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Drucksachen mit dem gewissen Etwas

Print bietet mit den Möglichkeiten der Veredelung gegenüber der rein virtuellen ­Botschaft etwas, was uns besonders anzieht: die Verbindung des Visuellen mit der Haptik. Eine veredelte Drucksache spricht mehrere Sinne gleichzeitig an, weckt Emotionen und vermittelt damit einen bleibenden Eindruck.

peter nadler Die Aufmerksamkeit des Betrachters auch im Zeitalter von Publishing 3.0 und Social Media bereits im ersten Augenblick zu fesseln ist das eine, ihn dann bei der Stange zu halten das andere. Letzteres erreicht man wohl nur mit einem guten Angebot, für Ersteres stehen diverse Möglichkeiten offen, sich vom 0815-Einheitslook zu unterscheiden.

Will man nun, dass aus der Masse der gedruckten und nicht gedruckten Information, die uns täglich überflutet, beim Betrachter gerade von der eigenen Botschaft etwas hängen bleibt, muss sich diese von der Masse abheben. Eine Möglichkeit ist ein aus dem Alltäglichen hervorstechender Auftritt. Diesbezüglich hat insbesondere Print noch ein paar Trümpfe auszuspielen, indem auf die Stärken des gedruckten Mediums gesetzt wird. Denn im Gegensatz zum rein visuellen Ereignis des Virtuellen kann ich eine Drucksache nicht nur anschauen, sondern sie auch anfassen, mich von der Struktur eines Materials, von den je nach Lichteinfall unterschiedlichen Effekten oder der verspielten Gestaltung überraschen und vielleicht auch verführen lassen. Neben einer speziellen typografischen Gestaltung kann diese Aufmerksamkeit durch die Verwendung eines unkonventionellen Bedruckstoffs, durch ein ungewöhnliches Format, durch eine Veredelung oder eine Kombination solcher Massnahmen erreicht werden. Im Folgenden geht es um Veredelungen.

Aufmerksamkeit und Selbstdarstellung

Aber sind Veredelungen nicht nur teurer Schnickschnack? Zwar spielen die Herstellungskosten für eine Drucksache selbstverständlich eine grosse Rolle, nicht zu unterschätzen sind aber auch die Kosten für deren Verteilung. Wie bedeutend sind in diesem Zusammenhang die paar eingesparten Rappen pro Exemplar ohne Veredelung gegenüber dem Vielfachen an Aufmerksamkeit und Interesse, die einer veredelte Drucksache zukommt?

Als Veredelung versteht man allgemein die Aufwertung einer Drucksache. Dabei soll die Veredelung immer in einem Zusammenhang stehen mit dem Produkt. Eine Veredelung ist ja kein Selbstzweck, sondern soll die Aufmerksamkeit auf den Inhalt lenken, auf ein Produkt, eine Mitteilung, eine Dienstleistung. Eine Veredelung darf den Betrachter also nur insoweit gefangen nehmen, dass sie seine Aufmerksamkeit erregt, sie darf ihn aber nicht vom Produkt ablenken, sondern soll im Gegenteil seine Aufmerksamkeit auf ebendieses Produkt hinlenken.

Bei veredelten Drucksachen geht es aber nicht immer um die Erregung von Aufmerksamkeit, vielmehr sollen den bestehenden und potenziellen Kunden Werte vermittelt werden, Werte wie Qualität, Sicherheit, Stabilität. Generell sollen die hohe Wertigkeit von Produkt oder Dienstleistung und die Seriosität des Anbieters hervorgehoben werden. Die Veredelung ist somit eingebunden in eine Gesamtdarstellung von Produkt, Produzent und Werbemassnahmen.

In beiden Fällen sind wichtige Punkte zu beachten. Denn damit eine veredelte Drucksache die gewünschte Wirkung auch entfaltet und sich weder qualitative noch kostenmässige Überraschungen entwickeln, braucht es Wissen, Beratung und frühzeitige Zusammenarbeit mit Fachleuten. Für eine erfolgreiche Umsetzung der Wünsche und Vorstellungen ist es sinnvoll, wenn bereits in der Projektphase alle Beteiligten, also Kunde, Agentur, Druckerei und der Weiterverarbeitungsspezialist, zusammensitzen.

Der Spezialist weiss mehr

Die Zahl der Möglichkeiten, eine Drucksache zu veredeln, ist enorm. Sich in diesem schlecht überblickbaren Gebiet zurechtzufinden, ist nicht ganz einfach. Auch die Kosten für eine Veredelung sind extrem unterschiedlich. Es gibt zudem kein grafisches Unternehmen, das alle Bereiche abdeckt. Wer aber eine bestimmte Veredelung oder Veredelungsrichtung anbietet, hat sich oft spezialisiert, ist entsprechend kompetent und garantiert absoluten Kundenschutz – nichts wäre schlechter für das Geschäft, als wenn Gerüchte entstünden, ein Veredler mache direkte Geschäfte mit den Kunden seiner Kunden ...

Ist man sich mehr oder weniger über die Art der geplanten Veredelung im Klaren, sollte mit dem entsprechenden Spezialisten frühzeitig Kontakt aufgenommen werden. Denn nur dieser weiss, was schon bei der Entwicklung einer Drucksache beachtet werden muss, damit sich dann nicht nur die gewünschte Wirkung voll entfalten kann, sondern auch der ganze Produktionsprozess von der Gestaltung über die Bedruckstoffwahl, die Wahl des Druckverfahrens bis hin zur Weiterverarbeitung unter Berücksichtigung der verschiedenen Wechselwirkungen mit dem Veredelungsverfahren optimiert werden kann. Weiss denn jeder, dass für Beflockungen die Mindeststrichdicke 1 Punkt beträgt, dass beim Laserstanzen auf der Rückseite Brennspuren entstehen und dass Reliefprägung auf kurzfasrigem Recyclingmaterial an der Oberfläche aufreissen können?

