Cover_19-6_gruen_low

Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


Heft-Archiv >> 2015 >> Publisher 3-15 >> Online >> Im Schnellzugstempo zur Cyberschnecke

Im Schnellzugstempo zur Cyberschnecke

Ein Tüftelprogramm für wunderschöne dreidimensionale Kunst, ein Programm zur ­Rettung verwackelter Digitalfotos und ein Mord, der sich nur mit Photoshop klären lässt.
Shareware

3D-Computerkunst aus ein paar Zeilen Code

(msc) Structure Synth ist eine Software für generative Gestaltung. Bilder entstehen nicht als Abbild der Wirklichkeit, sondern anhand von Algorithmen. Mit einer (vergleichsweise) einfachen «Programmiersprache» erzeugt man dreidimensionale Objekte, die sich am Bildschirm betrachten, drehen und zoomen und als hochauflösende Grafik speichern lassen. Sogar ein Export als Obj-Datei ist möglich. Dieses Format lässt sich in Photoshop und mit den 3D-Funktionen bearbeiten. Über Javascript-Befehle können sogar animierte Sequenzen erzeugt werden.

Das Konstruktionsprinzip besteht darin, aus simplen Grundformen durch Wiederholung und gleichzeitiger Veränderung exotische geometrische Kunstwerke zu schaffen. Die erwähnte Programmiersprache erzeugt mit wenigen Zeilen hochkomplexe Objekte. Eine kleine Einführung findet sich unter bit.ly/structuresynth. Die Syntax für erste Experimente hat man sich in einer Viertelstunde angeeignet.

Das heisst dann leider nicht, dass man sogleich Objekte wie das abgebildete aus dem Ärmel schüttelt. Für ansprechende Resultate braucht man geometrisches Gespür und Abstraktionsvermögen. Oder viel Geduld für das Prinzip von Versuch und Irrtum.

Immerhin unterstützt das Programm bei der Tüftelei. Es wird mit gut drei Dutzend Beispielscripts geliefert, die über das Menü Examples abrufbar sind. Ein guter Trick für Einsteiger ist, sich an den Beispielen zu schaffen zu machen und zu sehen, welche Auswirkungen simple Änderungen am Code haben. Die Syntaxbefehle braucht man sich nicht unbedingt zu merken. Man kann sie auch durch einen Rechtsklick auf das Code-Fenster oder via Edit > Insert Command abrufen.

Structure Synth für Mac

Structure Synth für Windows

Shareware

Vom Versuch, verwackelte Fotos zu flicken

(msc) Die Lichtempfindlichkeit der Sensoren hat in den letzten Jahren grosse Fortschritte gemacht. Trotzdem kommt es weiterhin zu verwackelten Bildern. Diese sind meist qualitativ so beeinträchtigt, dass sie als unbrauchbar gelten müssen. Vielleicht lassen sie sich in kleiner Auflösung benutzen oder mit den Kniffen retten, die wir im Beitrag «Technische Mankos verstecken» beschreiben.

Oder man versucht, die Verwacklung per Software herauszurechnen. In Photo­shop CC gibt es den Befehl Filter > Scharfzeichnungsfilter > Verwacklung reduzieren. Als separate Software kann man auch Blurity verwenden. Wie viel dieses für Windows und Mac erhältliche Programm ausrichten kann, hängt von der Stärke der Verwackelung ab. In unserem Test mit zwei relativ stark verwackelten Bildern ergab sich eine markante Verbesserung; technisch einwandfrei waren sie jedoch nicht (siehe bit.ly/entwackeln).

Für die Entwackelung bestimmt man einen Bereich, in dem die Software selbsttätig versucht, das Verwackelungsmuster zu erkennen. Es gibt eine Automatikfunktion, die in unserem Fall jedoch keine brauchbaren Resultate lieferte. Im Advanced-Modus gilt es, über den Parameter Blur size die Grösse der Verwackelung vorzugeben, die man abschätzen oder über das Linealwerkzeug bestimmen kann. Ein Problem ist das Bildrauschen, das zu Moirés führen kann. Bei Bildern mit starkem Bildrauschen sollte man das vorab in Photoshop über Filter > Rauschfilter > Rauschen reduzieren behandeln.

Blurity ist für 79 US-Dollar zu erwerben. Die Standardversion entwackelt nur JPG- und PNG-Dateien. Die Pro-Version für 249 Dollar bearbeitet auch Tiff-Dateien und unterstützt die Stapel-Bearbeitung.

Blurity für Windows

Blurity für Mac

InDesign (23 KB)

Viele InDesign-Dateien aufs Mal verarbeiten

(msc) Scripting-Guru Peter Kahrel stellt mit Batch convert ein leistungsfähiges Script zur Verfügung, mit dem in einem einzigen Arbeitsgang beliebig viele InDesign-Dateien umgewandelt werden können.

