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Publishing 3.0: Revolution nach bekanntem Schema

Unter dem Titel «DTP und Heavy-Metal waren gestern, jetzt kommt Publishing 3.0» skizzieren wir in diesem Heft die Umrisse einer neuen Publishing-Revolution (siehe Seite 24/25). Publishing 3.0 ist datenbankgetrieben, XML-basiert, internetgestützt und vor allem kundenzentriert. Statt Einbahn-Workflows werden künftig dynamische Prozesse unser Tun prägen. Das heisst, die Abläufe werden komplexer, IT-lastiger und von allen Beteiligten wird entsprechendes Know-how verlangt – zusätzlich zu den klassischen Kompetenzen in den Bereichen Bild, Typografie, Layout und Gestaltung notabene!

Damit folgt diese Revolution demselben Schema wie die vom Publishing 1.0 zu 2.0, also von den EBV- und Satzanlagen zum Desktop-Publishing. Und wie damals wird es auch jetzt wieder Gewinner und Verlierer geben: Bei der DTP-Revolution waren diejenigen auf der Verliererseite, welche sich den neuen Technologien verschlossen. Etablierte Unternehmen wie Hell und Berthold verschwanden von der Bildfläche und Newcomer wie Adobe und Apple traten ihren Siegeszug an. Und parallel zu den Herstellern gab es auch bei den Dienstleistern eine Wachablösung: Die meisten klassischen Layoutsetzereien mussten das Feld räumen und machten damit Platz für neu gegründete Belichtungsstudios und DTP-Ateliers.

Und wenn Sie als Leser jetzt etwas verunsichert sind und sich fragen, wo denn Ihr Platz in der neuen Welt des Publishing 3.0 sein wird, so ist genau das Grund für einen gesunden Optimismus. Denn eines hatten die Verlierer der letzten Revolution gemeinsam: Sie strotzten noch an der Schwelle zur technologischen Umwälzung vor Selbstvertrauen und wägten sich damit in falscher Sicherheit. Man muss nicht so weit gehen wie Intel-Gründer Andy Grove mit seinem «Only the paranoids survive»! Aber es ist schon so: Wer sich und sein Handeln nicht immer wieder in Frage stellt, wird irgendwann zu spät kommen und vom Leben bestraft werden.

Martin Spaar

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