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EPUBs mit festem Layout

Mit InDesign kann man mehr als nur Layouts für Printpublikationen erstellen. Für digitale Dokumente stehen einige Ausgabeformate zur Auswahl. Eines davon ist EPUB. InDesign CC bietet dabei viele neue Möglichkeiten zur Erstellung von digitalen Büchern.

Beat Kipfer Publiziert ein Verlag gedruckte Bücher, ist es schon fast selbstverständlich, dass parallel dazu eine digitale Version zum Download angeboten wird. Für «Lesebücher», die vorwiegend aus Text und einigen wenigen Illustrationen bestehen, hat sich das EPUB-Format in den letzten Jahren etabliert. Nun eröffnen sich in diesem Bereich mit dem Format EPUB3 viele neue, spannende Möglichkeiten; gleichzeitig stellen sich aber auch etliche neue Fragen.

In diesem ersten von zwei Artikeln gehe ich auf grundsätzliche Themen und wichtige Details zur Erstellung von EPUB-Dateien aus InDesign CC 2015 ein. Im nächsten Beitrag in der kommenden Ausgabe wird sich Laurent Gachnang vorwiegend mit den Exportoptionen und der Distribution befassen.

Fest oder umfliessend?

Bisher wurden fast alle digitalen Bücher als EPUB2 erstellt. Dies bedeutet, dass sich der Text dynamisch dem Lesegerät anpasst. Bei diesem handelt es sich beispielsweise um einen tolino oder einen Amazon Kindle. Diese relativ günstigen und handlichen Geräte sind meist mit einem E-Ink-Display für die Schwarzweiss-Darstellung ausgestattet. Das ist sehr komfortabel zum Lesen von Text; Schriftart und -grösse können vom User eingestellt werden, dabei ergibt sich augenblicklich ein neuer Textfluss.

Was zum Lesen von Romanen und anderer Literatur praktisch ist, eignet sich jedoch schlecht für grafisch anspruchsvollere Publikationen wie Lehr- oder Kinderbücher, Bildbände und Ähnliches. Dazu steht das neuere EPUB3-Format zur Verfügung. Damit kann das Layout optional fixiert werden; der Textfluss verändert sich dabei nicht mehr, alle Gestaltungselemente, auch Bilder mit umfliessendem Text, werden übernommen. Allerdings braucht es andere Geräte, um solche Inhalte anzuzeigen: Im Vordergrund stehen Tablet-PCs.

Wann DPS, wann EPUB3?

Aber halt: digitale Inhalte aus InDesign für Tablets? Dazu gibt es doch seit InDesign CS 6 die DPS-Schiene! Diese wird derzeit als Adobe Digital Publishing Solution neu lanciert. Der Unterschied zwischen den beiden Lösungen liegt in der Art der Publikationen und damit im Endprodukt. Mit Adobe DPS steht Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen ein Tool zur Verfügung, mit welchem aktuelle Inhalte rasch als App für mobile Endgeräte aufbereitet werden können. Die neue DPS richtet sich nur noch an Verlage mit auflagenstarken Titeln, die DPS Single App für einmalige (kleinere) Publikationen wurde ganz eingestellt.

Das EPUB3-Fixed-Layout eignet sich dagegen für Bücher mit «Rich Con­tent». Beim Endprodukt handelt es sich nicht um eine App, sondern um eine auf HTML5 aufgebaute Datei, welche mit einem geeigneten Leseprogramm konsumiert wird (auf einem iPad zum Beispiel mit iBooks, auf anderen Tablets mit Publus, Gitden oder anderen Apps).

EPUB3 aus InDesign CC

Im Prinzip wird es nun wieder ganz einfach: Sie layouten in InDesign ein Buch nach allen Regeln der Kunst. Sie erstellen daraus High-End-PDF-Dateien für die Druckerei und «nebenbei» gleich auch die EPUB3-Datei für das eBook. That’s it, oder ist es doch komplizierter?

