Editorial
Das Book-on-Demand-Konzept öffnet also jedem Publisher die Türen zur eigenen Buchproduktion. Wie unser Beispiel zeigt, ist es nun nicht mehr eigentlichen Buchverlagen vorbehalten, «richtige» Bücher herauszugeben. Wir werden also in nächster Zeit eine eigentliche Demokratisierung der Buchproduktion und des Verlagswesens erleben. Die Umwälzugen des Buchvertriebes durch das Internet (Amazon etc.) werden diesen Prozess noch beschleunigen.
Was nun aufs Erste nach eitlem Sonnenschein tönt, hat natürlich auch seine Schattenseiten. Die tiefere Eintrittsschwelle zum Herausgeben eines Buches wird uns neben einer erfreulichen Vielfalt zwangsläufig auch mehr schlechte Bücher bescheren. Darunter wird das Image der Gattung Buch künftig sicher leiden. Bis jetzt boten die Verlage mit ihren Lektoren als Filter nämlich auch eine gewisse Garantie für die Qualität der Bücher auf dem Markt.
Wir stehen also an der Schwelle zu einer neuen Ära in der langen Tradition des Buches. Es wird für uns alle spannend sein, diese Entwicklung nicht nur mitzuverfolgen, sondern aktiv mitzugestalten. Denn das Prinzip der On-Demand-Produktion bezieht uns alle mehr denn je in den ganzen wirtschaftlichen Prozess mit ein. Wenn nur noch exakt bedarfsgesteuert produziert wird, heisst das doch in der Umkehrung auch, dass nichts in Produktion geht, was nicht nachgefragt wird. In diesem Sinn haben wir es nicht nur als Publisher, sondern vor allem auch als Konsumenten in der Hand, zu bestimmen, wie es mit dem Kulturgut Buch weitergehen soll. Denn auch hier gilt: Die Technik selbst bietet nur Optionen. Es liegt an uns zu entscheiden, wie und in welchem Mass wir diese nutzen wollen.
Martin Spaar