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Direkter PDF-Export aus InDesign � eine Einstellungssache

InDesign schreibt hochwertige PDFs f�r den Druck und den Monitor. Auch barrierefreie PDFs werden weitestgehend unterst�tzt. Der Erfolg dabei h�ngt von den korrekten Einstellungen ab.

HAEME ULRICH Portable Document Format (PDF) ist der digitale Film für die Druckvorstufe. Der Datenaustausch zwischen Kreation und Druck sollte primär darüber stattfinden. PDF hat mittlerweile auch PostScript bei der Ausgabe abgelöst, die neuesten Adobe-RIPs verstehen intern ausschliesslich PDF.

InDesign besitzt, wie jede Applikation aus der Creative Suite, eine integrierte PDF-Library. Damit können Sie Ihre InDesign-Layouts direkt als PDF absichern, ohne den aufwendigen Umweg über PostScript und Distiller. Dieser so genannte PDF-Direktexport ist in jedem Fall dem Weg über Distiller vorzuziehen. Er bietet Funktionen, die vom klassischen Weg über PostScript und Distiller nicht unterstützt werden:

Wer mit Farbmanagement arbeitet, kennzeichnet sein Dokument und seine Objekte mit ICC-Profilen. InDesign schreibt beim Direktexport diese ICC-Profile in das PDF. Beim Weg über PostScript und Distiller gehen selbige verloren oder werden durchgemogelt, weil PostScript keine ICC-Profile unterstützt. Weiter ist die Farbtransformation aus InDesign heute recht verbreitet. Das heisst, man arbeitet in InDesign mit RGB-Bildern und konvertiert diese beim direkten PDF-Export zu CMYK. Diese Farbtransformation erledigt InDesign über den direkten PDF-Export fehlerfrei, während der PostScript-Weg aufgrund meiner Erfahrungen dafür wenig geeignet ist.

PostScript unterstützt keine Transparenz. Nach dem Druckbefehl zur PostScript-Erzeugung wäre im klassischen Weg mit Distiller die Transparenz nur noch simuliert (reduziert). Dies ist bei den heutigen ISO-Normen für die Druckvorstufen zwar Vorschrift. Bereits die nächste Generation dieser Normen (PDF/X-4) wird Transparenz zulassen. Auch für bildschirmoptimierte PDFs ist enthaltene Transparenz in jedem Fall besser als die reduzierte. Denn die PDFs sehen von Beginn weg auf dem Monitor korrekt aus und weisen für den Download erst noch eine kleinere Dateigrösse auf.

Ein weiterer Vorteil des direkten PDF-Exports sind Strukturinformationen, die InDesign in das PDF schreibt. Diese sind notwendig, wenn ein Screen­reader (Bildschirmlesegerät für Sehbehinderte) das PDF vorlesen will. Man spricht hier von barrierefreien PDFs oder im Englischen von Accessibilty. Alle bundesnahen Betrieben sind heute von Gesetzes wegen verpflichtet, alle PDFs auf ihren Websites so zur Verfügung zu stellen.

Das Ziel bestimmt den Weg

Die korrekten Einstellungen im PDF-Export hängen vom gewünschten Ziel ab. Grundsätzlich sollte zwischen dem Export von drucktauglichen PDFs und solchen, die für den Bildschirm gedacht sind, unterschieden werden. Bei Letzteren kann es sich um ein Gut zum Druck handeln, das über das Mail verschickt wird, oder um ein PDF, das zum Download angeboten wird.

Drucktaugliche PDFs werden in der ISO-Norm PDF/X zusammengefasst, während es für bildschirmoptimierte keine direkte Norm gibt. PDF/A kommt hier zwar recht nahe, weil hier die eine Normausprägung Strukturinformationen vorschreibt, die für Bildschirmlesegeräte notwendig sind.

Wie Sie PDF/X-Dateien, die zusätzlich noch PDFX-ready-tauglich sind, direkt aus InDesign exportieren, habe ich in Publisher 6/07 im Artikel InDesign-User: PDFX-ready mit 2 Mausklicks beschrieben.

Einstellungen für Print

Sie sehen rechts auf den Screenshots alle Fenster des PDF-Exportdialogs von InDesign CS3. Es geht jetzt um die wichtigen Einstellungen für drucktaugliche PDF-Dateien.

