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Farbmodelle in der Praxis

Zumindest farbtechnisch kann Photoshop (fast) alles: RGB und CMYK in unterschiedlichen Zusammenstellungen, darüber hinaus Lab, HSB/HSL, Graustufen, Bitmaps sowie den Umgang mit Schmuckfarben. Welche Optionen ermöglicht das in der Praxis?

günter schuler Farben sind ein elementarer Bestandteil unseres Lebens. Sie bringen Bedeutung, Differenzierung, Genuss. Auch in den Medien, der Werbung und in der Firmenkommunikation sind Farben unverzichtbar. Für diese Wichtigkeit sprechen unter anderem die unterschiedlichen Schmuck- und Sonderfarben, die im Printbereich zum Zug kommen – entweder zur Steigerung der Wirkung oder zur besseren Kennzeichnung eines Produkts, einer Firma oder eines Systems. Weil bei Farben viel zusammenkommt, sind sie für Medienproduktioner nicht nur schön, sondern auch kompliziert, schwer zu beherrschen, diffizil. Zählt man alles zusammen, kommt man auf rund ein Dutzend unterschiedlicher Farbmodelle und Farbmodi. Zu den Standards RGB und CMYK gesellen sich, je nach Situation: Lab-, Graustufen-, Duplex- und Bitmap-Modus sowie indizierte Farben für Web und Mobil, die Modelle HSB und HSL sowie Spezialfarben aus speziellen Bibliotheken der Hersteller PANTONE, HKS oder auch RAL.

Zum Verzweifeln? Nein. Erst mal ein Grund zur Freude. Denn: Anders als noch vor fünfzehn Jahren sind die Bildbearbeitungsworkflows allgemein auf Monitorfarben abgestellt – also auf RGB. Das drucktechnisch bedingte Hin und Her in Sachen CMYK-Separation findet in den meisten Fällen erst am Ende der Ausgabekette statt – in der Produktion. Bildbearbeiter und Layouter können sich also ganz auf die kreativen Aspekte ihrer jeweiligen Farbmodelle konzentrieren. In der Regel besteht für Photoshop-Anwender wenig Anlass, den Farbmodus RGB zu verlassen. Nach wie vor unterstützt nur RGB wirklich alle Programmfunktionen. Unter der Haube haben Anwender allerdings durchaus mit unterschiedlichen Farbmodellen zu tun. Photoshop ist in solchen Fällen lediglich so freundlich, die Anwender mit den Grundlagen dieser Modelle nicht weiter zu behelligen. Bekanntestes Beispiel ist der Korrekturbefehl Farbton/Sättigung, der auf den HSB-Indikatoren Farbe, Sättigung und Luminanz basiert, in der Arbeitspraxis jedoch sowohl im Modus RGB als auch unter CMYK oder Lab anwendbar ist.

In direkter Form beschränkt sich Photoshop auf drei Farbmodelle: RGB, CMYK und Lab. Alle drei sind über den Menü-Unterpunkt Bild > Modus ansteuerbar. Alle drei zeigen im Bedienfeld Kanäle eine spezifische Kanalbelegung an: RGB-Bilder basieren auf den drei Kanälen Rot, Grün und Blau, CMYK-Bilder auf den vier Kanälen Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz und Lab-Bilder auf den drei Kanälen Helligkeit (eingedeutschte Form von Luminanz), a und b. Die Farbkanäle werden normalerweise in informativem Grau dargestellt. Wer möchte, kann jedoch – über den Voreinstellungen-Punkt Farbauszüge in Farbe anzeigen unter Benutzeroberfläche – eine Farbanzeige erzwingen. Wichtig: Die drei grundlegenden Farbmodi sind miteinander kompatibel. Das heisst, Bild XY kann jederzeit von Modell A in Modell B konvertiert werden. Allerdings nicht eins zu eins. In der Praxis sind die unterschiedlichen Grössen von RGB- und CMYK-Farbräumen eine wesentliche Herausforderung beim Umgang mit digitalen Farben. Hauptlösungsansatz hier ist das Zuweisen geeigneter Farbprofile – beispielsweise sRGB als kleinster gemeinsamer Nenner für durchschnittliche Monitore oder das CMYK-Farbprofil Eurostandard Coated v2 als spezielles Konvertierungsprofil für den Druck auf hochwertige, gestrichene Papiere.

