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Zentrales und Lokales richtig gemixt

Daniel Tschudi sieht die Stärke von Ricoh vor allem in japanischen Tugenden. Diese sollen die Firma als Anbieter von Bogen-Digitaldrucksystemen in der Schweiz schon bald zur Nummer 1 machen.

PUBLISHER: Das Umfeld im Produktionsdruck und speziell in der grafischen Industrie ist heute sehr hart. Wie erleben Sie diesen Markt?

Daniel Tschudi: Dieser Markt ist hart aber dennoch voller Chancen. Man darf nicht vergessen, dass das Digitaldruckvolumen auch in der grafischen Industrie weiter wächst. Deshalb ist der Produktionsdruck für Ricoh sehr interessant. Wir haben hier in den letzten acht Jahren viel erreicht – und noch viel vor!

Nämlich?

Wir wollen in der Schweiz unseren Marktanteil im Bogen-Digitaldruck von heute 29 auf 40 Prozent erhöhen und damit zur klaren Nummer 1 werden.

Da werden Ihre Mitbewerber ein Wörtchen mitreden. Wie wollen Sie das er­reichen?

Es geht uns darum, unseren Kunden als Partner zum Erfolg zu verhelfen. Das ist mehr als nur Geräte in den Markt zu stellen.

Das sehen auch Ihre Mitbewerber so. Was machen Sie besser?U

nsere Kunden sollen sich am Markt differenzieren können. Eine solche Möglichkeit bieten zum Beispiel unsere Systeme mit einer fünften Farbstation. Damit sind Weissdruck und Lackeffekte möglich, wie sie sich früher nur mit sehr viel teureren Systemen realisieren liessen. Ricoh investiert sehr viel in Forschung und Entwicklung und ist eine eigentliche Innovationsmaschinerie. Das gibt uns einen entsprechenden Vorsprung.

Also sind wir doch wieder bei den Geräten angekommen?

Dieselbe Innovationskraft treibt auch die Entwicklung bei der Software voran. Und am Schluss geht es um das Zusammenspiel aller Komponenten. Gefragt sind also Lösungen inklusive entsprechender Beratung und Support. Sieben von zehn Systemen gehen bei uns mit einer solchen Lösung zum Kunden. Um diese Lösungen zusammen mit den Kunden zu entwickeln, haben wir in den letzten Jahren erfahrene Fachleute angestellt, welche die Kundenbedürfnisse genau verstehen. Und als weitere Komponente ist für den Kunden ein erstklassiger Service wichtig. Wenn die Systeme stillstehen, nützt die beste Lösung nichts!

Auch das mit dem erstklassigen Service schreiben sich alle Anbieter auf die Fahne!

Sicher, aber wir können es belegen: Ein Break-Fix dauert bei uns im Schnitt weniger als vier Stunden. Wir haben das dichteste Service-Netz in der Schweiz, auch in Randregionen. Dies dank unserer sehr erfolgreichen MFP-Systeme im Office-Markt. Davon profitieren auch die Kunden im Produktionsdruck.

Wie bringt Ricoh es auf die Reihe, dort besser zu sein, wo sich alle anderen auch anstrengen?

Ich denke, da spielen mehrere Faktoren zusammen. Ich war früher in US-amerikanischen Firmen tätig und da fallen mir jetzt bei Ricoh einige japanischen Tugenden speziell auf: Dazu gehören zum einen die langfristige Planung und die Bereitschaft, dafür auch einmal kurzfristig schlechtere Quartalszahlen hinzunehmen.

Eine weitere Stärke ist der gute Mix zwischen zentraler und lokaler Fokussierung. Die Strategie lautet, hier zentral zu entwickeln und dies mit der nötigen lokalen Flexibilität gut auf den Boden zu bringen.

Können Sie das anhand eines konkreten Beispiels erläutern?

Ein gutes Beispiel dafür ist der Service, den ich bereits vorher angesprochen habe. Da sind wir lokal sehr gut aufgestellt, können jedoch auf zentral entwickeltes Know-how zurückgreifen. So stehen unseren Technikern jetzt neu entwickelte Handhelds zur Verfügung, die ihnen die Arbeit massiv erleichtern.

Sie haben Ricoh als Innovations­maschinerie bezeichnet. Was kommt da in näherer Zukunft auf uns zu?

Inkjet wird in der Branche viel bewegen und wir haben mit der Pro VC60000 ein sehr vielversprechendes System am Start. Es bietet Offsetqualität auf allen Medien ohne Vorbehandlung. Wir werden in den nächsten sechs Monaten ein erstes System bei einem Druckdienstleister in der Schweiz installieren und damit bestimmt für einiges Aufsehen sorgen. Daneben versprechen wir uns vom 3D-Druck sehr viel. Wir konnten an der Drupa das grösste am Markt verfügbare System vorstellen.

3D-Druck hat sicher viel Potenzial, aber ist das tatsächlich ein Thema für die grafische Industrie?

Sicher! Ich bin überzeugt, dass 3D-­Druck als Service auch für Drucker ein Geschäftsmodell ist. Es wird auch hier darum gehen, Volumen zu bündeln und Maschinen auszulasten. Im Prinzip ist das ja nichts Neues: Man nimmt Daten entgegen, produziert und liefert fristgerecht. Die Türe zu diesem neuen Markt steht jetzt offen und Ricoh wird interessierte Druckdienstleister in diesem Bereich gerne als Partner unterstützen!

Interview: Martin Spaar

Daniel Tschudi

Daniel Tschudi ist seit fast vier Jahren Mitglied der Geschäftsleitung der Ricoh Schweiz AG und verantwortlich für den gesamten Verkauf und das Consulting. Zuvor war er bei Hewlett-Packard als Country Manager Imaging and Printing und in verschiedenen EMEA Positionen tätig.

In seiner Freizeit treibt er gerne Sport wie Skifahren, Joggen oder Velofahren. Er liebt es, die Zeit mit der Familie in den Bergen zu verbringen.