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Neonfarben und Lackeffekt zum Hingucken und Anfassen

Das Cover ist als Druck- und Weiterverarbeitungsspezialität Aushängeschild und Titel des Schwerpunkts dieser Ausgabe. Die Eule hinter trendigen Pantone-Neonfarben und digitalem Relieflack spricht mehrere Sinne an und ist Statement für die edle Drucksache.

romeo hutter Das aktuelle Cover ist nicht das erste, welches wir gemeinsam mit der Kasimir Meyer AG realisiert haben. Es ist jedoch das erste, welches von der Kasimir Meyer AG aus einer Hand gestaltet und produziert wurde. Anfang 2014 hat das knapp 130-jährige, gemeinhin unter dem Namen «kasi» bekannte Traditionsunternehmen den Besitzer gewechselt. Seither setzt Beni Kiser, der neue Inhaber und Geschäftsführer, noch konsequenter auf Qualität und Spezialität. Die Anschaffung einer HP Indigo Press 5600 für den Druck kleiner oder personalisierter Drucksachen in Offsetqualität oder einer Scodix S75 für die partielle Veredlung mit einem UV-Relieflack sind nur zwei Beispiele.

Mit der Ausgabe drei des Publisher setzen wir seit einigen Jahren den Fokus jeweils auf das Thema Druck- und Weiterverarbeitungsspezialitäten. Dazu gehört auch die Veredlung von Drucksachen und in diesem Bereich eröffnet die Scodix S75 neue Möglichkeiten. Am Anfang dieses Coverprojekts stand lediglich fest, dass dieses Veredlungssystem bei der Produktion zum Einsatz kommen soll. Was sonst noch dazu kommen soll, ergab sich nach und nach.

Trendfarben und Sommerfeeling

Die Gestaltung des Covers ist eine Zusammenarbeit von «kasi» mit der Kommunikations- und Designagentur BurgerGasser in Ennetbaden. Zu Beginn der Gestaltungsphase spielten die Beteiligten mit sehr unterschiedlichen Sujets, die vom reinen Typo-Cover bis zu bunten Bildmotiven reichten.

Schliesslich überzeugte der Entwurf des neonfarbenen Eulencovers einen Tick mehr als alle anderen. Die verwendeten Farben passen gut zur Jahreszeit und ausserdem liegen «Neons» im Trend und sind auch bei «kasi» sehr gefragt. Gewählt wurde ein Gelb (803) und ein Pink (807) aus den Pastels & Neons-Fächern der Pantone-Plus-Serie sowie ein etwas weniger stechendes Blau (Blue 0821), das einen gewissen Kontrast schafft. Durch die überlappende Anordnung wird das Cover mehrdimensional und sorgt damit für Spannung. Die Eule im Hintergrund hat zwar keine spezielle Bedeutung, sie soll mit ihren weit aufgesperrten Augen zusätzliche Aufmerksamkeit erzeugen und neugierig machen, neugierig auf das Cover – und auf den Inhalt des Hefts.

Empfohlen wird es schon lange, bei «kasi» wird es täglich gelebt: Eine wirkungsvolle Drucksache ist kein Sammelsurium aus Papier, Gestaltung, Druck und eventueller Veredlung, es ist vielmehr das bewusst konzipierte Zusammenspiel all dieser Elemente. Hier bringt «kasi» viel Erfahrung mit und wenn die Erfahrung mit der Gestaltung einer Veredlung auf einem besonderen Papier fehlen sollte, wird experimentiert. So ist der Relieflack nicht zufällig aufgetragen, sondern als Gestaltungselement gezielt auf den pinken Streifen platziert. Sie erhalten damit noch mehr Zeichnung und Brillanz und sorgen darüber hinaus für ein haptisches Erlebnis.

«Printprodukte kommunizieren eigentlich immer und vor allem vielschichtig, Onlinemedien hingegen sind bis heute sehr eintönig was die Oberfläche anbelangt», meint Beni Kiser. Drucksachen hingegen sind in der Lage, mehrere Sinne gleichzeitig anzusprechen. Und erwiesenermassen bleiben so erhaltene Botschaften besser im Gedächtnis haften.