Sie vermuten es schon, ganz so einfach ist es nicht! Am Anfang stehen konzeptionelle Überlegungen: Was macht den Mehrwert einer elek­tronischen Publikation gegenüber dem Printprodukt aus? Nehmen wir ein Lehr- oder Kinderbuch: Da wäre es doch ganz nett, einige interaktive Elemente und multimediale Inhalte zu integrieren. Nun sind Autor und Verlag gefordert: Stehen Animationen, Audio- oder Videodateien zur Verfügung? Macht es Sinn, interaktive Buttons mit geeigneten Funktionen einzubauen? Gibt es Hyperlinks und Querverweise? Wie präsentiert sich ein Inhaltsverzeichnis in einem eBook?

Wichtigste Anforderungen

Wenn Sie beim Dokumentaufbau für eine EPUB3-Datei mit festem Layout in InDesign CC (erforderlich!) die nachfolgenden Punkte beachten, sind Sie der erfolgreichen Erstellung einer funktionierenden EPUB3-Datei bereits einen grossen Schritt näher.

Format/Layout: Das Seitenformat wird in Pixeln definiert; bezüglich Proportionen sind Sie frei. Im Gegensatz zur Adobe DPS erstellen Sie immer nur ein Hoch- oder ein Querformat, denn die Ansicht dreht sich bei anderer ­Ausrichtung des Tablets nicht. Häufig wird das Format 1024 × 768 px gewählt. Dieses passt exakt für das iPad-Display; beim Betrachten auf einem Bildschirm im Format 16:9 ergeben sich auf der Längsseite schmale schwarze Streifen, die aber nicht weiter stören.

Beachten Sie, dass beim Export definiert wird, ob die Seiten einzeln oder als Doppelseite angezeigt werden sollen. Bei doppelseitigem Layout sollte die Gesamtbreite über beide Seiten idealerweise 1024 px betragen. Verwenden Sie ein abweichendes Seitenformat (beispielsweise viel grösser), werden die Seiten proportional an das Display angepasst.

Noch ein wichtiges Detail: In die Seiten von EPUB3-Dokumenten mit festem Layout kann auf dem Tablet in üblicher Weise hineingezoomt werden.

Schrift: Im Gegensatz zu EPUBs in älteren Formaten werden die Fonts in EPUB3-Dokumenten eingebunden (analog PDF-Dokumenten). Bei der Schriftwahl tauchen die gleichen Fragen auf, wie wir sie von der DPS oder bei der Erstellung von Websites kennen: Sind Serifenschriften sinnvoll, oder soll man sich für Screen-Dokumente auf serifenlose Fonts beschränken? Die Antwort fällt in dieser Kategorie eindeutig aus: Sehr viele Serifenschriften eignen sich ausgezeichnet zur Darstellung auf hochauflösenden Displays, wie sie bei Tablets üblich sind. Einen Fundus an screen­optimierten Serifenschriften finden Sie auf dem Adobe-Typekit-Server, welcher über das Schriftmenü von InDesign CC zugänglich ist.

Zur optimalen Schriftgrösse lässt sich nur eines mit Bestimmtheit sagen: Testen Sie die Seiten auf dem Tablet! Stimmt das Seitenformat mit der Auflösung des Displays überein, werden die Fonts nicht skaliert, bei grösseren Seiten muss die voraussichtliche Skalierung berücksichtigt werden. Eine typische Lesegrösse bei einer 1:1-Darstellung ist 18 pt.

Umgang mit Text: Verwenden Sie für die Textformatierung konsequent Absatz- und Zeichenformate. MarkierenSie die Option CSS ausgeben in den Formatoptionen (3).

Bilder optimieren: Verwenden Sie Bilder im RGB-Modus. Wenn Sie bei der Erstellung des Printdokuments den RGB-Workflow gemäss PDFX-ready-Empfehlung verwendet haben, können Sie die Bilder unverändert übernehmen. Die Auflösung platzierter Bilder darf auch zu hoch sein. Beim späteren EPUB-Export können die erwünschte Bildauflösung und der Komprimierungsfaktor eingestellt werden.