Farbmodelle, Farbmodi und Farbprofile

Die drei Begriffe Farbmodell, Farb­modus und Farbprofil werden zwar oft synonym verwendet. In der Praxis markieren sie allerdings unterschiedliche Dinge. Beginnen wir bei den Modellen. Farbmodelle kennzeichnen zunächst nichts anderes als einen theoretischen Ansatz – ein Ordnungsprinzip, um Farbtöne zueinander in Bezug zu setzen. Ein frühes Farbmodell ist der Farbkreis des deutschen Dichters Johann Wolfgang von Goethe. Konzeptionell gesehen sind RGB und CMYK ebenfalls Farbmodelle. Im Verlauf der letzten hundert Jahre haben sich rund zwei Dutzend derartiger Modelle akkumuliert – darunter solche, die nach Farbe, Sättigung und Helligkeit unterscheiden wie die beiden Modelle HSB und HSL. Andere unterscheiden ebenfalls zwischen Helligkeit und Farbe. Der Farbwert in diesen Modellen basiert allerdings auf zwei Komplementärfarbachsen. Bekannte Beispiele: die Farbmodelle Lab und YUV.

Die Grundlagen der meisten heutigen Farbmodelle wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelegt. Als Meilensteine gelten vor allem der Doppelkegel des deutschen Chemikers und Philosophen Wilhelm Ostwald sowie das Farbraummodell des amerikanischen Kunstlehrers Henry Munsell. Zu den systematisierenden Modellen wie RGB, CMY(K), Lab oder HSB gesellen sich katalogisierende, die einen bestimmten, vorgegebenen Bestand ordnen. Am bekanntesten sind die Sonderfarbenkataloge der beiden Hersteller PANTONE und HKS. Ein Pionier im deutschsprachigen Raum ist das RAL-System. Zu erwähnen ist darüber hinaus das Natural Color System (NBS), ein in Skandinavien entwickeltes Farbatlanten-System, das sich stark am HSB-Modell orientiert.

Als Farbmodi zugänglich sind in Photoshop nur drei dieser Modelle: RGB, CYMK und Lab. Modus und Modell sind in diesen drei Fällen zwar synchron. Im Unterschied zu Farbmodellen bezieht sich der Begriff Farbmodus allerdings mehr auf computertechnische Details: die Bittiefe, die Photoshop pro Kanal zur Verfügung stellt, und die Anzahl der Kanäle. Über die drei Farbmodelle RGB, CMYK und Lab hinaus stellt Photoshop folgende Modi zur Verfügung: Bitmap, Graustufen, Indizierte Farben, Duplex und Mehrkanal. Über das Modus-Untermenü gesteuert wird darüber hinaus auch die Farbtiefe. Wobei die höchste Farbtiefe (32 Bit pro Kanal) nur im Modus RGB – respektive beim Farbmodell RGB – möglich ist.

Im Unterschied zu Farbmodellen und Farbmodi sind Farbprofile einfache Konvertierungshilfsmittel. Sie helfen uns, bestimmte RGB- oder CMYK-Farben in andere, spezielle RGB- oder CMYK-Farben zu übersetzen. Von ihrem Wesen her sind Farbprofile Arbeitsinstrumente für eine möglichst verlustarme Konvertierung. Zum Zug kommen können sie sowohl farbmodellintern (etwa dann, wenn ein Bild aus dem umfangreicheren RGB-Farb­raum Adobe RGB in den kleineren RGB-Farbraum sRGB transferiert wird). Zweck der Übung ist in aller Regel, das Bild XY so zu imprägnieren, dass es auch auf durchschnittlichen Monitoren noch ansehnlich herüberkommt. Der Begriff Farbraum bezieht sich in dem Fall zwar auf das zugrunde liegende Farbmodell. Gemeint ist allerdings eine besondere Spezifikation – ein vergleichsweise grosser RGB-Farbraum wie beispielsweise Adobe RGB oder aber ein vergleichsweise kleiner wie etwa sRGB.

