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Cover mit HP Indigo press: kratzfest und abwaschbar

Beim Cover dieses Heftes konnte die HP Indigo press ihre Tr�mpfe voll ausspielen. Speziell ist hier n�mlich nicht nur das Medium selbst, sondern vor allem die Art, wie es bedruckt ist: Vor- und R�ckseite einseitig �bereinander!

MARTIN SPAAR Auch die Drupa führte es nochmals deutlich vor Augen: Das Medium Print wird durch das Internet zwar nicht verdrängt, aber bedrängt und zum Teil in eine neue Richtung gelenkt. Im Vergleich zu einer billigen 08/15-Drucksache ist ein E-Mail-Newsletter noch billiger und für den Auftraggeber oft die Option mit dem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis. Besser gegen die neuen Medien behaupten können sich hochwertige Drucksachen, welche die Stärken dieses Mediums ausspielen – mit physischer Präsenz, überraschenden Effekten und spezieller Haptik.

So stiessen an der Drupa Lösungen im Bereich der Veredelung und des kreativen Ausrüstens auf besonders grosses Interesse. Und auch wir vom Publisher versuchen mit unseren Covers immer wieder von neuem, uns vom Gewöhnlichen abzusetzen.

Nachdem wir für unsere Heftumschläge immer wieder sehr spezielle Papiere verwendet hatten, wollten wir diesmal mit einer Folie etwas ganz Besonderes wagen. Dabei ist nicht nur das Druckmedium an und für sich speziell, sondern die Art, wie es bedruckt ist: Kratzen Sie auf der Frontseite nach Herzenslust mit dem Fingernagel, es wird keine Spuren hinterlassen und nicht ein Krümelchen Farbe lösen. Kunststück: Die Aussenseite des Covers ist ja auch nicht bedruckt. Vielmehr sind alle vier Umschlagseiten innen aufgedruckt. Wie das genau funktioniert, veranschaulicht die Grafik oben auf dieser Seite.

Das Geheimnis dahinter ist ein mehrfacher Farbauftrag mit einer weissen Trennschicht, welche das von aussen sichtbare Druckbild vom Inneren trennt. Der Vorteil dieses Druckprinzips ist ein hervorragender mechanischer Schutz der Aussenseite. Gerade bei den gegenüber dem Offsetdruck kratz­empfindlicheren Digitalprints ist das ein grosses Plus. Zudem erreicht man einen hohen Glanzeffekt auch ohne Laminierung.

HP Indigo spielt ihre Trümpfe aus

Solche einseitig beidseitig bedruckte Folien stellt man klassischerweise im Siebdruck her. Wir wollten das Projekt mit einer HP Indigo press realisieren, welches als einziges Digitaldrucksystem dazu in der Lage ist. Dies deshalb, weil man mit den Indigo-Systemen fast beliebig viele Farbschichten auftragen kann und über CMYK hinaus drei zusätzliche Farbstationen zur Verfügung stehen (siehe Kasten Seite 53). So wurden bei unseren Covers zuerst die vier Farbschichten (CMYK) des Frontsujets aufgetragen, dann vier Schichten Weiss und im Anschluss die vier Farbschichten des inneren Sujets. Die Folie blieb dabei in der Indigo für 12 Umdrehungen und Farbaufträge auf dem Gegendruckzylinder des Druckwerkes aufgespannt. Dieses Prinzip des mehrfachen Farbauftrages kann man beispielsweise auch in der Fotobuchproduktion nutzen, um den Bildern mit doppelt geführtem Schwarz mehr Tiefe zu geben. Das Weiss der Indigo kann auch genutzt werden, um auf farbigen oder metallischen Medien das Druckbild partiell zu hinterlegen. Regelmässige Publisher-Leser erinnern sich an das so produzierte Cover der Ausgabe 3-07 mit dem Goldfisch auf dem Aluminiumpapier.

Gestaltung mit kreativen Einblicken

Für die Gestaltung des aktuellen Covers wandten wir uns an Masus Meier von der Agenturtschi. Dieser fühlte sich gefordert, beim Gestalten mit 12 Farbschichten immer den Durchblick zu haben. Und so fiel ihm das Leitmotiv für die Gestaltung geradezu in den Schoss: Um Einblicke gehts, um Durchsicht, um Gucklöcher. So legt das Cover-Design die Sicht da und dort frei auf den Rücken des umseitigen Anzeigensujets; manchmal auch nur durch einen semitransparenten weissen Schleier hindurch. An anderen Stellen geht die Einsicht noch weiter, bis zum Inhaltsverzeichnis. So erscheinen in den Kreisen der Frontseite neben Textfragmenten auch Bildmotive aus dem Inhaltsverzeichnis auf der Seite 3: Schmetterlinge, ein Pantonefächer und ein Ball.

