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Viel Neues, aber kein Megatrend

Im ersten Teil dieses Heftes stehen zwei Messen im Zentrum: Der Rückblick auf die Fespa Digital in Genf und die Vorschau auf die Drupa in Düsseldorf. Neben einzelnen Produkteneuheiten interessieren vor allem allgemeine Trends: Wohin geht die Reise in der Publishing-Branche? Wie gilt es sich auszurichten, um künftig im Wettbewerb bestehen zu können?

Bei der Drupa hat es Tradition, einen Haupttrend als Etikett für die ganze Messe zu proklamieren. 2004 war die JDF-Drupa, dieses Jahr werden XXL, Inkjet und Web-to-Print am häufigsten als solche Etiketten gehandelt. Beim ersten Schlagwort geht es im Offsetdruck um die Formate über 70 x 100 cm. Damit soll mit mehr Nutzen pro Druckform noch rationeller produziert werden. Der Trend geht also in Richtung industrielle Drucksachenproduktion. Mit Rationalisierung hat auch Web-to-Print zu tun, jedoch aus einer ganz anderen Perspektive. Hier geht es um die schlanke Einbindung des Kunden in den Publishing-Prozess. Und die Inkjet-Technologie ist ein rein technologischer Trend, der wieder die Basis liefern kann für die Umsetzung übergeordneter Trends. Zum Beispiel die in Richtung Print-on-Demand und variabler Druck.

Wenn wir nun auch noch die Trends der Fespa Digital mit dazunehmen, wird das Ganze noch vielfältiger und damit diffuser. Hier geht die Entwicklung nämlich in die Richtung, mit Inkjet-Grossformatsystemen fast alles zu bedrucken: Plakate, Klebefolien, Schilder, Stoffe, Tapeten, Kugelschreiber, Golfbälle etc. Da ist im Moment nicht primär Standardisierung und Industrialisierung gefragt, sondern Kreativität pur!

Es zeigt sich, dass sich für Publishing-Dienstleister in die unterschiedlichsten Richtungen hin neue Geschäftsmodelle und Chancen eröffnen. Den Megatrend schlechthin, aus dem sich ein sicheres Erfolgsrezept ableiten liesse, gibt es heute leider weniger denn je. Man kann es höchstens umgekehrt formulieren: Es gibt ein sicheres Rezept für den Misserfolg: Sich dem Neuen verschliessen und nach dem Motto «das haben wir schon immer so gemacht» weiterkutschieren!

Martin Spaar

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