Wie alle Farbeingriffe bergen auch die Farbprofil-Einstellungen unterschiedliche Möglichkeiten – sowohl für den bestimmungsmässigen Zweck, Bilder situationsgerecht anzuzeigen oder für ein spezielles Ausgabeverfahren zu konvertieren, als auch für kreative Zwecke. Wer beispielsweise eine stark abgerippte Schwarzweissversion möchte, kann sein Glück über den Punkt Bearbeiten > In Profil umwandeln > Eigenes CMYK versuchen. Unter dieser Konvertierungsoption bietet Photoshop die CMYK-Profil­umwandlungsmethoden für den Eigenbau an. Zum einen lässt sich im unteren Featurebereich nachverfolgen, welche Separationsoptionen einem bestimmten CMYK-Farbprofil zugrunde liegen. Grundsätzlich möglich sind bei der Umwandlung zwei Verfahren: der Unbuntaufbau, bei dem entsättigte Farben in unterschiedlichem Ausmass durch Schwarz ersetzt werden (GCR) und die Unterfarbenreduktion, bei der vor allem das Tiefengerippe mit schwarzer Farbe gedruckt wird (UCR). Die gängigen Umwandlungsmethoden für gestrichenes Papier wie beispielsweise die Standardeinstellung Eurostandard Coated v2 erzeugen eine GCR-Umsetzung mit mittlerem Schwarzaufbau. Wählen Sie hingegen eine GCR-Variante mit wenig Schwarzaufbau oder die Alternativmethode UCR, erhalten Sie ein CMYK-Bild mit einem stark heruntergerippten Schwarz-Kanal – mögliche Ausgangsbasis für ein sehr helles, hartkontrastiges Graustufenbild.

CMYK im RGB-Modus

Wie im letzten Absatz anskizziert, verläuft die Feinsteuerung beim Wechsel von einem Modus zum anderen stets über Farbprofile. Von Haus aus dienen Farbprofile dazu, das Aussehen von Bildern so gut es geht zu konservieren – egal, welche Ausgabegeräte oder Druckverfahren zum Zug kommen. Darüber hinaus bieten Farbprofile die Möglichkeit, kreative Effekte anzubringen oder bei unerwünschten Effekten entsprechend gegenzutrimmen. Ein gutes Beispiel zur Verdeutlichung ist das Flächen-Grau bei Screenshots. Gängige CMYK-Profile greifen, wie erwähnt, auf die Separationsart GCR mit einem mittleren Schwarzaufbau zurück. Im speziellen Fall wäre es allerdings optimal, wenn das Screenshot-Grau allein mit Schwarz aufgebaut würde. Lösungsmöglichkeit ist hier ein spezielles Profil, bei dem Sie den Wert für Tonwertzuwachs belassen und bei Schwarzaufbau die Option Maximal einstellen. Speichern Sie die Vorgabe unter einem aussagekräftigen Namen ab (Beispiel: «Eurostandard Coated, 9%, GCR, maximal, Screenshots»), haben Sie ein hochgradig spezialisiertes Profil zur Verfügung – praktisch insbesondere dann, wenn Computermagazine zu Ihren Hauptkunden zählen.