Offsetdruck auf himmlisches Papier

Die Covers mit den drei Pantone­farben plus Schwarz hätten eigentlich auf der HP Indigo Press 5600 gedruckt werden sollen. Denn das Digitaldrucksystem wird bei «kasi» siebenfarbig eingesetzt, wodurch der reproduzierbare Farbraum dank zusätzlichem Orange, Grün und Violett erheblich grösser ist. Pantone-Farbsimulationen sind damit nahezu unbegrenzt möglich. Aus Kapazitätsgründen, weil die Indigo trotz zweischichtigem Betrieb zur Zeit der Produktion mit anderen Aufträgen ausgelastet war und die Publisher-Auflage von 10 500 Exemplaren kein alltäglicher Digitaldruckauftrag ist, entschied man sich für den Druck der «echten» Pantone-Neonfarben auf der Fünffarben-Offsetmaschine Heidelberg SM 74.

Bereits zu Beginn der Feingestaltung wurde das Augenmerk auf die Papierwahl gerichtet. Wie die Neonfarben wird auch das Papier Heaven 42 bei «kasi» von Kundenseite stark nachgefragt. Lieferant des Papiers ist Fischer Papier, Heaven 42 ist ein absolut weisses, satiniertes Papier, das wegen seiner softmatten Oberfläche und den haptischen Eigenschaften von vielen auch den Naturpapieren zugeordnet wird. Es ist in Grammaturen von 115 bis 600 g/m2 erhätlich. Für das Cover haben wir Heaven 42 mit 350 g/m2 eingesetzt.

Inkjetdruck für Veredlung

Im Anschluss an den Druck wurden die Covers im Doppelnutzen auf der Scodix S75 mit Spot- beziehungsweise Relieflack veredelt, was etwa einen Arbeitstag in zwei Schichten in Anspruch nahm. Ein Vorteil der S75 ist, dass «kasi» sowohl die SRA3-Druckbogen der Indigo wie auch die B2-Bogen der Heidelberg SM 74 ohne Zwischenschritte wie Schneiden gleich nach dem Druck verarbeiten kann.

Die Scodix S75 ist quasi ein digitales Inkjetsystem, das UV-Lack druckt. Das System wurde zeitgleich mit der HP Indigo Press 5600 im letzen Herbst in Betrieb genommen. Mit dieser Investition hat «kasi» die bereits vorhandenen Veredlungsmöglichkeiten weiter ausgebaut. Mit der Scodix lassen sich Veredlungen realisieren, die zuvor nur im Siebdruck möglich waren. Zusätzlicher Vorteil ist, dass sich auch kleinste Auflagen oder auch Personalisierungen preiswert realisieren lassen. In Kombination mit der Scodix-Software lassen sich Lackeffekte in vier Schichtdicken mit beinahe beliebiger Rasterung erzielen. Einzige Einschränkung: Der Lack haftet nur auf gestrichenem Papier oder dort, wo bereits Farbe gedruckt wurde.

Seit «kasi» mit der Scodix S75 veredelt, wurde viel experimentiert: mit den umfangreichen Einstellmöglichkeiten der Software und mit den unterschiedlichsten Substraten. Scodix hat zwar eigenes Mustermaterial, dieses kann aber die eigenen Erfahrungen nicht ersetzen. «In der Schweiz setzen Endkunden und Agenturen sehr oft auf Naturpapiere und damit auf edle Premium-Drucksachen. Die Muster von Scodix zielen primär auf ‹Bling-Bling›-Drucksachen, wie sie in Asien, den USA oder Israel verbreitet sind», erklärt Beni Kiser, «so bleibt uns oft nichts anderes als das Experimentieren.» Diese Experimentierfreude und die daraus gewonnenen Erkenntnisse sind so auch in das Cover eingeflossen.

Nicht bloss Drucker, vielmehr Lösungsanbieter

«kasis» Anspruch war es, ein Cover zu kreieren und zu produzieren, welches eine gewisse Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ein solches Cover ist denn auch keine konventionelle Drucksache. Es ist dahingehend konzipiert, dass es mit der Gestaltung und den verwendeten Druck- und Veredlungsverfahren ein Ensemble bildet, das Emotionen weckt.

Möglicherweise trifft die Aussage «Print ist tot» für gewöhnliche Drucksachen zu, die aussergewöhnliche wird wohl gerade in Kombination mit Veredlung noch an Bedeutung gewinnen. Denn sie schafft Emotion und damit Aufmerksamkeit. Und das ist die Basis, um bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Die Kasimir Meyer AG ist schon länger auf solche Druckspezialitäten fokussiert. Mit der Scodix, aber auch mit der Indigo hat man hier nochmals zugelegt. «kasi» positioniert sich denn auch im Bereich der Premium-Druckprodukte – nicht bloss als Drucker, vielmehr als Lösungsanbieter. «Wir wollen herausgefordert werden, denn dadurch entstehen Drucksachen, die den Kunden und den Empfänger begeistern und unsere Arbeit spannend gestalten.»

