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DVD-Brennen, Teil 2: Software

DVD-Übersicht, Teil 2

Eine Scheibe für jede Mattscheibe

Mit einem DVD-Rewriter und spezieller DVD-Authoring-Software lassen sich Bilder sowie Audio- und Videodaten als DVD-Video brennen und auf jedem neueren PC oder einem Fernseher wiedergeben.

MARKUS ZITT Eine beschreibbare DVD (Digital Versatile Disk) eignet sich nicht nur, um gigabyteweise Daten zu horten und auszutauschen, sondern ist als DVD-Video schlichtweg das Medium für interaktive, multimediale, hochqualitative Präsentationen in bester Bild- und Tonqualität auf (beinahe) jedermanns TV- oder PC-Bildschirm. Der DVD-Video-Standard wurde zwar für (lange) Spiel- und Dokumentarfilme geschaffen, lässt sich aber dank immer günstigeren Brennern und DVD-Rohlingen ebenso für professio­nelle Auftragsarbeiten (Firmenporträts, Hochzeitsreportagen etc.) oder gar private Urlaubvideos nutzen. So ist die beschreibbare DVD-Video für Profi- und Hobby-Videofilmer das adäquate und lang ersehnte Medium für ihre präsentationsreifen Werke. Von den Vorteilen eines einfach herstellbaren DVD-Videos können nicht nur Videofilmer profitieren, denn schliesslich lässt sich die Videoscheibe überall dort sinnvoll einsetzen, wo Multimediadaten interaktiv, möglichst plattform­unabhängig und in bester Bild- und Tonqualität präsentiert oder publiziert werden sollen. Anwendungsbeispiele sind etwa das Foto-Portfolio eines Fotografen, ein filmischer und fotografischer Katalog eines Immobilienmaklers, eine PR-Produktpräsentation samt druckreifen Bilddaten, eine multimediale Stellenbewerbung, eine Präsentation mit Businescharts oder ein privates Fotoalbum.

Vorteilhafte Disk

Die DVD-Video unterscheidet sich kaum von einer gewöhnlichen DVD mit Computerdaten. Die Videodaten müssen lediglich in spezieller Form in einem bestimmten Verzeichnis namens VIDEO_TS liegen und die DVD im Universal Disc Format vorliegen, wogegen Computer-DVDs auch in den klassischen Dateisystemen HFS und ISO 9660/Joliet angelegt werden können. Das Verzeichnis «VIDEO_TS» beherbergt die Videoobjects (.VOB) und die Menüs (.IFO) und deren Backup-Variante (.BUP) und wird als DVD-Video­zone bezeichnet, in der harte und weiche DVD-Videoplayer nach abspielbaren Daten Ausschau halten. Das Verzeichnis AUDIO_TS ist übrigens nicht für die Tonspuren reserviert, sondern enthält allenfalls die Dateien für den DVD-Audio-Player. (Die DVD-Audio und die konkurrierende Super Audio CD sind hochqualitative Nachfolger der Audio-CD.) Alles ausserhalb dieser beiden Verzeichnisordner wird als «DVD-others zone» bezeichnet und kann Dateien für den Computer enthalten. Auf einem DVD-Video lassen sich also auch Daten für Mac, Windows und CD ablegen. So können auf einer DVD beispielsweise ein Videoclip und dessen selektierte Projekt- und Rohdaten archiviert oder für PR-Zwecke neben einer Multimediaschau für PC und TV auch hoch aufgelöste druckreife Produktbilder untergebracht werden. Gegenüber einer Distribution auf einer klassischen VHS-Videokassette hat DVD viele Vorteile: Man gelangt rasch über Menüs zu verschiedenen Kapiteln, die DVD ist handlicher und verlustfrei abzuspielen. Ausserdem kann man ein breites Zielpublikum erreichen, vom PC-Anwender bis zu jenen Leuten, die den Computern scheuen. Für die Wiedergabe auf einem Fernseher oder Videoprojektor braucht es ein geeignetes Wiedergabegerät wie einen DVD-Player, der schon bald ein Bestandteil jedes Haushaltes mit Fernseher sein wird, oder einen der (noch) teuren DVD-Videorekorder. Die einzige Voraussetzung für die Wiedergabe am PC ist ein DVD-ROM-Laufwerk mit Software zum Abspielen.