Hinsichtlich der Auswirkungen sollte man den Unterschied zwischen den beiden Befehlen Profil zuweisen und In Profil umwandeln stets im Auge behalten. Beide sind im Menü Bearbeiten abgelegt; allerdings bewirken die beiden Unterschiedliches. Der Befehl Profil zuweisen ist einerseits nichtdestruktiv, zudem bleiben die Farbwerte erhalten, andrerseits kann sich die Darstellung der Bildfarben jedoch dramatisch ändern. Anders die Vorgehensweise bei In Profil umwandeln. Wenden Sie diesen Befehl an, werden zwar Farbwerte umgeschrieben, das Aussehen des Bilds bleibt jedoch weitestgehend erhalten.

Auch bei den normalen Bearbeitungsroutinen offeriert der RGB-Modus jede Menge CMYK. Einen guten Blick unter die Haube liefert das Schwarzweiss-Umsetzungsfeature Schwarz­weiss. Das Interface ermöglicht, sechs Farbspektren zu beeinflussen: Rot, Gelb, Grün, Cyan, Blau und Magenta. Beeinflussbar sind also die Grund­farben beider Standard-Farb­modelle – RGB und CMYK. Farbmodell­technisch hat das seine Logik: Die RGB-Grundfarbe Rot ist die Komplementärfarbe der CMYK-Grundfarbe Cyan, Grün die von Magenta und Blau die von Gelb. Von Haus aus ist das Feature Schwarzweiss zwar für die kreative Schwarzweissbilderzeugung zuständig. Das gezielte Beeinflussen von Farben (genauer: der Farb-Helligkeit) gehört jedoch ebenfalls zu seinem Metier. Wenden Sie Schwarzweiss als Einstellungsebene an und setzen diese auf den Ebenenmodus Luminanz, können Sie Farbspektren gezielt verschieben: Rot zu Weiss, Blau zu Schwarz usw. Das Bild bleibt farbig; nur die Helligkeit der einzelnen Farben wird verändert.

Für das Manipulieren von Farben ist Schwarzweiss allerdings ein eher schlechtes Tool. Differenziertere, da­rüber hinaus nah am CMYK-Modell gebaute Eingriffsmöglichkeiten liefert das Farbkorrektur-Feature Selektive Farbkorrektur. Vorteil hier: Für jede der sechs CMYRGB-Grundfarben lässt sich die Farbzusammensetzung separat tunen. Wobei Ihnen – für jede Grundfarbe – nicht nur die drei CMYK-Grundfarben Cyan, Magenta und Gelb zur Verfügung stehen, sondern zusätzlich auch Schwarz. Praktisch bedeutet das: Via Schwarz können Sie die Rot-Anteile eines Bildes sowohl aufhellen als auch abdunkeln. Farbtuning ermöglicht Selektive Farbkorrektur auch in den Spektren Weiss, Schwarz und Grautöne. Eine Möglichkeit hier ist das Herausnehmen oder Verstärken bestimmter Farbbereiche. In der Summe ermöglicht Selektive Farbkorrektur Farbeingriffe, die so kaum ein anderes Photoshop-Feature in petto hat. Anwendungsbeispiel: das Verstärken (oder Abschwächen) der allgemeinen Farbsättigung durch Verstärken oder Abschwächen der jeweiligen Farb-Eigenanteile. Hierzu wird bei den sechs Grundfarben der jeweilige Komplementärfarbenanteil herausge­nommen und/oder der Eigenanteil hochgefahren. Beispiel Rot: Cyanwerte –100 und/oder Anteile von Magenta und Gelb +100. Ergebnis: leuchtendere Bildfarben – ähnlich, von der Systematik jedoch anders als bei einer konventionellen Erhöhung der Farbsättigung via Farbton/Sättigung.