Bei der frühzeitigen Zusammenarbeit geht es nicht zuletzt auch darum, die Kosten im Griff zu behalten, einerseits durch optimale technische Vorbereitung, andrerseits aber auch durch eine vollständige Erfassung aller Kostenfaktoren, damit eine korrekte Budgetierung erfolgen kann. Negative Überraschungen oder teilweise bis völlig unbefriedigende Resultate können so vermieden werden. Leider haben mangelnde Kenntnis der technischen Gegebenheiten und Zeitdruck schon oft zu mehr oder weniger grossen Abstürzen geführt.

Ein weites Feld

Die Frage ist nur, wie man sich in diesem Dickicht an Möglichkeiten orientieren soll. Was die Kosten betrifft, kann hier keine Hilfestellung geboten werden, zu unterschiedlich sind die Bedürfnisse und Angebote. Hingegen liefern wir hier eine umfassende (nicht unbedingt abschliessende) Übersicht über die aktuellen Veredelungsmöglichkeiten. Denn wer über die vielen Veredelungsmöglichkeiten Bescheid weiss, macht vielleicht nicht mehr das Naheliegendste, schon Bekannte, sondern wählt eine Veredelungsart oder eine Kombination von verschiedenen Veredelungen, die die eigene Drucksache gegenüber der Masse an unveredelten, aber auch gegenüber veredelten Druckprodukten abhebt.

In die Überlegungen einzubeziehen ist zudem, dass eine Veredelung nicht immer nur die Werbewirksamkeit erhöhen soll, sondern auch andere Funktionen wie Schutz gegen Abrieb, Schmutzresistenz, erhöhte Stabilität und Dichtigkeit oder Fälschungssicherheit erfüllt, manchmal aber auch nur der Beschleunigung der weiteren Verarbeitungsschritte dienen soll.

Folgende Themenbereiche werden behandelt: Lackieren, Laminieren und Folienkaschieren, Sonderfarben und spezielle Verfahren, Prägen, Stanzen und Gravieren, Papiere. Kurz separat behandelt werden die Möglichkeiten im Digitaldruck.

Lackieren

Lack gibt dem Material eine deckende Beschichtung mit schützenden, dekorativen oder spezifischen technischen Eigenschaften. Zu beachten ist je nach Drucksache, ob der Lack seinen Eigengeruch auch nach dem Trocknen beibehält oder nicht.

  • Dispersionslack (auch Wasserlack, Wasserkastenlack genannt): Mit Dispersionslacken lassen sich intensive Glanz- und Mattwirkungen erzielen. Spezielle optische Wirkungen können durch Effektpigmente im Lack erreicht werden. Mit Dispersionslack wird häufig veredelt. Vorteilhaft ist insbesondere die kurze Trocknungszeit. Dispersionslack wird aber nicht nur zur Veredelung genutzt, sondern auch als Schutzlackierung (beispielsweise als Vergilbungsschutz). Lackierte Druckerzeugnisse bieten eine hohe Stapel- und Scheuerfestigkeit, eine verbesserte Gleitfähigkeit oder auch Tiefkühlfestigkeit.

Es lassen sich Papier und Karton verarbeiten, aber auch Kunststoffe, für die besondere Lacksorten verwendet werden müssen. Auf besonders saugfähigem Material sollte vorgängig ein Primer aufgetragen werden. Für speziell hohe Schichtdicken kann auch im Siebdruck lackiert werden.

Beachten: Die Weiterverarbeitung kann schwierig werden, da die Lackschicht spröde ist und schnell brechen kann. Die Rill-, Falz- und Prägbarkeit sind deshalb eingeschränkt, was bei der Festlegung des Layouts beachtet werden sollte. Beim Überlackieren von Metallic-Druckfarben kann es zudem zu Verfärbungen oder Abschuppungen kommen.

  • Öldrucklacke entsprechen grundsätzlich konventionellen Offsetdruckfarben und sind heute vergilbungsfrei. Sie erhöhen die Abriebfestigkeit und den Glanz. Für eine effektvolle Veredlung reicht der Öldrucklack allerdings nicht aus, weshalb sie praktisch nicht mehr verwendet werden. Es gibt Öldrucklacke in den unterschiedlichstenQualitäten für Effekte wie matt, halb- oder seidenmatt, glänzend und hochglänzend. Das Bedrucken von Papier, Karton und auch besonders saug­fähigen Sorten ist möglich. Durch die dünne und elastische Schicht bleibt die Drucksache gut rill-, falz- und prägbar.
  • UV-Lacke zeigen von allen Lacken die stärkste Wirkung, sie glänzen brillanter und wirken matter als andere. Im Gegensatz zu Öl- und Dispersionslacken enthalten sie keine flüchtigen Bestandteile, es ist also weder Wasser noch Lösungsmittel enthalten. Die Aushärtung des Lacks findet auf dieselbe Art und Weise statt wie bei UV-Farben: Im Lack vorhandene Fotoinitiatoren zerfallen durch die Bestrahlung mit UV-Licht und aktivieren den Vernetzungsprozess der Kunstharzteilchen. Nach wenigen Sekunden ist die Lackschicht vollständig ausgehärtet, im weiteren Produktionsprozess muss keine zusätzliche Trocknungszeit beachtet werden.

Es lassen sich hohe Schichtdicken übertragen. Im Offsetdruck werden bis zu 8 µm, im Siebdruck sogar bis zu 100 µm erreicht. UV-Lacke werden grösstenteils als hochglänzende Klar­lacke verwendet, seltener als Matt- oder Metalleffektpigmentlack. Auch partielles Lackieren ist möglich.

Geeignet sind Papiere und Kartons mit glatter Oberfläche oder geringer Saugfähigkeit, aber auch Kunststoffe oder metallische Oberflächen. In einem weiteren Arbeitsgang könnte ein UV-lackierter Druckbogen zudem noch geprägt werden. Die Stapel- und Scheuerfestigkeit sind sehr hoch.

Beachten: Bei gussgestrichenen Papieren und Kartonsorten ist die Haftfähigkeit aufgrund der extremen Oberflächenglätte nicht optimal. Und bei stark saugfähigem Material kann ein Teil der Fotoinitiatoren in den Bedruckstoff wegschlagen und so den Glanz beeinträchtigen. Bedruckstoffe mit optischen Aufhellern können zudem bedingt durch die starke UV-Strahlung vergilben. Bei der Kreation sollte darauf geachtet werden, dass keine Lackierungen innerhalb von Rill-, Nut- oder Falzlinien gesetzt werden, da der UV-Lack sehr spröde sein kann.

