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Digital gedruckte Farbtafeln

Ein bedeutender Anteil aller Drucksachen wird in Farbe gestaltet und mit der Vierfarben­skala im Offsetverfahren zu Papier gebracht. Zur Auswahl der Farben leistet eine gedruckte CMYK-Referenz wertvolle Dienste bei der Designarbeit – analog einem Pantone-Fächer, nur vielseitiger, da eben mit Skalen- statt Sonderfarben gedruckt.

Eric A. Soder Farbige Vektorobjekte sind allgegenwärtig: etwa Logos, Hintergrundflächen, Diagramme sowie Linien, Balken und Tabellen/Kästchen als wiederkehrende Layoutelemente. In einer periodischen Publikation oder einem Erscheinungsbild werden die einmal ausgewählten Farben immer wieder eingesetzt; somit ist es sinnvoll, nicht einfach nur schnell am Bildschirm etwas zusammenzuklicken, sondern eben eine Farbtafel zu konsultieren und sich zu vergewissern, dass die Farbe auf dem vorgesehenen Papiertyp auch tatsächlich die gewünschte Anmutung hat. Denn man kann es nicht oft genug wiederholen: CMYK-Werte ergeben visuell keine absolute Farbe, sondern müssen immer im Kontext der Drucksituation und des Papiers verstanden werden. Dazu kommt die Beleuchtung, auf die wir jedoch beim Endverbraucher keinen Einfluss haben. Krasse Unterschiede zwischen dem Druck auf Zeitungs- und hochwertigem Bilderdruckpapier werden wohl niemanden vom Fach erstaunen, doch selbst bei den gestrichenen Qualitäten kann sich die Farbwiedergabe auf einer matten Oberfläche wahrnehmbar von derjenigen auf glänzendem Papier unterscheiden. Einerseits haben glänzend gestrichene Sorten meist ein etwas gelblicheres Papierweiss als matt gestrichene. Andererseits wirken die Farben auf mattem Papier ein wenig stumpfer, weil das Druckbild durch die diffuse Reflexion des Umgebungslichtes stets etwas überstrahlt wird, während man glänzende Drucksachen «automatisch» so hält, dass die gerichtete Reflexion von der Blickrichtung weg zielt. Dieser Unterschied ist gewöhnlich aber viel kleiner als etwa der Unterschied zwischen gestrichenem und ungestrichenem Papier (bei Letzterem schlägt die Farbe infolge der höheren Saugfähigkeit stärker weg und verliert deutlich an Leuchtkraft). Solchen technischen Eigenheiten gilt es bei der Gestaltung Rechnung zu tragen, ausserdem sprechen oft auch handfeste praktische Gründe für die Verwendung einer Aufsichtsreferenz – etwa, wenn ein Farbton aus einem Druckmuster oder von einem physisch vorliegenden Produkt übernommen werden soll. Dann kann man die Vorlage einfach schnell auf oder neben die Farbtafel halten, um die Farben zu vergleichen und die beste Näherung zu finden. Demgegenüber scheitert ein Vergleich zwischen Monitor und Aufsichtsvorlage in den meisten Fällen schon an der grundsätzlich verschiedenen Charakteristik der jeweiligen Lichtquellen, Helligkeiten und Kontrastumfänge.

ISO-Standard visualisiert

Basis des ersten Farbtafelbooklets einer Serie von PQF Imaging sind der Prozess-Standard Offsetdruck (PSO) und ISO/DIS 12647-2 beziehungsweise das von der ECI empfohlene Referenzprofil ISOcoated_v2_300_eci.icc gemäss den Charakterisierungsdaten Fogra 39L für Bogenoffset auf glänzend oder matt gestrichene Bilderdruckpapiere (Typen 1 und 2). Entscheidend für die Qualität der Farbtafeln als visuelle Referenz ist, dass die farbmetrischen Sollwerte gemäss der Charakterisierung möglichst genau eingehalten werden. Dies ist im Offsetdruck keine triviale Aufgabe, weil dort viele Prozessparameter zu Schwankungen in der Farbwiedergabe führen. Zur Reduktion solcher Probleme wurden die PQF-Farbtafeln stattdessen auf einer Digitaldruckmaschine produziert, die eine bessere Farbstabilität erreicht. Da die eingesetzte HP indigo press 5000 einen etwas grösseren Farbraum abdeckt als die ISO-Referenz Fogra 39, wurden die mit dem entsprechenden Referenzprofil definierten Farbtafeln per Device-Link-Profil direkt in den Druckfarbraum verrechnet, sodass die bestmögliche Repräsentation der Farbwiedergabe nach PSO/ISO-Standard gewährleistet ist. Diese mathematische Datentransformation ist im Allgemeinen besser zu handhaben und genauer als die Farb­regelung an einer Druckmaschine oder bei der Plattenbelichtung. Überhaupt besteht ja das Grundkonzept des standardisierten Druckens gerade darin, die Druckmaschine stets so kon­stant wie möglich im optimalen Bereich gemäss der Vorgabe des Standards zu fahren.

