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Erweiterung der Creative Cloud

In den letzten Monaten gab es einige Neuerungen, viele Weiterentwicklungen und seit Dezember auch ein Abomodell für Teams. Zusätzlich fanden die Single Edition der DPS, neue Dienste und sogar Lightroom Einzug in die Cloud.

heike burch Die Creative Cloud von Adobe geht ihren Weg. So langsam kommt sie da an, wo sie hinmöchte. Sie möchte als Softwareabomodell erkannt werden und bietet zusätzlich Speicherplatz für Projekte, ist Austauschplattform und sieht sich als kostengünstige Alternative zu den Box-Varianten. Was ist nun also die Cloud von Adobe, wer kann sie nutzen und was gibt es Neues ?

Zuerst einmal bietet Adobe verschiedene Modelle der Cloud an. Derzeit gibt es diese Varianten:

Die Single-App-Cloud, die Vollversion-Creative-Cloud und für mehrere Nutzer gibt es die Team-Cloud. Schliesslich existiert für Bildungseinrichtungen und deren Lehrpersonen und Schüler noch eine weitere, günstige Variante. Schauen wir uns im Folgenden die einzelnen Möglichkeiten an.

Single-App-Abo

Dieses Abomodell ist für jene sinnvoll, die selten mit den Adobe-Produkten arbeiten und jeweils wirklich nur ein einziges Programm benötigen (beispielsweise Photoshop) oder die Anfangskosten wirklich im Überblick behalten möchten. Nicht alle Programme sind als Single-App-Abo verfügbar. Die einzeln erhältlichen sind zu einem Preis von jeweils rund 28 Franken (€ 24,59) pro Monat zu mieten: Photoshop, Illustrator, InDesign, Dreamweaver, Flash Professional, Inspect, Premiere Pro, After Effects, Audition, Speed Grade und Acrobat XI Pro. Bereits bei der Nutzung von 3 Programmen ist die Vollversion günstiger. Zu beachten gilt auch, dass Muse und Edge ausschliesslich im Cloud-Abo für 22 Franken und 14 Franken zu haben sind. Während bei allen Programmen jeweils 20 Gigabyte freier Cloud-Speicher enthalten ist, gibt es für Acrobat XI Pro nur gerade 2 Gigabyte. Die Installation kann auf einem PC sowie auf einem Mac erfolgen, die Synchronisation mit den separat erhältlichen Touch-Apps läuft reibungslos.

Wer also erst einmal ein Programm testen möchte, ist mit der Single-App-Variante gut bedient. Gratis dazu gibt es wie immer auch 30-Tage-Testversionen aller anderen Applikationen.

Vollversion der Creative Cloud

Wer sich nun doch für mehr als zwei Programme entscheidet, abonniert die Vollversion. Besteht schon ein Vertrag für eine einzelne App, wird der entsprechende Betrag angerechnet. Dazu sollte man am besten den Adobe-Support kontaktieren. Seit dem letzten Artikel im Publisher 3-12 sind zudem einige neue Programme hinzugekommen. Der Screenshot oben zeigt eine Übersicht aller bisherigen und neuen Werkzeuge und Dienste.

Cloud-Abonnenten haben gegenüber Anwendern der Box-Variante den Vorteil, dass sie ihre Arbeitswerkzeuge mithilfe des Application Manager stets auf dem aktuellen Stand haben – egal ob Update innerhalb einer Programmversion oder Upgrade auf eine neue Version. Der Application Manager bietet zudem eine gute Übersicht aller installierten, noch zu installierenden, aber auch zu aktualisierenden Programme. Neue Dienste werden automatisch integriert. Im vergangenen Herbst fand sogar Lightroom den Weg in die Cloud und ist somit vollwertiges Mitglied der Creative Cloud.

Häufig taucht bei Anwendern die Frage bezüglich automatischer Aktualisierung bei Verwendung von Drittanbieter-Plug-ins auf. Die kann mitunter zu Problemen führen. Die beruhigende Antwort: Man kann, muss aber nicht ständig aktualisieren. Die Entscheidung trifft nach wie vor der Anwender.

Der gehegte Wunsch nach einem Cloud-Speicher und einer schnellen, sinnvollen Verwaltung wurde erfüllt. Endlich können – vergleichbar mit der Dropbox – lokal ein Ordner und Unterordner angelegt werden. Die Freigabe einzelner Dateien oder Ordner an einzelne Leute oder ganze Arbeitsgruppen ist nun reibungslos möglich. Ein Wunsch bleibt jedoch offen: die Performance. Adobe könnte beim Synchronisieren durchaus noch etwas aufs Gaspedal drücken. Selbst bei schneller Internetleitung dauert der Synchronisationsvorgang noch zu lange.

Weiterhin haben auch die Touch-App-Plug-ins den Weg in die Creative Cloud gefunden. Diese werden lokal auf dem Rechner installiert. Per Doppelklick können .idea-Dateien (erstellt in der Touch-App IDEA) in Illustrator lokal geöffnet werden. Gleiches gilt für .psdx-Files (erstellt in der Photo­shop-Touch-App) in Photoshop. Hier gehört noch eine Dateivorschau im Finder (Mac) oder Explorer (Win) auf die Wunschliste. Die Bridge und auch die Webvorschau im Browser können diese Dateivorschau bereits anzeigen.

Da die Cloud und auch das umfangreiche Softwarepaket nicht immer selbsterklärend sind, baut Adobe gerade den Bereich Training aus. Hier finden sich Videotrainings kompetenter Anbieter. Bleibt abzuwarten, ob auch eine Themensuche und eine gute Infostruktur Einzug in das User-Interface halten.

