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Device-Link-Profile und Farbserver

Was tun, wenn angelieferte Daten falsch separiert sind? Oder wenn sie auf eine andere Papiersorte oder auf einem anderen Drucksystem ausgegeben werden sollen als dem, dessen Farbprofil bei der Datenerstellung benutzt wurde? Solche Fälle rufen nach Methoden, die über das übliche ICC-Colormanagement hinausgehen.

Eric Soder Dank ICC-Farbprofilen lassen sich Daten von einem Farbraum in einen anderen transformieren, wobei die Farbwiedergabe so gut wie möglich erhalten bleibt. Problematisch ist jedoch, von einem CMYK in ein anderes CMYK zu konvertieren. Dann geht nämlich der Separationsaufbau im Schwarzkanal verloren. Dies, weil eine Farbraumtransformation zwischen ICC-Profilen in zwei Schritten erfolgt: Zuerst vom Quellprofil in den Referenzfarbraum, den geräteunabhängigen Profile Connection Space (PCS), und anschliessend vom PCS in den Zielfarb­raum. Als PCS dient dabei CIELAB (L*a*b*) oder CIEXYZ – beides Farb­räume mit drei Kanälen, die sämtliche sichtbaren Farben darstellen können.

Der vierte Kanal eines CMYK-Farb­raums ist farbmetrisch «redundant». Das heisst, er ist für eine eindeutige Festlegung der Farbe im Prinzip überflüssig. Mehrere äquivalente Kombinationen von CMYK-Werten beschreiben jeweils ein und dieselbe Farbe. Welcher Separationsaufbau – vor allem welcher Anteil Schwarz – gewählt wird, kann zwar technische Auswirkungen haben, wird aber bei der Transformation via PCS nicht berücksichtigt.

Um dieses Manko zu beheben, sind Device-Link-Profile entwickelt worden. Diese transformieren die Farbwerte mittels nur einer Farbtabelle direkt vom Quell- in den Zielfarbraum. Durch den Verzicht auf den PCS fällt hier aber auch die Möglichkeit weg, Farben zwischen beliebigen Profilen zu konvertieren; ein Device-Link-Profil beherrscht jeweils nur genau eine ganz bestimmte Transformation, von Farbraum A nach Farbraum B. Schon für die Gegenrichtung, von B nach A, braucht es ein separates Device-Link-Profil. Ebenso für jeden anderen Quell- oder Zielfarbraum.

Device-Link-Spezialfunktionen

Beim Erzeugen eines Device-Link-Profils lässt sich die Transformation gezielt steuern. Zum Beispiel kann bei einer CMYK-zu-CMYK-Transformation der Schwarzkanal erhalten werden. Oder bestimmte Farben können unabhängig vom globalen Separationsaufbau in spezifische CMYK-Werte übersetzt werden (dies kann etwa bei Haus- und Logofarben nützlich sein). Da Device-Links nicht auf ein einziges Farbmodell beschränkt sind, gelten solche Möglichkeiten zum Feintuning beispielsweise auch für RGB zu CMYK. Neuerdings können auch spektrale Daten und fortgeschrittene Funktionen eines Colour Appearance Models (CAM, zum Beispiel das CIECAM) bei der Erzeugung eines Device-Link-Profils einfliessen. Das erlaubt eine bessere Abstimmung der Transformation auf eine bestimmte Papierfarbe oder Beleuchtungssituation. Eine mögliche Anwendung davon wäre beispielsweise eine optimierte Separation von Wide-Gamut-Digitalfotos für Reproduktionen in Faksimile-Qualität (vorzugsweise für die Ausgabe in einem Druckverfahren mit grossem Farb­raum, etwa Tintenstrahl-, Digital- oder Offsetdruck mit zusätzlichen Farben zur CMYK-Skala). Generell ist mit Device-Link-Profilen oft eine qualitativ bessere Transformation von RGB nach CMYK möglich, weil keine störenden Effekte durch den Zwischenschritt über den PCS das Ergebnis beeinträchtigen. Bei normalen Farbprofilen kann jedoch das zweifache Umrechnen vom Quellfarb­raum in den PCS und von dort in den Zielfarb­raum zur Verschmutzung hoch gesättigter Originalfarben oder zu unsauberen Farbverläufen führen.

Tücken bei der Anwendung

Device-Link-Profile werden nicht von jeder Software unterstützt. In Adobe Photoshop zum Beispiel ist der Einsatz von Device-Link-Profilen nur eingeschränkt möglich (und im Menü etwas versteckt, unter Bearbeiten > In Profil umwandeln > Erweitert > Geräteverknüpfung). Zum einen funktionieren sie nur innerhalb eines Farbmodells (also RGB–RGB oder CMYK–CMYK), und zum anderen hat Photoshop die lästige Eigenart, dass die Device-Link-Transformation zwar ausgeführt, dabei jedoch nicht das Quell- durch das Zielprofil ersetzt wird. Somit trägt dann die erzeugte Datei ein ungültiges Farbprofil, was man nachfolgend unbedingt korrigieren sollte. Am besten kombiniert man die Device-Link-Transformation und das Anhängen des korrekten Profils in einer Photoshop-Aktion oder einem Droplet. Um die volle Funktionalität von Device-Link-Profilen zu nutzen und einen hohen Automatisierungsgrad zu erzielen, ist in der Regel ein Farbserver nötig. Solche Software ist in einem höheren Preissegment angesiedelt als gängige Kreativprogramme. Dasselbe gilt für Spezialsoftware zum Erzeugen von Device-Link-Profilen (zum Beispiel DeviL aus dem Hause basICColor). Die Workflow-Lösungen von Druckmaschinen- oder Vorstufen-Herstellern haben die Funktionalität zum Verwenden und meist auch zum Erstellen von Device-Link-Profilen in der Regel eingebaut; damit wird zum Beispiel die Normalisierung von Druckdaten oder auch das Einsparen von Druckfarbe mittels Reduktion des Gesamtfarbauftrags bewerkstelligt.

Pixel- und Vektordaten im Clinch

Device-Link-Konvertierungen können dort helfen, wo das normale Farbmanagement an seine Grenzen stösst. Ein häufiger Problemfall sind zum Beispiel Druck-PDF, die mit einem Office-Programm erstellt worden sind. Letzteres kennt nur das RGB-Farbmodell, sodass schwarzer Text als RGB (0/0/0) in die Datei geschrieben wird. Anders als bei einem Foto, wo diese Wertekombination in ein vierfarbiges Tiefschwarz konvertiert werden muss, soll Text hingegen einfarbig schwarz gedruckt werden. Dazu müssen Pixel und Vektoren separat behandelt werden. Und das geht am besten per Farbserver.

Mehr zum Thema

In com2publish, Ausgabe 2016-01, werden Device-Link-Profile ebenfalls behandelt. Dort finden Sie weitere Infos und Beispiele.

www.com2publish.ch