Wählen Sie unter Datei > Exportieren als Format Adobe PDF. Nach einem Klick auf Sichern gelangen Sie in den PDF-Exportdialog.

Die einzelnen Einstellungen

Bild 1: Oben können Sie auf gesicherte PDF-Exportvorgaben zurückgreifen. Am besten gehen Sie einmal durch den umfangreichen Dialog und sichern sich die gemachten Einstellungen als PDF-Exportvorgabe. Ohne kritische Kontrolle dürfen Sie die Exportvorgaben innerhalb der Adobe-Produkte nicht mischen, da nicht alle Programme die gleichen Optionen unterstützen. Für drucktaugliche PDF-Dateien ist die von Adobe mitgelieferte Vorgabe [PDF/X1a:2001] eine gute Grundlage.

Bei Optionen müssen Sie für die Druckvorstufe nichts auswählen. Bequem ist die Möglichkeit, die PDF-Datei nach dem Export gleich anzeigen zu lassen.

Bild 2: Hier geben Sie an, wie Bilder komprimiert werden sollen und auf welche Auflösung sie allenfalls heruntergerechnet werden. Für PDF/X, das funktionell immer noch auf der PDF-Version 1.3 basiert, stehen nur JPEG und ZIP als Kompressionsarten zur Verfügung. JPEG ist immer verlustbehaftet, während ZIP zwar verlustfrei ist, aber häufig zu übergrossen PDF-Dateien führt. JPEG in maximaler Qualität ist sicher für viele Druckaufträge ein guter Kompromiss zwischen Qualität und Dateigrösse.

Bei den Auflösungen müssen Sie abklären, welche Auflösung optimal zu Ihrem gewählten Druckverfahren passt. Da kann alles zwischen 150 und 500 dpi stimmen.

Bild 3: Hier schalten Sie die Druckmarken ein, die das Nettoformat und weitere Informationen im PDF anzeigen. Die PDF/X-1a-Vorgabe von Adobe hat hier nichts eingeschaltet, weil die ISO-Norm PDF/X aus der Anzeigenwelt kommt und da weder Schnittmarken noch Beschnitt notwendig sind.

Unten im Dialog können Sie den Beschnitt bestimmen, also wie viele Millimeter ein randabfallendes Objekt über das Nettoformat ragen soll. Ist in der InDesign-Datei bereits ein Beschnitt definiert, kann hier auf diesen zurückgegriffen werden.

Bild 4: Da geht es primär um Farb­räume, also ICC-Profile. In der Abbildung wird alles, was noch nicht CMYK ist, nach CMYK konvertiert. Die abgebildeten Einstellungen ermöglichen ein Layouten mit RGB-Bildern. Bei PDF/X geben Sie den Output Intent an, das ist eine Metainformation im PDF/X, die beschreibt, für welches Druckverfahren die PDF-Datei gedacht ist.

Bild 5: Oben können Sie mit einem Schwellenwert steuern, ob nur die verwendeten Glyphen oder die gesamte Schrift in das PDF eingebettet wird. Zum Glück ist es beim direkten PDF-Export aus InDesign nicht möglich, verwendete Glyphen nicht einzubetten!

Bei Transparenzreduzierung steuern Sie, wie im InDesign-Layout vorhandene Transparenz reduziert ist. In den allermeisten Fällen eignet sich hier die Adobe-Vorgabe [Hohe Auflösung].

Bild 6: Da könnten Sie das PDF vor ungefugter Bearbeitung und Entnahme von Inhalt schützen. Bei PDF/X ist dieser Schutz verboten, darum ist hier alles «ausgegraut».

Unten im PDF-Exportdialog ist noch eine Übersicht über alle gemachten Einstellungen. Mit einem Klick auf Vorgabe speichern ... (unten im Fenster) sichern Sie die eben gemachten Einstellungen als eigene PDF-Exportvorgabe, die dann oben im Fenster auch im Pulldownmenü erscheint.