Fein abgestufte Farbtöne

Eine Übersicht der CMYK-Werte in Form von Farbtafeln sollte visuellen Kriterien genügen und einen guten Kompromiss zwischen der Auflösung der Farbtöne und der Unterscheidbarkeit benachbarter Farbfelder finden. 256 Digitalwerte oder Stufen von einem Prozent pro Grundfarbe sind definitiv zu viel des Guten, da wir so kleine Farbunterschiede nicht oder fast nicht mehr wahrnehmen können. Bei Referenzwerken ist eine Abstufung in Schritten von 10% recht verbreitet, für eine feinere Auflösung mit mehr Nuancen verwenden anspruchsvollere Produkte 5%-Stufen. Aus dem Format einer Farbtafel und der Anzahl Stufen pro Farbachse ergibt sich die Grösse der einzelnen Farbfelder. Für eine optimale Wahrnehmung mit dem menschlichen Auge sollte der Betrachtungswinkel aus physiologischen Gründen etwa zwei Grad betragen; bei den PQF-Farbtafeln messen die Felder 8 mm, der ideale Betrachtungsabstand dafür sind 23 cm, etwas weniger als die durchschnittliche Lesedistanz. Die Grösse der Farbfelder ist also eher klein, dafür kann das Format des spiralgebundenen Booklets mit 21 × 21 cm als handlich durchgehen – auch ein wichtiger Aspekt für den Gebrauch in der Praxis.

Bunt- versus Unbuntaufbau

Das CMYK-Modell beschreibt einen Farbraum mit vier Dimensionen; bei 5%-Stufen ergeben sich für jede der Grundfarben C, M, Y, K 21 mögliche Werte, und sämtliche Kombinationen daraus summieren sich theoretisch auf 214 = 194 481 Farbfelder. Praktisch sind es weniger, weil ja der maximale Gesamtfarbauftrag (die Summe der übereinander gedruckten Flächendeckungen aller Skalenfarben, kurz GFA) beschränkt ist. In dem Referenzprofil, das den PQF-Farbtafeln zugrunde liegt, beträgt der maximale GFA 300 Prozent, und bei alternativen Separationsparametern für den qualitativ hochwertigen Bogenoffsetdruck auf gestrichenem Papier sind höchstens 330 bis 350 Prozent üblich. Unter den verbleibenden Kombinationen mit einem Anteil Schwarz befinden sich indes auch zahlreiche Farben, die einander sehr ähnlich bis gleich oder so dunkel sind, dass sie für die Praxis kaum eine Relevanz aufweisen. Überdies werden die Farben in den Tafeln zweidimensional dargestellt; pro Tafel können also nur die Kombinationsmöglichkeiten für zwei Skalenfarben abgebildet werden, und für die Variation der anderen beiden Werte wären insgesamt bis zu 441 Tafeln nötig. Da bliebe die Übersicht völlig auf der Strecke, und man käme aus dem Blättern nicht mehr heraus. Deshalb wird in den PQF-Farbtafeln ganz auf Schwarz verzichtet. Dadurch entfallen zwar die tiefen Tertiärfarben, welche sich überhaupt nur durch Mischung mit Schwarz drucken lassen, doch werden solche ohnehin selten gebraucht – und wenn doch, ist es mit zumutbarem Aufwand zu bewerkstelligen, den nächstliegenden Farbton aus dem Booklet mittels Zugabe von Schwarz im gewünschten Mass dunkler zu machen. Dies geht am einfachsten mit visueller Kontrolle an einem kalibrierten Bildschirm, zum Beispiel direkt im Farbwähler eines Programms wie Illustrator, InDesign oder Photoshop. Die Schwarzzugabe verringert ja nur die Helligkeit und die Sättigung, während der Farbtonwinkel erhalten bleibt. Wenn im Farbmanagement das eingestellte CMYK-Profil und der Tonwertzuwachs stimmen, kann kaum etwas schiefgehen, solange man nicht den zulässigen maximalen Gesamtfarbauftrag überschreitet.

In gewissen Fällen mag es auch sinnvoll oder von der Druckerei gewünscht sein, zu einer in der Farbtafel vorhandenen, bunt aufgebauten Tertiärfarbe ein Äquivalent mit Stabilisierung durch Schwarz zu bestimmen. Das heisst, die «Schmutzfarbe» C, M oder Y teilweise oder ganz durch Schwarz zu ersetzen und die Anteile der anderen beiden Buntfarben entsprechend zu verringern, um den Farbton beizubehalten. Diese Aufgabe kann man recht einfach im Farbwähler von Photoshop lösen, der ja parallel mehrere Farbmodelle anzeigt: Man stellt als Arbeitsfarb­raum das Profil ISOcoated_v2_300_eci.icc ein (auf dem die Farbtafeln beruhen), gibt die CMY-Werte aus der Farbtafel und K = 0 ein, klickt in das Feld für die Helligkeit von HSB (B = Brightness) oder die Luminanz von LAB, erhöht oder verringert B bzw. L per Druck auf die entsprechende Pfeiltaste um einen Zähler und setzt die Helligkeit in der Gegenrichtung gleich wieder auf den ursprünglichen Wert zurück. Nun kann man unten rechts die CMYK-Werte mit GCR oder UCR gemäss der vorgewählten Separation ablesen (L ist abhängig vom maximalen GFA der Profilseparation, selbst bei Profilen, die aus denselben Charakterisierungsdaten wie Fogra 39 generiert sind). Voilà.

Fazit

Die Farbtafeln von PQF sind ein präzises und kostengünstiges Werkzeug, das im Alltag die Sicherheit im Umgang mit Farben erhöht. Bei der Konzeption lässt sich damit intuitiver arbeiten als mit Proofs oder Messgeräten, bei der Produktion dient es der Kontrolle.

Die PQF-Farbtafeln erhalten Sie im Publisher-Shop zum Preis von CHF 38.–.

Weitere Informationen zu PQF finden Sie auf www.pqf.ch

Der Autor

Eric A. Soder fotografiert für Bildagenturen, gestaltet Drucksachen und schreibt Fachartikel über Fotografie, Farbmanagement und digitale Bildverarbeitung in der Druckvorstufe.

www.pixsource.com

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