HSB und Lab

Die Farbmodelle HSB und Lab sind in Photoshop ebenfalls nicht schlecht aufgestellt. Unübersehbar präsent sind sie vor allem bei den Options­einstellungen zum Messen und Anlegen von Farben. Die Info-Palette etwa ist in der Lage, mehrere Farbmodi/-modelle gleichzeitig anzuzeigen. Welche, können Sie in den Bedienfeldoptionen festlegen. Anwählbar ist hier auch das HSB-Farbmodell. Das gleiche im Photo­shop-Farbwähler. Die Eingabemethode HSB – neben RGB, Lab und CMYK eine von vieren – ist dort die werkseitig voreingestellte Standardmethode, genauer: das Kriterium H (für Hue, also: Farbe). Klicken Sie einen der anderen acht Parameter an (nach CMYK-Art lässt sich der Farbwürfel – zumindest bislang – nicht darstellen), verändert sich entsprechend die Darstellung von Farbquadrat und Zylinder rechts daneben. Praktisch ist das Spielen mit den unterschiedlichen Präsentationsformen vor allem dann, wenn man auf der Suche nach bestimmten Farbharmonien oder -spektren ist.

Wie sieht es mit HSB in der allgemeinen Photoshop-Praxis aus? Wer «echtes» HSB oder HSL wollte, hatte früher die Möglichkeit, auf den HSBHSL-Filter zurückzugreifen – einen temporären Umkonvertierungsfilter, der die entsprechenden Werte als Grauauszüge im Grün-, Rot- und Blau-Kanal ablagerte. Leider steht dieser optionale Filter für Photoshop CC nicht mehr zur Verfügung. Andererseits können Photoshop-User bereits von Haus aus auf eine klassische HSB-Methodik zurückgreifen – den Korrekturbefehl Farbton/Sättigung. Zum einen offeriert Farbton/Sättigung Regler für die Beeinflussung der drei grundlegenden HSB-Parameter: Farbton, Sättigung und Helligkeit. Darüber hinaus hat der Befehl eine zweite Ausdifferenzierungsschiene in petto – über die untere Aufklappliste, die es ermöglicht, Veränderungen auf eines oder mehrere der sechs Grundfarbenspektren einzuschränken. Ausserdem können Bereich und Zentrum des jeweiligen Spektrums über die Farbspektrums-Slider ganz unten feinjustiert werden.

Nach dem HSB-Schema gestrickt sind auch die vier Ebenen-Füll­methoden Farbe, Farbton, Sättigung und Luminanz. Stellen Sie eine obere Ebene auf eine der vier Methoden und blenden Sie sie in die darunter liegende(n) ein, enthalten Sie unterschiedliche Exzerpte des Gesamtzustands: nur die Farbe, Farbe plus Sättigung, die Sättigung oder eben nur die Helligkeit. Stark präsent sind HSB-Features auch im Filter Camera Raw. Ganz auf HSB abgestellt ist der Reiter HSL/Graustufen – wobei die Feinheit nicht uninteressant ist, dass die mit HSB eng verwandte Methode HSL hier ebenfalls zur Verfügung steht. Darüber hinaus enthalten Camera Raw und Camera-­Raw-Filter auch Schnittstellen, die auf das Lab-Farbmodell zurückgreifen. Die bekannteste: das Slider-Duo Farbtemperatur und Farbton im Reiter Grundeinstellungen. Praktisch an dem Ganzen ist vor allem die Möglichkeit, CR-Bearbeitungsmethoden und Photo­shop-Bearbeitungsmethoden auf fast beliebige Weise miteinander zu kombinieren.