Bereit fürs DVD-Authoring

Fürs Erstellen eines DVD-Video-Inhaltes wird eine DVD-Authoring-Software benötigt, wogegen zum Brennen von Daten-DVDs normale CD/DVD-Brennprogramme wie Toast oder Nero eingesetzt werden können. Sowohl ein Brenn- als auch ein einfaches Autorenprogramm wie MyDVD für Windows werden mit Brennern geliefert. Bei den Macs mit integriertem DVD-Brenner gehört iDVD zum Lieferumfang. Die Autorenprogramme sind sozusagen das Gegenstück zu XPress und InDesign in Printpublishing bzw. zu GoLive, Dreamweaver und FrontPage im Webpublishing. Mit ihnen werden die Mediendateien zu einer DVD zusammengefügt und arrangiert beziehungsweise mit Tasten und Menüs verknüpft. Autorenprogramme besitzen übrigens keine Videoschnitt- und Bildbearbeitungsfunktionen. Um die Rohdaten zuvor in die gewünschte Form zu bringen, muss man auf spezielle Programme wie FinalCut Pro, Premiere und Photoshop zurückgreifen und die bearbeiteten Bilder und Videos in bestimmten Dateiformaten bereitstellen. BMP, JPEG und TIFF, teilweise auch PSD, Pict und Targa, sind die üblichen Bilderformate. Photoshop-Dateien mit mehreren Ebenen dienen in den Profiprogrammen für Tasten in verschiedenen Zuständen. Andere Bilddateiformate müssen konvertiert, Vektordaten ohnehin erst gerendert werden. Die Videodaten müssen in der Regel als MPEG2 und MPEG1 vorliegen, vereinzelt können die Autorenprogramme auch QuickTime- und AVI-Filme übernehmen. Die Vorgehensweise beim Authoring entspricht etwa derjenigen, die man von Videoschnittprogrammen her kennt. Die Mediadaten (Assets), Menühintergründe und Tasten werden importiert und in einer Palette bereitgestellt. Bei einfacheren Programmen (z.B. iMovie für Mac OS 9) bestehen Tasten und Menühintergrund bloss aus (eigenen) statischen Bildern, in der Regel können hierfür auch sich wiederholende Video­sequenzen verwendet werden. Übrigens erlaubt der DVD-Standard bis zu 99 Menüs pro DVD. Manche der Programme unterstützen jedoch weniger, andere mehr. Aus der Assetpalette werden die Mediendaten ins Hauptfenster gezogen und so mit Tasten verknüpft. Einfachere Programme zeigen im Hauptfenster, was später zu sehen ist, bei den semiprofessionellen wird dort – ähnlich einem Videoeditor – in einer Art Zeitleiste die Verknüpfung der Assets vorgenommen. Das Verfahren, mehrere Medien zu einem Stream zusammenzufassen, wird als Multiplex (MUX) bezeichnet. Um ein Projekt noch in der Produktionsphase überprüfen zu können, steht ein virtueller DVD-Player zur Verfügung, dessen Oberfläche im Design einer Fernbedienung gehalten ist. Vor dem eigentlichen Brennen (was teilweise durch andere Programme erledigt wird) muss die Authoring-Software ihrem zweiten Hauptzweck gerecht werden und die Mediadaten zu einem multigeplexten MPEG2-Stream wandeln (encodieren) und die Strukturdaten erzeugen. Dies erledigen die Programme automatisch, allerdings verlangt der Prozess des Encodierens dem PC einiges an Rechenarbeit ab. Dies ist der Grund, weshalb fürs DVD-Authoring relativ hohe Anforderungen an die Hardware gestellt werden (ab Pentium III/500 MHz). Die aktuellsten Rechner benötigen fürs Encodieren etwa so lange wie die Gesamtspielzeit. Das eigentlich Brennen hängt dann wiederum von der Brenn­geschwindigkeit der DVD-Rewriter ab, wobei die schnellsten Geräte mit 2,4-facher Geschwindigkeit brennen (Details siehe DVD-Brenner-Marktübersicht im Publisher 1-2002). Für Einzelanfertigungen und Kleinauflagen reichen die Consumer-Brenner. Soll jedoch eine DVD-Masterdisc erzeugt werden, muss entweder ein sündhaft teurer Profibrenner (z.B. der Pioneer DVD-R-S201 für 8590 Franken) samt speziellen DVD-R-Medien eingesetzt oder müssen die Daten auf einem Digital Linear Tape (DLT) oder einer DVD-RAM ans Presswerk geliefert werden.

