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Farbige Verbesserungen

Das Farbmanagement in CS4 bleibt, wie es ist. Allerdings bietet die neue Version begeisternde Fortschritte in Sachen Bedienung und Produktionssicherheit.

 

PETER LAELY/DIETER WASSMER Auch Adobe hält sich an den Grundsatz «Never change a running system». Die Farbmanagement-Architektur mit InDesign CS4 bleibt, wie sie war. Jedoch verbessert sich das Umfeld, die Bedienung wird einfacher und übersicht­licher. Diesen «farblichen» Neuigkeiten soll dieser Artikel Respekt zollen.

Aber auch die Begeisterung für die neue Version darf abfärben: Platzieren Sie einmal ein Bild mit InDesign CS4: Wie auch immer Sie die Maus bewegen, das Objekt entspricht in jedem Fall den Proportionen des ausgewählten Bildes. Genial! Und wenn Sie mehrere Bilder laden, drücken Sie bitte die Ctrl/Befehl-Shift-Tasten. Mit der Creative Suite 3 konnte man damit alle Bilder mit einem Klick auf die Seite plumpsen lassen – mit der CS4 führen dieselben Tasten zu einem Kontaktabzug. Nicht genug: Während Sie diesen aufziehen, können mit den Pfeiltasten die Anzahl Spalten und Zeilen gesteuert werden. Mehr gefällig? PageUp und PageDown steuern die Abstände zwischen den Spalten und Zeilen. Auf diese Ideen muss man erst einmal kommen!

Der Bericht basiert auf der englischen Beta-Version, daher die englischen Bezeichnungen und Screenshots. Leider heisst es mit der lokalisierten finalen Version Abschied nehmen von knackig treffenden Bezeichnungen wie Links Panel vs. Verknüpfungsbedienfeld etc.

Erweitertes Verknüpfungs­bedienfeld

Das komplett überarbeitete Verknüpfungsbedienfeld ermöglicht einen schnellen Überblick und über das zu jedem Link gehörende Infofeld auch die Anzeige diverser Details. Luxus pur gegenüber CS3. Bloss, kaum verfügt man über die neuen Möglichkeiten, kommen quasi gezwungenermassen auch schon neue Gelüste auf. Doch davon später mehr.

Eben dieses Panel beispielsweise zeigt nun die Informationen auf einen Blick, welche von einem Farbmanager auch erhascht sein wollen, so den Farbraum, eingebettete Profile, zugewiesene Profile inklusive Pluszeichen vor dem Profil, die Abweichungen signalisieren.

Abweichungen sind in zwei Situationen möglich: Einem platzierten Bild, welches über ein eingebettetes Profil verfügt, weist man ein anderes Profil zu – oder, und in dieser Situation wird nicht unterschieden, wenn ein Bild keine ICC-Kennung besitzt, erhält es automatisch den entsprechenden Dokument-Standardfarbraum zugeteilt. Falls dieser nun für dieses Bild abgeändert wird, gilt es genauso als überschrieben.

Ein praxisnahes Beispiel: Als RGB-Standardfarbraum wird eciRGBv2 gewählt. Sie laden nun ab einer günstigen DigiCam Bilder, welche auf sRGB basieren, aber kein Profil eingebettet haben. Korrekterweise füttern Sie die betroffenen Bilder mit dem sRGB-Profil. Dies führt zu einer so genannten Überschreibung, welche so nicht zutrifft.

Über platzierte PDF-, AI-, EPS- und INDD-Dateien gibt das Bedienfeld in den Spalten ICC-Profile und Farbraum keine oder nur spärliche Auskunft. Bei bestehenden Sublinks, also wenn diese verküpften Dateien wiederum auf verlinkte Bilder zeigen, wird deren Farbraum ausgewiesen, nicht aber allenfalls eingebettete Profile. Das mag einerseits verständlich sein, andererseits ist es aber äusserst schade. Toll wäre es, mit diesem einen Blick in das Bedienfeld feststellen zu können, dass ein RGB-PDF platziert wurde oder dass ein CMYK-AI ein vom Dokument-Standardfarb­raum abweichendes Profil besitzt. Was es jedoch nicht sollte, aber man weiss ja nie, und deshalb wäre es komfortabel, eben gerade dies mit dem schnellen Blick erkennen zu können.

Praxisnah ist Relink to Folder... – damit können Dateien mit der Endung .jpg zu .psd oder .tif verknüpft werden. Die Dateinamen werden ohne ihre Extension berücksichtigt. Also beispielsweise ein Austauschen der Dateien aus dem Layout- in ein Produktionsstadium.

Eine weitere willkommene Neuerung sind die Utilities, um Pfade von Verknüpfungen zu kopieren, sei es zur Dokumentation, für das Scripten oder auch für die Datenzusammenführung. Ebenfalls nützlich ist das neue Edit with…-Kommando. Damit lassen sich andere als die vorgegebenen Programme zum Editieren aufrufen.

Neuer Live-Preflight

Darauf haben wir wirklich gewartet – ein Prüfwerkzeug, welches während der Dokumentherstellung laufend die Anfordernisse überprüft und diesem Anspruch auch gerecht wird.

