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Mit 80 auf zu neuen Ufern

Der sonst mehr mit Consumer-Produkten bekannte Hersteller BenQ zielt im Bereich der Monitore vermehrt auch auf professionelle Anwender. Wir haben mit dem SW320 das 80-Zentimeter-Spitzenmodell in der Praxis getestet.

Martin SpaarDer BenQ SW320 verspricht viel – ­exakt das, was sich der Desktop-Publisher wünscht: eine riesige Arbeitsfläche von 31,5 Zoll mit einer 4K-UHD-Auflösung von 3840 × 2160 Pixel, das Ganze hardwarekalibrierbar für hohe Farbtreue, mit 14-Bit-3D-LUT (look-up table) und 99% Abdeckung des Adobe-RGB-Farbraums. Und das zu einem Preis, für den man bei den etablierten Herstellern hardwarekalibrierbarer Monitore lediglich einen 27-Zöller bekommt. Für uns also Grund genug, diesen Monitor für einen ausführlichen Praxistest in die Publisher-Redaktion zu holen.

Kalibriert ab Werk

Schon das «Unboxing» vermittelt den Eindruck eines Gerätes, das professionellen Ansprüchen gerecht werden will: Das Ganze macht mechanisch einen sehr soliden Eindruck und der fertig montierte Monitor lässt sich trotz stattlichem Gewicht von 20 kg sehr gut und leichtgängig in die gewünschte Position bringen. Die mitgelieferte solide Monitorblende – auch für Hochformat! – und ein individueller «Factory Calibration Report» runden den High-end-Eindruck ab. Der Report weist in unserem Fall ein durchschnittliches Delta-E von 0,48 und ein Maximales von 2,07 aus – beides ausgezeichnete Werte.

Um diese hohe Farbverbindlichkeit über die Lebensdauer des Monitors zu halten, lohnt es sich, diesen selber regelmässig zu kalibrieren. Mittels der BenQ-Software «Palette Master Element» und eines Colorimeters – in unserem Fall ein X-Rite i1 Display Pro – gelingt das sehr einfach und komfortabel. Dabei werden die Messwerte direkt in die Look-up-Tabelle (LUT) des Monitors geschrieben. Der Vorteil einer solchen Hardwarekalibrierung besteht unter anderem darin, dass pro Farbkanal immer die vollen 256 Abstufungen zur Verfügung stehen. Bei einer Softwarekalibrierung führen die Korrekturen zwangsläufig zu Stauchungen – also einem Verlust von Abstufungen.

Praktischer Hotkey-Puck

Zwei solche individuelle Kalibrierungen können parallel gespeichert werden. In diesem Zusammenhang sei auf den «Hotkey-Puck» als Spezialität des BenQ-Monitors hingewiesen. Von mir beim Auspacken als Spielerei eingeschätzt, bietet dieser externe Controller für die Menüsteuerung des Monitors gerade im Umgang mit verschiedenen Kalibrationen und Modi sehr viel Komfort: So kann man zum Beispiel je eine der drei Fixtasten für eine Kalibration für einen Foto-(RAW)-Workflow mit Weisspunkt D65, eine zweite für Grafik mit D50 und eine dritte mit Standard-sRGB belegen und damit ruckzuck zwischen diesen umschalten.

Prädikat «farbverbindlich» erfüllt

In unserem Test über mehrere Wochen konnte der SW320 seine «Datenblatt-Qualitäten» in der Praxis bestätigen: Das matt entspiegelte Panel – von der Blende perfekt abgeschirmt – erlaubt ein Arbeiten ohne jegliche störende Reflexionen. Der Grauverlauf wirkt völlig farbneutral, die Ausleuchtung ist sehr homogen und die Blickwinkelabhängigkeit absolut befriedigend. Das Versprechen «farbverbindlich» wird den Ansprüchen von professionellen Fotografen und Photoshop-Anwendern absolut gerecht. Und dank der hohen Auflösung ist bei der Bildbearbeitung ein Zoomen kaum mehr nötig, was vor allem bei Retuschearbeiten sehr angenehm und effizienzsteigernd ist.

Mehr Effizienz auch jenseits von Photoshop

Den eigentlichen, grossen Effizienzsprung habe ich persönlich interessanterweise beim Arbeiten jenseits von Photoshop erlebt; dieses macht in unserem redaktionellen Publishing-Alltag eh nur einen kleinen Teil aus. Kaum ein Anwendungsfall, in dem ich den Schritt vom bisherigen 27- zum 31,5-Zöller nicht als eigentlichen Quantensprung erlebt habe. Selbstverständlich: Web-Recherche im linken und Text verfassen im rechten Fenster des geteilten Bildschirms – so arbeitete ich schon früher. Mit einer satten 4K-Auflösung und richtig Platz ist das jedoch noch mal ganz was anderes. Und mit InDesign eine Publisher-Doppelseite über 80 Zentimeter zu layouten, ist die reine Freude.

Das Ganze präsentierte sich umso mehr als eine runde Sache, als die 4K-Auflösung sehr gut zu den 31,5 Zoll passt: Unter Windows liessen sich Schrift- und Icon-Grössen für alle Anwendungen optimal einstellen. Grundsätzlich empfand ich im Test den BenQ SW320 in Verbindung mit meinem verstellbaren Stehpult als äusserst ergonomisch. Die 80 Zentimeter Monitordiagonale verführen dazu, die Arbeitsposition immer mal wieder zu wechseln, was mir mein verspannter Rücken rasch dankte. Nein, ich will nicht mehr zurück! ↑

BenQ SW320

Panel: 31,5-Zoll-IPS-TFT-Panel 16:9 mit einer Auflösung von 3840 × 2160 Pixeln, einem Kontrast von 1000:1 und einer maximalen Helligkeit von 350 cd/m2.

Anschlüsse: HDMI 2.0, mDP 1.4, DP 1.4, 2 × USB 3.0, Cardreader.

Farbräume: 100% Rec.709, 100% sRGB, 99% Adobe RGB, 87% DCI-P3.

Ergonomie: Höhenverstellung, Drehung, Neigung, Pivot; Lichtschutzhaube, VESA.

UVP: CHF 1859.–