Navigation und Inhalt: Erstellen Sie das Inhaltsverzeichnis mit der InDesign-Funktion im Layout-Menü. Falls Sie vorher schon das Printdokument erstellt haben, existiert auch dieses bereits. Definieren Sie ebenfalls die Hyperlinks mit der entsprechenden InDesign-Funktion (Menü Fenster > Interaktiv). Verlinkungen zu Websites (URL), zu E-Mails oder innerhalb des EPUB-Dokuments mittels Textanker sind möglich.

Multimedia-Inhalte: Zu integrierende Videos müssen als MPEG4 im H.264-Standard gespeichert sein und sollten im Bildverhältnis 4:3 oder 16:9 vorliegen. Alle Multimedia-Inhalte dürfen zusammen maximal 2 GB gross sein. Videos können in InDesign wie Bilder platziert werden; anschliessend ist unter Fenster > Interaktiv > Medien ein Standbild zu definieren und die Steuerelemente auf Skin Over All einzustellen. Die Option Beim Laden der Seite abspielen darf keinesfalls aktiviert sein!

Audiodateien müssen als MP3 mit der Qualität von mindestens 128 kbit/s vorliegen. In der Regel wird als Standbild ein Button definiert, auf welchen zum Abspielen des Sounds getippt wird. Auch Audiodateien sollten in der Regel beim Laden der Seite nicht automatisch abgespielt werden.

Datei bei der Erstellung testen

Im Menü Fenster > Interaktiv steht in InDesign CC die EPUB-Interaktivitätsvorschau zur Verfügung. Damit öffnet sich ein neues Fenster, das Sie in beliebiger Grösse aufziehen können. In dieser Vorschau lassen sich auch Multimedia-Inhalte und Hyperlinks tes-ten. Die Bedienung hat ihre kleinen Tücken: Betätigen Sie den Pfeil links unten zum Aktualisieren der Vorschau. Das hier eingerdückte Symbol auf der rechten Seite nennt sich stolz Druckbogenvorschau (passt, oder?). Ist es eingedrückt, wird nur die aktuelle Seite beziehungsweise Doppelseite dargestellt. Möchten Sie das Funktionieren von Hyperlinks testen oder anderweitig durch das Dokument blättern, muss das Symbol Dokumentvorschaumodus ganz rechts aktiviert sein. Anschliessend erneut auf den Pfeil klicken.

Über Publikation und Distribution wird Laurent Gachnang in der nächsten Publisher-Ausgabe im Detail berichten.

Tageskurs

Unter dem Titel «E-Books mit ­InDesign CC erstellen» findet am Donnerstag, 22. Oktober 2015, am PubliCollege Burgdorf ein Tageskurs mit Laurent Gachnang statt.

Der Kurs befähigt Sie zur Realisation eines kompletten E-Book-Projekts aus InDesign mit den grundlegen­den Layoutelementen und mit Anreicherung von multimedialen Elementen.

Weitere Details finden Sie im Kursangebot unter www.publicollege.ch

Die Autoren

Beat Kipfer, Ausbilder FA, PubliCollege GmbH,3400 BurgdorfKurse und Seminare, Firmenschulungen und Supportfür Publishing und Prepress; Fachlehrer und Kursleiter an den Schulen für Gestaltung in Aarau, Bern und Zürich.

www.publicollege.ch

Laurent Gachnang, Geschäftsführer mbassador GmbH, Baselmbassador aggregiert Inhalte für den digitalen Handel und übernimmtfür Buch- und Zeitschriftenverlage, Film­produzenten sowie Musiklabels die Auf­bereitung ihrer Werke für die digitalen Verkaufskanäle. 

www.mbassador.ch

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