  • Glitterlack (auch Glitzerlack, Flitter, Glitter, Glimmer genannt): Dabei handelt es sich um einen UV-härtenden Lack, dem Polyesterteilchen beigemischt sind. Hauptsächlich verwendet werden Silber-, Gold- und Irisglitter. Diese haben eine Grösse zwischen 50 µm und 400 µm und reflektieren je nach Farbe, Menge und Grösse das Licht. Um die notwendige Schichtdicke zu erreichen, wird dieser Lack im Siebdruck aufgebracht. Die Glitterlacke lassen sich am besten auf gestrichenen und glatten Papieren verarbeiten.

Beachten: Mit einem zu groben Glitterlack lassen sich weder feine Linien noch scharfe Kanten drucken. Ungestrichene Papiere eignen sich eher nicht für Glitterlack. Die dicke Schicht des Lacks kann zu Problemen in der Weiterverarbeitung führen. Generell sollte Glitterlack nur einseitig aufgebracht werden, und auch randabfallende Drucke sollten vermieden werden, da es sonst zu Absplitterungen beim Beschnitt kommen kann. Zudem sollte sich kein Lack im Bereich von Nut-, Rill- und Schneidlinien befinden. Weiteres Verarbeiten wie Verkleben oder Bedrucken ist nicht möglich.

  • Soft-Touch-Lack (oder Touch-Lack) wird für eine besondere Haptik eingesetzt. Je nach Lack fühlt er sich samtig, gummiartig oder weich an. Eine Veredelung mit Soft-Touch-Lack eröffnet eine neue Dimension und einen emotionaleren Zugang zum Produkt.

In der Regel ist der Soft-Touch-Lack transparent. Mit Pigmenten lässt er sich einfärben. Der Lack absorbiert das Licht und dämpft dadurch die darunterliegenden Farben, was zu einem matten Erscheinungsbild führt. Als Spot-Lackierung oder auf glatten und gestrichenen Papieren kommt der Effekt am besten zur Geltung. Die Veredelung kann randabfallend und beidseitig eingesetzt werden. Wegen der erwünschten hohen Schichtdicke wird meist der Siebdruck eingesetzt.

Beachten: Die Oberfläche ist sehr kratzempfindlich, das kann zu Schwierigkeiten bei der weiteren Behandlung führen.

  • Drip-off-Lack (auch Twin-Effekt) ist ein zweistufiges Veredelungsverfahren, mit welchem effektvolle Matt-Glanz-Kontraste erzeugt werden. Durch die Kombination zweier unterschiedlicher Lacke werden noch bessere Kontraste erreicht als bei der Spot-Lackierung. Es entstehen Glanzdifferenzen von bis zu 70 Prozent. Da die Lackierung über ein Druckwerk aufgebracht wird, erzielt man einen guten Passer, was es ermöglicht, auch feine Schriften, Linien oder Raster mit Glanzkontrasten zu versehen. Auf glänzend gestrichenen Bedruckstoffen ist die Wirkung am besten.

Bei diesem Verfahren wird in einem ersten Schritt der Bedruckstoff ganz normal im Offsetdruck bedruckt. Im letzten Druckwerk wird ein spezieller Öldruckmattlack partiell aufgetragen. Der unmittelbar danach im Lackwerk aufgetragene Dispersionslack perlt nun aufgrund der unterschiedlichen Oberflächenspannung von der Öldrucklackschicht ab – der matte Effekt bleibt an diesen Stellen erhalten, die restlichen Partien nehmen den hochglänzenden Dispersionslack an.

Beachten: Die Papierwahl ist eingeschränkt; Öldrucklack neigt zudem zum Vergilben und hat einen leichten Eigengeruch, der auch nach dem Trocknen vorhanden ist. Diese Veredelungsvariante kann nur einsetzen, wer über eine Offsetdruckmaschine mit mindestens fünf Druckwerken und einem zusätzlichen Lackierwerk verfügt.

  • Relieflack (auch Konturlack, Blindenschriftlack und Wassertropfenlack) wird eingesetzt, um Schriftzüge und andere Motive dreidimensional hervorzuheben, also eine haptische Wirkung zu erzielen, ohne den Bedruckstoff zu verformen. Eingesetzt wird ein spezieller UV-Lack, der im Siebdruck mit einer entsprechend grossen Schichtdicke aufgetragen wird. Der hohe Feststoffanteil von nahezu 100 % ermöglicht es, dass der Relieflack auch nach der Aushärtung seine plastische Wirkung behält. Relieflack ist transparent und für glänzende oder matte Effekte verfügbar, es ist auch möglich, ihn mit Pigmenten einzufärben. Die beste Wirkung wird auf glatten und gestrichenen Papieren erreicht.

Beachten: Grössere Flächen wirken unruhig, die Ränder sind unsauber und der Lack sinkt in der Mitte ein. Nut-, Rill- und Schneidlinien sollten lackfrei bleiben. Relieflack ist zudem nicht verkleb- oder bedruckbar. Und er sollte nicht randabfallend eingesetzt werden, weil er beim Beschneiden splittern könnte.

  • Strukturlack (auch Struktureffektlack, Schaumlack) gehört zu den UV-Lacken, die bei der Aushärtung eine bestimmte Struktur bilden. Die partiell oder vollständig erhöhte Lackschicht ist sowohl sichtbar als auch fühlbar. Mit Strukturlack können sehr unterschiedliche Effekte erzielt werden, massgebend sind die Partikel, die dem Lack zugegeben werden. Man kann beispielsweise die haptische Illusion der Oberfläche einer Holzbank oder von textilen Materialien erzeugen. Andere Möglichkeiten sind der Hammerschlageffektlack oder ein Sandpapiereffekt – Grenzen setzt nur die Fantasie.

