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Die HP Indigo 2000 beweist in der Praxis ihre Vielseitigkeit

Die HP Indigo 2000 beweist in der Praxis ihre Vielseitigkeit

Chance nicht versiebt

Bei Weiss Siebdruck & Schriften AG werden vor allem Spezialmedien gedruckt. Die HP Indigo S2000 eröffnet in Kombination mit bestehenden Elementen des traditionellen Siebdrucks neue Möglichkeiten.

DAVID LEE Die Weiss Siebdruck & Schriften AG bedruckt so ziemlich alles: Kleber und Etiketten, Textilien, Mausmatten, Pickpay-Aushängeschilder und sogar Suchtpräventions-Tramwagen. Wie schon aus dem Firmennamen zu erkennen, ist das Stammgebiet der Firma aus Nürensdorf der Siebdruck.

Siebdruck: ein Verfahren für alle Fälle

Dieses universelle Druckverfahren eignet sich zum temperatur- und wetterbeständigen Bedrucken von Spezialmaterialien wie Kunststoff, Aluminium, Textilstoff und Klebefolien. Die Druckfarbe wird durch eine Druckform, bestehend aus Siebgewebe und Druckschablone, auf den Bedruckstoff übertragen. Mit einem Rakel wird die Druckfarbe zuerst auf das Sieb verteilt. In einem zweiten Arbeitsschritt wird die Druckfarbe an den offenen Siebstellen hindurch auf den Bedruckstoff gepresst. Der Farbauftrag beim Siebdruck ist fünf- bis zehnmal so dick wie bei anderen Druckverfahren. Die dadurch gewonnene Farbbrillanz macht die Technik geeignet für hochwertige Werbedrucke, Schilder, Plakate und Verpackungsdrucke.

Der Siebdruck ist ein relativ aufwendiges Verfahren. Die Geräte selbst brauchen viel Platz, dazu kommt ein Lagerraum mit verschiedenen Sieben und zahlreichen Farben. Für jede Druckfarbe wird ein eigenes Sieb benötigt. Die Grundkosten für einen Vierfarbendruck betragen so bereits CHF 1500.–, da man vier Siebe vorbereiten und nachher wieder reinigen muss. Zusätzlich werden häufig Sonderfarben benötigt, da bei Aufklebern, Plakaten und sonstigen typischen Siebdrucksachen Logofarben und speziell leuchtende Farben gefragt sind.

Eine Herausforderung für den Digitaldruck

Lange Zeit war es nicht möglich, das schwerfällige Siebdrucksystem durch ein digitales Verfahren zu ersetzen. Zum einen entwickeln xerografische Systeme eine zu hohe Hitze, sodass ein sensibles Material wie dünner Kunststoff sofort zu brennen beginnt. Trockentoner, wie ihn die meisten Digitaldrucker verwenden, lässt sich zudem kaum auf Material auftragen, das nicht mit Papier wenigstens verwandt ist. Auch haben gewöhnliche Papierdruckmaschinen in der Regel ein Problem mit besonders dickem Material. Auch Material, das nur beschränkt flexibel ist, stellt die meisten Druckmaschinen vor Probleme, weil es während des Durchlaufs gebogen werden muss.

Die HP Indigo S2000 als ideale Siebdruckergänzung

Die HP Indigo S2000 kommt als Einzige mit diesen speziellen Anforderungen zurecht und kann den Siebdruck ergänzen. Deshalb hat Hans-Peter Weiss seine Druckerei mit einem solchen Gerät ausgestattet. Dass nur eine HP Indigo in Frage kam, hat unter anderem mit der Drucktechnik der Indigo-Systeme zu tun, die sich von der Konkurrenz grundlegend unterscheidet.

