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In Illustrator CS 6 wurde die Mustererstellung mit frei angeordneten Objekten sehr über-zeugend gelöst. Man kann experimentieren und fühlt sich in der Kreativität durch nichts behindert. Ein nahtloses Strukturmuster verlangt aber nach wie vor einiges an Vorarbeit.

andreas burkard Ein Muster ist eine gleichbleibende Struktur, welche eine gleichförmig versetzte Wieder­holung aufweist.

Grundsätzlich ging das in Illustrator immer sehr einfach. Zieht man eine Form in das Bedienfeld Farbfelder, so hat man bereits ein Muster erzeugt. Diese Musterform kann man nachträglich in ein neues Objekt wiederholend übertragen. Doch das Knifflige war das Erstellen eines versetzt repetierenden Musters mit freien Formen. Das musste stets genau geplant und überlegt sein. Es verlangte einiges an Handarbeit.

Die einstige Spassbremse

Bei den Mustern muss man zwischen verschiedenen Musterarten unterscheiden. Ein nahtlos versetztes Strukturmuster benötigt auch in CS 6 eine überlegte Vorgehensweise. Darauf wird später eingegangen.

Doch die ganz grosse Neuerung findet sich bei frei gestalteten Mustern. Solche Musterarten waren in den Vorgängerversionen Kreativitätskiller.

Dort musste man zuerst ein Quadrat oder ein Rechteck erstellen. In dieser Grundform wurden dann die Musterelemente angelegt. Frei gestaltete Musterelemente musste man an den Kanten platzieren. Diese Musterelemente mussten dann numerisch in den Massen der Grundform dupliziert werden. Weiter musste sich die leere Grundform im Hintergrund befinden. Die Musterelemente, samt der hinten angeordneten Grundform, konnte man in das Bedienfeld Farbfelder ziehen. Der Weg von der Idee bis zur finalen Umsetzung war steinig und erfahrenen Anwendern vorbehalten.

Der jetzige Mitdenker

Im neuen Illustrator CS 6 denkt jetzt ein ausgeklügeltes Mustersystem mit. Wird versucht, an den Ecken oder an den Kanten eine Form zu zeichnen, so stellt das Musterelement die Form automatisch in seine Mitte.

Für die freie Mustererstellung ist dieses Mitdenken die geniale Neuerung. In einer experimentellen Phase kann praktisch nichts schiefgehen. Jedes Hinzufügen einer Form ergibt sofort ein versetztes wiederholendes Muster, das den Einstellungen in den Musteroptionen unterliegt. Ist man mit dem Resultat zufrieden, beendet man den Musterbearbeitungsmodus. Das Musterfeld befindet sich nun im Bedienfeld Farbfelder.

Die Mustererstellung beginnen

Den Zugang zur neuen Mustererstellung hat man in Illustrator CS 6 über das Menü Objekt > Muster > Erstellen. Nach der Bestätigung eines Hinweises erledigt Illustrator im Hintergrund gleich vier Arbeitsschritte. Hier lohnt es sich, genau hinzuschauen:

  • Ein Musterbearbeitungsmodus wird zugeschaltet und blendet – solange der Modus vorhanden ist – das aktuelle Illustrator-Projekt aus (1).
  • Auf der Zeichenfläche erscheint ein Musterelement, in welchem das Muster aufgebaut wird (2).
  • Das neue Muster wird dem Bedienfeld Farbfelder hinzugefügt und steht somit zur späteren Verwendung zur Verfügung (3).
  • Das Bedienfeld Musteroptionen wird automatisch geöffnet und dient mit seinen vielen Einstellungen der gezielten Umsetzung (4).

Alle im Musterbearbeitungsmodus durchgeführten Änderungen werden beim Beenden des Modus auf das angelegte Farbfeld übertragen. Da-nach kann mit dem Experimentieren begonnen werden.

Ein Spiel ohne Grenzen

Das wirklich Tolle beim Kreieren eines neuen Musters ist, dass die früheren Begrenzungen förmlich weg sind. Da ist einfach nichts mehr, was den Designer in seinem Kreativitätsschub irgendwie blockieren kann. Illustrator denkt im Musterbearbeitungsmodus richtiggehend mit. Ein Muster kann innerhalb des Musterelements oder an dessen Kanten erstellt werden. Doch was genau passiert da eigentlich?

Der Musterversatz

Wird eine Form innerhalb des Musterelements erstellt, so werden ausserhalb Kopien angelegt. Standardmässig sind in den Muster­optionen 5 × 5 Kopien eingestellt, welche ausserhalb des Musterelements auf 70 % abgeblendet werden. Die Anzahl der Kopien lässt sich frei regeln. Wesentlich ist die Form innerhalb des Musterelements. Den Versatz ausserhalb des Musterelements kann man in den Musteroptionen im Bereich Musterelementtyp regeln. Standardmässig ist der Versatz in Raster eingestellt, das heisst, die Wiederholungen werden in gleichmässiger Ausrichtung angeordnet. Unterschiedliche Musterelementtypen bewirken, dass die Form versetzt wiederholt wird, sei dies nun horizontal oder vertikal. Ein zusätzlicher Ziegelversatz regelt die Distanz zur Form innerhalb des Musterelements. Ein Musterelement kann auch 6-seitig sein. Der Musterbearbeitungsmodus zeigt im Dokument sofort die unterschiedlichen Einstellungen an.