Strukturlack wird im Siebdruck aufgebracht. Die einzelnen Partikel innerhalb des transparenten Lacks bewirken eine matte Erscheinung, die darunterliegenden Farben werden dumpfer. Es können gestrichene und ungestrichene Papiere verwendet werden.

Beachten: Da der Strukturlack stark aufträgt, ist die nachfolgende Verarbeitung teilweise aufwändiger als bei anderen Veredelungsarten. Nut-, Rill- und Schneidlinien sollten zudem lackfrei bleiben, ebenso der Beschnitt.

  • Duftlack spricht direkt den menschlichen Geruchssinn an und bietet damit Zugang zu einer weiteren Dimension. Der Duft wird entweder durch Reiben auf der gedruckten Fläche aktiviert oder die Drucksache duftet permanent. Verwendet werden ätherische Öle, die in praktisch jeder Duftrichtung erhältlich sind. Beliebt ist, wenn es nach Rosen, Wald, Schokolade, Holz, Gewürzen oder Lebkuchen duftet, machbar ist aber eigentlich alles, was chemisch hergestellt und dem Siebdrucklack zugemischt werden kann.
  • Drupa-Neuheiten: Folgende Neuheiten wurden unter anderem an der Drupa präsentiert: Ein wasserbasierter, im Offsetdruck zu verarbeitender Haptiklack soll für eine ausgeprägte weiche Haptik sorgen und die damit veredelten Druckerzeugnisse um eine fühlbare Dimension erweitern. Ein geruchsarmer, ebenfalls wasserbasierter Höchstglanzlack soll sich insbesondere für Lebensmittelverpackungen eignen. Ein 3D-Drip-Off-Lack soll neben ausgeprägten Matt-Glanz-Effekten auch die dritte, fühlbare Dimension zeigen. Und mit einem weiteren speziellen Lack sollen kunststoffartige Oberflächen mit spürbaren Höhen und Tiefen erzeugt werden können.

Laminieren, Folienkaschieren

Beide Begriffe stehen für die Verklebung von Papier oder Karton mit einem transparenten Folienmaterial. Im Arbeitsalltag werden die Begriffe oft synonym verwendet, fachtechnisch korrekt bedeutet laminieren beidseitiges, folienkaschieren einseitiges Aufbringen einer Folie. Vor der Verklebung sollte die (lösemittelechte) Druckfarbe vollständig getrocknet sein.

  • Laminieren heisst, dass das Papier zwischen zwei Folien eingeschlossen (eingesiegelt) wird, es werden insgesamt drei Schichten zusammengefügt. Eingesiegelte Objekte sind optimal vor Verschmutzung und Feuchtigkeit geschützt, teilweise werden auch hohe hygienische Anforderungen erfüllt. Die Oberfläche der für die Laminierung eingesetzten Folie (oft Polyester) kann brillant, mattiert oder reflexionsfrei sein. Die Folien sind zwischen wenigen Mikrometern und 0,25 Millimetern dick und ermöglich, flexible oder versteifte Druckprodukte zu erzeugen. Die Verklebung erfolgt vollflächig und meist mittels Wärme und Druck.

Beachten: Bei ungestrichenen Papieren zeichnet sich die Oberfläche auf der Laminierfolie ab. Dünne Papiere (unter 115 g/m2) eignen sich eher nicht für die Laminierung. Speziell bei Digitaldrucken können Haftungsprobleme auftauchen, denn viele elektrofotografische Digitaldruckmaschinen benützen Silikonöl bei der Fixierung des Toners, dessen Rückstände die Haftung veringern. Das Problem kann teilweise mit Spezialfolien gelöst werden, manchmal nützt aber auch das nichts – eine Laminage ist nicht möglich. Wer Digitaldrucke laminieren lassen möchte, sollte daher unbedingt vor dem Druck der Auflage einen Test machen oder sich vom Veredler beraten lassen, welche Digitaldruckverfahren geeignet sind.

  • Beim Folienkaschieren wird der Bedruckstoff einseitig vollflächig mit einer Folie verklebt. Ziel einer Folienkaschierung ist einerseits der Schutz vor Abnutzung durch Gebrauch, andrerseits eine optische und haptische Veränderung der Oberfläche. Glänzende, matte, reflexionsfreie oder auch unterschiedlich geprägte Folienmaterialien stehen zur Verfügung. Eingesetzt werden Folien aus Polypropylen, Azetat, Polyester und Polyethylen. Gestrichene Papiere ab ca. 80 g/m2 eignen sich, optimal ist die Wirkung auf gussgestrichenen Bedruckstoffen. Mattfolie kann zusätzlich partiell lackiert (Spot- oder Relieflack) oder mit Prägefolien kombiniert werden.

Beachten: Aus technischen Gründen wird an den Bogenkanten ringsherum ein unbedruckter Rand von 10 Millimetern benötigt. Bei zu dünnen Papieren kann sich eine Rollneigung bemerkbar machen, ungestrichene Papiere sind weniger geeignet (siehe Laminierung). Bei elektrofotografisch erstellten Digitaldrucken (Laser), bei denen silikonhaltige Fixieröle verwendet wurden, oder auch bei im wasserlosen Offsetdruck erstellten Druckprodukten kann es zu Haftungsproblemen kommen.

Sonderfarben und spezielle Verfahren

Sonderfarben dienen dazu, das Farbspektrum über den CMYK-Farbraum hinaus zu erweitern. Das können beispielsweise Schmuckfarben sein, die als separate Farben für einzelne Elemente (Logos usw.) zum Einsatz kommen, als Veredelung im engen Sinn aber gelten wohl nur Sonderfarben mit speziellen Effekten. Integriert in diesen Abschnitt werden aber auch Veredelungen, bei denen eine vorgedruckte spezielle Farbe dazu dient, ein bestimmtes Material zu fixieren.

