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Digitale Rollendruckmaschine in der Praxis

Digitale Rollendruckmaschine in der Praxis

Sprinter und Langstreckenläufer

Kurz ist die Zeit, in welcher die Druck Sprint AG mit ihrer Xeikon 500 D digitale Drucksachen produziert. Sehr lang dagegen sind gewisse Dokumente, die aus der Rollendruckmaschine herauskommen.

DAVID LEE Unsere bisher vorgestellten Digitaldruck-Stories handelten immer von Bogendruckmaschinen. Es gibt aber auch digitale Geräte, die mit Papierrollen arbeiten. Der Hersteller Xeikon setzt von jeher ausschliesslich auf Rollendruck. AM Digital, der Distributor der Xeikon-Geräte, hat in den vergangenen Jahren in der Schweiz eine Menge solcher Rollendruckgeräte verkauft.

Eines davon steht bei der Druck Sprint AG in Wangen bei Dübendorf. Druck Sprint war bis vor knapp zwei Jahren eine kleine Offsetdruckerei mit zwei Zweifarbenmaschinen. Dann übernahm Christian Furrer das Geschäft und schlug eine andere Richtung ein. Die Vorstufe und die IT-Infrastruktur wurden ausgebaut, und vor allem legte man sich eine Xeikon D 500 zu.

«In der alten Form wäre die Druckerei früher oder später abgeserbelt», sagt Furrer. Heute laufen die Geschäfte gut. Kein Wunder, denn jetzt kann man nicht nur vierfarbig und in einem grösseren Format drucken als mit den beiden Kleinformat-Offsetmaschinen, sondern profitiert auch von den Vorteilen des Digitaldrucks. Heute halten sich Offset- und Digitalvolumen bei der Druck Sprint etwa die Waage.

Vorauflagen und Nachtübungen

Die Xeikon spielt einerseits die gewohnten Stärken des Digitaldrucks aus. Dazu gehört die kurze Produk­tionszeit. Broschüren mit Börsenberichten etwa müssen buchstäblich über Nacht gedruckt werden. «Dazu braucht man aber nicht nur eine digitale Druckmaschine, sondern auch Personal, das zu diesen Zeiten arbeitet», merkt Furrer an. In dieser Hinsicht macht die Druck Sprint ihrem Namen alle Ehre. Als weitere bekannte Stärke des Digitaldrucks ist die Produktion in kleinen Auflagen zu nennen. Manchmal werden diese beiden Vorteile auch gleich kombiniert. So druckte Druck Sprint von einem Bankgeschäftsbericht – eigentlich ein Offsetauftrag – eine kleine Vorauflage für die Geschäftsleitung digital. Dasselbe geschah auch bei einem Ersatzteilkatalog, von dem der Kunde dringend etwa 40 Exemplare für eine Messe benötigte.

Personalisierte Drucksachen sind bei der Druck Sprint ebenfalls ein Thema, jedoch gibt es gemäss Furrer nicht besonders viele Aufträge. Viele Kunden scheuen den Aufwand, der mit der entsprechenden Datenaufbereitung verbunden ist.

Ausgedehnte Formate

So schön das alles ist – dasselbe erreicht man mit jeder anderen digitalen Druckmaschine auch. Gewisse Aufträge sind allerdings ausschliesslich dem Rollendruck vorbehalten. Wer mit ein besonders kunstvoll gemachtes Buch drucken lassen will, kann alle Buchseiten wie in einem Leporello zusammenhängend falzen lassen. So entsteht ein Buch aus einem einzigen Stück Papier, das entfaltet eine Länge von 6 bis 12 Metern erreicht. Solche Formate können nur im Rollendruck produziert werden. Sogar Acrobat ist damit überfordert: PDFs dürfen maximal 5 Meter lang sein. Furrer hat jedoch eine Möglichkeit entdeckt, die Dateien aneinander zu hängen.

Natürlich ist das nicht die Sorte Auftrag, die das tägliche Brot der Druckerei bildet. Das Leporellobuch ist jedoch nur eine Extremform von Drucksachen mit ausgedehntem Papierformat. Faltprospekte etwa sind im Alltag überall anzutreffen. Und schliesslich können auch Umschläge von ganz gewöhnlichen Broschüren ausklappbar sein und erreichen damit schnell eine Papierlänge, die den digitalen Bogendruck überfordert.

Als weiteres Einsatzgebiet aussergewöhnlicher Formate sind Landschaftskarten zu nennen. Bei Druck Sprint werden Luftkarten für Piloten digital gedruckt.