Die S2000 frisst fast alles

Beim Thermooffset-Prinzip des HP-Indigo-Systems wird flüssige Farbe in Festform gebracht («polymerisiert»). Der Prozess wird zwar ebenfalls durch Wärme ausgelöst, aber durch die extrem kurze Übertragungszeit wärmt sich das Material nur auf etwa 40 Grad auf. Die Erwärmung wird über ein beheizbares Drucktuch aus Gummi ausgelöst, das die Farbpigmente schmelzen lässt und in einen dünnflüssigen Kunststofffilm umwandelt. Bei Berührung des Flüssigtoners mit dem kühleren Bedruckstoff wird der Toner auf diesen übertragen, haftet dort und verfestigt sich sofort. Sobald der Druck die Maschine verlässt, ist er so trocken, dass eine Farbübertragung auf andere Exemplare (Abziehen) ausgeschlossen ist. Die Weiterverarbeitung kann unmittelbar beginnen. Das Material wird an der Stelle, wo es den Zylinder durchläuft, leicht gebogen; ansonsten läuft es gerade durch die Maschine. So kommen auch eher steife Materialien wie Hart-PVC in Frage, nur bei total starrem Material wie Glas muss das Gerät passen. Die HP Indigo S2000 wird darum auch als idealer Drucker für Kreditkartenaufdrucke angepriesen.

Materialien bis 0,5 mm Dicke sind problemlos bedruckbar. Die tatsächliche maximale Dicke hängt von der Dichte des Materials und der Experimentierfreudigkeit des Druckers ab; Weiss gehört hier zu den mutigeren und hat bis jetzt gute Erfahrungen gemacht.

Primern als Vorteil

Die Farbe haftet nicht auf jedem Material von selbst. Auf den ersten Blick erscheint es als Nachteil, dass der Bedruckstoff zuerst mit einem Primer vorbehandelt werden muss. Werden sehr viele unterschiedliche Medien bedruckt, erweist sich dieses universell verwendbare Konzept aber im Gegenteil als Trumpf. Mit der entsprechenden Vorbehandlung lassen sich die unterschiedlichsten Materialien für die Indigo bedruckbar machen. Druckmaschinen, die keinen Primer benötigen, sind dagegen auf Papier optimiert und können ihre Toner auch mit Vorbehandlung nicht einfach auf Kunststoffschichten auftragen.

Im Siebdruckverfahren gehörte das Primern sowieso schon immer zum Arbeitsdurchlauf. Daher kann Weiss seine bisherigen Geräte auch als Primer für die Indigo benützen. Es entsteht keinerlei Mehraufwand durch die Umstellung auf den Digitaldruck.

Die Farbe muss halten

Viele der anfallenden Drucksachen sind nicht für den wohlklimatisierten Büroraum bestimmt, sondern Wind und Wetter, Licht und Abnützung ausgesetzt. Daher werden die von der HP Indigo S2000 gedruckten Medien anschliessend im Siebdruck lackiert. Erst mit dieser Zusatzbehandlung bestehen sie auch den Härtetest von Weiss, der nicht bloss ein wenig mit dem Finger darüberfährt, sondern das Papier faltet und mit dem Daumen einritzt. Die Farbe hält, man sieht keine weissen Striche.

Weiss hat sowohl sein Siebdruck- als auch sein Digitaldruckverfahren von der EMPA testen lassen. Die Resultate des Digitaldrucks sind der Siebdruckqualität mindestens ebenbürtig.

Schneller, besser und billiger

Mit der Einführung des Digitaldrucks schlägt die Druckerei Weiss mehrere Fliegen auf einen Streich. Die Drucklaufzeit verkürzt sich von etwa zwei Wochen auf weniger als drei Tage, inklusive Primern und Lackieren.

Der Geschwindigkeitsvorteil fällt insbesondere dann massiv aus, wenn viele verschiedene Aufträge in relativ kleinen Auflagen gedruckt werden sollen. Wie von einer Digitaldruckmaschine nicht anders zu erwarten, produziert die Indigo kleine Auflagen auch massiv kostengünstiger.

Nicht zu vergessen ist auch der ökologische Faktor: Mit der Indigo werden weit weniger Schadstoffe produziert als mit dem Siebdruckverfahren.

