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Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


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Tricks im Web

  • Die Schrift, die mit der Maus interagiert
  • War das wirklich ein gutes Logo?
  • Kostenlos vektorisieren
  • Hat die Welt auf Farb­schriften gewartet?
  • Die besten Quellen für Gratisfotos
  • Gratis Geschäftsgrafiken gestalten
laikafont.ch

Die Schrift, die mit der Maus interagiert

(msc) Die Multiple-Master-Schriften sind eine interessante Idee: Statt Schriften in einer Handvoll Schnitten auszuliefern, lässt sich die Stärke ­stufenlos einstellen. Auch Breite oder sogar die «Serifigkeit» ist bei manchen Fonts modifizierbar.

Die Idee muss jedoch als gescheitert betrachtet werden: Es ist nie eine nennenswerte Auswahl an MM-Schriften entstanden, und Adobe scheint die Idee ebenfalls aufgegeben zu haben. Immerhin: Die OpenType-Spezifikationen sollen in einer neuen Überarbeitung auch variable Fonts unterstützen.

Die Schrift «Lakai» lässt sich online dynamisch in vier Dimensionen verändern: Neigung, Stärke, Kontrast (Unterschied zwischen dicken und dünnen Strichen) und Serifen. Das funktioniert so: Man stellt erst ein, welche Eigenschaft durch vertikale bzw. horizontale Bewegung der Maus verändert werden soll. Dann bewegt man die Maus, um mit der Schrift zu spielen. Das Video auf der Seite zeigt, wie die Steuerung auch mit echten Dreh- und Schieberegler möglich ist – was aus der Schrift ein animiertes, organisches «Wesen» macht.


designobserver.com

War das wirklich ein gutes Logo?

(msc) Welche Rolle spielte die Bildsprache, beziehungsweise die «grafische Identität» im letzten US-Wahlkampf? Dondald Trump habe sich durch «schlechte Typografie, amateurhaftes Design, halbherzige, inkonsistente und schlicht hässliche Kommunikation» ausgezeichnet, kritisiert einer, der allerdings Partei ist: Nämlich Michael Bierut, der das Logo und den gestalterischen Auftritt für Hillary Clinton entworfen hat: Das ist ein H für Hillary, das einen Pfeil nach rechts zeigt. Das sollte natürlich Dynamik und eine Bewegung nach vorn symbolisieren – wirkt aber auch so, als ob Hillary von sich selbst wegweisen würde.

Bierut ist in seiner Analyse aber auch selbstkritisch und geht auf den Vorwurf ein, das Design unterstütze die Wahrnehmung, Hillary sei eine Kandidatin des Establishments. Das war die (nicht unzutreffende) Unterstellung, die Clinton den Sieg gekostet haben dürfte. Während Trumps (Nicht-)Stil letztlich für seine Person ganz passend war. bit.ly/hillaryh


autotracer.org

Kostenlos vektorisieren

(msc) In Ausgabe 4-15 auf Seite 31 haben wir die Website vectormagic.com vorgestellt. Das ist ein Webdienst, der ein Tracing von Pixelbildern durchführt, d.h., sie in Vektorgrafiken umwandelt. Die Site behauptet von sich, besser als die Nachzeichnen-Funktion von Illustrator zu sein. Und in der Tat haben wir in einem Vergleich eine minimale Überlegenheit festgestellt.

Vectormagic.com lässt sich inzwischen nicht mehr gratis nutzen. Man muss ein Abo für 7.95 US-Dollar pro Monat abschliessen. Das ist für häufige Nutzung völlig in Ordnung, doch für gelegentliche Vektorisierungs­bedürfnisse zu teuer. Als Alternative bietet sich autotracer.org an. Sie hat einen nicht ganz so leistungs­fähigen Algorithmus und bietet auch keine Einstellungsmöglichkeiten, doch für einfache Motive reicht sie allemal.


colorfonts.wtf

Hat die Welt auf Farb­schriften gewartet?

