwei Bilddrittel lassen sich mit den üblichen Arbeitsschritten bewältigen. Beim unteren Drittel hingegen ist das Arbeiten mit einer stark aufgehellten Bildversion (Tool: Tiefen/Lichter) sowie ein Vorgehen über den Quick-Mask-Modus vielversprechender. Allererster Schritt: Kopieren des Blaukanals im Bedienfeld Kanäle und Benennung des neuen Alphakanals mit der Bezeichnung «Weiche Maske».

 Silhouette herausarbeiten: Über die beiden Bildbearbeitungsfeatures Tonwertkorrektur und Gradationskurven habe ich als Erstes den Kontrast zwischen Motiv und Umgebung deutlich verstärkt. Besondere Beachtung verdienen dabei die Übergänge zwischen Haaren und Hintergrund. Bei Problemzonen mit speziellen Kontrastverhältnissen empfiehlt sich oft das Eingrenzen mit einer Lassoauswahl (Wert für «Weiche Kante»: je nach Struktur des Übergangs zwischen 4 und 50 Pixel) und ein zielgerichtetes Kontrasttuning des ausgewählten Bereichs. Zwischenstand nach der Kontrastoptimierung: Die Abbildung im Kanal enthält zwar noch jede Menge grauer Übergangsbereiche. Die Kantenkontraste treten jedoch bereits jetzt so klar und eindeutig hervor, dass ein Füllen der Motivinnenbereiche mit schwarzer Farbe in Angriff genommen werden kann.

Grundsätzlich erweisen sich beim Mit-Farbe-Füllen vor allem zwei Techniken als sinnvoll. Während sich Innenbereiche von Motiv und Hintergrund bequem mit Lassoauswahlen einrahmen und anschliessend mit schwarzer Farbe füllen lassen, empfehlen sich beim Optimieren der Kanten und bei der Bearbeitung der Übergänge zu den Innenbereichen unterschiedliche Pinselgrössen mit unterschiedlichen Härteeinstellungen. Als praktisch erweist sich oft das Arbeiten mit halbharten Pinselspitzen – also einer Härteeinstellung um die 50 Prozent. Weiche Pinselspitzen hingegen (Einstellung für Härte: 0 Prozent) sind vor allem in jenen Zonen hilfreich, wo Bildunschärfe für unscharfe Konturen sorgt. Wo sehr klare, übergangslose Konturen auftreten, kann auch mit harten Pinselspitzen (Härtegrad: 100 Prozent oder leicht darunter) nachgemalt werden. Mit weichkantigen Lassoauswahlen und Pinseln können im Anschluss dann die grauen oder dunklen Bereiche des Hintergrunds angegangen werden. Empfehlung hier: grosse Pinselspitzen, weiche Kanten. Farbe: stets die Komplementärfarbe zur Motivsilhouette.

 Spezialprozedur für die Schattenbereiche: Um auch für das untere Bilddrittel eine Maskierung zu erstellen, kam im konkreten Fall eine Ebenenkopie des Originalbildes zum Zug, die ich mit Tiefen/Lichtern stark aufgehellt habe. Das Ergebnis: klar erkennbare Bein- und Stiefelkonturen. Diese konnten anschliessend im Quick-Mask-Modus (Button ganz unten in der Werkzeugleiste oder Shortcut Q) ausgemalt beziehungsweise mit schwarzer Farbe gefüllt werden. Erneutes Betätigen der Taste Q oder Klicken auf den Button wandelt die rote Maskierungsfarbe in eine Auswahl um. Um mit der erzeugten Auswahl den Kanal «Weiche Maske» komplettieren zu können, bin ich wie folgt vorgegangen: Als Erstes habe ich die erzeugte Auswahl in einem neuen Alphakanal gesichert. Anschliessend habe ich im Masken­kanal das untere Drittel mit dem Rechteckwerkzeug ausgewählt und mit weisser Farbe gefüllt. Abschliessender Schritt: Aktivierung des Kanals mit der zuvor erstellten Quick-Mask-Auswahl durch Klicken auf das Kanalsymbol mit gehaltener Befehlstaste (unter Windows Ctrl-Taste), Invertieren der Auswahl (Weiss, also ausgewählt, ist bislang ja die Umgebung) und Füllen der ausgewählten Bereiche mit schwarzer Farbe.

