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Digital bedruckte Folien f�rs Auto

Mit dem C30 hat Volvo ein neues Modell lanciert, dessen Design sich dem eigenen Geschmack anpassen lässt. Die Spezialfolien werden von der Rutschi AG gedruckt und auf die Karosserie geklebt. Diese Anwendung eröffnet neue Möglichkeiten in der Werbetechnik.

Katrin Koch Large Format Printing eröffnet der Werbetechnik neue Geschäftsfelder. Heute kann der Autokäufer nicht nur seine Lieblingsfarbe wählen, auch das Aussendesign gehört beim Volvo C30 seit August 2008 zum optionalen Autozubehör. So kann das Design des Autos den Vorstellungen des Käufers entsprechend zusammengestellt werden. 38 Designs in verschiedenen Farben stehen zur Auswahl und können unter www.volvocarspromotion.ch interaktiv ausprobiert werden.

Individualität punktet

Inspiriert von früheren Volvo-Klassikern wie dem P1800 ES von 1960, dem so genannten Schneewittchensarg, und vom Volvo 480 aus dem Jahr 1965, deren Heckklappen aus Glas bestehen, kam 2006 der Volvo C30 auf den Markt. Der knackige, kompakte Dreitürer mit dem markanten Glasheck zielt auf ein modernes und trendbewusstes Publikum.

Hier holte der schwedische Autobauer aus zum zweiten Schlag und entwarf knapp 40 verschiedene Foliendesigns – zusammen mit den anderen Optionen wie Innenausstattung und Bodykit aus Frontspoiler, Seitenschürzen und Heckspoiler ergeben sich so Tausende von Varianten, wie der Volvo C30 bestellt werden kann. Wie Peter Rask, der Direktor von Volvo Automobile Schweiz, es ausdrückt: «Die neuen Design­folien passen optimal zur modebewussten, urbanen Zielgruppe des C30, denn sie sprechen genau jene Volvo-Fahrerinnen und -Fahrer an, die Spass daran haben, in einem Auto zu fahren, das sich von der Menge abhebt.»

Adaption auf die Schweiz

Im Frühjahr 2008 lief das Projekt erfolgreich in Schweden an. Da jener Markt gut mit dem der Schweiz vergleichbar ist, ähneln sich auch die Erfolgsfaktoren und das Risiko ist kleiner. So wurde im Juli die Idee in der Schweiz und ebenfalls in Frankreich aufgegriffen. Einige der in Schweden verwendeten Designs wurden geändert, andere verworfen. Die Folienpalette in der Schweiz reicht von «Polka Dots» und Spektralstreifen über Combat-Prints in verschiedenen Farben, Holzimitat und sportlichen Linien bis zu Fantasieornamenten.

Volvo fasste das jüngere Publikum um die 30 Jahre ins Auge: Poster, TV-Spots locken, ein Car-Configurator im Internet lädt zum Ausprobieren der verschiedenen Layouts ein.

2D kontra echte Rundungen

Was in der Theorie einfach aussieht, ist in der Praxis sehr komplex. Je stärkere Rundungen ein Auto aufweist, desto anspruchsvoller wird die genaue Umsetzung eines Entwurfes. So auch beim Volvo C30: Um die Folie gemäss Layout applizieren zu können, wurden diverse Datennachbearbeitungen getätigt und Probeverklebungen angefertigt. Dazu kommt der Anspruch auf Perfektion der Schweizer Kundschaft – die montierten Folien dürfen nicht gebastelt aussehen, die Übergänge an den Kanten sollen unauffällig sein, Karos und Streifenmuster müssen optisch unbeeinflusst darüberlaufen. Reklamationen kämen den Verklebungsspezialisten teuer zu stehen, denn die Fahrzeuge müssten zurück nach Zürich geführt und neu beklebt werden.

In Zusammenarbeit mit 3M evaluierte der Autobauer die passende Folie für diesen Zweck: Die Folie trägt die Bezeichnung Controltac IJ180. An «ex­tremen» Stellen wie der Antenne oder den seitlichen Rückspiegeln (beispielsweise bei den Modellen Combat, Glen Check und Spectrum) wird Controltac IJ380 verwendet. Beide Folien wurden von 3M für den Einsatz in der Verkehrswerbung entwickelt. Einerseits haften sie ideal auf der Autokarosserie und schützen während der Anwendungszeit den Lack vor Kratzern, Sonneneinstrahlung, Hagel- und Steinschlag. Andererseits lassen sich die Folien auch nach Jahren wieder restlos entfernen und verursachen auf dem beklebten Untergrund keine Korrosion. Diese Eigenschaften der Controltac-Folie sollen auch den Wiederverkaufswert des Autos positiv beeinflussen.

