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Wo bleibt das Gattungsmarketing f�r Print?

Das Cover dieser Zeitschrift soll die Möglichkeiten des digitalen Verpackungsdruckes demonstrieren: Mit der iGen4 Gallop lassen sich Verpackungen in einem einzigen Inline-Prozess inklusive Lackierung und Stanzung produzieren. Damit zielt Xerox auf einen besonders attraktiven Markt: den digitalen Verpackungsdruck, welchem die gängigen Marktstudien das mit Abstand grösste Wachstumspotenzial innerhalb der ganzen Druckindustrie vorhersagen (siehe Beitrag ).

Verpackungen verkaufen den Inhalt und sind daher eine lohnende Investition. Dieser Sachverhalt scheint den Drucksachenauftraggebern klar zu sein – zumindest bei den klassischen Verpackungen. Folglich wird hier nicht gespart: Vom grosszügigen Gebrauch von Sonderfarben bis zu Goldprägungen ist alles recht, was etwas hermacht.

Man kann den Begriff Verpackung aber auch weiter fassen: Auch unser Zeitschriftencover ist eine Verpackung, welche den Inhalt, also das Heft selbst, verkauft. Lange Zeit hatten wir beim Publisher die Bedeutung des Covers unterschätzt und unsere Zeitschrift sehr simpel «verpackt». Seit wir jedoch spezielle Covers im Digitaldruck produzieren, hat unser Magazin enorm an Beachtung und Wertschätzung gewonnen – sowohl bei den Abonnenten als auch bei den Inserenten. Die Investition in ansprechende Covers hätte sich für uns schon viel früher gelohnt!

Und wenn man diesen Gedanken noch weiterführt, so dreht sich in der grafischen Industrie eigentlich alles ums Verpacken. Denn hochwertige Drucksachen herzustellen heisst nichts anderes, als die Botschaften der Kunden attraktiv zu verpacken. Die Kunden davon zu überzeugen, dass hier jeder zusätzlich investierte Franken wie bei den klassischen Verpackungen gut angelegt ist, wäre eine vordringliche Aufgabe für die ganze Branche.

Statt dass also jeder Drucker mit noch tieferen Preisen gegen die anderen antritt, um ein grösseres Stück vom zu kleinen Kuchen zu ergattern, wäre es sinnvoller, gemeinsam dahin zu wirken, dass der Kuchen grösser wird. Das heisst erstens, bei den Kunden die Wertschätzung für gute Typografie und Lithografie, für hochwertiges Papier, für Sonderfarben und Veredelungen im Sinne einer würdigen Verpackung für seine Botschaften zu fördern; und zweitens, das Bewusstsein zu vermitteln, dass diese «Verpackungsleistung» von keinem anderen Medium mit auch nur annähernd so viel physischer Durchschlagskraft erbracht werden kann wie von Printprodukten.

Gefragt wäre also ein entsprechendes, breit angelegtes Gattungsmarketing für Print. Dass dieses in der Schweiz seit Jahren so gut wie inexistent ist, gehört zu den Versäumnissen der grafischen Industrie, welche es im Interesse der ganzen Branche schleunigst anzupacken gilt. Wir vom Publisher werden hier gerne mit Hand anlegen!

Martin Spaar

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