Dossiers >> Digitaldruck >> Interview >> �Der Franken-Schock hat dem Indigo-Business Auftrieb gegeben�
Artikel als PDF

�Der Franken-Schock hat dem Indigo-Business Auftrieb gegeben�

Adrian Meyer sieht das Value Printing als vielversprechende Nische für Druck­dienstleister. Eine Nische, die seiner Meinung nach noch für viele Raum bietet, die den ­Widrigkeiten des Mainstream-Marktes entkommen wollen.

PUBLISHER: Sie kennen als Bereichsleiter Digital und «Mister Indigo» bei der Chromos AG den Schweizer Druckmarkt aus nächster Nähe. Was geht da im Moment ab?

Adrian Meyer: Wir haben Überkapazitäten, nicht zuletzt wegen den immer leistungsfähigeren Systemen. Das führt unweigerlich zu einem harten Preiskampf. Jeder Druckdienstleister muss sich fragen, was er anders machen kann. Man muss sich am Markt bewegen. Ein Weg ist es, sich über die Qualität zu differenzieren. Interessant ist in dieser Hinsicht, dass der Franken-Schock dem Indigo-Geschäft Auftrieb gegeben hat. Der Leidensdruck hat etwas bewegt – mit Offset im alten Trott fortzufahren ist da keine Perspektive mehr.

Worin besteht denn konkret die Perspektive, als Druckdienstleister auf ein HP-Indigo-System zu setzen?

Mit einer Indigo kann man sich als Druckdienstleister von der Masse differenzieren, weil dieses System einmalige Möglichkeiten bietet. Neben der Druckqualität hat das Prinzip des Primern den Vorteil, mit einem Farbsystem alle Medien zu bedrucken, bei denen der Offsetdruck oder andere digitalen Drucksysteme anstehen; beispielsweise alubedampfte Papiere, Kunststoff oder Canvas. Wir sprechen da von Value Printing als lukrativer Nische. Als vor sechs Jahren Weiss als Zusatzfarbe bei den Indigos eingeführt wurde, hat dies das Druckvolumen nochmals beflügelt. Weitere Indigo-Spezialitäten sind fluoreszierende Farben, Lack-Effekte, Metallic-Effekt auf alubedampftem Papier sowie das Raised Printing, also haptische Effekte durch mehrfache Druckdurchgänge. Im Moment läuft die Sonderfarbe Pink als Neuheit sehr gut.

Die Drucksache repräsentiert die Wertigkeit eines Produkts und dieser Umstand wird dem Value Printing noch lange ein gutes Wachstum bescheren. Das sehen wir auch bei unseren Schweizer Kunden. Das Druckvolumen auf Indigos wächst seit Längerem um mindestens 18% pro Jahr!

Das ist ja alles schön und gut mit dieser Qualitätsnische, aber irgendwann sind diese Nischen ja auch besetzt, oder nicht?

Wir haben heute in der Schweiz rund 50 Indigo-Systeme auf gut 1300 Druckereien – da ist das Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft. Dagegen erwarten wir gemäss Infotrends dieses Jahr rund 600 Installationen von Toner-Digitaldrucksystemen; das wird ein harter Preiskampf an allen Fronten im Mainstream-Digitaldruck!

Welche Rolle spielen individualisierte Drucksachen als treibende Kraft zum Umstieg auf den Digitaldruck?

Da besteht noch viel Potenzial – die mangelnde Qualität der Datenbanken der Kunden, aber vielleicht auch fehlende Kreativität sind hier die hauptsächlichen Bremser. Zudem ist der ganze Workflow für das individualisierte Drucken auch für die Dienstleister eine grosse Herausforderung. HP bietet hier viele Lösungen im Bereich Hardware und Software. Im Moment ist der Smart Stream Designer mit Mosaic ein Renner, der attraktive Möglichkeiten in der Bild- und Textpersonalisierung bietet. Die Triebfeder für den Digitaldruck ist also weiterhin der Offset-Transfer. Allerdings wird hier Offset nicht 1:1 ersetzt, sondern es kommen ganz neue Workflows und vor allem Logistik-Konzepte ins Spiel. Der Kunde verlangt heute mehr und es geht alles in Richtung on demand.

Gibt es Beispiele von Druckdienstleistern, die diese Art des Offset-Transfers leben und vorexerzieren?

Speck Print ist da ein aktuelles Pa­radebeispiel. Die haben im Januar in eine Indigo 7800 investiert und jetzt den radikalen Schnitt gemacht und ihre 70 × 100-Offsetpresse durch eine Indigo 10 000 ersetzt. Die Wertschöpfung ist im Digitaldruck höher, jedoch muss man sich als Druckdienstleister auch entsprechend neu positionieren.

Ist es nicht riskant, alles auf die Karte Indigo zu setzten?

Das ist eine Option, muss aber nicht sein. Jedes Unternehmen muss für sich eine nachhaltige Strategie definieren. Die meisten Indigos sind in Offsetdruckereien platziert. Es kann aber durchaus auch sinnvoll sein, neben der Indigo ein Light-Production-Tonersystem im Einsatz zu haben: also Value Printing mit der Indigo und das weniger anspruchsvolle mit dem Tonersystem produzieren.

An der Drupa sprach alles von Inkjet als der Zukunftstechnologie: Sind da die Indigo-Systeme nicht nur eine Zwischenlösung, die schon bald von Inkjet abgelöst wird?

Gerade die Drupa hat gezeigt, dass Indigo neben Inkjet bestehen wird. HP als grösstes Inkjet-Unternehmen der Welt investiert noch immer massiv in die Indigo-Plattform und hat an der Drupa eine ganze Palette neuer Systeme lanciert. Wobei Indigo wohl bewusst ein Nischenprodukt bleiben wird. Eine Nische allerdings, die sowohl für HP als auch für die Druckdienstleister sehr lukrativ ist.

Interview: Martin Spaar

Adrian Meyer

Adrian Meyer, gelernter Offsetdrucker, ist 2002 in die Chromos (Verkauf Offset) eingetreten. Sein weiterer Weg führte ihn über die Bereiche Label- und Packaging-Printing und die Verkaufsleitung für HP Indigo in seine heutige Position als Verantwortlicher für die Bereiche Digital Druck (HP Indigo), Bogenoffset und Large Format Printing (Schweiz und Österreich). In dieser Eigenschaft ist er auch Mitglied der Geschäftsleitung der Chromos AG.

Artikel als PDF