Kalte Fusion made in Switzerland
MARTIN WALTHERT Das Webportal von Schweiz Tourismus, My-Switzerland.com, bietet interessierten Reiselustigen aus dem In- und Ausland alle erdenklichen Infomationen zur Wunschdestination. Der Philosophie «Dream – Plan – Go» folgend, sollen die Webseitenbesucher nicht nur dank Bildern, Panoramaansichten, Slideshows und spezifischen Texten Appetit auf Ferien in der Schweiz erhalten, sondern ihre Trips ins Alpenland auch sorgfältig planen und gleich buchen können. Die unzähligen Reisetipps, Veranstaltungshinweise sowie Übernachtungs- und Transportvorschläge helfen dabei beim imaginären Durchlauf des Urlaubs. Über die Buchungsplattform lassen sich schliesslich die Träume und Pläne gleich umsetzen, sei es ein Pauschalarrangement, eine Chaletreservation oder der Bezug eines Bahnbilletts oder Skipistenabonnements.
ColdFusion, Macromedias Tool zu Entwicklung und Bereitstellung skalierbarer Webanwendungen, erfüllt all diese Anforderungen. Die einfache Verknüpfung von Datenbanken, E-Mails, Verzeichnissen, XML-Formaten und firmeninternen Systemen erlaubt es den Webentwicklern, komplexe Applika- tionen schnell und einfach zu programmieren. Gleichzeitig zum Entscheid für ColdFusion migrierte My- Switzerland.com ihre Datenbank von PostgreSQL nach Oracle8i.
Wir hatten Gelegenheit, uns mit Thomas Winkler, Director Web Division bei Schweiz Tourismus, und Web Application Developer Louis Brauer über MySwitzerland.com zu unterhalten.
Publisher: Seit wann betreibt Schweiz Tourismus eine Website?
Thomas Winkler: Seit 1995. Damals existierte jedoch noch keine Datenbankanbindung und die ganze Site war in HTML aufgebaut.
Publisher: Wann kam der Punkt, an dem sich MySwitzerland für ein neues Webkonzept entscheiden musste?
Winkler: 1998 entschied man sich, um dem Datenumfang und der Pflege der Site gerecht zu werden, für eine dynamische Lösung mit Datenbankunterstützung. Zum Einsatz kam die von Level 9 eigens entwickelte Programmiersprache IML, welche dazumal einige Ähnlichkeiten zu ColdFusion aufwies, jedoch nicht weiterentwickelt wurde.
Als ich Mitte 2000 zu MySwitzerland stiess, war für mich klar, dass man sich von der proprietären Lösung IML abwenden sollte. Die technologischen Grenzen und die Abhängigkeit von Level 9 waren zu gross. Auch die bis dahin verwendete PostgreSQL-Datenbank war nicht zufrieden stellend.
Publisher: Weshalb nicht?
Winkler: Sowohl von der Geschwindigkeit wie von der Verfügbarkeit her. Ausserdem wäre die Zusammenarbeit mit ColdFusion kaum möglich gewesen.
Publisher: Waren Sie am Entscheid, ColdFusion einzusetzen, beteiligt oder lag die Initiative bei Level 9?
Winkler: Nein, der Entscheid kam von uns. Mit der Datenbank Oracle und ColdFusion lag uns ein optimales Paket vor. Vorteilhaft war, dass bei Level 9 das Know-how sowohl für Oracle wie auch für ColdFusion schon vorhanden war.
Publisher: Was spricht konkret für Macromedias ColdFusion?
Louis Brauer: Wichtig ist sicherlich die native Unterstützung von Oracle. Auch breite Verfügbarkeit, Skalierbarkeit und Plattformunabhängigkeit waren wichtige Kriterien. Zudem ist der Einstieg in ColdFusion um einiges leichter als beispielsweise in Java.
Publisher: Welche Alternativen gab es?
Winkler: Wir haben uns eigentlich ziemlich schnell auf ColdFusion fokussiert.
Brauer: Ja, es gab dazumal relativ wenig Alternativen: ASP oder ColdFusion.
Winkler: Eine PL/SQL-Lösung kam nicht in Frage, da der Schritt von einer Tag-basierten Sprache auf eine prozedurale zu gross gewesen wäre.
Publisher: Ein Vorteil von ColdFusion soll ja sein, dass, wenn das Grundgerüst einmal steht, der administrative Aufwand reduziert wird. Wie viele Personen sind bei MySwitzerland mit dem technischen Unterhalt der Website beschäftigt?
Brauer: Im Prinzip nur ich.
Publisher: Level 9 hat also mit der Administration der Website nichts mehr zu tun?
Winkler: Richtig, uns war es wichtig, dass wir das ganze System alleine im Griff und unter Kontrolle haben. Dies ist mit ColdFusion möglich.
Publisher: Die Seite MySwitzerland.com bietet einen gigantischen Datenumfang. Hat man sich mit 6 verschiedenen Sprachen und verschiedensten Herkunftsländern nicht ein bisschen übernommen? Wählt man nämlich beispielsweise als Sprache Spanisch aus, erscheinen trotzdem immer wieder englische Beiträge.
Winkler: Ja, doch ist dies ein finanzielles und kein technisches Problem. Wir können es uns nicht leisten, alle Texte in alle Sprachen zu übersetzen. Deshalb ist die Grundsprache Englisch; wenn also ein Text in einer anderen Sprache nicht verfügbar ist, erscheint er in Englisch. Zudem ergeben sich durch die Aufteilung in Märkte und Sprachen natürlich extrem viele Konfigurationsmöglichkeiten. Wenn nun also jemand als Herkunftsland Deutschland wählt, aber als Sprache Spanisch, stehen die von den deutschen Kollegen für ihren Markt generierten Beiträge neben allgemeinen Informationen, die ins Spanische übersetzt wurden. Es lohnt sich einfach nicht, jede Konfiguration voll umzutexten.
Publisher: Rückblickend auf das letzte Jahr: Hat sich der Umstieg auf ColdFusion gelohnt? Gab es grössere Schwierigkeiten?
Winkler: Der Umstieg hat sich absolut gelohnt. Es ergaben sich keinerlei Schwierigkeiten. Von Oktober 2000 bis November 2001 stieg die Anzahl Visits um 140%. Und trotzdem ist die Performance der Site sogar noch gestiegen.
Brauer: Einen extremen Performanceschub ergab auch der Ende September 2001 vollzogene Wechsel von ColdFusion 4.5 zur Version 5. Dadurch stieg auch die Stabilität bei sehr vielen gleichzeitigen Zugriffen erneut an. Die Verfügbarkeit unserer Seite ist praktisch bei 100%, wir hatten im ganzen Jahr noch keine Panne.
Publisher: Was können Sie einem Website-betreiber, der vor einer Entscheidung für ColdFusion steht, mit auf den Weg geben?
Brauer: Da wir keinerlei Probleme hatten, können wir nur auf die Vorzüge hinweisen. Ein wichtiger Punkt ist die Plattformunabhängigkeit von ColdFusion, die sich langfristig bezahlt macht.
Winkler: Die native Datenbankunterstützung bringt zudem einen grossen Performancevorteil.
Brauer: Zu beachten ist, dass Linux das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Die Lizenzfreiheit und der Support sind klare Pluspunkte. Linux erlaubt es uns, auf Intel-Hardware aufzubauen und gleichzeitig über die Stabilität eines Unix-Systems zu verfügen. Im ganzen Jahr hatten wir noch keinen einzigen Server-absturz.
Publisher: Herr Winkler und Herr Brauer, vielen Dank für das Gespräch.