(msc) Sie seien «das nächste grosse Ding», wird auf dieser Website behauptet: Schriften, die nicht nur uniforme Flächen aufweisen, sondern auch bunt sein können.

Diese Schriften sind eine Erweiterung des OpenType-Standards, der ursprünglich von Mozilla und Adobe ins Leben gerufen wurde, und der inzwischen auch von Microsoft und Google unterstützt wird. Der Grund für diesen neuen Standard waren die Emoji: Diese bei Social-Media-Nutzern überaus beliebten Symbole sind Teil des Unicode-Zeichenrepertoires, werden aber eben in Farbe dargestellt. Bislang verwendeten die Hersteller bei ihren Betriebssystemen jeweils eigene Methoden, um die Emoji darzustellen.

Ein Standard macht aber nicht nur die Darstellung von Emoji einfacher, er erlaubt es auch, normale Schriften einzufärben, mit Transparenzen zu versehen oder sogar fotorealistisch zu gestalten. Technisch wird das realisiert, indem die OpenType-Schrift durch SVG-Informationen erweitert wird. SVG steht für Scalable Vector Graphics und ist ein Format, das nicht nur Vektorgrafiken enthalten kann, sondern mittels Scripts manipulierbar ist und Animationen unterstützt.

Die OpenType-SVG-Fonts werden von den Betriebssystemen und Anwendungsprogrammen bislang nicht unterstützt. Es besteht aber die Möglichkeit, herkömmliche Schriftinformationen einzubetten, damit darauf jene Systeme zurückgreifen können, die mit den SVG-Daten nicht vertraut sind.


unsplash.com und Co.

Die besten Quellen für Gratisfotos

(msc) Natürlich – für Bebilderungen, die nicht den Stockfoto-Charme ausströmen, muss man selbst zur Kamera greifen, einen Fotografen engagieren oder bei einer ernsthaften Bildagentur ein passendes Sujet erwerben. Es gibt aber auch Situationen, wo kein Bilderbudget vorhanden ist, und man trotzdem keine Abmahnung riskieren will. Für diese Zwecke kann man bei Flickr.com nach Bildern mit der passenden Creative-Commons-Lizenz suchen oder sich bei Pexels.com eindecken. Es gibt aber noch viele weitere Gratis-Quellen, die wir unter bit.ly/gratispix aufgelistet haben: Zum Beispiel unsplash.com, splitshire.com oder freerangestock.com.


draw.io

Gratis Geschäftsgrafiken gestalten

(msc) Draw.io ist ein innovativer Webdienst, der teilweise in Zürich entwickelt wird. Er hat sich auf Flussdiagramme spezialisiert. Das sind im Kern Kästchen, die mit Linien verbunden werden und Organisationsstrukturen (Organigramme), Abläufe und ähnliche Dinge zeigen.

Es gibt Vorlagen in diversen Kategorien, zu denen auch Mindmaps, Rack-Anordnungen, Designs von Leiterplatten, Mockups und Venn-Diagramme zählen, und die einen sehr guten Überblick des Funktionsumfangs vermitteln.

Draw.io unterstützt die Arbeit auf vielfältige Weise: Mittels Stilen hält man die Formatierung der einzelnen Kästchen konsistent. Verbindungslinien zwischen Kästchen werden beim Verschieben automatisch nachgeführt. Es gibt dynamische Hilfslinien, die für die bündige Ausrichtung sorgen. Und über die Arrange-Funktion stellt man sicher, dass Elemente gleichmässig verteilt sind.

Eine Spezialität von Draw.io ist, dass die Grafiken nicht auf den Servern des Betreibers gespeichert werden. Man kann sie bei einem Clouddienst wie Dropbox oder Onedrive ablegen. Es ist aber auch möglich, sie lokal zu speichern. Das heisst: Obwohl es sich hier um eine Cloudanwendung handelt, muss man seine Daten nicht der Cloud überantworten. Fertige Grafiken werden im SVG- oder PDF-Format exportiert.

Eine ausführliche Besprechung finden Sie unter bit.ly/online-diagramme.