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Digitaler Datenjongleur

Der Digitaldruck hat die Grafische Industrie nachhaltig verändert. Mit der digitalen Transformation verändern sich Prozesse, Geschäftsmodelle und die Kommunikation mit den Kunden. Dazu gehört auch, die Möglichkeiten des variablen Drucks auszuschöpfen.

René Theiler Mit der vollständig digitalen Prozesskette müssen die Druckereien Informatikfachwissen als wichtige Kompetenz im Unternehmen integrieren, um sich von den Marktbegleitern aus IT- oder Web-Bereichen abzuheben. Mit entsprechendem Wis­sen können Unternehmen die Schnittstellen zu ihren Kunden verbessern, was neue Geschäftsfelder und Dienstleistungen eröffnet.

Bei einem variablen Produkt muss als erstes eine entsprechende Datenbank als Quelle für die Daten bestimmt werden. Projekte im variablen Datendruck werden heute von kreativen Marketingabteilungen bei den Kunden erstellt, die sich vermehrt auf den kreativen Prozess konzentrieren. In diesem Bereich gilt es, sich als Mediendienstleister sehr früh mit IT-Wissen im Projekt zu integrieren, denn Wertschöpfung entsteht in den Prozessen vor dem Druck.

Informatikkompetenz

Die Vernetzung über das Internet bietet dem Druckmarkt neue und spannende Möglichkeiten für neue Dienstleistungen. Individualisierte und mit variablen Inhalten ausgestattete Drucksachen in kleinen, bedarfsorientierten Auflagen in Verbindung mit Web- oder Cloud-basierten Technologien eröffnen interessante neue Geschäftsfelder im Bereich von personalisierten Mailings, im Transaktions- und Transpromodruck – von einfachen Dokumenten bis hin zu komplexen Angeboten mit Kauf- oder Handelsdokumentationen.

Unternehmen müssen die dazugehörenden Technologien verstehen, um Profit zu erwirtschaften. Damit die Technologie gewinnbringend genutzt werden kann, reicht es aber nicht, in eine Maschine oder Software zu investieren. Alle Vorteile rund um die Technologie gilt es zu nutzen – und das geht nicht ohne Investition in entsprechendes Fachwissen und das damit einhergehende Verständnis der Prozesse.

Unternehmer aus der Fachgruppe Vereinigung Druck Schweiz (VDS) des VSD haben in Zusammenarbeit mit der Berufsschule für Gestaltung Zürich den Lehrgang «Variabler Data Operator» erarbeitet. Sie trugen die nötigen Kompetenzen zusammen, um den Anforderungen des Marktes und den konkreten Kundenbedürfnissen entsprechen zu können. Im Lehrgang vermitteln erfahrene Anwender aus Druckereien und Experten für digitale Drucksysteme aktuelle Fertigkeiten. Im Zentrum dieser Weiterbildung steht die Aufbereitung variabler Daten unabhängig von einem System oder einer Software – eine Kompetenz, die jeder Druckdienstleister braucht, um die Anforderungen des Marktes zu erfüllen. Ein Absolvent des ersten Lehrgangs, welcher von März bis Juni 2016 stattgefunden hat, ist begeistert über die Vermittlung von Informatikgrundlagen, wodurch sich für ihn ganz neue Perspektiven in der Datenerstellung und -aufbereitung eröffnet haben.

Inhalt und Nutzen

Kurskonzepte müssen heute dem technologischen Wandel folgen und sollten sich nicht stur an Vorgaben halten, die über Jahre Gültigkeit haben. Die digitale Transformation stellt Kurs- und Schulungsanbieter vor neue Herausforderungen. Die Häufigkeit, in welcher Kurskonzepte angepasst werden, nimmt nochmals massiv zu. Transformation in den Prozessen verändert langfristig auch die Möglichkeiten und Potenziale digitaler Medien und fordert eine entsprechende Strategie und Kultur in den Betrieben der Druckindustrie, um neue Arbeitsweisen und Geschäftsmodelle zu adaptieren. Das zieht neue Formen von Kursmodellen nach sich, welche nicht mehr starren Regeln folgen. Die IT-Branche hat ihre Kurskonzepte schon lange durch geschickte Module ergänzt und kann damit auf neue Marktanforderungen schnell und gezielt reagieren.

Das Fachwissen zur Aufbereitung von variablen Daten, unabhängig davon, ob die variablen Daten vom Auftraggeber geliefert oder nach dessen Vorgaben individuell erstellt werden, gilt es richtig einzusetzen. Das Erlernte ist unabhängig von der Digitaldrucktechnologie und soll anschliessend auf Inkjet- und tonerbasierten Drucksystemen gleichermassen umgesetzt werden.

Zielgruppe

Als Zielgruppe werden Drucktechnologen, Reprografen, Polygrafen, Mediamatiker, Absolventen des Publisher-Basic-Lehrgangs oder auch Digitaldruck-Quereinsteiger angesprochen. Voraussetzung sind Erfahrungen mit Digitaldrucksystemen, Anwenderkenntnisse in Microsoft Word und Excel sowie Grundkenntnisse in InDesign. Als Abschluss erhalten die Teilnehmer eine Kursbestätigung mit praktischem Nutzen, das Fachwissen im Bereich der variablen Daten ausweist.

Die Dozenten des Lehrgangs «Variabler Data Operator» sind auf ihren Gebieten ausgewiesene Experten. Einer dieser Dozenten ist Sascha Brändle, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Druckerei Kyburz AG. Er ist überzeugt, dass zur Aufbereitung von variablen Daten Informatikgrundlagen enorm wichtig sind. Auch die Datenquelle sowie die Datentypen sind bei der Aufbereitung eines Jobs für den variablen Einsatz im Druck oder in einer Web-Anwendung entscheidend.

Im zweiten Teil seiner Lektionen geht er dann auf die Datenverarbeitung und die Script-Grundlagen ein. Die Teilnehmer erwerben Grundkenntnisse der Programmierung im Kontext mit den Spezialitäten der variablen Layouts, erfahren mehr über die Gefahren der Personalisierung und erhalten die Grundlagen des Datenschutzes vermittelt. In der täglichen Arbeit gibt es im Bereich der Datenaufbereitung und -übernahme viele Stolpersteine, die es zu beachten gilt. Daten aus verschiedenen Quellen werden aufbereitet und zur Produktion weitergeleitet. Die Dozenten legen deshalb grossen Wert auf prxisbezogene Lösungen, welche die Absolventen konkret zur Eingrenzung der Fehlerquellen einzusetzen wissen.

Variabler Data Operator

Der Lehrgang vermittelt den Teil­nehmern folgende Kompetenzen:

  • Grundlagen der Programmierung
  • korrekte Daten- und Adress­prüfung
  • Spezialitäten des variablen Layouts
  • Gefahren der Personalisierung
  • Grundlagen des Datenschutzes
  • Farbmanagement und Standards

Der nächste Kurs wird im Frühlingssemester 2017 an der Berufsschule für Gestaltung in Zürich an der Ausstellungsstrasse 104 durchgeführt. Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Website der Berufsschule (medienformfarbe.ch) oder des Verbands der Schweizer Druckindustrie VSD (druckindustrie.ch).

Der Autor

René Theiler ist Projekt-leiter Technik beim pub­lishingNETWORK, dem ­Fachverband für digitale ­Medienproduktion, sowie ­Bildungsverantwortlicher beim VSD, dem Verband der Schweizer Druckindustrie.

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