Weisse Blitzer

Häufig kommt es vor, dass nach dem Export zu PDF/X (PDF 1.3) durch das Reduzieren der Transparenz weisse Linien im PDF zu sehen sind. Diese Linien sind nur am Monitor sichtbar. Ein Fehler? Nein, eine technische Hürde. Und zwar teilt InDesign beim Reduzieren der Transparenz häufig Objekte in viele Einzelteile. Diese werden passgenau aneinander positioniert. Glättet nun Acrobat bei der PDF-Monitoranzeige diese Vektorobjekte, werden diese leicht weichgezeichnet. Dadurch passen sie nicht mehr exakt aneinander und blitzen.

Sie können diese Blitzer verschwinden lassen, wenn Sie in Acrobat in den Grundeinstellungen unter Seitenanzeige die Glättung für Vektorgrafiken ausschalten. Die Vektoren sehen dann aber allesamt unschön aus, sodass Sie diese Option nach dem Test wieder aktivieren sollten.

Bei reduzierten PDFs gibt es ein weiteres Problem. Die Transparenz wird bei PDFs mit Sonderfarbe häufig durch Überdrucken von Objekten simuliert. Da viele Farbdrucker überdruckende Objekte nicht darstellen, sieht das reduzierte PDF häufig merkwürdig aus.

Um diesen Farbdruckern auf die Sprünge zu helfen, gibt es in den erweiterten Druckoptionen von Acrobat den Knopf Überdruck simulieren. Vorsicht: für die Belichtung muss diese Option ausgeschaltet werden!

Einstellungen für den Monitor

Die optimalen Einstellungen für PDFs, die für die Betrachtung am Monitor bestimmt sind, unterscheiden sich von denen für die Printproduktion.

Sie können sich hier auf die Adobe PDF-Exportvorgabe [Kleinste Dateigrösse] abstützen.

Bild 1: Bei Optionen müssen Sie PDF mit Tags erstellen anklicken, damit InDesign dem PDF eine XML-Struktur hinterlegt, die benötigt wird, um das PDF von einem Bildschirmlesegerät vorlesen zu lassen. Weiter kann dieses PDF dann auf Wunsch die Zeilenbreite der jeweiligen Monitorauflösung anpassen, so wie wir dies aus HTML kennen.

Wer Interaktivität in InDesign-Dateien hat – Lesezeichen, Hyperlinks, platzierte Filme oder Audiodateien –, sollte unten bei Einschliessen die entsprechenden Haken setzen.

Bild 2: Für Monitore reicht da eine Auflösung zwischen 100 und 150 dpi. Das entspricht der Auflösung heutiger Monitore und kann auf dem heimischen Drucker noch in vertretbarer Qualität gedruckt werden.

Die JPEG-Kompression reicht hier in jedem Fall.

Bild 3: Schnittmarken und Beschnitt brauchen Sie für den Monitor nicht.

Bild 4: Hier könnte man sich überlegen, als Zielprofil ein sRGB zu wählen. Zum Beispiel bei einem Gut zum Druck, das per Mail versendet wird. Diese PDFs wären dann kleiner als die CMYK-Variante, weil ein Farbkanal weniger im PDF gespeichert werden muss. sRGB darum, weil die meisten unkalibrierten Monitore darauf getrimmt sind. PDF/X hat hier nichts verloren.

Bild 5: Haben Sie den Schwellenwert auf hundert Prozent, werden nur die verwendeten Glyphen in das PDF eingebettet, was technisch gesehen sinnvoll ist.

Die Transparenzreduzierung ist ausgegraut, weil Sie sowieso PDF 1.4 oder höher brauchen, um alle interaktiven Funktionen in das PDF aufnehmen zu können. Und ab PDF 1.4 wird Transparenz unterstützt, sodass sie nicht mehr reduziert werden muss.

Bild 6: Wer wertvollen Inhalt nicht einfach verschenken will, kann hier das PDF mit Passwort schützen. Doch hat dieser Schutz auch seine Kehrseite. Lesegeräte brauchen natürlich einen gewissen Zugriff auf die PDF-Datei, um sie vorlesen zu können.

Fazit

Die Zeit des Distillers für InDesign ist vorbei. PDFs aus InDesign sollten wegen der beschriebenen Vorteile immer direkt exportiert werden. Auf Basis guter PDF-Exportvorgaben ist die PDF-Erstellung für Anwender ein Kinderspiel.

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