Auch mit Stoffrollen hat die Druckerei schon experimentiert. Für den Tonerdruck ist Textilmaterial aber nicht gerade der ideale Bedruckstoff. Gewisse Versuche zeigen immerhin, dass es Stoffe gibt, die genügend hitzebeständig und engmaschig sind, um bedruckt zu werden. Produktionsreif ist aber noch nichts. Klar ist nur: wenn sich Textilien mit Toner bedrucken lassen, dann nur mit einer Rollenmaschine.

Bogen oder Rollen?

Ob Bogendruck oder Rollendruck besser ist, lässt sich kaum generell beantworten. Benötigt jeder Auftrag wieder eine andere Papierstärke, sind die ständigen Rollenwechsel mühsam. Diese lassen sich teilweise vermeiden, indem man Aufträge für gleiches Papier hintereinander laufen lässt. Trotzdem ist da eine Bogenmaschine mit genügend Papiermagazinen unkomplizierter. Dafür ist die Rollenmaschine flexibler, wenn es ums Papierformat geht.

Letztlich kommt es auch darauf an, wie gross und verschieden die einzelnen Druckaufträge sind. Rollen sind auf grössere Auflagen (oder viele kleine mit gleichem Papier) ausgelegt. Bei Druck Sprint muss die Xeikon schon ab und zu 20 Stunden ohne Unterbruch an einem einzigen Auftrag arbeiten. Etwa die Hälfte des Auftragsvolumens stammt von Kunden aus der Industrie. In einem solchen Umfeld ist eine Rollendruckmaschine sicher eine gute Wahl.

Christian Furrer entschied sich auch deshalb für eine Xeikon, weil er die Maschine aus eigener Erfahrung genau kannte. Zuvor arbeitete er in einer reinen Digitaldruckerei mit Xeikon-Maschinen. Der gelernte Offsetdrucker legt Wert auf eine fachgerechte Wartung der Maschinen, denn eine gut gereinigte Maschine drucke wesentlich schöner. Nur gelernte Drucker dürfen ans Gerät ran. Die drei Drucker wechseln in regelmässigen Abständen die Maschine – auf diese Weise entstehen keine Grabenkämpfe zwischen Offset- und Digitaldruckern.

Gemeinsame Kinder von Offset- und Digitaldruck

Interessant an der Maschinenkonstellation von Druck Sprint ist, dass die Offsetmaschinen als Ergänzung zur Xeikon D 500 genutzt werden. Der Umschlag einer Broschüre, der zum grössten Teil in Schwarz gehalten ist, wurde im Offset gedruckt, während der Inhalt in die Xeikon wanderte. Auf diese Weise liessen sich Tonerkosten sparen. Bei einer anderen Broschüre wurde alles digital gedruckt ausser die grauen Flächen, weil diese auf der Offsetmaschine wesentlich schöner werden. Mit dem gleichen Prinzip lassen sich auch Sonderwünsche bezüglich Pantonefarben realisieren.

Momentaner Renner: die Fotobücher

Bei Druck Sprint werden auch die Fotobücher gedruckt, welche anschliessend in der Buchbinderei Burk­hardt (BuBu) automatisch gebunden werden (siehe Artikel «Ofenfrisch und hausgemacht» im Publisher 4-04). Unter www.­bookfactory.ch kann man sich eine Software herunterladen, mit welcher man auf einfache Weise sein individuelles Fotobuch gestaltet. Die fertigen Fotobücher werden nach spätestens zwei Wochen geliefert.

Mit der dauerhaften Bindung und dem Hardcover ist das Fotobuch ein gediegenes Produkt. Kann da die Druckqualität einer Xeikon mithalten? Fragt man die Kunden, antworten sie mit einem klaren Ja. Allfällige Mängel würden nur Druck- und Grafikprofis erkennen, während die Kunden auf diesem Gebiet in der Regel Laien sind. Für eine gewöhnliche Aufnahme eines Hobbyfotografen reicht die Qualität vollkommen aus.

Die Farbeinstellungen sind denn auch auf den Hobbysektor abgestimmt. Digitale Kameras, insbesondere solche aus dem tieferen Preissegment, bilden Hauttöne oftmals mit zu viel Rot ab. Dem gab man bei der Kalibrierung Gegensteuer, sodass die Hauttöne jetzt natürlich erscheinen. Dafür wird an sich neutrales Grau nun mit einem leichten Grünstich gedruckt. In der Praxis ist das aber allemal das kleinere Übel. Furrers Haltung ist dienstleistungsorientiert: «Wichtig ist, dass die Kunden zufrieden sind. Also schauen wir, dass wir das richtig drucken, was gefragt ist. Und das sind Gesichter, nicht Farbkeile.»