  • Irisierende Farben sind Druckfarben, denen Perlglanzpigmente – technisch gesehen sind es mit Folie beschichtete Glimmerplättchen – beigemischt sind. Der Perlmutteffekt entsteht durch Interferenz (natürlicherweise zu sehen etwa im Innern von Muscheln oder bei Perlen): Je nach Betrachtungswinkel wird eine Farbe des Spektrums der Lichtquelle verstärkt, was zu einem spektralen Verlauf über eine gewisse Länge führt (Regenbogeneffekt).
  • Metallicfarbe besteht aus konventioneller Druckfarbe, die durch Metallpigmente (pulverisierte Metalle) angereichert wurde. Diese Effektpigmente verhalten sich wie winzige Spiegel und reflektieren einfallendes Licht. Für eine goldene Wirkung werden Bronze-, für eine silberne Wirkung Aluminiumpigmente verwendet. Damit sie ihre Wirkung entfalten können, müssen sie eine gewisse minimale Grösse haben (ca. 20 µm gegenüber maximal 1 µm der Pigmente konventioneller Druckfarbe). Zwar können Metallicfarben mit fast allen Druckverfahren aufgebracht werden, generell bringt aber eine dickere Farbschicht auch einen stärkeren Effekt mit sich, was natürlich für den Siebdruck spricht. Metalliceffekte können auch im tintenstrahlbasierten Digitaldruck erzeugt werden.
  • Leuchtfarben gibt es in zwei Ausprägungen: als Tagesleuchtfarbe, die bei Tageslicht den Helligkeitseindruck erhöht, und als Nachleuchtfarbe, die selbst Licht emittiert und somit auch im Dunkeln sichtbar ist. Tagesleuchtfarben wandeln mittels Fluoreszenz die kurzwelligen, ultravioletten Anteile des auf sie gestrahlten Lichtspektrums in langwelligere Anteile um. Nachleuchtfarben können die Energie des einfallenden Lichts speichern und diese zeitverzögert durch Phosphoreszenz wieder als Lichtenergie abgeben. Wegen der grösseren Pigmente und der erwünschten hohen Schichtdicke wird für den Druck von Leuchtfarben oft der Siebdruck eingesetzt.
  • Rubbelfarbe ist bekannt für die Verwendung auf Losen, bei Wettbewerben oder auch im Einsatz für die Kommunikation von Sicherheitsdaten. Der blickdichte Überdrucklack wird unterlackiert und benötigt gestrichenes Papier. Rubbelfarbe wird im Siebdruck aufgebracht und ist auch in Goldausführung lieferbar.
  • Thermolack verbirgt bei normaler Temperatur die überdruckte Information vollständig. Bei Erwärmung durch Körperwärme werden Bild und Text sichtbar, nach dem Abkühlen ist dann alles wieder verdeckt. Ein Effekt, der sich etwa 100-mal wiederholen lässt und der den Spieltrieb und die Neugierde des Betrachters anregt. Für das Aufbringen von Thermolack wird der Siebdruck verwendet.
  • Thermoreliefdruck ist ein Druck mit normaler Offsetfarbe, auf die, bevor sie trocken ist, ein Granulat aufgebracht wird, das mittels Hitze (IR) zum Quellen gebracht wird. Resultat ist ein gleichmässig erhabenes Relief mit ähnlicher Wirkung wie eine Stahlstichprägung (siehe Prägen), aber ohne Schattierung auf der Rückseite und ohne die Möglichkeit unterschiedlicher Reliefhöhen. Das Verfahren ist relativ günstig, weil zur Erzielung des Effekts keine Clichés benötigt werden.
  • Beflocken ermöglicht, eine Oberfläche nicht nur in die dritte Dimension zu erweitern, sondern sie dem Tastsinn zugänglich zu machen. Es kann vollflächig oder partiell beflockt werden. Die Flockfasern sind in verschiedenen Dicken, Farben und Längen herstellbar. Oberflächenstrukturen von samtweich über borstig-rau bis hart und kratzig, aber auch textile Strukturen sind erzeugbar. Üblich ist eine Flocklänge von 0,5 Millimetern. Bei einer Flocklänge von 1 Millimeter kommt das reliefartige Erscheinungsbild aber besser zur Geltung, jedoch werden die Konturen etwas unschärfer. 2 Millimeter Flocklänge wird etwa als Rasennachbildung eingesetzt, für Fellimitate kann Flock von bis zu 16 Millimetern Länge eingesetzt werden. Flock besteht oft aus Polyamid (Nylon) oder Viskose, es gibt aber auch Flock aus Baumwolle, Polyester oder Acryl.

Der Klebstoff, an dem die Fasern dann haften, wird mit dem Siebdruck auf die Druckbogen aufgebracht. In einem elektrischen Feld werden Millionen von Fasern in hoher Geschwindigkeit Richtung Bedruckstoff geschossen. Die Feldlinien bringen sie dazu, sich gleichmässig senkrecht auszurichten. An nicht bedruckten Stellen entladen sich die Fasern beim Auftreffen auf den Bedruckstoff und springen zur Hochspanungselektrode zurück.

Beachten: Flock ist in der Regel nur einfarbig einsetzbar. Die Gestaltung (insbesondere Liniendicken und Schriftgrössen) muss an die Bedingungen des gewünschten Flocks angepasst sein. Je nach Flockauftrag kann zudem eine problemlose Weiterverarbeitung beeinträchtigt werden.

  • Bronzieren ist ein Verfahren zum Aufbringen von pulverförmiger Bronze auf einen Druckbogen. Die feinen Bronzeplättchen haften in unterschiedlicher Ausrichtung auf der Unterdruckfarbe und ergeben so den edlen Effekt von echtem Goldglanz durch die unterschiedliche Reflexion des Lichts. Kein anderes Verfahren zeigt denselben Effekt. Im Offsetdruck werden zuerst diejenigen Stellen mit einer klebrigen Farbe bedruckt, an denen später die Bronzepartikel haften bleiben sollen, anschliessend wird die Goldbronze aufgetragen.

Goldbronzepulver besteht aus in Kugelmühlen feingeriebenen Metallpartikeln (Flittern), die aus einer Zink-Kupfer-Legierung hergestellt werden. Je nach Zusammensetzung dieser Legierung können verschiedene Farbnuancen von rötlich- bis gelblich-golden kreiert werden, seit Kurzem gibt es auch Silberbronze. Eingesetzt wird die Bronzierung unter anderem für Visitenkarten, Briefschaften, Glückwunschkarten oder auch Verpackungen und Geschenkpapier.