Die Maske, angezeigt durch die Silhouette im Kanal «Weiche Maske», ist nun fast anwendungsreif. Was noch ansteht, sind einige Optimierungsarbeiten. Um zu gewährleisten, dass die Innenbereiche der Maske komplett mit schwarzer Farbe gefüllt sind (und nicht nur dunkelgrau), empfiehlt sich folgende Technik: Mit dem Zauberstab in die Silhouette hineinklicken, über Auswahl > Auswahl verändern > Verkleinern die Auswahl um 10 bis 20 Pixel verkleinern (Wert hängt von der Bildgrösse ab), anschliessend über den im selben Untermenü liegenden Befehl Weiche Kante einen etwa halb so grossen Wert eingeben und die verkleinerte Auswahl mit schwarzer Farbe füllen. Ergebnis: Die Maske ist nun fertig. Letzter Schritt: eine Invertierung des Kanals über den Befehl Bild > Korrekturen > Umkehren. Ergebnis: Die vorher schwarze Silhouette steht nunmehr weiss vor schwarzem Hintergrund.

Schritt zwei: Anwendung der Maske

Die erstellte Maske kann nun auf unterschiedlichste Weise in einen Freisteller umgesetzt werden. Die einfachste Variante ist sicher die, den präparierten Alphakanal mit gehaltener Befehlstaste als Auswahl zu aktivieren und über die Tastenkombination Befehls­taste + J eine neue Ebene aus der Auswahl zu erstellen. Für einfachere Ansprüche ist diese Vorgehensweise ganz praktisch. Bessere Ergebnisse liefert allerdings meist die Vorgehensweise über Ebenenmasken. Hierbei erzeugen Sie zunächst eine Kopie der Bildebene, aktivieren anschliessend per Klick mit gehaltener Befehlstaste auf den Kanal «Weiche Maske» die darin enthaltene Auswahl und erstellen durch Ansteuern des Befehls Ebenen > Ebenenmaske > Auswahl einblenden die dazugehörige Ebenenmaske. (Tipp: Wenn Sie einen eigenen Tastaturbefehl für diesen Befehl anlegen, können Sie die Ebenenmaske einfach per Shortcut erzeugen.) Blenden Sie die Originalebene nun aus, erscheint das abgebildete Model frei gestellt vor dem obligatorischen grauen Karoraster. Dies ist der passende Moment, einen neuen Hintergrund anzulegen. Bestehen kann dieser je nach Fall aus einem weissen oder farbigen Fond oder aber aus einem anderen Bild.

Ob Farbhintergrund oder Bild: In den meisten Fällen werden Sie feststellen, dass Freisteller und Hintergrund noch suboptimal miteinander harmonieren. Dies betrifft zum einen die Frage der Konturübergänge, zum andern die farblich-helligkeitstechnische Gesamtwirkung. Um das Ganze in der Praxis zu veranschaulichen, erhält das Beispielbild mit dem frei gestellten Model einen roten Hintergrund. Hierzu habe ich eine neue leere Ebene unterhalb der Freistellebene angelegt und diese mit roter Farbe gefüllt. Um Schnittkanten sowie unplausible Helligkeitsübergänge zu eliminieren, kamen im Anschluss zwei gängige Techniken bei der Verfeinerung weicher Maskierungen zur Anwendung: a) eine Ausdifferenzierung der Ebenenkonstellation durch zusätzliche Ebenenkopien mit modifizierten Ebenenmasken, b) eine Angleichung von Hintergrund- und Motivfarbgebung durch eine Einstellungsebene.

 Freisteller finetunen: Das Verfeinern der Maskierung lässt sich meist über eine zusätzliche Ebenenkopie des Freistellers bewerkstelligen. Hierbei werden Ebene und Ebenenmaske durch Ziehen auf das Kopierensymbol in der Fussleiste des Bedienfelds Ebenen kopiert. Im Anschluss wird im Bedienfeld Kanäle der Maskenkanal der oberen Ebene angewählt. Bei der folgenden Bearbeitung wird die weisse Silhouette der Ebenenmaske zunächst leicht verkleinert und im Anschluss leicht weichgezeichnet. Werkzeug für das Verengen der Maske ist der unter Sonstige zu findende Filter Dunkle Bereiche vergrössern. Geeigneter Wert: ein, höchstens zwei Pixel. Mit dem Gaussschen Weichzeichner wird die Maske im Anschluss leicht weichgezeichnet. Auch diese Verfahrensweise ist bildabhängig. Eine alternierende Methode besteht darin, die weisse Silhouette durch eine Abdunklung via Gradationskurven leicht zu verengen. Der Sinn dieses Schrittes besteht darin, eine minimale Übergangszone zu erzeugen, innerhalb der das frei gestellte Motiv sich mit dem Hintergrund vermischen kann. Die Mischung erfolgt einfach dadurch, dass der unteren Ebene (diejenige mit dem grösseren Maskenvolumen) eine Füllmethode zugewiesen wird. Welche, das hängt konkret von den Helligkeitsunterschieden zwischen Motiv und Hintergrund ab. In der Regel eignen sich vor allem die beiden kontrastverstärkenden Füllmethoden «Ineinanderkopieren» und «Weiches Licht» recht gut.

