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Vom klassischen Layouter zum Tablet-Publisher

Mit dem iPad hat Apple ein neues Medium zwischen Print und Web geschaffen, das den Impact von Print mit allen Vorzügen der digitalen Welt verbindet (siehe Artikel). Den in letzter Zeit durch den Abonnentenschwund eher orientierungslosen Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen gibt das neue Hoffnung. Mehr noch: In Folge der hohen Umsätze, welche Magazine wie Wired oder Time Magazine in Form von iPad-Apps erzielen, macht sich in der Verlagswelt schon fast so etwas wie Goldgräberstimmung breit.

Ganz generell eröffnen die Tablets neue Perspektiven für Print-nahe Inhalte. Magazinmässig, das heisst seitenbasiert aufgemachter Inhalt kann von allen Vorteilen eines digitalen Mediums profitieren. Und wie bei klassischen Print-Magazinen ist auch hier wieder pro Artikel ein individuelles, mit menschlicher Kreativität geschaffenes Layout gefordert. Das automatisierte Befüllen von vorgefertigten Templates mag für Websites und reine News-Apps genügen. Bei digitalen Magazinen verlangt des Medium Tablet nach derselben gestalterischen Leistung wie das Medium Print.

Somit sind hier die Kernkompetenzen des Layouters wieder oder immer noch gefragt. Dies sowohl bezüglich Typografie und Gestaltung wie auch hinsichtlich der technischen Mittel: Die klassische Layoutsoftware wird künftig zum Kreativwerkzeug für das Tablet-Publish-ing. Adobe hat angekündigt, schon bald Erweiterungen für InDesign CS5 nachzureichen, mit denen sich Apps für das iPad und andere Tablets erzeugen lassen (siehe News).

Noch offen ist zum jetzigen Zeitpunkt die Frage, wie weite Kreise das Tablet-Publishing ziehen wird. Wird es sich schwerpunktmässig auf Zeitungen und Zeitschriften beschränken, oder werden auch andere Drucksachen wie Prospekte und Kataloge statt auf Papier über den Briefkasten künftig digital über einen App Store vertrieben? Für den Designer und Layouter ist das fast einerlei, für die Druckdienstleister ist die Frage existenziell. Und da sich über eine rein digitale Distribution sehr einfach individualisierte Inhalte verteilen lassen, könnte das Tablet-Publishing nicht nur den hochauflagigen Offsetdruck bei den Zeitungen und Zeitschriften, sondern auch den Digitaldruck konkurrenzieren.

Martin Spaar

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