  • Nummerieren wird zum Sortieren und eindeutigen Kennzeichnen von Drucksachen verwendet. Nummeriert werden Gutscheine, Coupons, Eintrittskarten und vieles mehr (auch Banknoten). Entweder wird schon beim Drucken der Auflage direkt in der Offsetdruckmaschine mittels Nummerator fortlaufend nummeriert, oder (was heute wohl meistens der Fall ist) es wird nachträglich digital nummeriert oder gleich digital gedruckt, allenfalls mit zusätzlicher Personalisierung.

Prägen

Unterschiedlichste Verfahren werden unter diesem Oberbegriff subsumiert, solche mit und solche ohne Verformung des Bedruckstoffs ebenso wie solche mit oder ohne Aufbringen von Farbe oder Folie.

  • Blindprägen heisst, dass eine bleibende Deformation des zu prägenden Materials erreicht wird und weder eine Farbe noch eine Folie übertragen wird. Die plastische Verformung des Bedruckstoffs bringt durch das Spiel von Licht und Schatten wirkungsvolle Effekte mit gleichzeitig dezenter und edler Wirkung hervor. Blindprägen ist das älteste Verfahren speziell bei Buchdecken, es wird aber auch für die Veredelung von Visitenkarten, Briefpapier, Urkunden und Ähnlichem eingesetzt.

Die Verformung des Materials entsteht unter hohem Druck zwischen Form und Gegenform (Matrize und Patrize). Beim so genannten Planprägen hingegen wird mittels Prägestempel und ohne Gegenform nur die Oberfläche partiell verdichtet und damit optisch verändert.

Die optische und haptische Wirkung der Blindprägung wird durch die Höhenunterschiede und die partielle Verdichtung und Glättung des Prägematerials erreicht. Blindprägungen können hochgeprägt (das Motiv ist erhaben) und tiefgeprägt (das Motiv ist vertieft) oder auch beides gleichzeitig sein. Zudem gibt es einstufige oder mehrstufige hoch- oder tiefgeprägte Motive.

Beachten: Die eingesetzten Bedruckstoffe sollten sich für das Blindprägen eignen und verformbar sein, ohne an den Kanten zu brechen. Voluminöse Papiere eignen sich besser als dünne Materialien.

  • Heissfolienprägen ist das Übertragen eines Folienmaterials mittels Druck und Wärme auf das zu veredelnde Material, ohne dass der Bedruckstoff verformt wird. Benötigt werden dazu ein Prägestempel und eine spezielle Heissprägefolie. Prägefolien gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen als Gold-, Silber- oder Farbfolie, aber auch Effektfolien oder Prägehologramme stehen zur Verfügung. Bei der Gestaltung kann mit Matt-Glanz-Effekten ebenso wie mit sehr feinen Elementen gearbeitet werden. Von Strukturprägen spricht man, wenn der Prägestempel nicht nur die Folie überträgt, sondern ihr und dem darunterliegenden Bedruckstoff auch noch eine Struktur (beispielsweise ein Leinenmuster) einprägt. Wenn nur die Folie mit feinsten Strukturen geprägt werden soll und der Prägestempel entsprechend feine, oft mit einem Laser erzeugte Strukturen aufweist, nennt man das Microembossing.

Prägefolien besten aus mehreren Schichten, deren eine, die Transferschicht, beim Prägevorgang mit dem heissen Prägestempel partiell (in der Form des Prägestempels) abgelöst und auf den Bedruckstoff übertragen wird. Eine Haftschicht – eine Art Hotmelt – fixiert das Folienmaterial auf dem Bedruckstoff.

  • Reliefprägen ist das Übertragen eines Folienmaterials mittels Druck und Wärme auf das zu veredelnde Material bei gleichzeitiger Verformung des Bedruckstoffs. Benötigt werden dazu ein Prägestempel mit passender Gegenform und eine Heissprägefolie. Auch wenn anstelle einer Folie Farbe direkt vom Prägestempel übertragen wird (Buchdruck), spricht man von Reliefprägen. Reliefprägungen als Kombination von Materialverformung und Prägefolie ergeben eine auffällige Veredelung mit optischer und haptischer Wirkung. Zu beachten ist, dass nicht im ganzen deutschen Sprachraum dasselbe unter dem Begriff Reliefprägen verstanden wird.
  • Kaltfolientransfer nennt man das Übertragen einer Folie in einer Offsetmaschine. Die Bogen werden erst nach dem Folientransfer bedruckt. Die optische Wirkung der Kaltfolien ähnelt der von Heissprägefolien. Ausgehend von nur einer Standardsilberfolie kann durch das Überdrucken fast jeder beliebige Farbton erzeugt werden. Auch schillernde und spiegelnde Flächen – etwa Metall, Wasser oder Glas – können realitätsnah umgesetzt werden. Feine Strukturen und Elemente wie Schriften, Linien und Raster sind mit Kaltfolie darstellbar.

Für den Kaltfolientransfer werden zwei Druckwerke benötigt. Im ersten Werk wird ein pastöser Kleber über eine konventionelle Offsetplatte partiell oder flächig auf den Bedruckstoff aufgebracht. Auf dem nachfolgenden Werk sitzt das ColdFoil-Modul mit der Auf- und Abwickeleinheit für die Metallfolie. Diese Folie wird im Druckspalt zwischen Gummituch- und Druckzylinder durchgeführt. Dabei wird die Metallschicht der Folie durch Druck des Gummituchs auf die mit Kleber versehenen Stellen des Bedruckstoffs übertragen. Nach Ablösen der Trägerfolie verbleibt die Metallschicht auf dem Bedruckstoff. Die beiden Werke können unmittelbar nach dem Kaltfolienauftrag wieder für das Drucken im konventionellen Offset verwendet werden.

  • Stahlstichdruck zählt eigentlich zu den traditionellen Tiefdruckverfahren, aufgrund des erhabenen Druckbilds und der mit dem Druck verbundenen Verformung des Bedruckstoffs wird er heute praktisch nur noch als Ver­edlungsverfahren (Prägung) eingesetzt. Als Druckform werden ein Stahlstempel mit vertieftem Druckbild und die Patrize als Gegendruck benötigt. Beides wird von Hand graviert (kein Druckraster, keine Halbtöne).