Die Musterbestandteile

Innerhalb eines Musterelements kann man ganz normal mit Illustrator-Methoden Formen zeichnen oder erstellen. Es können auch andere Inhalte verwendet werden, doch nicht bei allen ist die nachträgliche Bearbeitung garantiert.

Ein erzeugtes Muster wird im Bedienfeld Farbfelder gespeichert. Ein Doppelklick auf dieses Musterfarbfeld ermöglicht die nachträgliche Bearbeitung. Man gelangt automatisch zurück in den Musterbearbeitungsmodus.

Bei folgendem Inhalt ist die spätere Bearbeitung jedoch ausgeschlossen:

  • Symbole
  • Pinselstriche
  • Effekte
  • verschachtelte Muster
  • Diagramme

Man kann also alle diese Inhalte für ein Muster verwenden, jedoch nicht nachträglich mit den normalen Einstellungsmöglichkeiten bearbeiten.

Auch eingebettete Bilder kann man für die Mustererstellung verwenden. Platzierte Bilder kann man in Illustrator nachträglich in den Optionen des Bedienfeldes Verknüpfen einbetten.

Doch wie kriegt man bestehende Objekte in ein neues Muster? Ganz einfach über die Zwischenablage. Nach dem Ausschneiden der Objekte wählt man im Menü Objekt > Muster > Erstellen und fügt die Zwischenablageobjekte im Musterbearbeitungsmodus in das Musterelement ein.

Das nahtlose Strukturmuster

Ein nahtloses Strukturmuster benötigt auch in Illustrator CS 6 nach wie vor einiges an konzeptioneller Vorarbeit. Bei Strukturmustern muss man darauf achten, dass sich die Musterstruktur gleichmässig wiederholen kann.

In Illustrator CS 6 wechselt man dazu einfach in den Musterbearbeitungsmodus. Das Musterelement dient als Grundform. Jetzt wird die Grundfarbe definiert. Dazu wird eine Form in gleicher Grösse auf dem Muster­element erstellt und eingefärbt. Geometrische und kongruente Formen wie Kreise oder Quadrate lassen sich problemlos gleichmässig versetzen. So werden denn auch diese Formen idealerweise an den Ecken des Musterelements platziert. Andere Formen werden an den Kanten erstellt und numerisch dupliziert, sodass sie entlang einer Kante im Muster nahtlos versetzt dargestellt werden können. Auch im Innern des Musterelements werden Objekte so erstellt, dass sich ein gleichmässiger Musterkern bildet.

Das Grundelement wird anschlies­send als Maske verwendet. Um eine Maske zu erstellen, muss man in Illustrator ein Maskenobjekt zuoberst anordnen. Am einfachsten kopiert man die Grundform und fügt diese davor ein (Menü Bearbeiten > Davor einfügen). Danach wird die gesamte Konstruktion ausgewählt und im Menü Objekt > Schnittmaske als Maske erstellt. Anschliessend wird das maskierte Objekt ausgewählt und mit dem Befehl Muster > Erstellen in den Muster­bearbeitungsmodus überführt.

Die Wiederholungen ausserhalb des Musterelements weisen vorerst eine Distanz zum platzierten maskierten Objekt auf. In den Musteroptionen kann man sehr hilfreich die Musterelementgrösse an das maskierte Objekt anpassen. Alternativ könnte man auch Breite und Höhe übereinstimmend zum maskierten Objekt eingeben.

Nun ist das maskierte Objekt genau an das Musterelement angepasst und die Wiederholungen sind nahtlos. Wer den Aufbau der Grundform genau vorgenommen hat, muss sich nicht um allfällige weisse Streifen sorgen. Diese Streifen sind Kantenglättungen und bei der Ausgabe nicht sichtbar.

Muster transformieren

Ein erstelltes Muster wird letztlich in ein Pfadobjekt eingefügt. In den Allgemeinen Voreinstellungen bewirkt die wichtige Option Muster transformieren, dass das Objekt mitsamt dem Muster verschoben wird. Ansonsten verschiebt man nur das Pfadobjekt, nicht aber das vorhandene Muster. Ausserdem kann man mit den Transformationsbefehlen im Menü Objekt > Transformieren das Muster unabhängig vom Objekt skalieren oder drehen.

Musterformen kann man im Menü Bearbeiten > Farben bearbeiten > Bildmaterial neu färben sehr einfach umfärben und so an ein vorhandenes Design anpassen.

Der Autor

Andreas Burkard arbeitet in der Mediengestaltung, der Medienproduktion und in der Ausbildung. Er macht individuelle Trainings und Beratung rund um die Themen Adobe-Programme, Prepress und E-Publishing.

www.BurkardPublishing.ch

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