Zu allem Überfluss bringt die Umstellung erst noch einen Gewinn in der Druckauflösung. Der Siebdruck erreicht maximal ein 60er-Raster, während die Indigo S2000 mit 812 dpi druckt, was einem 80er-Raster entspricht. Auch der Brillanz des Siebdrucks kann die Indigo das Wasser reichen. Der Farbraum ist 15–20% grösser als im CMYK-Offsetdruck, und auch im Vergleich mit anderen Digitaldruckmaschinen besticht die Indigo S2000 durch ihre Brillanz. Gerade beim Bedrucken von Klebern sind sehr häufig leuchtende Farben und Sonderfarben gefragt. Die Indigo S2000 verfügt neben den Farben für CMYK über zwei weitere Farbwerke für Sonderfarben. Von der «Elektro-Ink» sind alle Pantonegrundfarben erhältlich, wodurch sich Weiss von einem externen Lieferanten alle möglichen Pantonefarben mischen lassen kann.

Neue Möglichkeiten dank Digitaldruck

Der Digitaldruck ist nicht nur eine Verbesserung des Siebdrucks, sondern eröffnet neue Möglichkeiten. Kleine Auflagen werden bekanntlich rentabler. Im Fall der Weiss Siebdruckerei ganz besonders, denn Drucksachen wie Kleber und Etiketten erreichen wegen ihrer geringen Grösse selten hohe Bogenauflagen. Beispielsweise werden für 4000 Kleber von 4x7 cm bloss 100 A3-Bogen benötigt. Die Kosten von CHF 410.– liegen damit weit unter den Grundeinrichtungskosten für einen Siebdruckjob. Und wer braucht schon mehr als 4000 Kleber derselben Sorte auf einmal?

Mit der Indigo S2000 kann variables Drucken nun auch bei Spezialmaterial eingesetzt werden. Dazu wird «Yours Truly» verwendet, eine mit der Indigo S2000 mitgelieferte QuarkXPress-XTension.

Autobatterien mit Permanent-Make-up

Der Nutzen des Digitaldrucks ist gut sichtbar bei einem langjährigen Kunden der Druckerei, der AVB Batterie AG. Diese Firma verkauft Autobatterien für Händler in der Schweiz. Je nachdem, ob eine Batterie für die Migros, eine Honda- oder Nissangarage bestimmt ist, muss sie anders bedruckt werden. Dazu gibt es jeweils noch verschiedene Batterietypen pro Firma, welche wiederum unterschiedliche Aufdrucke erfordern.

Billige Batterien haben in der Regel bloss einen Papieraufdruck, der die enormen Temperaturunterschiede unter der Motorhaube oder Motorreinigungen nicht unbeschädigt übersteht. Die AVB Batterie AG lässt deshalb schon lange von der Druckerei Weiss Kunststoffetiketten bedrucken, die dem rauhen Klima eines Motorraumes gewachsen sind. Bisher geschah das mit dem Siebdruck. Den Wechsel zum Digitaldruck sieht man den Aufdrucken an. Während alte Batterien aus Aufwandgründen bloss zweifarbig waren, kann die AVB Batterie AG ihre Kunden jetzt mit ansprechender gestalteten Batterien beliefern. Das bedeutet für die Kunden ihrerseits wieder einen Mehrwert: Dass sich ein Produkt mit einer schönen Verpackung besser verkauft, ist eine Binsenwahrheit. «Dem Kunden ist es doch völlig egal, womit ich etwas drucke», sagt Hans-Peter Weiss, «wichtig ist, was er davon hat.»

Ein weiterer Vorteil ergibt sich aus der Möglichkeit zum Drucken mit variablen Daten. Artikelnummer, Leistung und EAN-Code werden variabel aufgedruckt. Früher mussten für diese wechselnden Daten separate Kleber produziert werden, damit wenigstens das gleich bleibende Logo eine relativ hohe Auflage erreichte und man die variablen Daten so einfach wie möglich halten konnte. Wofür früher drei Kleber nötig waren, braucht es jetzt noch einen.

