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Color-Workflow von A bis Z

Jeder Drucker – vom kleinsten Inkjet-Printer bis zur Offsetmaschine – verwendet CMYK-Farben. Jede Kamera liefert aber Bilder im RGB-Modus, jeder Monitor zeigt ebenfalls RGB an. Wie und wann erfolgt im Workflow die Umwandlung von RGB nach CMYK?

Beat Kipfer Zugegeben, dieses Thema sprengt den Rahmen von InDesign, indem auch Arbeitsschritte vor dem Layouten (Konfiguration des Color-Workflows, Fragen zur Bildaufbereitung) und zu nachgelagerten Prozessen (PDF-Erstellung) beschrieben werden. Dieses «Über-den-Zaun-Schauen» ist jedoch elementar, denn die besten InDesign-Kenntnisse nützen nicht viel, wenn der Gesamtprozess bei der Dokumenterstellung nicht stimmt.

Workflow konfigurieren

Sie finden alle notwendigen Komponenten zur Erstellung hochwertiger Printdokumente als Gratis-Download unter www.pdfx-ready.ch. Unter Downloads steigen Sie ein, wählen Creator-Workflow Offset, dann Adobe CS PDF/X-4 CMYK. In den Rubriken Farbeinstellungen …, Adobe InDesign … und PDFX-ready Prüfprofile … gibt es je ein Rezept, welches die Details erklärt. Und über den PubLink am Ende dieses Artikels sehen Sie das Vorgehen zur Konfiguration Schritt für Schritt. Wer sich damit nicht die Finger verbrennen will, findet bestimmt einen fachkundigen Supporter, welcher die Konfiguration via Fernwartung mit TeamViewer oder einem ähnlichem Tool vornehmen kann (dazu sind Admin-Rechte notwendig). Aus meiner Erfahrung ist das in einer Viertelstunde pro Arbeitsplatz erledigt.

Bilder medienneutral aufbereiten

Was heisst medienneutral? Tatsache ist, dass der RGB-Farbmodus den grös­seren Gamut (Farbumfang) aufweist als jedes CMYK-Modell. Zudem ist die Umwandlung von RGB in CMYK gleichbedeutend mit der Konfektionierung eines Bildes für einen bestimmten Druckprozess: Je nachdem, ob auf gestrichenes, ungestrichenes oder auf Zeitungspapier gedruckt werden soll, ergibt sich ein total unterschiedlicher Farbaufbau. So beträgt der maximale Gesamtfarbauftrag beim Druck auf gestrichenes Papier 300%, im Zeitungsdruck jedoch nur 240?% (nach neues­ter Norm sogar nur 220?%).

Für eine multimediale Kampagne müssten folglich die Bilder als RGB- und als CMYK-Dateien mit den Profilen ISO Coated, Uncoated und Newspaper vorliegen. Beim Layouten müsste dann genau darauf geachtet werden, jeweils für jedes Produkt die passende Datei zu verwenden. Verwechslungen hätten gravierende Folgen: Einem Bild mit nur 220% maximalem Farbauftrag würde beim Druck auf gestrichenes Papier die Sättigung fehlen; umgekehrt gäbe es grössere Probleme im Druck, wenn ein Bild mit maximal 300% Farbauftrag auf einer Zeitungsseite landen würde: Schlechte Trocknung, Durchschlagen oder Abziehen auf der gegenüberliegenden Seite könnten die Folgen sein.

Gäbe es nachträgliche Bildkorrekturen, müssten all diese CMYK-Varianten wieder ersetzt werden, was zu erheblichem Mehraufwand führen würde. Bei der medienneutralen Produktion bearbeiten und verwenden wir die Bilder einzig als eci-RGB-Dateien. In Photoshop haben wir dabei den Vorteil, dass qualitativ bessere Resultate zu erreichen sind als bei CMYK-Bildern. Testen Sie die Korrektur Tiefen/Lichter in beiden Modi – die Resultate sprechen für sich.