Bedruckt wird die Folie bei der Rutschi AG in Zürich auf einem Mutoh Spitfire mit 3M-Mild-Solvent-Tinte der Serie 600. Diese entspricht dem Match-Component-System (MCS) von 3M, wodurch auf den Druck statt der üblichen Drei-Jahre- eine Fünf-Jahre-Garantie gegeben werden kann.

Hinzu kommt, dass ein Auftragsvolumen wie dasjenige der Folienerstellung für die Volvo C30 kaum von einem weniger grossen Werbetechnikbetrieb als Rutschi hätte ausgeführt werden können. Ausserdem ist der Geschäftssitz von Rutschi bloss 200 Meter vom Volvo-Hauptsitz entfernt.

Verpacken

Der Käufer kann sein Fahrzeug samt der auffälligen Verkleidung bei jedem Schweizer Volvo-Vertreter bestellen. Die Beklebung des gereinigten und entwachsten Fahrzeuges mit der Design­folie findet direkt in den Montageräumen des von 3M autorisierten Vertragspartners und Verklebungsspezialisten Rutschi AG in Zürich statt. Sie erfolgt ausnahmslos durch deren Fachpersonal. Die gesamte Karosserie wird dabei komplett verklebt, ausgespart werden aber die Scheiben, Gummiabdichtungen und der Kühlergrill. Auch die Kunststoffteile werden nicht beklebt: Stossfänger, Radhausverbreiterungen, Seitenschutzleisten, Rückspiegel sowie die Türgriffe, sofern die Farbe zum Design passt.

Der Folienklebstoff ist ausgelegt auf eine ideale Haftung auf lackierten Oberflächen, kann jedoch ohne Rückstände oder Lackschäden wieder entfernt werden. Das optionale Bodykit kann auf Wunsch und gegen Aufpreis ebenfalls beklebt werden.

Daniel Früh, Stellvertretender Geschäftsleiter bei Rutschi AG: «Ein Folienset besteht aus 6 Teilen für Dach, Motorhaube, Seiten, Front und Heck. Vor der Montage werden Türgriffe, Front- und Heckleuchten sowie die Innenverkleidungen der Türen entfernt. Bereits die Reinigung der Fahrzeuge erfordert besondere Aufmerksamkeit, damit die Folienhaftung auch an Problemzonen mit 3D-Verformungen oder an Kanten gewährleistet ist.»

Die Folienteile werden nach dem ersten groben Platzieren eingemessen und dann mithilfe von Kunststoffrakeln auf den Flächen angebracht. Dabei werden anfangs auch Dichtungen und Türöffnungen überklebt. In einem weiteren Arbeitsschritt wird die Folie entfernt beziehungsweise geschnitten und um die Kanten geklebt und geföhnt. Dies gewährleistet bei gestreiften oder gemusterten Prints, dass sie optisch ununterbrochen weiterlaufen. Durch die Demontage von Türgriffen, Leuchten und der Türinnenverkleidung vereinfacht sich die Arbeit und die Abschlüsse können schöner geschnitten werden.

Für ein effizientes und gelenkschonendes Arbeiten werden die Autos mit einem Hydrau­liklift auf eine angenehme Arbeitshöhe angehoben. So bleiben auch Staub und Schmutz am Boden.Das Angebot von Volvo in Zusammenarbeit mit der Firma Rutschi AG umfasst die Vollverklebung und zwei Jahre Garantie. Das individuelle Karosseriedesign kostet 3900 Franken. Im Preis nicht inbegriffen ist die Entfernung der Folie. Das Angebot läuft unbegrenzt. Eine Evaluation Ende diesen Jahres wird zeigen, wie wirksam diese Marketingstrategie tatsächlich ist.

Gut zu wissen

In den ersten zwei Wochen nach der Beklebung darf das Fahrzeug weder in der Waschstrasse noch mit einer Hochdrucklanze gereinigt werden. Der Klebestoff braucht diese Zeit, um eine optimale Haftung zu entwickeln. Später kann die Hochdrucklanze bis auf etwa 40 Zentimeter herangeführt werden. Abgesehen von Polituren, von denen abgeraten wird, kann das Fahrzeug mit herkömmlichen Mitteln gereinigt und gepflegt werden.

Bei bereits versicherten Fahrzeugen, welche auf diese Weise modifiziert werden, sollte dies der Versicherung gemeldet und die Farbe als «bunt» eingetragen und die Folie als Zubehör in der Police vermerkt werden. Dadurch ist sie im Falle eines Schadens von der Versicherung gedeckt.