Ab 20000 Etiketten ist gemäss Hans-Peter Weiss der Rollensiebdruck immer noch günstiger. Doch die Auflagen für die Batterieaufdrucke bewegen sich um die 1000 Exemplare, wo der Digitaldruck unschlagbar ist.

Drucken ist nur ein Teil der Dienstleistung

Die Verschiebung vom Siebdruck auf den Digitaldruck stellt jedoch nicht alles auf den Kopf. «Das Drucken ist nur ein Teil des Produkts, damit alleine ist es noch nicht getan», stellt Weiss klar. «Digitaldruck nur als eine andere Art des Druckens zu betrachten, führt nicht zum Erfolg. Erfolgsversprechend ist der Digitaldruck in Kombination mit dem Know-how bestehender Produktionsmittel.»

Dies trifft in seinem Fall besonders zu. Neben dem eigentlichen Drucken umfasst ein typischer Arbeitsgang das Primern, Drucken, Lackieren und Zuschneiden. Bei den Batterieaufdrucken werden die Bogen im Format 70x100 cm geprimert (mit der Siebdruck-Infrastruktur), dann auf das Indigo-Format 32x46 zugeschnitten, gedruckt, lackiert (wieder im Siebdruck) und mit einer ebenfalls bereits vorhandenen Schneidmaschine geschnitten. Auch bei Digitaldruckjobs wird also weiterhin die Infrastruktur aus dem Siebdruck verwendet. Ein frisch gegründetes Digital­druckunternehmen ohne die Siebdruckerei im Hintergrund könnte deshalb nicht die gleichen Produkte anbieten.

Kombination von Sieb- und Digitaldruck

Manchmal ist sogar der eigentliche Druckteil der Produktion noch ein Zusammenspiel von Sieb- und Digitaldruck. Ein Aufkleber, der für eine Glasscheibe bestimmt ist, soll von beiden Seiten nicht spiegelverkehrt betrachtet werden können. Dazu wäre normalerweise ein beidseitiger Druck nötig, aber da die eine Seite klebt, muss alles von der gleichen Seite aufgetragen werden. Weiss löste das Problem, indem er erst die eine Seite mit der Indigo bedruckte, dann mit dem Siebdruck eine Schicht Weiss auftrug und anschliessend die andere Seite des Klebers wiederum mit der Indigo bedruckte. Man könnte auch die Weissschicht mit der Indigo drucken (als Sonderfarbe), doch diese trägt zu wenig dick auf, um den darunter liegenden Druck wirklich zu überdecken.

Materialauswahl nicht trivial

Aus dem Siebdruck können nicht nur die Geräte weiterverwendet werden, sondern auch das Know-how. Zum Beispiel die Materialkenntnisse, die eine Wissenschaft für sich bilden. Nur schon für Kleber gibt es Hunderte von Medien, aus denen es für jede Anwendung die richtigen auszuwählen gilt. Damit soll sich der Kunde nicht herumärgern müssen. Hingegen soll er erfahren, welche Möglichkeiten er überhaupt hat: Kleber, die sich sehr gut ablösen lassen, solche, die noch bei grosser Hitze und Feuchtigkeit haften usw.

Digital gedruckte Testkleber in Kleinstauflagen erleichtern dabei die Auswahl. Eine Käserei beispielsweise benötigte Aufkleber für Kunststoffkisten, die immer wieder gewaschen werden müssen. Ein Testkleber wurde mit einem billigen Material hergestellt und erfüllte die Anforderungen. So profitiert auch der Kunde: Er kauft keine zu teuren Materialien ein, geht aber andererseits auch nicht das Risiko ein, aus Kostengründen eine ungenügende Qualität auszuwählen.

Einmal mehr zeigt sich, dass digitale Druckmaschinen als Teil eines komplexen Produktionsprozesses zu verstehen sind und auf diesen abgestimmt sein müssen. Für das Unternehmen Weiss Siebdruck & Schriften AG scheint die HP Indigo S2000 mit ihrem breiten Spektrum an bedruckbaren Medien wie geschaffen.n

 

 

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