Die Auswahl der Aussparungen musste Masus Meier sorgfältig vornehmen – durften doch weder essentielle Bereiche des Inserats noch die Anreisser oder das Publisher-Logo auf der Frontseite beeinträchtigt werden. Als Hintergrundbild für das Cover wählte der Gestalter ein ruhiges Bildmotiv: einen Swimmingpool, termingerecht zu den heissen Sommerwochen.

Coverproduktion in neun Varianten ...

Die dritte Umschlagseite des Covers nutzen wir für zielgruppengerechte Angebote. So bieten wir hier den Probeabonnenten ein Schnupperabo des Publisher an und Abonnenten je nach Branchenzugehörigkeit ein passendes Produkt aus unserem Shop oder ein Angebot eines unserer Partner. Insgesamt sind es neun unterschiedliche Sujets für Zielgruppen, die zwischen 130 und 2100 Leser umfassen. Diese durch den Digitaldruck gegebene Flexibilität nutzen wir auch, um unsere Funktion als Publikationsorgan des Verbandes Sieb- und Digitaldrucktechnik Schweiz (VSDS) optimal erfüllen zu können. So stellen wir Lesern aus dem Bereich Siebdruck und Werbetechnik auf der dritten Umschlagseite ein Ringbuch vor, das unter dem Motto Sensations spezielle Siebdruck-Veredelungen von Drucksachen zeigt (siehe auch www.fespasensations.com).

... und 108000 Separationen

Produziert wurden die Covers im Showroom der Chromos AG in Dielsdorf auf einer HP Indigo press 5000. Da wie oben beschrieben auf die Innenseite der Foliencovers jeweils 12 Farbschichten gedruckt wurden, ergibt das für die 9000 Covers total nicht weniger als 108000 Separationen. Der ganze Druckjob konnte auf der Indigo trotz des speziellen Druckmediums und der vielen Farbschichten reibungslos verarbeitet werden. Es gab keinerlei Probleme mit dem Papierlauf und auch keine Farbschwankungen.

Das Resultat entspricht den hohen Erwartungen, welche man an die HP-Indigo-Drucksysteme stellt. Das Druckbild zeigt ruhige Flächen ohne störende Streifen oder Flocken und brillante Farben (siehe auch Artikel Seite 54/55). Da das ganze Cover in einem Durchgang bedruckt wurde, gibt es keine Probleme mit der Registerhaltigkeit. Die Aussparungen in der Front zeigen, dass auch der Passer sehr gut stimmt. Während die Innenseite einen normalen Glanz aufweist, profitiert die Aussenseite vom vollen Glanz der Folie. Dies kommt auf dem Inserat auf der vierten Umschlagseite besonders gut zur Geltung.

Herausforderung für den Ausrüster

Eine besondere Herausforderung stellte die Folie für die FO Print und Media dar, welche den Inhalt druckte und diesen zusammen mit dem Cover ausrüstete. Um das Brechen der Folie zu vermeiden, wurden die Umschläge im Buchdruck-Verfahren im Bund vorgerillt und anschliessend auf der Falzmaschine gefalzt. Der Sammelhefter musste mit reduzierter Geschwindigkeit betrieben werden, um möglichst wenig Ausschuss zu erhalten und die neun verschiedenen Heftsorten sauber abgrenzen zu können. Am Schluss wurde das Schutzpapier, welches die kratzempfindliche Folie während des ganzen Produktionsprozesses von der Indigo bis auf den Sammelhefter vor mechanischen Beschädigungen geschützt hatte, manuell entfernt.

Das fertige Heft dürfte als strapazierfähigster Publisher aller Zeiten in die Geschichte eingehen: absolut kratzfest und abwaschbar. Es spricht also nichts dagegen, die Publisher-Lektüre für einmal in die Badi oder an den Strand zu verlegen!

 

HP Indigo press 5000

Eine der bemerkenswerten technischen Besonderheiten der HP Indigo press 5000 ist das Farbwerk. Sieben Farbstationen geben eine grosse Flexibilität bei der Farbgestaltung der Druckerzeugnisse. Mit der IndiChrome-Technologie von HP ist der Einsatz von Spezialfarben oder die Erweiterung des Farbraums möglich, ohne dass ein zusätzlicher Druckdurchgang nötig wäre. Der Druck von Spezialfarben nennt sich HP IndiChrome OffPress. Bei dieser Anwendung können die Farbbehälter fünf bis sieben für Firmenfarben genutzt werden. Mit Orange, Violett, Rot, Grün, Blau, Hellgelb und Transparent lassen sich laut HP 97 Prozent des Pantone-Farbbereichs simulieren. Diese Möglichkeiten haben wir beim Publisher-Cover der Ausgabe 3-06 demonstriert.

