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Rettungsanker Inkjetdruck?

Die Hunkeler-Messe hat sich in den vergangenen Jahren den veränderten Bedürfnissen der Branche gestellt. Ein Besuch ist für alle Bereiche des grafischen Marktes absolut zu empfehlen. Josef Inauen

Die Hunkeler Innovationdays finden alle zwei Jahre statt. In diesem Jahr ist es wieder so weit, vom 20. bis 23. Februar trifft sich die Branche in den Messehallen Luzern. Die Messe war ursprünglich ausschliesslich auf den Transaktionsdruck ausgelegt und Ausstellern vorbehalten, deren Equipment von Hunkeler unterstützt werden konnte. Diese Prämisse ist bis heute geblieben. Was sich allerdings gewandelt hat, ist die Ausrichtung der Messe.

Die ursprünglich für den Transaktionsdruck gebauten Produktionslinien sind heute durchaus fähig, offsetnahe Qualität zu produzieren. Dieser Entwicklung konnte sich auch Hunkeler nicht entziehen. Wo es früher darum ging, Rechnungen mit Einzahlungsscheinen zu drucken, diese zu perforieren, zu schneiden und zusammen mit anderen Beilagen in ein Kuvert zu verpacken, ist das Anforderungsspektrum in den letzten drei, vier Jahren geradezu explodiert.

Die Möglichkeiten, welche heute moderne Controller bezüglich Datenverarbeitung und die daran angeschlossenen Inkjet-Maschinen in Bezug auf Druckqualität, Druckgeschwindigkeit und Preisflexibilität bieten, rufen zwangsläufig auch den Rest der grafischen Branche auf den Plan. Die Messe ist ein Highlight und wird erneut Tausende von Besucher weit über unsere Landesgrenze hinaus anziehen. 2015 waren 80 Aussteller in den Hallen. Sie lockten fast 6000 Besucher aus 50 Ländern nach Luzern.

Einem grösseren Kreis wird Hunkeler sicherlich ein Begriff sein. Da die grafische Branche vor Jahren dem Transaktionsdruck kein grosses Interesse entgegenbrachte, ist es leider nicht verwunderlich, dass es immer noch gestandene Offsetunternehmen gibt, welche mit dem Namen Hunkeler nicht viel anfangen können. Aber das wird sich ändern. Hunkeler ist ein familiengeführtes Unternehmen, dass mit rund 300 Mitarbeitenden weltweit tätig ist. Der Hauptsitz ist im luzernischen Wikon, wo in den letzten Jahren ein eindrückliches Produktions- und Bürogebäude hochgezogen wurde. Von Wikon wird in die ganze Welt geliefert und zusammen mit Partnern installiert und die Kundenbetreuung sichergestellt.

Zu sehen an den Innovationdays

Wie eingangs beschrieben hat sich Hunkeler anfänglich mit dem Transaktionsdruck einen Nischenmarkt erschlossen. Transaktionsdruck ist Hochgeschwindigkeitsdruck mit meist zeitkritischen Lieferterminen. Rechnungen, Bank- und Versicherungsdokumente müssen in grossen Mengen zu einem genau bestimmten Zeitpunkt beim Endkunden eintreffen. Um dies abzusichern, werden vom Auftraggeber mit dem Printdienstleister oder dem eigenen Printcenter so genannte Service-Level-Agreements abgeschlossen. Solche SLAs sind zwingend einzuhalten, was in diesem Segment absolut zuverlässige Produktionslinien verlangt.

Die Zuverlässigkeit und Langlebigkeit der Hunkeler-Komponenten ist sprichwörtlich und um SLA-Verletzungen zu umgehen, sind die Kunden weltweit gerne bereit auf ein schweizerisches Produkt zu setzen. Damit hat sich Hunkeler in diesem Marktsegment einen hohen Marktanteil gesichert. Heute genügt es nicht, nur gut zu sein, die Kunden verlangen Innovationen und Weiterentwicklungen, welche den nochmals deutlich gestiegenen Anforderungen gerecht werden. Diesen Herausforderungen stellt sich Hunkeler seit Jahren und hat das Programm entsprechend ausgebaut. Dem Pre- und Post-Equipment ist man aber treu geblieben und entwickelt immer zusammen mit den Druckmaschinenpartnern neue Konzepte für den grafischen Markt.

Der Preisdruck, die Digitalisierung, schwindendes Volumen, welches in immer noch kürzeren Zeiteinheiten produziert werden muss – das sind die Herausforderungen des Marktes. Da diese mit herkömmlichen Druckeinheiten immer weniger umgesetzt werden können, ist der Highspeed-Inkjet-Druck eine valable Lösung.