Unter einem Dach

In Werbetechnikbetrieben kann dieser Prozess von der Entwicklung des Designs, den Farbanpassungen und dem Print bis zum fertig eingepackten Auto innerhalb einer Firma stattfinden.Dies erleichtert die Kommunikation mit dem Kunden sowie unter Fachleuten und vereinfacht den Datenaustausch.

Es ist bei allen Fahrzeugen unabhängig von Marke oder Alter möglich, die Karosserie vollständig mit Folie einzupacken. Dabei können eingefärbte Folien genauso verwendet werden wie weisse, die mit dem Large Format Printer bedruckt und individuell gestaltet werden können. Die Verklebung mit Folien ist nicht nur reversibel, also leicht wieder zu entfernen, sondern auch kostengünstiger als das Neulackieren.

Auffallen, unbedingt

Volvo hat hier den starken Trend zur Personalisierung aufgegriffen, welcher gerade auch der Werbetechnik neuen Schwung verschafft. Es handelt sich um eine einzigartige Möglichkeit der Personalisierung, die über bisher bekannte Werbemassnahmen hinausgeht – auch weil sie für Privatpersonen sehr attraktiv ist. Dies vor allem wegen des tiefen Preises, der nur durch die Produktion eines grossen Volumens möglich wird. Als Massenprodukt eignet sich dieses spezielle Autozubehör nicht, weil es nur auffallen kann, solange der Grossteil der Fahrzeuge unifarben unterwegs ist. Zudem ist es für den Durchschnittsbürger ein teures Gadget.

In Österreich bietet Suzuki bereits ein ähnliches Angebot wie Volvo hierzulande. Die Marketingstrategie für den C30 wird von Volvo im Herbst auf unser Nachbarland ausgeweitet.

Marketingstrategie

Volvo will mit dem C30 die für den Konzern neue Zielgruppe der 25- bis 35-Jährigen erreichen. Diese verlangt nach einem dynamischen, modernen, frischen Auto – und Volvo ging darauf ein mit diesem Fahrzeugtyp, der sich zur Golfklasse zählt und sich vom klassischen Volvo durch einen sportlicheren und optisch runderen Auftritt abhebt. Kein Fahrzeug des schwedischen Autobauers konnte je so individuell zusammengestellt werden: Wahl der Mittel- und Aussenkonsole, Bodykit, Motorbauweise, Teppich, Sitzbezüge, Felgen, Einlagen – die 38 in der Schweiz zur Auswahl stehenden Foliendesigns sind ein weiteres Highlight dieses Fahrzeugs. Und dank der einfachen Handhabung kann die Folie sozusagen als kurzlebiges Accessoire nach einigen Monaten auch wieder gewechselt werden – das Auto macht eine Persönlichkeitsentwicklung mit. Für die Marke Volvo lohnt sich diese Art von PR schon nach wenigen Wochen, weil sie von sich reden macht.

 

Weitere Informationen

Volvo Automobile (Schweiz) AG
Thurgauerstrasse 105
8065 Zürich
Tel. 044 874 21 00
Fax 044 874 21 10

www.volvocars.ch

Controltac-Folie und 3D-Laminat

3M Controltac Plus Farbfolien Serie 180 und 180C sind gegossene PVC-Folien mit permanentem Acrylatklebstoff. Der Klebstoff ist zur Abdeckung besonders kontrastreicher Untergründe grau eingefärbt (ausser 180-15, -25 und -114). 3M Controltac Plus Farbfolien Serie 180 und 180C wurden für den Einsatz in der Fahrzeug- und Verkehrsmittelwerbung entwickelt. Sie sind zum Bedrucken mit Siebdruckfarben oder mit lösemittelbasierten Tinten vorgesehen. Die kleinen Luftkanäle im Klebstoff ermöglichen äusserst schnelles und blasenfreies Verkleben bei Temperaturen von +4 °C bis +38 °C.

Das verwendete 3M Scotchcal Schutzlaminat der Serie 8580 ist ein 3D- verformbares, transparentes und glänzendes Schutzlaminat. Es bietet mit nur 0,302 mm Dicke einen Langzeitschutz für Digitaldruckgrafiken im Bereich Fahrzeugvollverklebung. Zudem schützt es die Basisfolie Serie IJ180 und IJ380 auch gegen UV-Strahlen und physikalische Einflüsse. Es wurde speziell für die Fahrzeugvollverklebung mit der IJ380 entwickelt und passt sich 3D-Untergründen und Negativüberdehnungen an.

 

Weitere Informationen

3M (Schweiz) AG
Eggstrasse 93
8803 Rüschlikon
Telefon 044 724 90 90

www.3m.com

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