HP IndiChrome OnPress bezeichnet einen Prozess, bei dem die beiden zusätzlichen Farben zum CMYK-Farbraum hinzugenommen werden. Möglich sind Fünf-, Sechs- und Siebenfarbendruck. Im Sechsfarbendruck lässt sich die Farbpalette dank Orange und Violett augenfällig erweitern, natürlich vor allem im orange und violetten, aber auch im grünen Bereich – ein solches Siebenfarben-Cover war in der Ausgabe 6-07 des Publisher zu bewundern. Im Fall des aktuellen Publisher-Covers haben wir zusätzlich zu den CMYK-Farben Deckweiss eingesetzt. Das Deckweiss dient als Sperrschicht zwischen den beiden Cover-Motiven. Für die Produktion des Covers war entscheidend, dass sich die Farbreihenfolge frei wählen lässt.

Eine zweite Besonderheit ist der Flüssigtoner ElectroInk, der sehr kleine Teilchengrössen von ein bis zwei Mikrometer aufweist und über eine Trägerflüssigkeit eingebracht wird. Dank einem Primer (man könnte auch von Grundierung oder Haftvermittler sprechen) haftet der Flüssigtoner auf fast jedem Untergrund. So lässt sich nicht nur Papier bedrucken, sondern auch Spezialfolie: metallisch beschichtete, transparente oder aber PVC-Folien. Das Druckverfahren mit ElectroInk gibt laut Hersteller Gewähr für satte, ausdrucksstarke Farben und scharfe Textwiedergabe. Die Druckauflösung beträgt 812 × 812 dpi und die Rasterung 144–230 lpi. Das entspricht ungefähr einem 60er- bis 90er-Raster.

Die Druckleistung der HP Indigo press 5000 beträgt 4000 A4-Vierfarbendrucke pro Stunde. Bei Einfarbendrucken sind es 16000 pro Stunde. Für eine gute Auslastung gibt es drei Papierzuführungsfächer, die verschiedene Bedruckstoffe aufnehmen, so dass seltener ein Papierwechsel erforderlich ist. Beim Papiertransportmechanismus ist keine Neueinstellung beim Wechsel der Papierart erforderlich. Verarbeitbar sind Papierformate bis 320 × 470 Millimeter, der Druckbereich beträgt maximal 308 × 450 Millimeter. Gestrichene Papiere dürfen zwischen 80 und 350 g/m2 wiegen, ungestrichene zwischen 65 und 350 g/m2.
Was das Finishing angeht, unterstützt die HP Indigo press 5000 ein breites Spektrum an Lösungen von Drittherstellern zum Schneiden, Falzen und Rillen, Versiegeln, Binden und Heften, u.a. von Duplo, Morgana, Horizon und MBO/Hohner.

Weitere Informationen
Chromos AG
8157 Dielsdorf
Tel. 044 855 50 00
Fax 044 855 51 10

www.chromos.ch

 

Folex-Digitaldruck-Folien

Die Schweizer Beschichtungsfirma Folex stellt verschiedene Digitaldruckfolien her, die speziell auf die aktuellen Systeme abgestimmt sind. Die Paletten reichen von klar-transparenten über matt-transluszente bis zu weiss-opaken Folien. Für spezielle Effekte kommt auch noch eine spiegelnde Silberfolie dazu. Folex steht mit allen Herstellern von Digitaldrucksystemen in engem Kontakt, und sämtliche Medien sind von diesen geprüft und für gut befunden worden.

www.folex.ch

 

Produktionspartner

Bei der Produktion des Covers unterstützten uns folgende Partner, bei denen wir uns herzlich bedanken möchten.

Agenturtschi
Kreation der Frontseite durch Masus Meier von der R. Turtschi AG, Visuelle Kommunikation

www.agenturtschi.ch

Chromos AG
Vertrieb Schweiz von HP-Indigo-press-Digitaldrucksystemen
Projektmanagement: Philipp Frommenwiler;
Operating: Guy Meyer

www.chromos.ch

FO Print & Media AG
Druck Heftinhalt und Ausrüsten der Zeitschriften
Kontakt: Mirjam Rüeger

www.fo-print-media.ch

Folex AG
Hersteller Digitaldruckfolie für das Cover
Kontakt: Thomas Hadorn

www.folex.ch

 

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