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Qualit�ts-Rosinen oder Perlen vor die S�ue?


Mit über 2000 neuen Funktionen will Adobe die neue Creative Suite 4 ausgestattet haben. Eine beeindruckende Zahl, auch wenn das auf die 13 darin enthaltenen Programmpakete umgelegt im Schnitt «nur» noch knapp 200 ergibt.

Wenn wir Publisher im 18-Monate-Rhythmus bessere Tools in die Hand bekommen, werden somit auch die damit produzierten Drucksachen immer besser? Angesichts dessen, was bei mir täglich mit der Post aufs Pult flattert, muss ich das eher verneinen. Gerade eben lag zuoberst die Hauszeitung einer grossen Schweizer IT-Messe. Darin viele Interviews und dazu die entsprechenden Köpfe: der eine purpurrot, der andere schwindsüchtig bleich, dazu die ganze Palette von gelbsüchtig bis schwindelgrün – das reine reprografische Gruselkabinett! Diese «Krankheiten» hätte man schon mit Photoshop-Urfunktionen wie der Tonwertkorrektur mit wenigen Mausklicks korrigieren können.

Ist also der ganze Fortschritt bei den Publishing-Werkzeugen für die Katz? Zum Teil wohl schon: Solange sich ein Anwender keinen Deut um Hauttöne schert, sind die ganzen neuen Features der CS4 Perlen vor die Säue.

Wer dagegen sein Handwerk mit einem gewissen Qualitätsanspruch verrichtet, wird sich unter den 2000 neuen Funktionen seine persönlichen Rosinen herauspicken, die ihn und seine Produkte weiterbringen. Ich persönlich bin diesbezüglich schon fündig geworden, und zwar mit dem «Design Time Preflight» in InDesign. Dahinter verbirgt sich eine Preflight-Ampel, die sofort von Grün auf Rot springt, wenn eine Prüfregel verletzt wird. Also zum Beispiel, wenn ein Bild zu wenig Auflösung mitbringt oder in einer Textbox Übersatz vorhanden ist. Denn nichts ist ärgerlicher, als ein bei der Endkontrolle übersehener Flüchtigkeitsfehler, der am Schluss die ganzen Qualitätsbemühungen der vorangehenden Produktionsschritte zunichte macht.

Wir alle dürfen uns auf solche Rosinen freuen, welche unter den neuen Features der CS4-Programmpakete zu entdecken sind. Eines sollten wir dabei aber vor Augen haben. Das wichtigste Feature auf dem Weg zu guten Produkten kommt nicht von Adobe, sondern wir müssen es selbst einbringen: ein waches Qualitätsbewusstsein und die Bereitschaft, den Schweiss nicht zu scheuen, den uns dieses immer wieder abverlangen wird.

Martin Spaar

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