Die Vollversion inklusive aller Dienste und Applikationen kostet im Jahresabo rund 70 Franken (€ 61,49) pro Monat. Das monatlich kündbare Abonnement ist für 107 Franken (€ 92,24) pro Monat erhältlich.

So weit, so gut! Und was ist, wenn ich in einem Team arbeite, als Administrator ein Unternehmen betreue oder in einem Netzwerk mehrere Arbeitsplätze mit Adobe-Software ausrüsten muss ? Bisher existierten dafür die Lizenzmodelle. Damit wurde die gesamte Software gekauft, wobei bei Neuerungen jeweils die Frage im Raum stand, ob sich das Upgrade lohnt oder die nächsthöhere Version abgewartet werden soll.

Team Cloud

Die Team Cloud ist ebenfalls ein Software-Abonnement. Zusätzlich zu den normalen Leistungen der Creative-Cloud-Vollversion erhält der Kunde Tools für eine zentralisierte Beschaffung und Verwaltung von Lizenzen.

Ausserdem gibt es mehr Speicherplatz (100 statt 20 GB pro Team Cloud Member). Die jeweils 100 GB der einzelnen Teilnehmer lassen sich auch zusammenlegen, wodurch unter Umständen eine schöne Menge Onlinekapazität erreicht werden kann. Ebenso sollen Hotfolderfunktionen und ein Expertensupport verfügbar gemacht werden. Nach heutigem Stand ist der Support eines Adobe-Experten auf zwei Anfragen pro Team-Member und Abojahr beschränkt. Für einen unkomplizierten Support vereinbart man am besten einen Termin für eine Connect-Session mit einem Adobe-Experten.

Wer bei seinem Händler die Team Cloud bestellt, erhält mit Sicherheit Beratung, Informationen und auch Hilfe bei der Installation, bei der Lizenzverwaltung sowie bei der Softwareverteilung. Darüber hinaus steht vor Ort ein kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung. Ein weiterer Vorteil des Kaufs beim Händler liegt ganz klar in der Rechnungstellung (bei gleichem Preis), die nur bei einem Händler möglich ist. Der Kauf über die Adobe-Website geht leider immer noch ausschliesslich mit Kreditkarte.

Nachdem das Creative-Cloud-Abo erworben wurde, meldet sich der Administrator über die Verwaltungskonsole der Creative Cloud an und folgt den Anweisungen. In der Verwaltungskonsole lassen sich Lizenzen ganz zentral verwalten, zuordnen, hinzufügen, in Bezug auf Benutzung überwachen und noch einiges mehr. Von hier aus werden auch die einzelnen Benutzer mit ihren individuellen Adobe-IDs verwaltet. Jeder Anwender, also jedes Teammitglied, installiert zurzeit die benötigten Produkte anschliessend selbst. Das heisst im Normalfall: Der Anwender muss sich selbst noch einmal bei der Creative Cloud anmelden und lädt sich die von ihm benötigte Software und installiert diese selbst.

Gerade in Umgebungen, wo ein Administrator jeweils die Software verteilt, kann das noch etwas umständlich sein. Bei der Installation via LDAP oder Single-Sign-on ist Geduld gefragt, weil diese im Moment noch nicht möglich ist, im Laufe des Jahres 2013 aber verfügbar werden soll. Der Administrator kann jedoch die Accounts freischalten und die Software somit zügig installieren. Ansonsten ist keine Begrenzung der Anzahl der Anwender im Team vorgesehen.

Wer schon die Bekanntschaft mit Creative Cloud Team Ready gemacht hat, kann dieses Abo in Team Cloud umwandeln. Bereits bezahlte Gebühren werden verrechnet und fliessen in das neue Abo mit ein.

Der Preis für die Team Cloud beträgt rund 96 Franken (€ 86,09) pro Teammitglied und Monat. Wer bereits CS-3-Kunde (oder neuer) war, kann im ersten Abojahr von einem vergünstigten Preis von 70 Franken (€ 61,49) profitieren. Sollte der Speicherplatz von 100 GB pro Teilnehm§er nicht ausreichen, ist der Kauf von Zusatzspeicher möglich, Preise dazu werden fortlaufend veröffentlicht.

Cloud-Varianten für den Bildungsbereich

Die Cloud für Bildungseinrichtungen ist der Team Cloud ähnlich, der Preis unterscheidet sich jedoch nicht unwesentlich. Die definitiven Preise waren bei Drucklegung noch nicht veröffentlicht, man rechnet mit einem Vollver­sionsabo für etwa 30 Franken und einem Team-Cloud-Education-Abo, das sich an Schüler, Studenten und Lehrer richtet, für rund 40 Franken.

Fazit

Es bleibt spannend, der Adobe-Weg geht klar in Richtung Cloud. Es wird also ein normaler Schritt sein, Software im Abomodell zu beziehen. Die Software immer aktuell zu haben und eine grosse Auswahl nutzen zu können, ist eine gute Aussicht. Adobe selbst darf beim Support gern noch etwas zulegen. Einzelunternehmer abonnieren am besten die Vollversion der Creative Cloud und Teams mit bis zu 30 Arbeitsplätzen sind mit der Team Cloud gut bedient.

Ständig alles verfügbar zu haben, in Gruppen oder einzeln zu arbeiten und eine gute Administration erleichtern uns die Arbeit in der Publishing-Welt. Bleibt nun also nur noch zu hoffen, dass unsere Wunschliste gelesen und erfüllt wird.

Die Autorin

Heike Burch ist Grafikerin und Softwaretrainerin. Sie unterstützt Verlage, Integratoren und Agenturen bei der Umsetzung gestalte­rischer Konzepte, erstellt komplexe InDesign-Vorlagen und unterrichtet die Adobe Creative Suite.

info@moliri.com, www.moliri.com