Bibliotheken fr alle
Seit Erscheinen der Creative Cloud werden die darin enthaltenen Programme regelmässig aktualisiert und dabei mit neuen oder verbesserten Funktionen ausgestattet. Das neueste Update vom Februar 2014 hat InDesign einige sehr nützliche Funktionen spendiert.
Beat Kipfer Oft werden wir von Anwenderinnen oder Anwendern von InDesign CS 6 gefragt, ob sich für sie ein Umstieg auf ein Creative-Cloud-Abo überhaupt lohnen würde. Die Antwort war bisher nicht immer ganz einfach; sie war insbesondere abhängig von den Aufgaben der betreffenden Person und den Ansprüchen an die Kompatibilität.
Die Diskrepanz zwischen CS 6 und der aktuellen Version CC 2014.2 ist nun aber so gross geworden, dass man mit dem Verbleib auf der alten Version doch auf etliche nützliche Funktionen verzichten muss.
Nachfolgend werden die vier wesentlichen Neuerungen der aktuellen Version von InDesign vorgestellt. Zusammen mit den vorhergehenden Updates bietet InDesign – eingebettet in die Creative Cloud – mittlerweile einen hohen Mehrwert.
Bestimmt kennen Sie die bisherige InDesign-Bibliothek: Darin sammeln Sie ganz einfach per Drag & Drop häufig verwendete Elemente Ihrer InDesign-Layouts, um sie an passender Stelle wieder ins Layout zu übernehmen.
Die neuen Creative-Cloud-Bibliotheken bieten einiges mehr. Sie können in mehreren Programmen eingesetzt werden und enthalten alle Assets eines Auftrags wie Farben, Textstile und Grafiken. Diese Bibliotheken können anderen Benutzern der Creative Cloud zugänglich gemacht werden. Das Handling ist etwa vergleichbar mit der Verwendung von Cloud-Diensten wie Google Drive, die Details sind jedoch abgestimmt auf die Verwendung innerhalb der CC-Programme von Adobe.
Anwendungsbeispiel: In einem Team arbeiten mehrere Personen an Aufträgen mit gleichartigen Komponenten (Kataloge, Zeitungen, Zeitschriften etc.). Wird innerhalb einer Creative Cloud für Teams eine CC-Bibliothek angelegt, steht diese augenblicklich allen Teammitgliedern mit der gleichen Gruppenlizenz zur Verfügung. Alle beteiligten Personen können Elemente aus der Bibliothek beziehen und darin ablegen.
Die Agentur erstellt zusätzlich zum Template für das Corporate Design eine CC-Bibliothek, welche alle Corporate-Farben, Absatzformate, aber auch Logos und typische Text- und Bildrahmen enthält. Mit der Funktion Zusammenarbeiten im Flyout-Menü der CC-Bibliothek lädt die Agentur nun die Personen ein, welche mit diesen Elementen arbeiten werden. Diese ihrerseits können weitere Teilnehmende einladen, die Bibliothek mitzubenutzen. Voraussetzung ist, dass alle Teilnehmer mit der Adobe Creative Cloud in der aktuellen Version arbeiten.
Bibliotheken bearbeiten: Wenn Sie eine bisherige InDesign-Bibliothek öffnen, werden Sie darauf aufmerksam gemacht, dass deren Inhalt in eine CC-Bibliothek migriert werden kann. Weitere Elemente nehmen Sie über die Symbole unten im Bibliotheksfenster auf (1):
Grafiken (Bildrahmen)
Textstile (Absatzformate)
Füllfarbe
Konturfarbe
Mit der Funktion Auf Website anzeigen im Menü der Desktop-Bibliothek gelangen Sie zur Browserversion für die Bibliotheksverwaltung. Hier stehen vielseitige Funktionen in übersichtlicher Weise zur Verfügung (2). Die Details zur konkreten Anwendung werden bei Aufruf von Weitere Informationen online detailliert erklärt.
Endlich wurde ein altes Ärgernis mit InDesign aus der Welt geschafft: Es war zwar bisher schon möglich, mehrere Elemente zu gruppieren, welche sich auf unterschiedlichen Ebenen befinden. Wurde die Gruppierung aber rückgängig gemacht, verloren die Elemente ihre Ebeneninformation – sie befanden sich alle auf derselben Ebene. Nun ist das Problem gelöst, alle Objekte befinden sich wieder auf ihrer ursprünglichen Ebene.
InDesign-Tabellen werden bekanntlich in Textrahmen eingefügt. Das bleibt grundsätzlich so, aber das Erstellen einer Tabelle ausserhalb bestehender Textrahmen wird jetzt erleichtert.
Ist kein Textrahmen aktiv, verändert sich der erste Eintrag im Tabellen-Menü von Tabelle einfügen in Tabelle erstellen. Danach erscheint der bekannte Dialog, in welchem die Tabelleneigenschaften spezifiziert werden. Nach dem OK erscheint das Einfügesymbol am Cursor angehängt; mit einem Klick entsteht ein Textrahmen, welcher die Tabelle enthält.
Was jetzt kommt, grenzt auf den ersten Blick an ein Wunder: InDesign-Dokumente werden kompatibel zu vorherigen Programmversionen! Mit IDML-Dateien hat sich dieses Problem zwar etwas entschärft. Diese lassen sich seit dem Update von Oktober 2014 sogar beim Verpacken in einem Arbeitsgang erstellen. IDML-Dateien bergen jedoch ein gewisses Restrisiko, da sie vom Ersteller konvertiert und beim Empfänger zurück konvertiert werden müssen.
Ab sofort müssen Sie beim Erstellen und Speichern einer InDesign-Datei punkto Rückwärtskompatibilität gar nichts mehr unternehmen. Die neue Funktion kommt erst beim Öffnen der Dateien mit einer Vorgängerversion zum Vorschein: Anstelle der Meldung, dass die Datei nicht kompatibel ist, erscheint ein Dialog mit der Aufforderung zum Konvertieren (3). Die Umwandlung erfolgt online über einen Cloud-Dienst von Adobe. Im Dialog wird ebenfalls auf eventuelle Inkompatibilitäten hingewiesen; dies deutet darauf hin, dass jede Konvertierung Risiken birgt. So oder so muss das Ergebnis sorgfältig überprüft werden. Aus Erfahrung ist das Risiko einer falschen Konvertierung in diesem Fall nicht so gross.
Das Ganze hat einen kleinen Haken: Die Konvertierung funktioniert nur in den vorgängigen CC-Versionen, aber nicht in CS 6 und älteren Versionen. Die Frage stellt sich, wer CC abonniert hat und nicht updatet. Bei Teamlizenzen kann der Fall eintreten, dass es Übergangfristen gibt, bis alle jeweils wieder auf dem neuesten Stand sind; dann ist die Funktion praktisch. Für alle anderen Fälle bleibt es beim IDML – das trübt die Freude ein bisschen.