Begonnen hat der Fotobuchdruck im November 2004, rechtzeitig fürs Weihnachtsgeschäft. Seither ist die Produktion stetig gestiegen. Lange wird das allerdings nicht so weitergehen. «Im Moment haben wir einen regelrechten Fotobuch-Hype», meint Furrer, «jeder will Fotobücher drucken. In ein bis zwei Jahren werden die Preise durch die grosse Konkurrenz so tief sein, dass das Geschäft kaum noch lukrativ sein wird.»

Frühere Erkenntnisse bestätigt

Zwei wichtige Punkte, die sich schon in früheren Anwenderreportagen feststellen liessen, werden auch im Fall der Druck Sprint wieder bestätigt. Die erste Erkenntnis lautet: Es gibt nicht die ideale Druckmaschine an sich, sondern es kommt darauf an, wie sich ein Gerät ins jeweilige Gefüge bisheriger Maschinen, Aufträge und der personellen Ressourcen einpasst. Die Xeikon passt ideal in die Druck Sprint. Sie lässt sich kombiniert mit den Offsetmaschinen nutzen und von den bereits angestellten Druckern warten. Wichtig sind auch die bereits vorhandenen Möglichkeiten des Ausrüstens, sowohl die interne Infrastruktur als auch die Kontakte zu externen Ausrüstern, die «auch keine Hobbys haben», sprich: zu unüblichen Zeiten einsatzbereit sind.

Der andere wichtige Punkt: Beratung und Dienstleistung für die Kunden ist ein matchentscheidender Faktor. Da die Kunden in der Regel keine Druckexperten sind, muss man ihnen erklären, welche Möglichkeiten bezüglich Auflage, Qualität, Farbe und Preis sie überhaupt haben.

Viele Druckereien werben mit ihrem Maschinenpark, in der Hoffnung, jemand laste diesen aus. Doch ein erfolgreiches Geschäftsmodell läuft in die umgekehrte Richtung. Zuerst muss abgeklärt werden, was potenzielle Kunden gerne möchten, und dann erst kann die entsprechende Infrastruktur angeschafft werden. Christian Furrer sagt es in einem anschaulichen Beispiel: «Wenn ich einen Kaffee bestelle, interessiert es mich auch nicht, auf welcher Kaffeemaschine er hergestellt wird. Wieso sollte es im Druckgeschäft anders sein?»

 

Kasten Xeikon 500 D

Mit der digitalen Rollendruckmaschine Xeikon 500 D lassen sich alle Papierformate bis zu einer Breite von 474 mm und einer Länge von zu 54 Metern (!) bedrucken. Die Auflösung beträgt 2400 dpi.

Aus der 500 D entwickelten die Xeikon-Ingenieure das heutige Modell 5000 D mit einer neuen Druckengine. Die wichtigsten Faktoren der neuen Xeikon 5000 sind die kontinuierlich gute Farbqualität im Druck, der integrierte und automatisierte Workflow, die verbesserte Produktivität durch einen erhöhten Arbeitszyklus, die leichte Bedienbarkeit, die Erweiterung der Anwendungsbereiche, die Verbesserung des Drucks von variablen Daten und die reduzierten Gesamtkosten.

Die 5000 D bedruckt beschichtetes und unbeschichtetes Papier, Pappe, Kunststoffe und Etikettenmaterial. Sie unterstützt Grammaturen von 40 bis 350 g/m2. Eine Stärke der Xeikon-Maschinen ist die Geschwindigkeit. Die Xeikon 5000 druckt 130 vollfarbige doppelseitige A4-Seiten pro Minute. Ab Papierstärke 170 g/m2 beträgt die Geschwindigkeit noch 130 S./min, ab 250 g/m2 70 S./min.

Weitere Informationen:

AM Digital AG, 6330 Cham, Tel. 041 748 71 11

www.amdigital.ch

Kasten Druck Sprint AG

Die Firma Druck Sprint AG verfügt neben der Xeikon 500 D über zwei Offsetmaschinen (SM 52 und GTOZ). An den drei Druckmaschinen sind drei Angestellte beschäftigt.

In der Vorstufe und der Kundenberatung arbeiten drei weitere Personen. Die Arbeitsplätze sind jeweils doppelt bestückt, mit je einem Windows-PC und einem Macintosh. Kundendaten verlassen so gar nie die ursprüngliche Plattform.

Als Betatester von Adobe ist die Firma auf Adobe-Applikationen spezialisiert, nimmt aber auch andere offene Daten entgegen.

Ausrüstarbeiten wie Rillen, Lochen, Falzen, Schneiden, Binden oder Lackieren gehören natürlich ebenfalls zum Angebot.

Druck Sprint AG, Hegnaustrasse 60, 8602 Wangen bei Dübendorf

Tel. 01 833 66 43, Fax 01 834 04 43

www.drucksprint.ch

 

 

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