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Neue Kreativ-Tools und weitere Extras f�r Cloud-Abonnenten

Anfang Mai wurden die neuen Features der Adobe Creative Cloud gezeigt. In diesem Beitrag zeigen wir die Details der einzelnen Programme. Zudem wurden das Netzwerk Behance und zwei – für Adobe eine Premiere – Creative-Hardware-Tools vorgestellt.

Heike Burch Im Layoutprogramm InDesign CC sind die Neuerungen schnell aufgezählt. Die erneuerten Programme heissen nicht wie erst erwartet CS 7, Adobe nennt die neue «Suite» CC für Creative Cloud. Ob jemals hochgezählt wird wie bei der Creative Suite, ist nicht sicher.

InDesign

Beim ersten Öffnen fällt das dunkle Interface auf. Wie beim CS 6-Wechsel in Illustrator und Photoshop kommt nun auch InDesign daher. Das gesamte User Interface ist neu aufgebaut und Retina-fähig, also auch für Monitore mit hoher Auflösung gestochen scharf. Wem das dunkle InDesign nicht liegt, kann es auch schnell umstellen (über 50% stellen auf die hellen Menüs um). Hier kann neu auch die Montagefläche wie bisher weiss oder neu auch in verschiedenen Graustufen eingestellt werden (Voreinstellungen > Benutzeroberfläche > Montagefläche an Motivfarbe anpassen). Bisher fielen mir jedoch die etwas kleinen Menüs und Dialogfenster auf. Dort gibt es keine Einstellmöglichkeiten seitens InDesign.

Beim Erstellen einer neuen Datei kann man sich nun eine Vorschau anzeigen lassen. Das bekannte Vorschauhäkchen gibt es nun auch in diesem Dialog.

InDesign ist nun 64-Bit-fähig und arbeitet somit noch schneller. Bemerkbar macht sich das in der Seitenpalette, diese aktualisiert die Seitenvorschau wesentlich flinker. Beim Öffnen werden auch die Verknüpfungen schneller aktualisiert. Grafiken und Schriften werden nun ohne Kantenglättung dank grösserer Geschwindigkeit und HiDPI randscharf dargestellt.

Eine nette Neuerung ist die Gruppierung in den Schriftenfamilien inklusive aller installierten Schriftschnitte und die Möglichkeit, durch eine Sternchenvergabe die eigenen Favoriten zu kennzeichnen, nur diese anzuzeigen beziehungsweise filtern zu lassen. Wenn wir schon bei der Gruppierung der Fonts sind, wünschte ich mir noch eine farbliche Markierung ähnlich der Bewertung der Dateien in der Bridge. So könnte projektbezogen mit verschiedenen Farben gearbeitet werden. Was aber sehr gut gemacht ist: Es befindet sich ein Suchfeld im Schriftenauswahlmenü, langes Scrollen im Menü ist damit passé.

Für diejenigen, die ePub-Formate ausgeben müssen, hat sich einiges geändert. InDesign kann nun schlankere CSS-Dateien exportieren. Man kann selbst entscheiden, welche Informationen in die CSS gegeben werden sollen. Man kann auch – wenn gewünscht – kein CSS ausgeben. Das war nicht immer so. Die CSS-Selektoren sind nun aufgeräumt in Kategorien beziehungsweise Gruppen zu finden. Ein in InDesign erstellter Index wird in das ePub übernommen. Ein platziertes Inhaltsverzeichnis verweist auf die Artikel. Dieses kann damit schon im InDesign erstellt werden. Das Taggen für ePubs ist nun auch ein fester Bestandteil der Objektformate. Listen sind komplett überarbeitet worden und scheinen anständig zu funktionieren. Schliesslich müsste beim Export nur noch auf pixelgrosse Definitionen zugunsten dynamischer Vermassung verzichtet werden. Beim Export werden dann Probleme in einem Fehlerdialog angezeigt, was erst einmal wunderbar ist, jedoch im Workflow ein wenig zu spät angezeigt wird. Da schreibe ich einen aktiven Preflight für ePub auf die Wunschliste.

InDesign kann nun intern QR-Codes erzeugen. Hier lassen sich Links, Texte, Textnachrichten, E-Mails und das Visitenkartenformat .vcf als QR erstellen. Diese QR-Codes tauchen nicht in der Verknüpfungen-Palette auf und sind erst bei einem IDML-Export in ältere Versionen als eingebettetes .eps sicht- und bearbeitbar. In InDesign CC selbst kann der QR-Code direkt bearbeitet werden. (Objekt > QR-Code bearbeiten).