Softwarelösungen

Waren DVD-Authoring-Programme noch vor einem Jahr etwas Exotisches und professionellen Anwendern vorbehalten, so hat sich dies mit der Einführung bezahlbarer DVD-Brenner und -Medien geändert – Pioneer und Apple sei Dank. Während die Preise für diese Brenner stetig fallen, bremst allerdings der anhaltende Konkurrenzkampf zwischen den verschiedenen beschreibbaren DVD-Standards (siehe Publisher 01-2002) die Verbreitung von Brennern. Dennoch wächst das Angebot an Programmen fürs Herstellen von DVDs kontinuierlich. Inzwischen können die meisten Brennprogramme DVDs beschreiben, echtes DVD-Authoring beherrschen sie jedoch nicht. Dies bieten aber vermehrt Videoschnittprogramme wie z.B. das Ulead VideoStudio 6.0 oder MGI VideoWave für Einsteiger oder das anspruchsvollere Ulead MediaStudio 6.5. Daneben erscheinen in absehbarer Zeit weitere Programme wie Ulead DVD-Workshop oder Lösungen von den Softwarefirmen Adobe, Corel und Microsoft, die die entsprechenden Technologien kürzlich vom führenden Hersteller in Sachen DVD-Software – Sonic Solutions – lizenziert haben. Von Sonic Solutions stammt auch MyDVD, das derzeit den meisten DVD-Brennern beiliegt. Zum Sortiment von Sonic gehört nach dem Kauf der Firma Daikin auch die Hollywood-bewährte hochprofessionelle DVD-Lösung Scenarist, die schon in der Basisversion etliche Tausend Franken kostet. Einsteigerprogramme sind Sonic MyDVD 3 und Apple iDVD 2. Beide ermöglichen das Erstellen einer DVD in wenigen Minuten anhand vorgefertigter Themenvorlagen, die sich allenfalls variieren lassen. Als Spezialität kann MyDVD Videodaten direkt von der Kamera in ein DVD-Projekt aufzeichnen, wobei anhand einer Szenenerkennung automatisch Kapitel mit eigenen Menütasten erzeugt werden. Ausserdem soll MyDVD DVDs später mit weiterem Material ergänzen können, was bislang kein anderes Programm vermochte. Die Oberfläche von MyDVD war übrigens ursprünglich an das (semi-)professionelle DVDit! angelehnt und kam erst in Version 3 im Apple-iDVD-Look daher. Bei MyDVD und iDVD ist die Zahl der Tasten auf maximal sechs pro Menü beschränkt. Menühintergrund und Tastenbildchen können aus Standbildern bestehen, während iDVD2 für Mac OS X.1 hier die Verwendung von Videos erlaubt. Ein Vorteil beider iDVD-Versionen ist, dass sie alle Mediendateiformate (Bilder, Videos, Audio) von QuickTime nutzen können und ein Konvertieren entfällt. Ausserdem ist die Realisierung einer Diaschau besonders einfach, denn die Fotodateien können direkt vom Finder per Drag & Drop ins Diaschaufenster gezogen werden. Im Gegensatz zu anderen Autorenprogrammen ist mit iDVD/iDVD2 die Herstellung einer Video-CD oder einer Compact-DVD auf CD-Rohlingen nicht möglich und auch mit externen DVD-Brennern tun sich die beiden iDVD-Versionen schwer. Daneben sind zur CeBit auch von Ulead zwei preiswerte DVD-Authoringprogramme für Einsteiger lanciert worden, DVD Movie Factory bringt Videofilme, DVD PictureShow dagegen ausschliesslich Fotos als Diaschau auf eine DVD (oder CD). Von Spruce Technologies stammt mit SprucUp ebenfalls ein weiteres Einsteigerprogramm, dass sich jedoch nicht wie die Konkurrenz nur auf Stereoton versteht, sondern auch 5.1-Surround-Klang auf die Scheibe bringt und dem semiprofessionellen DVDit! von Sonic Konkurrenz macht.

