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Die Cloud als Innovations-Bremse?

Cloude Computing ist im Moment der Trend in der IT. Google hat es als Pionier in die breiten Massen getragen. Apple ist diesem Trend mit iCloud gefolgt und auch Adobe setzt immer mehr auf dieses Konzept. Die Digital Publishing Suite (DPS) war von Anfang an nur als Cloud-basierter Service zu haben. Nun will Adobe mit der für nächstes Jahr angekündigten Creative Cloud einen Schritt weitergehen. Diese soll alle Tools der Creative Suite von Photoshop bis zu Premiere umfassen, dazu Dienste der DPS, Community-Werkzeuge sowie neue Tools wie Muse und Edge. Dabei wird es allerdings nicht so sein, dass die klassischen Publishing Tools wie InDesign und Photoshop in der Cloud laufen, sondern diese bleiben weiterhin lokal installiert.

Für die meisten Anwender wird die Creative Cloud somit nicht den Umgang mit den täglich gebrauchten Werkzeugen, sondern primär das Bezahlmodell ändern. Statt alle 18 Monate einen grösseren Betrag für ein Upgrade, wird man mit der Creative Cloud eine monatliche Gebühr für die Nutzung der Tools bezahlen. Für die USA hat Adobe die Preise jetzt kommuniziert: Zwischen 50 und 70 Dollar sollen die Monatsgebühren liegen – preislich also sicherlich ein attraktives Angebot!

Die Freude daran wird jedoch von einer anderen Neuerung Adobes getrübt, nämlich der Änderung der Upgrade Policy bezüglich neuer Versionen der Creative Suite. Gemäss dieser sollen künftig nur noch Nutzer der aktuellen Version zum Upgrade auf die nächste Version berechtigt sein. Der dicke Hund dabei: Diese Regelung wird schon nächstes Jahr für die CS 6 gelten! Konkret heisst das: Wer bei Einführung der CS 6 noch mit der CS 4 arbeitet, wird nicht Upgrade-berechtigt sein. Man darf die Creative Suite 6 als Vollversion neu kaufen oder vom neuen Angebot der Creative Cloud Gebrauch machen.

Es ist also unverkennbar, dass Adobe uns mehr oder weniger sanft in Richtung Cloud mit monatlich zu entrichtendem Obulus schubsen und sich damit ein kontinuierliches, von Upgrades unabhängiges Einkommen sichern will. Dies birgt meiner Meinung nach einige Gefahren, nicht zuletzt die, dass der Schub hinter der Entwicklung der Creative Suite nachlässt. Denn bis jetzt hatte jede neue Version der CS vor allem einen Konkurrenten zu fürchten: die Vorversion! Adobe musste uns Anwender mit tollen neuen Funktionen motivieren, das Upgrade zu kaufen und war somit auch als «Monopolist» zur stetigen Innovation verpflichtet. Adobe vollends aus dieser Pflicht zu entlassen, dürfte also kaum im Interesse von uns Anwendern sein.

Martin Spaar

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