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Digitale Druckmaschine NexPress 2100 im Einsatz

Digitale Druckmaschine NexPress 2100 im Einsatz

Herzstück eines Komplettangebots

Die Firma «Waller's JDR Digital World» bietet für Drucksachen einen Fullservice von der Konzeption bis zum Druck. Möglich wird dieses umfassende Dienstleistungsangebot durch eine eigene Druckmaschine, die NexPress 2100.

DAVID LEE Dagmersellen im Kanton Luzern: Hier ist innert kürzester Zeit praktisch aus dem Nichts eine der wohl bestausgerüstetsten und modernsten Digitaldruckereien der Schweiz entstanden. Da stehen zwei grosse digitale Druckmaschinen, eine Nexpress 2100 für den Farbdruck, eine Digimaster 9110 in Maximalausführung für Schwarzweiss-Dokumente und zum Heften (mit einem kleinen Trick funk-tonierts auch für farbige Drucksachen), sowie Geräte zum Schneiden, Falzen und Binden. Dabei begann es ganz harmlos: Walburga Granja, Verkaufsleiterin einer Küchenbaufirma, malte und gestaltete in ihrer Freizeit Geburtstagskarten und ähnliches. Nachdem sie Mutter geworden war, gab sie ihre hauptberufliche Tätigkeit auf, pflegte aber ihr Hobby zuhause weiter – und stellte fest, dass eine enorme Nachfrage vorhanden war. Im Rahmen einer gemütlichen Heimarbeit schien ihr das nicht mehr machbar. Doch statt die Tätigkeit aufzugeben, entschied sich die kämpferische Frau für ein «Jetzt erst recht» und stampfte innerhalb von Monaten zusammen mit ihrem Vater Hans Waller und der Unterstützung ihres Mannes Claudio Granja ein Unternehmen aus dem Boden, das man als das Grafikatelier mit der beeindruckendsten Infrastruktur der Schweiz bezeichnen könnte. Oder als Digitaldruckerei, die die Drucksachen nicht nur druckt, sondern auf Wunsch auch konzipiert, gestaltet und die Fotos schiesst. Sie selbst nennt das «Digital World»: Jede für ein Druckerzeugnis nötige Arbeit kann aus einer Hand angeboten werden, der Kunde braucht sich um nichts selbst zu kümmern, wenn er nicht will.

Gas geben mit der NexPress 2100

Der aussergewöhnlichste Bestandteil dieses aussergewöhnlichen Unternehmens ist sicher die Druckmaschine NexPress 2100. Nur wenige Druckereien in der Schweiz verfügen über ein solches Hochleistungsgerät. Dass die frisch gegründete Firma «Waller‘s JDR Digital World» eines davon sozusagen im Büro stehen hat, wollte man bei der lokalen Konkurrenz zuerst gar nicht glauben. Als Granja eine ganzseitige Werbung in einer Lokalzeitung aufgeben wollte, weigerte sich das Blatt, das Inserat abzudrucken – aus Angst vor möglicher Konkurrenz. Mit der Harmlosigkeit war es endgültig vorbei.

Marktlücke entdeckt

Dabei sieht sich das Unternehmen überhaupt nicht als Konkurrenz der alt eingesessenen Druckereien. Die Geschäftsidee entstand vielmehr, weil Walburga Granja, als sie noch im Marketingbereich tätig war, das Gefühl hatte, dass es schlichtweg keine Firmen gibt, welche Kleinauflagen in Spitzenqualität zu einem vernünftigen Preis drucken. Offsetdruckereien kamen für kleine Auflagen nicht in Frage, Copy-Shops genügten den Qualitätsanforderungen nicht. Zwar verfügen einige Druckereien inzwischen über hochwertige Digitaldruckmaschinen wie die NexPress 2100, doch in der Regel interessieren sie sich weiterhin nur für Auftraggeber, die in Offsetdimensionen drucken. Wenn JDR Digital World sich nun um die kleinen Aufträge kümmert, nimmt sie diese den etablierten Druckereien keineswegs weg. Eventuell entstünden sogar Synergien, wenn man gegenseitig die Aufträge weiterleitet, die man selbst nicht erfüllen kann oder will.

Ein Beispiel für einen solchen Auftrag: Ein Imker liess Klebeetiketten für seinen Honig anfertigen. Wegen der geringen Auflage war es ihm bis anhin nicht möglich, eigene Etiketten drucken zu lassen. Jetzt ist das kein Problem mehr.