Die letztjährige Drupa hat aufgezeigt, dass Inkjet-Systeme die Anforderungen des grafischen Gewerbes weitgehend abdecken und sogar zum Rettungsanker für Unternehmen werden können, die nicht einfach auf ein langsames Sterben warten wollen. Auch die Qualitätsdiskussion ist müssig, die Online-Printer machen dem traditionellen Offsetmarkt schon seit längerem nicht unerhebliche Probleme, und dies mit einer Qualität, die gerade noch so gut wie nötig ist. Das Drucken «so gut wie möglich» wird zum Kunsthandwerk oder zum Auslaufmodell.

Wo steht der Highspeed-Inkjetdruck?

Hunkeler ist darauf angewiesen, dass die Messepartner, also die Druckmaschinenhersteller, die angekündigte Innovation auch mittragen. Im sich rasant entwickelnden Bereich des Inkjetdrucks ist es selbst acht Monate nach der Drupa kein Problem, bereits wieder Neuigkeiten und Verbesserungen vorzustellen. Der hochvolumige Inkjetdruck ab Rolle schlägt bezüglich Druckgeschwindigkeit jede Bogenoffsetmaschine und kann in der Druckqualität auch respektabel mithalten. Die Anbieter gehen da zwar noch unterschiedliche Wege, um dies zu erreichen. Aber genau da liegt die Spannung für den Messebesucher: herauszufinden, welches System mit welcher Weiterverarbeitung seine zukünftige Geschäftsentwicklung optimal unterstützt.

Nach der Messe wird es am Druckdienstleister liegen, die Innovationen weiter an seine Endkunden zu tragen und dort über die neuen Möglichkeiten im Bereich der Individualisierung zu informieren. Die Druckmaschinen wie auch das dazu benötige Pre- und Postpress-Equipment sind bereit. Warten ist keine Option mehr.

Neue Konzepte gefragt

Zusammen mit 80 Partnern aus der Branche zeigen die Innovationdays die neusten Lösungen und Konzepte für den grafischen Markt. Da wird kaum eine Druckmaschine gezeigt, die einfach nur schöne Bilder druckt. Diese Zeiten sind vorbei. Verteilt auf die vielen Printer sind unterschiedliche Produktionslinien und Anwendungen zu sehen, die den Bücherdruck, den Zeitungsdruck, Broschüren, Kataloge, Verpackungslösungen und vieles mehr beinhalten.

Der viel strapazierte Begriff «Industrielles Drucken» wird live demonstriert. Natürlich wird auch die eine oder andere Transaktionsdrucklösung zu sehen sein, denn dieser Markt weist noch immer ein respektables Volumen von weit über einer Milliarde A4-Prints allein in der Schweiz auf.

Die Messe findet weit über unsere Landesgrenzen hinaus eine hohe Akzeptanz, auf kleinstem Raum sind alle Digitaldruckmaschinenhersteller mit ihren Inkjet-Entwicklungen zu sehen und inspirieren – im Zusammenspiel mit Hunkeler-Lösungen – die Messebesucher mit realistischen Applikationen.

Die Stimmung ist familiär, man hat Zeit für einander und vom bekannten Messestress ist in Luzern nichts zu spüren.

Eine Reise wert

Die Fasnacht ist für viele Luzerner die schönste Jahreszeit überhaupt. Diese beginnt jeweils am Schmutzigen Donnerstag mit dem Urknall. Dieses Jahr fällt der Urknall auf den letzten Tag der Hunkeler Innovationdays, den 23. Februar. Drei grosse Umzüge gehören zu den Höhepunkten der Luzerner Fasnacht. Skurrile Gestalten mit fantasievollen Masken und Kostümen ziehen durch die Gassen, Guggenmusik bläst den schrägen Marsch und tausende von bizarr gekleideten Menschen tanzen, um dem Winter den Garaus zu machen. Wer Lust und Zeit dazu hat, kann um einen Tag (oder eine Nacht) verlängern und die Luzerner Fasnacht in vollen Zügen geniessen. Somit wäre auch der viel gelobten Work-Life-Balance genüge getan. ↑

Josef Inauen ist zuständig für den Highspeed-Inkjetdruck bei Xerox (Schweiz). Davor war er für Marktentwicklungsprogramme und neue Drucktechnologien in der Papierindustrie zuständig.

inauen.53@bluewin.ch