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Inkjet-Digitaldruck: Die Zeit ist reif!

Seit Jahren spricht man vom grossen Potenzial des Inkjet-Digitaldrucks und seit Jahren fragt man sich, wann denn der grosse Durchbruch kommen wird. Seit dem 20. Februar weiss ich die Antwort: Jetzt! Martin Spaar

Die Haupthalle der Hunkeler Innovationdays war beeindruckend: Reihe in Reihe standen Inkjet-Systeme, die Drucksachen in Highspeed produzieren – zu einem Bruchteil der Seitenpreise von Toner-Systemen. Das war allerdings schon an den letzten Innovationdays vor zwei Jahren so. Das Problem der Highspeed-Inkjetsysteme war bis anhin die Druckqualität. Diese war ganz OK für Billig-Drucksachen im Bereich Massenmails. Die Referenz Offset wurde kaum erreicht, schon gar nicht auf normalen Papieren.

Ganz anders dieses Jahr: Alle Anbieter sprachen nun mit leuchtenden Augen von Offset-Qualität auf allen Papieren. Dass die Tropfen jetzt auch auf gängigem Papier perfekt zu liegen kommen – ohne anzuschwellen oder zu schmieren – wollen sie je unterschiedlich gelöst haben: Entweder es wird direkt in der Maschine ein Pre-Coating respektive Primer auf das Papier aufgetragen (Canon, HP, Ricoh) oder die Tinten wurden so weiterentwickelt, dass sie auch mit unbehandeltem Papier zurechtkommen (Screen und Xerox).

Und tatsächlich: Die Entwicklungsabteilungen haben ihre Hausaufgaben gemacht und die Marketingabteilungen für einmal nicht zu viel versprochen: Die Druckmuster haben mich beeindruckt, bei allen Anbietern!

Wirklich überzeugt, dass die Zeit für den Inkjet-Digitaldruck tatsächlich reif ist, hat mich jedoch ein Schild am Canon-Stand: «Dieses System geht an Jordi AG» prangte auf Canons neuem Bogen-Inkjetsystem VarioPrint i300. Damit wagt erstmals in der Schweiz ein klassischer Akzidenzdrucker den Schritt zu einer leistungsfähigen Inkjet-Druckmaschine – und das ist wirklich ein Meilenstein! Denn bis jetzt waren solche Systeme in der Schweiz nur im Bereich Transaktionsdruck, Direct Mail und im Zeitungsdruck (Mengis AG) im Einsatz. Bei diesen Anwendungen sind die Qualitätsansprüche deutlich tiefer als im Akzidenzdruck.

Der Fall Jordi liegt ganz anders. Gemäss Geschäftsführer Gabriel Jordi war gerade auch die Druckqualität ein Argument pro Inkjet und kontra Toner: «Unsere Tests mit der VarioPrint i300 haben eine Qualität gezeigt, die auch dem kritischen Auge des Fachmannes standhält. Und bezüglich Farbkonsistenz ist Inkjet ohnehin unschlagbar. Bei Nachdrucken hat man sowohl beim Offset als auch bei Tonersystemen immer Abweichungen. Die Inkjet-Systeme kalibrieren sich selbst und sind absolut stabil.» Als weitere Vorteile gegenüber der Toner-Technologie nennt Gabriel Jordi das Wegfallen der Fixierung mit Hitze. Und weiter: «Gegenüber dem Offsetdruck wirken Bilder im Inkjet brillanter und es gibt keine Probleme mit dem Passer.»

Das Thema Qualität scheint also gegessen und auch beim Thema Kosten sprechen für Gabriel Jordi gewichtige Argumente für die Inkjet-Technologie. Gegenüber Tonersystemen sind die Seitenpreise massiv tiefer und ein Inline-Finishing spart bei der Produktion von Mailings fünf Arbeitsschritte. Neben diesem optimierten Direct-Mail-Workflow soll die VarioPrint i300 auch Jordis Drucksachen-Webshop printzessin.ch neuen Schub verleihen. Und schliesslich sieht Gabriel Jordi gute Perspektiven, sich im Bereich individualisierter Drucksachen neu Märkte zu erschliessen.

Auftrieb für individualisierte Drucksachen?

Ich bin überzeugt, dass das Beispiel Jordi in der Schweiz Schule macht und wir in den nächsten Publisher-Ausgaben von weiteren Inkjet-Neuinstallationen bei Akzidenzdruckern berichten können. Gespannt bin ich darauf, inwiefern das auch der Idee individualisierter Drucksachen Auftrieb geben wird. Auch hier spricht man seit Jahren von einem riesigen Potenzial und seit Jahren fragt man sich ...