Das Script verarbeitet alle Dateien in einem Ordner, wobei auf Wunsch auch die Unterordner miteinbezogen werden. Der Export von InDesign-Dateien und -Vorlagen kann in die Formate PDF, IDML, EPS, RTF, HTML, XML, JPG, PNG und verpackte Datei (Package) erfolgen. Als Ausgangsdateien dürfen nicht nur InDesign-Satzdateien und -Vorlagen herangezogen werden, sondern auch PageMaker, QuarkXPress, INX und IDML. Somit ist nicht allein der Export, sondern auch der Import, das heisst die Überführung einer grösseren Zahl von Dateien in einem Drittformat nach InDesign möglich.

Je nach Zielformat stehen unterschiedliche Exportoptionen zur Verfügung. Bei PDFs lässt sich natürlich die PDF-Vorgabedatei (Preset) vorgeben. Für HTML ist es möglich, mittels des separaten Scripts Html-save-preset Vorgabedateien zu speichern.

Zur Ausführung des Scripts dürfen in InDesign keine Dateien geöffnet sein, ansonsten lässt sich kein Quellordner (Inpout folder) auswählen. Als kleines Goodie ist es möglich, nach dem Öffnen einer InDesign-Datei und vor dem Export ein Script auszuführen. Auf diese Weise ist es möglich, Dateien für den Export noch extra zu präparieren, zum Beispiel einen Text oder ein Bild hinzuzufügen.

Batch convert für Windows und Mac

InDesign (2 KB)

Wie Bilder das Plätzchen tauschen

(msc) Das Script Swap Images von der hier öfters erwähnten InDesign-Koryphäe Gerald Singelmann bringt zwei in der Satzdatei platzierte Bilder dazu, die Plätze zu tauschen.

Dazu markiert man zwei Bildrahmen, klickt sie mit der rechten Maustaste an und wählt Bilder tauschen aus dem Kontextmenü – und schon wandert Bild A in den Rahmen B und Bild B in den Rahmen A.

Damit das Script im Kontextmenü zur Verfügung steht, muss es als Start­up-Script installiert werden. Beenden Sie InDesign und platzieren Sie die Scriptdatei im InDesign-Programmordner unter Scripts\startup scripts.

Swap Images für Windows und Mac

Photoshop (186 KB)

Schnee im Sommer

(msc) Panos Efstathiadis trägt bei uns den Ehrentitel Photoshop-Aktionsmagier. Er scheint sich immer wieder darum zu foutieren, dass die Möglichkeiten einer Photoshop-Aktion beschränkt sind – denn da Variablen, Abzweigungen, Schleifen und andere Programmierkonzepte bei den Aktionen fehlen, sind nur lineare Abläufe realisierbar. Trotzdem erzielt der Betreiber von panosfx.com immer wieder verblüffende Resultate (weswegen es sich auch lohnt, Efstathiadis’ Aktionen genau zu studieren, um sich den einen oder anderen Trick abzuschauen.)

Die Aktion Animated Snow erstellt kein statisches Bild, sondern eine Bildsequenz. In dem rieselt leise der Schnee über das Motiv, das man mit der Aktion bearbeitet hat. Die Sequenz kann als Video oder als animiertes GIF exportiert werden (Befehl Für Web und Geräte speichern).

Eine Variante der Aktion packt das Bild mit den animierten Flöckchen in eine weihnächtliche Schneekugel.

Animated Snow für Windows und Mac

Photoshop (995 KB)

Die Zähne digital bleichen

(msc) Die Aktion Teeth Whitening von Deviantart-User Jean31 übernimmt die Aufgabe des Dentalhygienikers bzw. einer Bleaching-Zahnpasta: Sie entfernt Zahnbelag und Verfärbungen und macht das Lächeln strahlender – und zwar ganz ohne Chemie.

Die Aktion funktioniert halbautomatisch: Man muss als erstes mit dem Schnellauswahlwerkzeug oder dem Zauberstab die Zähne auswählen, wobei nicht allzu viel Präzision notwendig ist. Dann erzeugt die Aktion eine neue Korrekturebene für die Zähne, die mittels Farbton-/Sättigung den kleinen Verschönerungstrick vornimmt. Die Korrekturebene lässt sich manuell anpassen, sodass man die Bleichwirkung jederzeit verstärken oder abmildern kann.