Professionelles DVD-Authoring

Während bei den Einsteiger- bzw. Consumer-Versionen eine einfache Bedienung im Vordergrund steht, müssen sich Autorenprogramme für die (semi-)professionelle Anwendung mehr an individuelle Gestaltungswünsche anpassen können. Ein solches Produkt ist DVDit! von Sonic, das es in mehreren Varianten gibt. Hierzulande sind die Standard Edition und die Professional Edition erhältlich, die sich nicht nur im Preis unterscheiden. In der Standard Edition ist die Anzahl der Menüs auf 10 beschränkt, während die PE-Version deren 99 erzeugen kann. Letzterer vorbehalten sind auch die Realisierung von Breitbildprojekten (16:9), der Import und das Codieren von Dolby-Digital-Audio sowie die Unterstützung von DLT-Bändern für DVD-Pressungen. Noch mehr Möglichkeiten wie das Festlegen eines Region Code, Untertitel, mehrere Audiospuren oder die Verschlüsselung (Copy protection) bieten professionelle Programme wie DVD Studio Pro von Apple und ReelDVD von Sonic. Zum Lieferumfang des englischsprachigen DVD Studio Pro, das Apple von Astarte (früherer Hersteller von Toast) übernommen hatte, gehören neben einem Untertiteleditor ein Encoder für Video, der QuickTime-Movies zu MPEG2 konvertiert, und einer für Audio, der gängige Audiodateien in Dolby Digital (AC3) wandelt. Ärgerlich ist nur, dass DVD Studio Pro nur wenige Bilddateiformate unterstützt und sich dem wohl verbreitetsten – nämlich JPEG – verweigert. Im Gegensatz zu der Einsteigersoftware wie iMovie können mit DVD Studio Pro mehrere parallele Video- und Tonspuren für Multiangle-Film sowie diverse Synchronisations- und Untertitelvarianten angelegt werden. Wer Final Cut Pro als Videoschnittprogramm benutzt, findet in DVD Studio Pro eine vertraute Oberfläche mit vier Fenstern vor. Andernfalls wirkt die graue Oberfläche mit ihren vielen kleinen Bedienelementen etwas überladen. Im Hauptfenster werden wie beim Videoschnitt die einzelnen Spuren der DVD angeordnet. Die für das DVD-Projekt benötigten Mediadateien werden im Asset-Fenster verwaltet, während ein drittes Fenster (Property Inspector) alle Eigenschaften und Einstellungen des Projekts oder der jeweils angeklickten Spur zeigt. Das Projektfenster zeigt Menüs, Spuren, Diaschauen etc. Begonnen wird die Arbeit, indem elementare Eigenschaften der DVD, wie beispielsweise der Region Code, ein allfälliger Kopierschutz oder Eigenschaften zur Wiedergabe (Seitenverhältnis, PAL/NTSC) festgelegt werden. Danach können Daten in das Asset-Fenster über ein Dialogfenster importiert oder einfach aus offenen Verzeichnissen ins Fenster hereingezogen werden. Anschliessend lassen sich diese Mediendateien auf die Spuren verteilen und die Menüs für die DVD-Struktur erstellen. Tasten und Markierpunkte werden in den Spuren gesetzt und schliesslich Verbindungen zwischen allen Elementen festgelegt. Anders als bei den Einsteigerprogrammen existieren zahlreiche Einstellungsoptionen, und es ist ein wesentlich präziseres Arbeiten möglich, was allerdings auch mit mehr Aufwand verbunden ist. Ein hinsichtlich Bedienungsweise, Funktionsumfang und Preis mit DVD Studio Pro vergleichbares Programm für die Windows-Plattform wäre übrigens ReelDVD, das Sonic Solutions durch die Übernahme des Konkurrenten Daikin ins eigene Sortiment integrieren konnte. Leider aber wird ReelDVD zurzeit in der Schweiz nicht vertrieben.

Fazit

Das Herstellen einer DVD ist keine Hexerei und rasch getan. Insbesondere die Einsteigerprogramme führen rasch zum Erfolg. Wenn die DVD jedoch ein individuelles Aussehen durch Verwendung von Menüs, Tasten oder vielen Funktionen erhalten soll, wächst der Aufwand schlagartig. Gefordert ist in jedem Fall auch ein wirklich schneller Rechner.

 

 

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