Dank der Funktion Farbproof in Photoshop können wir bei der Bildbearbeitung trotzdem den gewünschten CMYK-Modus (Arbeitsfarbraum mit Simulation der Papierfarbe) auf dem Bildschirm darstellen. Dies ist sinnvoll, weil nicht alle RGB-Farbtöne verlustfrei in CMYK übernommen werden können. Dank diesem Softproof (oder in heiklen Fällen einem «richtigen» Farbproof vom Spezialisten) sind Sie vor bösen Überraschungen in Sachen Farbwiedergabe gefeit. Wenn Sie Ihren Bildschirm zudem noch kalibriert und korrekt profiliert haben, kann eigentlich nichts mehr schief gehen.

Farben in Layout und Grafik

Wenn jemand vom RGB-Workflow spricht, meint sie oder er jeweils die Verwendung von Bildern im RGB- statt im CMYK-Modus. Davon ausgenommen sind Vektorgrafiken und Layoutelemente. Grafiken für den Druck werden in Illustrator in den allermeisten Fällen als CMYK-Dateien erstellt und so verwendet. Denn auch in InDesign werden Farben für Flächen, Linien, farbige Titel etc. in CMYK definiert.

Kleine Abweichungen der Farbwiedergabe auf unterschiedliche Papierqualitäten werden dabei akzeptiert – diese wirken sich jeweils weniger stark als bei gerasterten Bildern aus.

PDF/X-1a vs. PDF/X-4

Der Unterschied zwischen diesen beiden am häufigsten verwendeten PDF/X-Versionen liegt glücklicherweise nicht bei den Farbeigenschaften. Sie können für beide PDF/X-Generationen mit den gleichen Farbprofilen und -settings arbeiten und folglich die gleichen Bilddateien verwenden. Der Hauptunterschied liegt im Umgang mit Transparenzen: X/1a verlangt CMYK-PDFs in der Version 1.3 mit reduzierter Transparenz. Beim PDF-Export aus InDesign mit der entsprechenden Joboption (Einstellungsdatei) werden also transparente Stellen durch opake (deckende) Pixel ersetzt. Das heute empfohlene Format ist jedoch X-4. Daraus resultiert eine PDF-1.6-Datei mit «Live-Transparenz». Moderne Ausgabegeräte können damit umgehen; insgesamt resultiert eine noch bessere Ausgabequalität.

In beiden Fällen werden also aus InDesign-Dokumenten mit platzierten RGB-Bildern reine CMYK-PDF-Dateien erzeugt (bei Bedarf mit zusätzlichen Pantone-Farben). Dabei spielt der aktuelle Arbeitsfarbraum eine entscheidende Rolle. Das verwendete CMYK-Profil sowie die im Setting definierten Regeln werden bei dieser Konvertierung angewandt. Mit so umgewandelten, standardisierten CMYK-Dateien (Coated, Uncoated oder Newspaper) kann jede Druckerei umgehen. Im Sinne eines Blind Exchange der Dateien müssen Sie als «Datenlieferant» folglich nicht mit der Druckerei diskutieren. In Absprache kann jedoch auf die Farbkonvertierung bei der PDF-Erstellung verzichtet und diese Umwandlung erst bei der Ausgabe in der Druckerei vorgenommen werden. 

Hier finden Sie eine Bildgalerie mit einer Step-by-Step-Anleitung zur optimalen Konfiguration des eigenen Color-Workflows..

PDFX-ready

Der Verein PDFX-ready wurde 2005 mit dem Ziel gegründet, einheitliche Normen für angelieferte Druck-PDF-Dateien zu schaffen und zu propagieren. Das ist in den letzten gut 10 Jahren sehr gut gelungen: Weit über die Schweiz hinaus gelten die PDFX-ready-Empfehlungen als Quasi-Branchen­standard. Unter www.pdfx-ready.ch können sämtliche für eine sichere Druckdatenübergabe erforderlichen Dateien wie Farbprofile, Joboptionen und Preflight-Profile heruntergeladen werden. Empfehlenswert ist zudem der ausführliche Leitfaden, welcher die Prozesse im Detail erläutert. Die aktuellste Version des Leitfadens geht auch im Detail auf die neuen Farbprofile der Version v3 ein.

Der Autor

Beat Kipfer, Ausbilder FA, PubliCollege GmbH,3400 BurgdorfKurse und Seminare, Firmenschulungen und Supportfür Publishing und Prepress; Fachlehrer und Kursleiter an den Schulen für Gestaltung in Aarau, Bern und Zürich. www.publicollege.ch
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