 Farbharmonie herstellen: Für das Harmonisieren von Hintergrund und Motiv erweisen sich vor allem Farbbalance-Einstellungsebenen als ein geeignetes Mittel. Da bei «echten» Fotoaufnahmen die Farbe des Hintergrunds stets auch die Farbe des Hauptmotivs mit beeinflusst, empfiehlt sich im konkreten Fall ein Verstärken der Rot- und Gelbfarbanteile. In manchen Fällen empfiehlt es sich, zusätzlich auch das frei gestellte Motiv bildbearbeiterisch zu optimieren. Im konkreten Fall habe ich bei den Freistellern einen Mix erstellt aus der mit Tiefen/Lichter aufgehellten Bildversion und der dunkleren Originalbildversion. Um zusätzliche Ebenenkopien mit Ebenenmasken zu versehen, können Sie auf die bereits angelegten zurückgreifen: Klicken Sie eine bereits existierende Ebenenmaske im Ebenen-Bedienfeld mit gehaltener Befehlstaste an, erzeugt Photoshop eine entsprechende Auswahl. Über Ebene > Ebenenmaske > Auswahl einblenden versehen Sie zusätzliche Ebenen mit frei gestellten Bildversionen mit der dazugehörigen Ebenenmaske.

Hintergrund- und ­Vordergrundgestaltung

Die eigentliche Freistellarbeit ist getan. Was nun geschehen soll, hängt von Ihrem konkreten Vorhaben ab. Fragen hier: Soll der Freisteller in ein Layoutprogramm importiert werden? Oder ist eine Bildcollage in Photoshop das Ziel? Der Vorteil der zuvor angelegten Ebenenkonstellation besteht darin, dass sie die passende Umgebung für alle möglichen weiteren Vorhaben liefert. Im vorliegenden Fall habe ich zunächst die Hintergrundszenerie verfeinert. Zum Zug kam einerseits eine Ebene, die einen Boden simuliert, auf dem das Model steht. Ergänzt wurde die Szenerie durch zwei zusätzliche Ebenen für den Schattenwurf. Mit dem Lassowerkzeug habe ich grob die alte Schattenform aus dem Originalbild umrandet, dieser im Anschluss eine weiche Kante zugewiesen (Auswahl > Kante verbessern, Wert für «Weiche Kante»: 60 Pixel), diese mit schwarzer Farbe gefüllt, den Ebenenmodus auf «Multiplizieren» gestellt und die Deckkraft reduziert. Um den Schatten im zentralen Bereich zu intensivieren, habe ich in einer weiteren Ebene die Transparenzmaske der letzten Ebene als Auswahl geladen (Klick mit gehaltener Befehlstaste auf das Ebenensymbol), diese um 250 Pixel verkleinert und die beschriebene Prozedur wiederholt. Um eine realitätsgetreuere Studioumgebung zu simulieren, wurde die Background-Ebene mit einem Muster komplettiert. Modus für die Mustereinblendung: «Multiplizieren». Tipp: Um den Überblick nicht zu verlieren, ist es ganz sinnvoll, die unterschiedlichen Ebenen in Ebenengruppen anzuordnen. Wie die beiden Bedienfelder Ebenen und Kanäle nach Abschluss der Optimierungsarbeiten aussehen, zeigen die beiden abgebildeten Screenshots.

Die im letzten Absatz beschriebene Hintergrundvariante ist natürlich nur eine Möglichkeit von vielen. Oft wird ein Freisteller erstellt, um das Objekt anschliessend vor einem neuen Bildhintergrund zu präsentieren. Auch für diese Variante hier ein Bildbeispiel. Vorgehensweise: Einfach neues Bild öffnen, kopieren, Inhalt als neue Bildbackground-Ebene in der Arbeitsdatei platzieren und entsprechend skalieren und positionieren. Verzichtet man beim konkreten Bildbeispiel auf den unteren Abschluss des Freistellers, genügt eine allgemeine Farbsynchronisation von Hintergrund und Motiv. Korrekturen im konkreten Fall: Die Farbbalance wird in Richtung Betonung der Gelb- und Cyan-Töne verändert.