Der Stahlstichdruck ist in der Lage, feinste Details abzubilden, gleichzeitig wird durch die Materialverformung neben der visuellen auch eine haptische Wirkung erzielt. Aufgrund der hohen Deckkraft der verwendeten Farben und der spürbar hohen Farbschichtdicke ist es möglich, helle Motive auf dunklem Grund zu drucken. Eingesetzt wird der Stahlstichdruck unter anderem für repräsentative Briefausstattungen, Visitenkarten, Banknoten (Stahlstich bietet eine hohe Fälschungssicherheit), Briefmarken, Empfehlungskarten, Einladungen und Echtheitszertifikate.

Stanzen und Gravieren

Unter Stanzen versteht man das Veredeln mittels vollständigem oder partiellem Trennen des Bedruckstoffs.Dabei kann der Reiz gerade in der nicht vollständigen Trennung liegen, wie die Lasergravur zeigt. Keinen eigenen Eintrag erhalten die Begriffe Rillen und Perforieren. Ersteres ist eigentlich gar keine Veredelung, sondern dient der Weiterverarbeitung, Letzteres ist, ob es nun als Veredelung verstanden wird oder nicht, selbsterklärend.

  • Konventionelles Stanzen verwendet man zum kompletten oder teilweisen Heraustrennen von Konturen. Dafür wird eine entsprechende Stanzform mit eingelegten Stanz-, Rill- und Perforierlinien benötigt. Gestanzt wird teilweise noch auf einem Tiegel, meist aber auf Hubstanzen oder rotativ. Endprodukte sind oft Faltschachteln oder dreidimensionale Objekte für die Verkaufspräsentation von Produkten, es können aber auch einfachere Veredlungen sein wie Schlitze für Visitenkarten oder Fenster in Buch- oder Zeitschriftenumschlägen, die einen «Durchblick» gewähren. Eine spezielle Form ist die Registerstanzung, die dem Benutzer eines Buches den raschen Zugriff auf definierte Bereiche ermöglicht.
  • Laserstanzen ist eigentlich Laserschneiden. Dabei schneidet der Laser auch filigranste Formen präzis aus dem Material. Durch die hohe Temperatur entstehen auf der Rückseite des gelaserten Materials Brennspuren, die allenfalls mit optimierter Gestaltung versteckt werden können. Da jedes Exemplar einzeln hergestellt wird und es nur eine «digitale Stanzform» braucht, sind auch kleinste Auflagen möglich. Eingesetzt wird es unter anderem für exklusive Glückwunschkarten, Briefbögen, Zertifikate, Visitenkarten und Mailings. Es ist aber auch möglich, andere Materialien als Papier oder Karton zu lasern, etwa Holz, Leder, Metall, Plexiglas oder sonst ein beliebiges Material – die Anbieter sind sicher bereit, sich auch auf Experimente einzulassen.

Beachten: Die Stabilität des Endproduktes muss im Auge behalten werden. Und allfällig herausfallende Binnenräume von Buchstaben oder andern Elementen sollten vermieden werden. Das gilt für jede Art von Stanzung.

  • Lasergravieren bedeutet, dass nur die Oberfläche des Papieres mithilfe eines Laserstrahls abgetragen wird. Die Eindringtiefe des Lasers in das Papier muss so gesteuert werden, dass das Papier nicht durchdrungen wird und die Rückseite somit völlig intakt bleibt. Mit der Lasergravur können einzigartige visuelle und haptischen Effekte erzeugt werden, es könnte beispielsweise mit Papieren mit unterschiedlich gefärbten Schichten verwendet werden. Gleichzeitig heisst das natürlich, dass die eingesetzten Bedruckstoffe eine minimale Dicke haben müssen, damit eine Lasergravur überhaupt möglich ist. Auch hier gilt, dass Kleinstauflagen problemlos erstellt und die unterschiedlichsten Materialien graviert werden können.

Papiere

Je nach eingesetztem Bedruckstoff kann nur schon dessen Verwendung als Veredelung verstanden werden. Angeboten werden Papiere in den verschiedensten Farben und mit den verschiedensten Strukturen. Bezeichnungen lauten etwa: fein geprägt, stark geprägt, filzmarkiert, gerippt, leinen, matt, metallisch, glatt, transparent, samtig, Wasserzeichen, mit Einschlüssen … Dabei muss darauf geachtet werden, dass das gewünschte Papier auch für den vorgesehenen Zweck verwendbar ist. Informationen dazu erhält man auf den Websites der Papierhersteller, insbesondere bei solchen, die Spezialpapiere anbieten. Man erfährt da unter anderem, ob ein bestimmtes Papier alterungsbeständig ist, ob es sich für Blindprägungen und Stanzungen eignet, was für Rasterweiten empfohlen werden und vieles mehr.

  • Chemische Wasserzeichen sind nachträglich aufgebrachte Markierungen, die optisch einem Wasserzeichen nahekommen. Hergestellt werden diese mit einer patentierten Flüssigkeit, die über eine fotopolymere Druckform auf das Papier übertragen wird. Diese Flüssigkeit bleicht die Fasern aus und verringert deren Opazität, womit sie dann transparenter erscheinen als ihr Umfeld. Im Gegensatz zu einem bereits bei der Papierfabrikation eingebrachten Wasserzeichen wird die Papierstruktur aber nicht verändert. Im Prinzip kann jedes Papier mit einem derartigen Wasserzeichen versehen werden, ein Test schafft Klarheit. Chemische Wasserzeichen sollen 20 Jahre lang halten. Sie können als reine Veredlung oder als Sicherheitsmerkmal eingesetzt werden. Diese chemischen Wasserzeichen sind problemlos mit allen Verfahren überdruckbar, sie können aber auch nachträglich auf bereits gedruckte Bogen an bildfreien Stellen eingefügt werden.