Nebst allen anderen Highlights der Version 4 – auch die nicht so offensicht­lichen, wie beispielsweise vergrössern mittels Ctrl/Befehl-Punkt und zurück, also verkleinern mit Ctrl/Befehl-Komma, führt nach 105% wieder zu 100% – ist der Preflight gewiss das neue Werkzeug, welches schon allein das Update wert ist. Die Updatekosten wiegen die Schäden, welche in der Hektik des Alltags passieren können, längst auf!

Wie es der Name antönt, arbeitet der Preflight-Prozess fortwährend. Er braucht also nicht extra angestossen zu werden und zeigt in der Statusleiste den aktuellen Zustand. Ein praktisches und lange vermisstes Feature!

Der Live-Preflight kann mittels fünf Kategorien und ihrer Parameter auf das Ziel ausgelegt werden. Danach teilt einem die Ampel im Fuss des Dokumentes mit, ob alles im grünen Bereich abläuft oder ob gewisse Anforderungen nicht erfüllt werden. Nebst den üblichen Warnungen, wie mangelnde Bildauflösung, fehlende Schriften (auch innerhalb von EPS-Grafiken) etc., wird auch vor neueren Gefahrenherden, wie beispielsweise vor einer drohenden Neuseparation von CMYK-Daten, gewarnt. Im oberen Teil des Fensters steht die Warnung, im unteren Teil die vorgeschlagene Lösung. Für eine Dokumentprüfung in einem Layoutprogramm geht diese neue Funktion sehr weit.

Wir Farbmanager interessieren uns natürlich vor allem für das Verhalten des Werkzeugs in Sachen ICC und Farbkonsistenz.

Preflight für CMS-Detail­interessierte

Es ist schon interessant zu sehen, wie Adobe vorgeht. Was wird wie berücksichtigt bei der Features-Implementierung? Beispiel Preflight. Was kann den Anwenderinnen und Anwendern zugemutet werden, wie soll es in der Bedienung gestaltet sein? Die Lösungsvorschläge sollten ja klar verständlich zu lesen sein. Gemäss heutigem Erkenntnisstand ist dies hervorragend gelungen.

Die Frage für uns war natürlich eher, wie sich platzierte Dateien verhalten. Nebst den gängigen und bezüglich ICC transparenten Bildformaten wie beispielsweise TIFF sind es die integrierenden Datenformate, welche uns primär interessieren, da sie bekanntlich beliebig oft verschachtelt sein können.

Der Preflight entdeckt ohne Probleme fehlende Schriften oder ein überdruckendes Weiss in alten EPS- oder auch aktuellen AI-, PDF- oder INDD-Dateien. Aber wie geht das neue Werkzeug in Sachen ICC vor? Welche Informationen liefert die Funktion?

Übersichtlich, je nach Thema in Unterordner organisiert, öffnet sich die Schadenabteilung im Preflight-Fenster. Wird in der Rubrik Images and Objects, Unterabteilung Image ICC Profile, das Kriterium Profile Setting May Cause CMYK Conversion aktiviert, resultiert im Prüfrapport eine Liste mit allen platzierten AI-, PDF-, INDD- und EPS-Dateien, zusammengefasst unter dem Titel Graphic not ignoring CMYK profiles. Das könnte natürlich zutreffen, muss aber nicht. Um dies in Erfahrung zu bringen, müssen die entsprechenden Dateien geöffnet und untersucht werden. Dies dürfte nicht allen Users geläufig sein, ist zeitintensiv und auch fehleranfällig. So wie der Preflight fehlende Schriften in diesen Formaten findet, den Namen ausliest und auflistet, könnte es auch mit den Farbprofilen funktionieren. Der Wunsch lässt sich einfach formulieren: Liste alle verwendeten ICC-Profile auf Dokument- und Objektlevel inklusive ihrer Rendering Intents. Das wäre ein Fest, könnte man sich durch die verschiedenen platzierten Objekte klicken und schnell überprüfen, ob in Sachen ICC alles okay ist. Hübsch organisiert, bei Sublinks mit aufklappbaren Verzeichnissen.

Schliesslich gibt der Spürhund auch an, sobald ein RGB-PDF geladen und der RGB-Farbraum als verboten deklariert wurde. Immerhin, kann man sagen. Auch wenn im nicht sicheren CMYK-Modus gearbeitet wird und ein CMYK-Bild mit eingebettetem Profil platziert wurde, meldet sich die Prüfroutine mit einem Fehler und bietet eine geschickte Lösung an.

Fazit

Der Preflight ist eine klare Verbesserung und ein gewichtiges Argument für ein Update. Aus ICC-Sicht dürfte das Durchleuchten der Dateien aber etwas weiter gehen.

In der PDF-Datei finden Sie eine Übersicht über die im Beitrag erwähnten Neuerungen in InDesign CS4.

Die Autoren

Peter Laely und Dieter Wassmer sind In­haber der Firma PAN Pub–lishing AG in Aarau. Seit 1991 beschäftigen sie sich mit Farbmanagement. Sie bieten alles rund um das CMS wie Planung, Verkauf, ­Realisation, Schulung und ­Support für ­konsistente ­Farbe, von ­Fotografie und Scan bis hin zu Proof und Ausgabe.

plaely@panag.ch oder

dwassmer@panag.ch

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