Teeth Whitening für Windows und Mac

Photoshop (99 MB)

Mord-Ermittlungen in Photoshop

(msc) Krimis gibt es als Buch, Film, Hörspiel und Hörbuch, Theater und als Krimidinner … und es gibt auch einen Krimi als Photoshop-Datei. Der Photo­shop-Krimi stammt von Adobe und wurde zu Halloween des letzten Jahres veröffentlicht. Die Frage lautet: Wer hat Professor Photoheim umgebracht? Es gibt drei Verdächtige. Um das Rätsel zu lösen, muss man herausfinden, wer es getan hat und was das Motiv für die grässliche Tat ist.

Die Datei psmystery.psd ist eine komplexe Komposition aus 44 Ebenen. Dank den Ebenen kann man hinter die Möbel blicken und Indizien untersuchen: Blendet man das Fauteuil aus, findet sich dahinter ein Brief. Da er als Smart-Objekt angelegt wurde, kann man ihn öffnen und lesen. Achtung – es gibt verschachtelte Smart­objekte, sodass man auf einzelnen Gegenständen Fingerabdrücke findet. Ein Trick für die Nachforschungen findet sich in Publisher 1-13 auf Seite 37: Wenn man mit dem Verschieben-Werkzeug und der Option Automatisch auswählen arbeitet (zu finden in der Optionen-Palette) wird die passende Ebene aktiviert, wenn man im Bild einen Gegenstand anklickt.

Fazit: Eine echt clevere Idee und von Adobe mit Liebe zum Detail umgesetzt.

psmystery.psd für Windows und Mac

InDesign (1,9 MB)

Anständige Brüche

(msc) Das Script Proper Fractions von Dan Rodney sorgt für anständige Brüche in der InDesign-Satzdatei. Wenn man Angaben wie 1/2, 4/5 oder 13/20 in seinem Dokument hat, braucht man nur die fragliche Stelle zu markieren und das Script auszuführen, worauf die Darstellung mit den entsprechenden Hoch- und Tiefstellungen vorgenommen wird: 1⁄2, 4⁄5 oder 13⁄20.

Das Script ist kostenlos, erfordert aber, dass die Brüche einzeln markiert werden. Die für 69.99 US-Dollar unter danrodney.com erhätliche Variante bearbeitet in einem Aufwisch alle Brüche im Dokument, ändert auf Wunsch nur Brüche in einer bestimmten Schrift, optimiert das Kerning und kann auch die OpenType-Bruch­funktionen anwenden.

Proper Fractions für Windows und Mac

InDesign (44 KB)

Ähnliche Elemente in einem Rutsch selektieren

(msc) Die Erweiterung Like Finds Like arbeitet ähnlich wie der Befehl Auswahl > Gleich in Illustrator: Sie nimmt Elemente in die Markierung auf, die dem initial ausgewählten Element gleichen. Dazu klickt man das Referenzobjekt mit der rechten Maustaste an und wählt API > Select all aus dem Kontextmenü.

Welche Merkmale für die Auswahl berücksichtigt werden, legt man über den Menübefehl API > Like finds like > Configure fest. Zur Auswahl stehen Rahmentyp, Breite, Höhe, Verbiegen-Faktor, Drehwinkel, Füllfarbe und Kontur, die einzeln oder in Kombination selektiert werden. Es ist möglich, eine Toleranz in Prozent einzugeben.

Für die Verwendung dieser Erweiterung ist der APID Tool­Assistant von rorohiko.com notwendig.

Like Finds Like für Windows und Mac

InDesign (48 KB)

Automatisch einpassen auch beim alten InDesign

(msc) Die Erweiterung ImageHorn von Rorohiko passt Bilder automatisch in die Rahmen ein und passt deren Grösse an, wenn der Rahmen skaliert wird. Die gleiche Funktion stellt InDesign ab Version CS 5 mit den Rahmeneinpassungsoptionen zur Verfügung, sodass sich diese Erweiterung für InDesign CS 4 und älter anbietet.

ImageHorn benötigt den APID Tool­Assistant, der für alle CS-Versionen unter rorohiko.com erhältlich ist.

ImageHorn für Windows und Mac

InDesign (4 KB)

Sinuswellen als Zierrat

(msc) Das Script DrawWave von InDesign-Scriptguru Marc Autret füllt den ausgewählten InDesign-Rahmen mit mehreren Sinuswellen, die in unterschiedlicher Frequenz schwingen.

Das ist per se nicht sonderlich nützlich. Da die Wellen aber als Vektorform angelegt werden, kann man sie nach Belieben bearbeiten, spiegeln, verformen, mit dem Pathfinder-Werkzeug traktieren oder als Ausgangsmaterial für andere Vektorarbeiten nutzen. Ornamentartige Muster, Wellenformen oder Pulslinien sind schnell und einfach erstellt.

DrawWave für Windowws und Mac