Die ständig wachsende Schriftensammlung Adobe TypeKit wird über die Cloud synchronisiert und steht stets auf dem Rechner zur Verfügung. Bereits stehen 908 professionelle Fonts zur Auswahl.

Die Liquid-Layout-Regeln wünschte ich mir noch in den Objektformaten und Musterseiten verankert. Die Bereiche Fussnoten und Tabellen bräuchten eine Generalüberholung. Interaktivität lässt sich immer noch nicht in Bibliotheken speichern, das wäre eine schöne künftige Funktion.

Illustrator

Zuerst einmal – beim ersten Öffnen – besteht die Möglichkeit, alle individuellen Einstellungen wie Palettenanordnung, Farbfelder, Pinsel etc. aus älteren oder anderen Installationen zu synchronisieren. Das erleichtert die Einstellungen in unterschiedlichen Arbeitsumgebungen. Bedingung dafür ist die Anbindung an die Cloud, die ja sowieso Bedingung ist für Adobes Creative Tools.

Ein schnelles Arbeiten gewährleistet nun auch die Steuerung mit Touch-Gesten, ein Pinch-Zoom oder die 2-Finger-Rotationsgeste, wie man sie vom Tablet her kennt.

Schnell ist auch die neue Text­engine, die die Umbrüche im Vergleich zu vorangegangenen Versionen sehr flink rechnet und anzeigt. In der Textbearbeitung kommt nun endlich auch die temporäre Hand zum Verschieben (bei gedrückter ALT-Taste) zum Einsatz.

Windows-User werden sich freuen, endlich können sie .ai-Dateien im Explorer mit einer Vorschau sehen.

Die Hilfslinien sind nun ein wenig praktischer geworden. Ein Doppelklick in das Lineal erstellt direkt eine Hilfslinie, das Herausziehen kann entfallen. Ebenso können sich kreuzende Hilfslinien gleich gemeinsam aus der oberen linken Ecke herausgezogen werden.

Typogestalter können nun mit dem neuen Touch-Type-Textwerkzeug wild loslegen und innerhalb des ganz normalen Textes Grösse, Rotation, Farbe, Position, Schriftschnitt und noch einiges mehr verändern. Bisher war das nur mit in Pfade umgewandeltem Text möglich. Nun bleibt Text einfach Text.

Beim Platzieren von Bildern gibt Illustrator nun Gas. Wie die Layouter das schon aus InDesign gewöhnt sind, können gleich mehrere Bilder gleichzeitig platziert werden. Eine kleine Vorschau im Mauszeiger zeigt die Menge der «geladenen» Bilder. Mit den Pfeiltasten kann wie in InDesign durch die Bilder geklickt werden, bis das passende zur Auswahl steht. ESC löscht Elemente aus dem Mauszeiger. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Verknüpfungen-Palette. Diese hat nun das Aussehen von InDesign bekommen und es stehen die gleichen Informationen zur Verfügung.

Illustrator wird immer wieder verwendet, um Auto-CAD-Files zu öffnen. Hier wurde verbessert, dass auch versteckte, also ausgeblendete Ebenen mitskaliert werden. Beim Export stehen nun verschiedene (auch neue) Versionen der .dwg-Datei zur Auswahl.

In der Farbpalette lässt sich in Illustrator CC vortrefflich suchen, einfach ein Klick in das Feld mit dem Lupensymbol und die Eingabe von beispielsweise 20 filtert einfach alle definierten Farben heraus, in deren Farbname die 20 vorkommt. Bei komplexen Projekten ist das sehr brauchbar.

Auch in Illustrator kommen die Fontfamilien schön sortiert und gruppiert daher, allein die Favoritenfunktion habe ich vergebens gesucht. Auch hier kann nach Schriftnamen gesucht werden (Lupensymbol), um das lästige Scrollen in der Schriftauswahl zu umgehen.

Die Palette Separationsvorschau sieht eigentlich aus wie bisher. Einzig ein kleines unscheinbares Kästchen im unteren Bereich lässt nur die verwendeten Volltonfarben anzeigen und so mit einem Blick erfassen.

Ein kleiner bisheriger Fallstrick ist nun ausgemerzt: In Datei > Seite einrichten lässt sich nun Weiss überdrucken in Ausgabe ausblenden aktivieren oder deaktivieren. Somit wird in der Überdrucken-Ansicht gleich erkannt, wenn Weiss doch einmal überdruckt.

Der grosse Hingucker auf der Adobe MAX in L. A., wo die erneuerte Creative Cloud erstmals präsentiert wurde, waren die neuen beziehungsweise überarbeiteten Pixel- und Musterpinsel. Hier lassen sich ganz simpel Bitmap-Bilder als Pinsel erstellen. Skalierungsoptionen, Richtung und Färbungen sind einstellbar wie bisher von den Pinseln gewohnt. So wird aus einem Bild plötzlich ein Pinsel, der beliebig modifiziert werden kann. Die Ecken für Musterpinsel können nun automatisch generiert werden.