Wie sieht das Szenario aus, wenn ein Freisteller mit einer weichen Maske in ein InDesign-Layout importiert werden soll? Das abgebildete Beispielcover für eine imaginäre Zeitschrift besteht aus drei InDesign-Objektschichten. Ganz unten liegt ein Objekt mit der Backgroundfarbe (Cremegelb). Direkt darüber liegt der Schriftzug. Der Bildrahmen mit dem frei gestellten Model bildet in diesem Layoutsandwich quasi die mittlere Schicht. Ergänzend, ganz oben, kommen schliesslich – der besseren Veranschaulichung halber – ein paar Platzhalter für Titel-Headlines hinzu. Wie kommt der Freisteller nunmehr frei gestellt nach InDesign? Obwohl grundsätzlich auch die Verwendung des Tif-Formats möglich ist, bietet das Photoshop-eigene Format PSD hier die besten Voraussetzungen. Der Grund: Anders als bei anderen Formaten lassen sich beim Import von PSD-Dateien auch Bildebenen als Freistellquellen auslesen. Wichtig beim Import ist das Aktivieren der Importoptionen. Im anschliessenden Dialog können Sie die Ebenen und Ebenengruppen ausklicken, die im Layout nicht erscheinen sollen.

Fazit: Verglichen mit Beschneidungspfaden und ähnlichen Techniken, sind die beschriebenen Bearbeitungstechniken recht avanciert. Allerdings sollten Sie den Aufwand vergleichen mit dem, den Sie bei anderen Methoden aufbringen müssten. Grundsätzlich gilt: Je besser die Aufnahmebedingungen auf den Zweck Freistellen abgestimmt sind, desto geringer der spätere Aufwand in Photoshop. Ein sehr wichtiger Faktor, der den Aufwand wesentlich mitbestimmt, ist die angestrebte Qualität – konkret: der Grad an Realismus, der angestrebt wird. Die beschriebene Technik erfordert zwar einiges an Know-how. Etwas Erfahrung vorausgesetzt, lassen sich jedoch auch mit ihr Routinen entwickeln. Trost für allzu Ungeduldige: Covergestalter/-innen für TV-Illustrierte und Hochglanzmagazine verbringen ebenfalls Tage, um ihre modernen Cover-Pin-ups in Szene setzen.

Unterschiedliche Vorlagen, unterschiedliche Wege

Die subjektive Beschreibungsform in Teilen dieses Photoshop-Workshops ist kein Zufall. Anders als bei anderen Bildbearbeitungsthemen nämlich hängen die Wege zum optimalen Freisteller stark vom konkreten Bild ab. Im Klartext heisst dies: Klar vorgegebene Bearbeitungswege sind nicht möglich. Grob verallgemeinerbar sind lediglich die Ziele der drei wichtigen Arbeitsphasen Maskenerstellung, Maskenanwendung und Bildharmonisierung.

In der ersten Phase ist das Ziel eindeutig. Was wir anstreben, ist eine Silhouette, die einerseits klar konturiert ist, andererseits die nötigen Feinheiten wie zum Beispiel Haare mitenthält. Die zur Anwendung kommenden Features können sich von Bild zu Bild unterscheiden. Bei einem etwa genügen ein paar Kontrastverstärkungen und das Ausfüllen von Innenflächen. Andere benötigen spezielle Bearbeitungen in unterschiedlichen Kantenzonen. Auch die Wahl der geeigneten Ausgangsgraustufenversion ist bildabhängig. Tipp hier: Sehen Sie sich die einzelnen Farbkanäle genau an. Probieren Sie es eventuell mit Farbbereichsauswahlen. Situationsabhängige Entscheidungen stehen auch beim Verfeinern des Freistellers im Bedienfeld Ebenen an. Die Technik zweier übereinandergelegten Ebenen mit leicht variierenden Ebenenmasken ist zwar eine gute Standardtechnik zur Harmonisierung von Übergängen. Welcher Einblendmodus für die untere Ebene der passende ist, lässt sich allerdings nur durch Ausprobieren feststellen. Im Hinblick auf eine realistische Gesamtwirkung bringen weiche Maskierungen indes deutlich bessere Ergebnisse als «einfaches» Freistellen. Es bedarf eben nur etwas Erfahrung und Routine, um sie auch gut anwenden zu können.