Möglichkeiten im Digitaldruck

Sowohl elektrofotografische Digitalsysteme als auch Inkjet-Geräte bieten Veredelungsmöglichkeiten durch den Einsatz von Schmuckfarben oder Lack (oder eine Kombination derselben). Das Angebot ist aber sehr unterschiedlich von Hersteller zu Hersteller und auch von Maschine zu Maschine.

  • Farbraumerweiterung: Zu erwähnen ist etwa das 7-Farben-System der HP-Indigo-Maschinen, mit welchem Pantone-Farben in hohem Masse originalgetreu nachgestellt werden können, oder die Kodak Nexpress, die ebenfalls zusätzliche Farben bietet. Ein etwas anders geartetes System bietet Konica Minolta mit den High-Chroma-Farben, die reiner und leuchtender sind als die Standard-CMYK-Farben und so den Farbraum erweitern.

Aber nur schon die Ausstattung von Tintenstrahlgeräten mit Light-Versionen der Standard-CMYK-Farben ermöglicht eine Erweiterung des Farbumfangs. Eine Veredelung im strengen Sinn ist Letzteres aber nicht. Und ob man ein integriertes Sonderfarbensystem als Veredelung bezeichnen will, sei dahingestellt.

  • Spotlackierung: Verschiedene Digitaldruckmaschinen bieten eine Spotlackierung. So gibt es etwa Geräte von Indigo, Canon und Xerox mit einem separaten Lackwerk, und bei der Nexpress kann im fünften Werk unter anderem auch ein spezieller Lack gedruckt werden, der nach dem Trocknen einen spürbaren 3D-Effekt bildet. Andere Hersteller wie MGI bieten Inkjet-Geräte an, die UV-Spotlackierungen in gemäss Lieferant dem Siebdruck ebenbürtiger Qualität produzieren. Einige Maschinen bieten auch den Druck von Deckweiss.
  • Digitale Metallicfarben: Einzelne Anbieter von Inkjet-Systemen bieten spezielle Metallictinten an. Durch die Kombination der Metallictinte mit den Standardfarben entstehen glänzende Metallicfarben wie Gold, Bronze oder Perlmutt.
  • Digital-Metal-Folie: An der Drupa vorgestellt wurde eine Art digitale Kaltfolienprägung. Dabei wird der Bedruckstoff mittels Toner oder Tinte bedruckt. Anschliessend wird eine spezielle Folie, bestehend aus PET-Träger und metallisierter Lackschicht, auf das soeben gedruckte Material laminiert. Danach wird die Trägerfolie abgezogen, wobei die Lackdekorschicht nur an den vorgedruckten Stellen haften bleibt. Der so vorbereitete Druckträger inkl. Metalllackschicht kann danach überdruckt werden. Dabei können verschiedenste Metallfarben erzeugt werden.

Tipps für Veredelungswillige

Zusammengefasst hier die von Veredlern genannten, offenbar immer wieder auftauchenden Probleme bei der Verarbeitung und andere teilweise bereits im Text erwähnte Fakten:

  • Grundsätzliches: Ist die Veredelung einer Drucksache geplant, ist dies bereits in der Planungsphase zu berücksichtigen. Frühzeitige Zusammenarbeit mit dem Veredler ist in jedem Fall sinnvoll, das schont das Zeit- und Geldbudget und nicht zuletzt die Nerven aller Beteiligten. Der Veredler kann dem Kunden sagen, worauf es bei Gestaltung und Druck ankommt, damit die Veredelung problemlos ausgeführt werden kann. Im Zweifelsfall hilft ein Test weiter.
  • Lackieren: Jede Lackierungsart hat spezifische Probleme, die zu beachten sind. In dicken Schichten aufgetragene Speziallacke können oft nur einseitig gedruckt werden. Sie sollten zudem nicht randabfallend eingesetzt werden, weil sie beim Beschneiden splittern können.
  • Laminieren: Zu laminierende Druckprodukte benötigen einen Bearbeitungsrand von ungefähr 10 Millimetern. Es ist nicht möglich, partiell zu laminieren. Offsetdrucke dürfen nicht schutzlackiert sein. Falls auf laminierte Produkte noch eine Folienprägung appliziert werden soll, sollte das der Veredler erfahren, damit er geeignete Materialien einsetzen kann.
  • Laminieren von Digitaldrucken: Viele elektrofotografische Digitaldruckmaschinen arbeiten mit Silikonöl bei der Tonerfixierung. Dies kann zu Haftungsproblemen bei Laminagen führen. Spezialfolien können das Problem entschärfen, aber das klappt nicht immer. Den Ärger, den zu laminierende, aber bereits gedruckte und vielleicht personalisierte Drucksachen auf allen Seiten schaffen, kann man sich mit frühzeitiger Kontaktaufnahme sparen. Denn was sich für den Kunden als einfache Aufgabe darstellt («einen Stapel Papier durchlassen»), kann sich für den Veredler zu einem Albtraum ent­wickeln, wenn die technischen Voraussetzungen nicht erfüllt sind.
  • Prägen: Bei Prägungen mit Materialverformung ist auf einen geeigneten Bedruckstoff zu achten (eher dick, eher langfasrig).
  • Laserstanzen: Personalisierte Laserstanzungen sind möglich. Wegen der einfachen Erstellung von Vorlagen für Laserstanzungen besteht die Gefahr, dass herausfallende Binnenräume übersehen werden. Der Stabilität des Endproduktes ist zudem genügend Beachtung zu schenken.
  • Veredeln im Digitaldruck: Immer mehr Digitaldruckmaschinen mit unterschiedlichen Drucktechnologien bieten Veredelungsmöglichkeiten, jede Maschine aber eine andere Art von Veredelung. Wer nun eine bestimmte Veredelung wünscht, muss sich leider selbst schlau machen, ob diese im Digitaldruck machbar ist und wo er sie machen lassen kann. Als Erstes wird man seinen Digitaldruckdienstleister anfragen, welche Veredelungen er anbietet, aber es wäre wohl ein Zufall, wenn dieser genau die gewünschte Veredelung im Programm hätte. Im Digitaldruck sind selbstverständlich auch personalisierte Veredelungen möglich.
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