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Abstand halten � aber bitte korrekt

Über Grep in InDesign wurde schon viel geschrieben. Trotzdem wird das Potenzial dieser Technologie bei der Layoutarbeit noch immer zu wenig genutzt. Mit einem simplen Beispiel versuchen wir die Arbeit mit Grep erneut schmackhaft zu machen.

Beat Kipfer Erlauben Sie mir eingangs zwei Fragen: Lohnt es sich, Texte in Printlayouts mikrotypografisch zu überarbeiten? Und ist der Kunde bereit, für bessere Qualität einen höheren Preis zu bezahlen?

Meine einfache Antwort darauf: Ja, es lohnt sich. Auch Laien können die gepflegte Qualität erkennen und diese von 08/15-Gestaltung unterscheiden. Dafür aber extra bezahlen? Eher nein – diese Leistung wird von einem Profidienstleister einfach erwartet.

Abstände pflegen mit Grep-Stilen

Wie bringen wir also Typo-Detailpflege und rationelles Arbeiten unter einen Hut? Dies gelingt, indem wir in InDesign den Trumpf Grep-Stile ausspielen.

Dabei handelt es sich um automatisierte, situative Eingriffe in die kleinen Details der korrekten Zeichen- und Wort­abstände am richtigen Ort.

Bei den im besprochenen Beispiel verwendeten Grep-Stilen handelt es sich um Zeichenformate mit veränderten Laufweite-Eigenschaften, welche in der Rubrik Grep im Absatzformat integriert werden. Die erstmalige Definition dieser Zeichenformate bedeutet Aufwand. Dieser wird aber nur einmalig geleistet – die Stile können dann mit kleinen Anpassungen in alle InDesign-Dokumente übernommen werden.

Warum nicht Suchen/Ersetzen?

Wer sich bisher mit dem Ersatz von «normalen» Wortzwischenräumen durch typografische Leerräume (z. B. Achtelgeviert) befasst hat, tat dies meistens manuell oder durch Suchen/Ersetzen. Beispiel: Suche Dr.«Leerraum» und ersetze durch Dr.«Achtelgeviert». Dies funktioniert zwar, ist aber fast endlos und daher sehr zeitraubend, bis alle Varianten durchgespielt sind!

Besser gehen wir davon aus, wie der Text üblicherweise daherkommt, und verwenden das «getunte» Absatzformat, welches all die typorelevanten Stellen augenblicklich korrigiert. Auch ein Stil zu diesem Zweck kann nie ganz vollkommen sein, aber er lässt sich in wenigen Minuten an die jeweiligen Bedürfnisse anpassen und dann für gleichartige Publikationen wiederverwenden – man denkt oft gar nicht mehr daran, was «unter der Haube» alles geschieht!

Abfrage definieren

Erstellen Sie vorerst die Absatzformate wie gewohnt. Sollen mehrere Textformate angewendet werden, lohnt es sich, diese basierend auf dem gleichen «Basisformat» zu definieren.

Nun analysieren wir das Korrekturbedürfnis: Im oben markierten ersten Textabschnitt soll der normale Leerraum nach den Abkürzungspunkten verringert werden (der Leerraum selber bleibt drin). Um die Abfrage gezielt definieren zu können, definieren wir diese sprachlich wie folgt: «Verringere die Laufweite eines Leerraums, wenn dieser nach einer beliebigen Ziffer mit einem Punkt steht.» Zur Umsetzung definieren wir nun ein Zeichenformat, welches einzig und allein einen Wert für die Laufweite enthält. Im Zeichenformat 01_Abstand nach Ziffer-Punkt verringern steht unter Grundlegende Zeichenformate – Laufweite der Wert –125. Um so viele Einheiten sollen Leerräume nach Abkürzungspunkten generell verringert werden (1000 Einheiten entsprechen einem Geviert = Quadrat in Schriftgrösse; 125 Einheiten entsprechen also einem Achtelgeviert). Gehen wir davon aus, dass ein normaler Wortabstand etwa einem Viertelgeviert entspricht, wird dieser demnach halbiert.

Grep-Stil in Absatzformat

In der Rubrik Grep-Stil des Absatzformats klicken wir auf Neuer Grep-Stil und wählen unter Format anwenden das soeben erstellte Zeichenformat aus. Auf welchen Text soll dieses nun angewandt werden? Die Antwort steht in der – zugegebenermassen – etwas kryptischen Zeile hinter Auf Text:

Die Zeile kommt wie folgt zustande:

  • Eingabe eines Leerzeichens
  • Klick links davon, dann öffnen wir die Optionen mit Klick auf das @-Zeichen. Unter Entsprechung wählen wir Positives Lookbehind. Die Zeichenfolge

(?<=) wird eingefügt.

  • Wir klicken zwischen = und ) und setzen über die @-Funktion Platzhalter – Beliebige Ziffer ein; dies ergibt \d.
  • Nun steht aber unser Leerzeichen nach einer beliebigen Ziffer und einem Punkt; der Punkt wird mit \. definiert.
  • So ergibt sich die komplette Abfrage (siehe oben, gelb markiert). Resultat: Alle Leerräume hinter Abkürzungspunkten nach beliebigen Ziffern werden um 125 Einheiten verringert.

Lerne Grep

Was auf den ersten Blick sehr befremdlich aussieht, ist halb so kompliziert. Man muss beileibe kein Programmierer sein (ich bin es ganz und gar nicht!), um die wichtigsten Grep-Funktionen zu verstehen. Laden Sie das Snippet herunter und ziehen Sie dieses in Ihre Datei – so haben Sie eine gute Grundlage für Ihre Typoautomatisation.

Hier finden Sie eine Step-by-Step-Anleitung zur Arbeit mit Grep-Stilen in InDesign.

Hier finden Sie das Snippet als Grundlage für die Typoautomatisierung

Referenzen zu Grep

Das Buch InDesign automatisieren von Gregor Fellenz ist in der zweiten Auflage erschienen. Weitere Infos und Bezug unter bit.ly/autoindesign

Unter bit.ly/grepref steht eine Grep-Referenz im ePub-Format zum Download bereit.

Der Autor

Beat Kipfer, Ausbilder FA, PubliCollege GmbH,3400 BurgdorfKurse und Seminare, Firmenschulungen und Supportfür Publishing und Prepress; Fachlehrer und Kursleiter an den Schulen für Gestaltung in Aarau, Bern und Zürich.

www.publicollege.ch

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