Kasimir Meyer AG – Lust auf Print

Die Kasimir Meyer AG wurde 1886 in Wohlen gegründet. Damals war der Buchdruck in der Tradition von Johannes Gutenberg noch eine Kunst. Und bei «kasi» ist er es trotz Modernisierung bis heute geblieben. Das Unternehmen hat die Entwicklung nicht nur miterlebt, sondern jeweils zeitnah mitgemacht.

Die Freude an der Drucksache, an der Technik, am Handwerk und an der Kreativität verbindet das Team von rund 30 Festangestellten und sieben Lernenden. Sie sind es, die alles tun, um die Bedürfnisse der Kunden zu erkennen und zu erfüllen – egal, ob Bogenoffset, Rollenoffset, Digitaldruck in Offsetqualität oder Produktveredelung in der dritten Dimension.

So steht das Angebot von individuellen Lösungen stets im Mittelpunkt bei der Herstellung und Umsetzung von Kommunikationsträgern, die sich nicht allein auf Printprodukte beschränken, sondern ebenso durchdachte Konzepte für die Kommunikation, kreative gestalterische Ideen für Produktveredelungen oder moderne Website-Lösungen umfassen.

Kasi versteht sich nicht allein als Lieferant, sondern als Gesamtanbieter, als kompetenten Ansprechpartner, der die individuellen Bedürfnisse versteht und in entsprechende Lösungen umsetzt. Die «Lust auf Print» bei den Kunden zu wecken und sie täglich zu leben, ist denn auch das Credo.

Weitere Informationen

Kasimir Meyer AG
Kapellstrasse 5
5610 Wohlen AG

Tel. 056 618 58 00

www.kasi.ch / info@kasi.ch

Scodix S75 – Veredlung digital

Der israelische Hersteller Scodix stellte erstmals auf der Drupa 2012 die neuen Systeme der S-Serie für die digitale Veredlung von Druckbogen im Format B2+ (Scodix S74) beziehungsweise B3+ (Scodix S52) vor. Ein knappes Jahr später wurde die Scodix S75 lanciert. Mit der UV-Inkjet-technologie der Scodix können Lackeffekte erreicht werden, welche zuvor nur im Siebdruck möglich waren. Zudem sind auch Kleinauflagen und Personalisierungen realisierbar.

Die S75 unterstützt die Bogen- und Druckformate, wie sie die HP Indigo 10000 oder die Screen Truepress SX liefern (530 mm × 750 mm). Beide Systeme der Scodix-S-Serie ermöglichen fühlbare 3D-Effekte auf dem Druckbogen. Um diesen Effekt zu erzielen, tragen zahlreiche, unabhängig ansteuerbare Inkjetdüsen das von Scodix entwickelte klare Polymer «Polysense» in kleinen Tropfen und zahlreichen Schichten auf. Das von Scodix entwickelte Kamerasystem «Optical Print Alignment» (OPA) scannt jeden einzelnen Bogen und soll damit sicherstellen, dass das «Polysense»-Polymer exakt an der vorbestimmten Stelle aufgetragen wird.

Mit den Veredlungsmaschinen der S-Serie lassen sich sowohl Offset- und Digitaldruckbogen als auch laminierte Bogen weiterverarbeiten. Sie veredeln Substrate mit einem Flächengewicht von 135 bis 675 g/m2 und einer Stärke von 0,7 mm. Die S-Serie kann das klare Polymer in vier Schichtdicken bis maximal 0,25 mm auftragen.

Optional kann das Anwendungsgebiet der Scodix erweitert werden. Mit der Braille-Option können Verpackungen mit Blindenschrift versehen werden. Scodix Metallic ist eine Option, die es ermöglicht, Drucksachen mit metallischen Farbeffekten aufzuwerten. Mit der Rainbow-Option lässt sich Glitter «drucken». Dabei kann der Glitter verschiedene metallische Farben haben.

www.chromos.ch

Produktionspartner

Bei der Produktion des Covers dieser Ausgabe des PUBLISHER unterstützten uns folgende Partner, bei denen wir uns herzlich bedanken:

Kasimir Meyer AG
Gestaltung, Aufbereitung, Druck und Veredlung des Covers
Projektverantwortung: Irina Kiser und Kurt Müller

www.kasi.ch

Schlaefli & Maurer AG
Druck Heftinhalt und Ausrüsten der Zeitschriften
Projektleitung: Kurt Saurer

www.schlaefli.ch