Illustrator kann nun auch für Muster und Symbole CSS erstellen – komplexe Gestaltung ebenso wie einfache Elemente. Ausserdem werden die Eigenschaften der Absatz- und Zeicheninformationen genutzt und je nach Wunsch als CSS exportiert. Es müssen nicht alle Bereiche exportiert werden, eine gezielte Auswahl ist da dienlich.

Photoshop

Ab Seite 56 in diesem Heft wird über Photoshop CC ausführlich berichtet, hier das Wichtigste in Kürze:

Es wird nur noch eine Version von Photoshop geben, die Unterscheidung in Standard und Extended ist aufgehoben. Camera Raw 8 ist nun als Filter nutzbar, am besten als Smart Object. Neu dabei: Das automatische Ausrichten an einer Geraden, Abdunkeln und Entsättigen gehen nun auch radial und mehrfach in einem Bild.

Es gibt einen neuen Filter: Verwackelung reduzieren. Damit wird das Foto neu berechnet, wobei der Filter versucht, die Verwackelungsbewegung nachträglich zu erkennen.

Der selektive Scharfzeichner ist komplett überarbeitet worden. Eventuelles Bildrauschen wird damit nicht mehr mitgeschärft. Ausserdem gibt es für schärfere Kanten nun den sinnvollen Punkt Details erhalten.

Videoprodukte und HTML5

Beide Bereiche wurden um eine ganze Menge neuer Funktionen angereichert. Hier vorerst ein kleiner Überblick: Premiere Pro lässt Effekte besser übertragen und kommt mit einer neu gestalteten Timeline daher. After Effects hat ein Plug-in erhalten (Cineware), das Cinema 4D Lite öffnet, in welchem sich 3D-Elemente ausrichten und mit einer Textur versehen lassen.

Es gibt nun mehrere Produkte in der Edge-Familie: Edge Animate, Inspect, Reflow, Code, Typekit, Edge Webfont und PhoneGap Build. Ani-mate erstellt interaktiven und animierten Webcontent, Inspect überprüft den Inhalt für alle möglichen mobilen Endgeräte, Reflow kümmert sich um die Designs in verschiedenen Bildschirmauflösungen und Code – wie der Name es schon sagt, lässt das Codieren von CSS, Java Script und HTML zu. Edge Webfonts stellt eine Vielzahl an Schriften für Onlineprojekte zur Verfügung und PhoneGap erstellt Apps für die verschiedenen Geräte. Alle Edge-Familienmitglieder arbeiten mit Dreamweaver, Photoshop und Muse zusammen – für das Erstellen von Webseiten-Layouts ohne HTML-Kenntnisse.

Mighty und Napoleon

Eine Überraschung auf der MAX war wohl die Vorstellung des Stiftes «Mighty» und des Lineals «Napoleon». Beide unterstützen das Zeichnen auf dem Tablet. Der Stift funktioniert wohl wie ein normaler Grafik-Tablet-Pen. Sogar eine Art Zwischenablage funktioniert, wobei die Daten über Adobes Creative Cloud ausgetauscht werden.

Napoleon heisst das kleine Lineal, welches gerade Linien und wohlgeformte Kreise auf dem Tablet entstehen lässt und den Anwender zudem beim Herumschieben auf der Zeichenfläche mit Hilfslinien unterstützt. Wann jedoch «Napoleon» und «Mighty» lieferbar sein werden, bleibt noch abzuwarten.

Das neue Netzwerk: Behance

Behance ist nun Teil der Adobe Creative Cloud und lässt Gestalter, Kreative und Menschen aus der Medienbranche ihre Ideen, ihre Entwürfe oder auch fertige Projekte vorstellen. Profis sollen sich über diese Community vernetzen und Ideen austauschen. Entscheidender Vorteil gegenüber Xing ist, dass die Werke visuell vorgestellt werden können und Feedback von überall auf der Erde zurückkommen kann. In unterschiedlichen Kategorien (Typografie, Fotografie usw.) finden sich Inspiration und die Möglichkeit, das eigene Portfolio vorzustellen.

Die Autorin

Heike Burch ist Grafikerin und Softwaretrainerin. Sie unterstützt Verlage, Integratoren und Agenturen bei der Umsetzung gestalte­rischer Konzepte, erstellt komplexe InDesign-Vorlagen und unterrichtet die Adobe Creative Tools. info@moliri.com, www.moliri.com