Kunden erhalten einen Ordner mit Papiersorten, Musterbeispielen und einer Preisliste. Um sie auf dem Laufenden zu halten und mit ihnen in Kontakt zu bleiben, verschickt Granja jeweils Updates für diesen Ordner. Reaktion eines Kunden: «Was? Sie als Druckerei pflegen einen Kundenstamm?»

Kleinauflagen in hoher Qualität

Viele Aufträge bekommt das All-in-one-Unternehmen beispielsweise von heiratswilligen Paaren: Karten zur Einladung, Hochzeitsfotoalbum, Dankeskarten – und später eventuell auch noch Geburtskarten. Dasselbe Konzept lässt sich auch auf Firmenevents anwenden – JDR kümmert sich, wenn gewünscht, um alles, von den Fotos bis zum Versand.

Eine Personalvermittlung liess alle ihre Drucksachen bei JDR drucken, von Prospekten bis zu personalisierten Arbeitsverträgen. Beim Digitaldruck verändern sich die Farben auf verschiedenen Papiersorten nicht, was dem integrierten Colormanagement-System zu verdanken ist. Dadurch war es der Personalvermittlung ein Leichtes, sämtliche Drucksachen in der absolut einheitlichen Corporate Identity herstellen zu lassen.

Typische Aufträge sind Prospekte, Dokumentationen, interne Magazine, Schüler- und Vereinszeitungen, alles in jeweils kleinen Auflagen. Traditionelle Druckereien und Grafikateliers nehmen sich solcher Projekte entweder gar nicht an, oder dann gestaltet sich das Ganze langwierig und kompliziert. Einige Tage muss man nur schon für die Offerte einkalkulieren. In dieser Zeit ist bei JDR Digital World bereits der ganze Auftrag ausgeführt; für die Offerte wird eine Wartezeit von maximal drei Stunden garantiert. Dass niemand bei der Firma eine grafische Ausbildung absolviert hat, erweist sich im Umgang mit solchen Kunden eher als Vorteil denn als Nachteil. Zum einen klappt die Verständigung besser: «Wir reden nicht im Fachjargon, sondern in der gleichen Sprache wie die Kunden», sagt Granja. Zum anderen geht die Marketingfrau von der gewünschten Wirkung aus. Im Zentrum des Interesses stehen zündende Ideen, die verkaufsfördernd wirken, und nicht Ausbesserungen in der Mikrotypografie.

What you see is what you get

Bezüglich Kundenfreundlichkeit halten die Neueinsteiger mit ihrer NexPress einen weiteren Trumpf in der Hand. Alle gestalterischen Vorschläge können den Kunden von Anfang an genau in der Ausführung gezeigt werden, in der das Produkt am Schluss realisiert wird: gleiche Druckmaschine, gleiche Einstellungen, gleiches Papier. Man braucht sich so nicht eine Vorstellung vom Resultat zu machen – man hält es bereits in Händen. Auch dort, wo ständig Feinkorrekturen nötig sind, ist es kein Problem, immer wieder neue Testläufe auszudrucken, wie das bei einem Offsetdrucker natürlich nicht möglich ist. Beispielsweise wurden Aquarellbilder eingescannt und dann so lange im Bildbearbeitungsprogramm und auch an der Druckmaschine justiert, bis die Farben exakt stimmten.

... denn sie wissen nicht, was sie tun könnten

Sogar für die Marketingspezialistin Granja bestehen die derzeitigen Startschwierigkeiten eher in der Vermarktung als im technischen und grafischen Bereich. Zurzeit kämpft sie gegen das schlechte Image, das der Digitaldruck mancherorts hat. «Ihr mit euren Kopierern!», heisst es dann. Das Wort Digitaldruck kennen viele Leute vor allem von Copyshops und assoziieren damit minderwertige Qualität. Wenn es aber erst einmal gelungen ist, jemandem die NexPress in Aktion zu zeigen, verpufft das Vorurteil. Die Schwierigkeit scheint darin zu bestehen, die Leute überhaupt zu überzeugen, dass sich eine Besichtigung lohnt.

