Dossiers >> Digitaldruck >> Fachartikel >> Das grosse Erwachen
Artikel als PDF

Das grosse Erwachen

Wenn es bis dato niemand geglaubt hat, dann ist es mit dieser Drupa hiermit offiziell und die Botschaft soll verbreitet werden: Die Druckindustrie ist zu einer absoluten Hightech-Industrie geworden. Die Streifzüge durch die 19 Messehallen haben das ganz klar unter Beweis gestellt. Schade, dass dies wieder einmal nur die Brancheninsider wissen und nicht die breite Öffentlichkeit. Daran sollte gearbeitet werden, damit die Wahrnehmung der Druck- und Verpackungsindustrie wieder eine andere wird, eine wesentlich bessere. Unsere Industrie ist kein «Erfüllungsgehilfe» für die Herstellung von 08/15-Projekten, sondern kreativer Gestalter von Produkten und Dienstleistungen, ohne die unsere Welt ganz anders aussehen würde. Nicht ganz unberechtigt war da die Meinung zu hören und der Wunsch zu vernehmen, dass auch die hohe Politik auf der Messe auftreten sollte, um so dieser Industrie ihre Wertschätzung zu zeigen. Stellen Sie sich vor, Frau Merkel würde am Morgen ihre Zeitung oder ihr Magazin nicht bekommen?

Die Drupa hat auch wieder zu ihrem normalen Rhythmus gefunden: Vier Jahre anstatt drei. Gott sei Dank wurde diese (gute) Entscheidung Mitte der Messelaufzeit nicht zuletzt aufgrund des massgeblichen Drucks einiger Aussteller getroffen. Der neue Termin: 23. Juni bis 3. Juli 2020. Wenn man die Wetterbedingungen der diesjährigen Drupa heranzieht, so kann das durchaus ein heisser Event werden. Individuell bedruckte Badehosen oder Bikinis werden wohl der Renner werden.

Die Drupa 2016 war eine gute Veranstaltung. Es gab wahnsinnig viel tolle und vor allem kaufbare Technologie zu sehen. Stellvertretend für all die vielen getätigten Investitionen mag das Beispiel des Sieb- und Digitaldruckunternehmens Standard Chan‘s aus Hongkong herhalten. Dieses kaufte auf der Messe einen 3D-Drucker Massivit 1800. Die Geschäftsführerin Monica Chan meinte dazu: «Nachdem wir über Massivit-Drucker gehört haben, recherchierten wir etwas. Dann haben wir beschlossen uns den Drucker auf der Drupa anzusehen und haben ihn einfach gekauft.» Wunderbar, so funktioniert Business … weltweit. Vorausgesetzt, man hat die richtige Technologie parat. Und die gab es in Hülle und Fülle – und sie war vor allem digital.

Diese Drupa zeigte auch, wie sehr sich die Industrieunternehmen untereinander vernetzen – Kooperationen einzugehen, ist das Gebot der Stunde. Unternehmen arbeiten wie nie zuvor in der Industrie zusammen. Ein gutes Beispiel – wieder stellvertretend für viele – ist KBA, das nun Entwicklungen sowohl mit HP als auch mit Xerox vorantreibt.

Und es war eine Drupa – und das finde ich besonders toll – der Anwendungen und Applikationen. Auf den Ständen gab es Hunderte, wenn nicht Tausende von Druckprojekten zu bewundern, die mit Anlagen verschiedenster Provenienz hergestellt wurden. Eine bessere Werbung für die Druckindustrie kann man sich nicht vorstellen.

Ausserdem gibt es neue Themen, die zeigen, wie sich die Branche dreht. Augmented Reality in der Umsetzung, 3D-Druck, funktioneller Druck oder gedruckte Elektronik sind Bereiche, wo man durchaus Wachstumspotenziale erwarten darf. Nicht umsonst war das Interesse für diese Bereiche enorm.

Trotz aller Digitalisierungstrends sind es aber immer die Menschen, die es ausmachen. Menschen, die verstehen, was dieser Industrie guttut und für sie wichtig ist. Viele von diesen wunderbaren Persönlichkeiten habe ich in Düsseldorf getroffen. Darüber freue ich mich, denn es waren auch viele junge Kolleginnen und Kollegen dabei. Ein gutes Signal, dass gerade diese die Zukunft der Branche in Düsseldorf berühren wollten.

Michael Seidl

Artikel als PDF