Ein andere Herausforderung im Marketing: Die NexPress 2100 bietet die Möglichkeit, Drucksachen zu personalisieren. Nicht nur Textbausteine, sondern auch Bilder können je nach Empfängerprofil angepasst werden. Obwohl viele Firmen Datenbanken mit entsprechenden Kundeninformationen unterhalten, nutzen sie diese Möglichkeit nicht – weil sie nicht ahnen, wie einfach es wäre. In der Vergangenheit wurde bei den Druckereien zu wenig auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht. Hier liegt also noch ein grosses Potenzial brach.

Liebe auf den ersten Blick

Warum es denn gerade eine NexPress 2100 sein musste? Walburga Granja entschied mehr oder weniger aus dem Bauch heraus. Es blieb ihr eigentlich gar nichts anderes übrig bei ihren damaligen Kenntnissen in technischen Belangen des Digitaldrucks. Allerdings würde sie heute, wo sie sich besser auskennt, wieder genau gleich entscheiden. Als Vorzüge der NexPress führt sie an, dass schweres Papier bis zu 300 g/m2 bei normaler Geschwindigkeit verarbeitet werden kann. Das gleiche gilt auch für strukturiertes Papier. Die NexPress 2100 kann doppelseitig und in vielen verschiedenen Formaten drucken. Ausserdem weiss man bei der kleinen Firma die Konstanz in der Druckqualität sehr zu schätzen. Die NexPress kann sich periodisch selbst kalibrieren und braucht keinen Babysitter, der den ganzen Tag neben der Maschine steht und aufpasst, dass keine Unregelmässigkeiten auftreten.

Schon bei der ersten Besichtigung war Granja mit der Druckqualität äusserst zufrieden und hatte auch beim Supporterteam von NexPress Schweiz auf Anhieb ein gutes Gefühl. Eine gute Betreuung ist für die Quereinsteiger am Anfang denn auch besonders wichtig. Vater Hans Waller besuchte einen einwöchigen Crashkurs in Kiel, wo er Wartung und Bedienung der Maschine erlernte. Für ihn als Neueinsteiger im Pensionsalter keine einfache Aufgabe. Doch mittlerweile sitzt jeder Handgriff, und es ist nicht zu übersehen, mit wie viel Liebe er das Gerät pflegt. Jeden Morgen wird zuerst einmal eine halbe Stunde kontrolliert und gereinigt.

Selbstversorgung mit Ersatzteilen

Sorgsamer Umgang mit den Maschinen wird mit dem Supportsystem der NexPress 2100 auch belohnt. Statt wie üblich eine Clickpauschale zu verrechnen, stellt NexPress 42 Ersatzteile zur Verfügung, die der Besitzer selbst austauschen kann (so genannte ORCs – Operator Replaceable Components). Wartet er die Maschine besser, halten die Komponenten länger, was sich positiv auf die Betriebsrechnung auswirkt. Zudem hat dieses System den Vorteil, dass eventuelle Defekte sofort behoben werden können, während sonst ein Unterbruch in der Produktion entsteht, bis der Techniker an Ort ist. Am integrierten PC können Anleitungen abgerufen werden, die genau beschreiben und illustrieren, wie man eine bestimmte Komponente auswechselt. Ein Diagnosesystem sagt dem Benutzer, welcher Teil ersetzt werden muss.

Neue Anwendungsgebiete

Trotz der guten Betreuung war die Firmengründung natürlich ein Sprung ins kalte Wasser. Keine konventionelle Ausbildung in Sachen Druck, Bildbearbeitung, Layout und Fotografie, und nun bietet man alles gleichzeitig an und hat mit den Druckmaschinen aus dem Vollen geschöpft – ein mutiger Entscheid. Das heute noch recht exotische Geschäftsmodell könnte aber durchaus Erfolg haben und in Zukunft Schule machen. Bei JDR hat man bereits ein neues Projekt in der Pipeline. Internet und Web to Print eröffnen neue Wege für den Druck, und auf diesen Zug will man aufspringen. Viel konnte Walburga Granja noch nicht verraten, nur so viel: «Es wird wieder ein Full Service sein.»

«Die technische Seite hat man rasch im Griff – entscheidend ist das Marketing, die Ausrichtung auf den Kunden», ist Granja überzeugt. Ein Blick auf die bei JDR entstandenen Drucksachen zeigt eindrücklich, dass hier Digitaldruck in diesem Geiste gelebt wird.

 

 

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