Im Rahmen der immer feingliedriger werdenden Patchwork-Programmarchitektur hat der Lab-Farbmodus nach wie vor eine Art Sonderstatus inne. Organisatorisch gesehen hat eine Modus-Umwandlung eine sehr spezielle Neuaufteilung der Farbkanäle zur Folge. Der erste Kanal enthält sämtliche Helligkeitsinformationen eines Bilds, die beiden anderen Kanäle (a und b) die Farbinformationen. Anders als bei HSB, HSL & Co. werden Farben mittels zweier sich überschneidender Komplementärfarben-Spektren definiert – einmal Grün bis Magenta, einmal Blau bis Gelb. Praktisch eignet sich der Lab-Modus vor allem bei zwei Konstellationen. Einmal bei der Erzeugung farbneutraler, ausgewogener Graustufen-Versionen. Da der Lab-Modus Farbe und Helligkeit strikt voneinander trennt, offeriert der Kanal Helligkeit eine sehr ausgewogene Graudurchzeichnung – für manche Anwender Grund, bei der Schwarzweissumwandlung regelmässig auf den Kanal Lab-Helligkeit zurückzugreifen. Die beiden Farbkanäle a und b bieten ebenfalls sehr eigene Möglichkeiten, die Bildfarben zu beeinflussen – indem etwa eine komplette Achse verstärkt oder abgeschwächt wird. Die Farbtemperatur-Einstellungen des Camera-Raw-Filters wirken sich zwar ähnlich aus, haben aber natürlich nicht so umfassende Möglichkeiten wie der Modus Lab-Farbe.

Für viele Photoshop-Cracks sind nach wie vor Gradationskurven und Tonwertkorrektur die Königsdisziplinen der Bildbearbeitung. Die Bearbeitung der Einzelkanäle ermöglicht auch recht dezidierte Farbkorrekturen – Farbverschiebungen und Farbeffekte inklusive. In der Summe können die beiden Standardtools all das, was auch Farb­balance kann. Einzelkanäle lassen sich in RGB und CMYK ebenso bearbeiten wie im Lab-Modus. Auch bei anderen Korrekturbefehlen passt sich der Lab-Modus den entsprechenden Gegebenheiten an. Farbton/Sättigung offeriert entsprechend angepasste Slider, Farbbalance auf den Modus abgestimmte Farbspektren – vergleichbar den Farbtemperatur-Einstellungen im Camera-Raw-Filter.

Fazit

Die Frage des «richtigen» Farbmodus oder Farbmodells spielt im Photoshop-Alltag bei weitem nicht mehr die Rolle wie noch vor ein oder zwei Jahrzehnten. Pragmatik ist eingekehrt. In aller Regel verlässt man sich auf das digitale Standard-Farbmodell RGB. Umgekehrt sind die Grenzen zwischen den einzelnen Farbmodellen und Farbmodi fliessend wie nie. Ein wesentlicher Meilenstein innerhalb des neuen Baukasten-Systems, das Photoshop zwischenzeitlich auszeichnet, ist der Camera-Raw-Filter, der, wie erwähnt, die Möglichkeit schafft, CR- und Photoshop-Bearbeitungsformen zu kombinieren. Folgerichtig geht der Trend bei den Farbeffekten seit einigen Jahren weniger in Richtung kreatives Farbstyling unter Ausschöpfung aller Möglichkeiten, die das kreative Modus-Kombinieren hergibt. Gefragt ist mehr das stilgetreue, präzise Simulieren analoger Farblooks. Wie auch immer: Ob Retro, Originaltreue, knackige Titelbildfinalisierung oder Tonwert-Finetuning via HDR: Für jeden Zweck hat das Programm den geeigneten Methodenmix in petto.

Farbmodelle kompakt

RGB Das zwischenzeitlich auch bei Print-Bildern zum Standardmodus avancierte RGB-Modell funktioniert mit Lichtfarben. Rot, Grün und Blau ergeben, als Lichtkegel übereinandergestrahlt, Weiss. Für Monitore und in Photoshop ist RGB der naturale, naturwüchsige Modus. Wichtig hier: der konkrete, via Farbprofil festgelegte Umfang des RGB-Raums und allgemein die Tatsache, dass eine Reihe von RGB-Farben eins-zu-eins nicht druckbar ist.

CMYK Das traditionelle Farbmodell für den Print funktioniert nach dem Prinzip lasierender Farben. Cyanblau, Magentarot und Gelb ergeben übereinandergelegt Schwarz. Da dies in der Praxis nur unvollkommen funktioniert, kommt als Schlüsselfarbe (Key) Schwarz hinzu. Wichtig: CMYK-Bildfarben lassen sich auf unterschiedliche Weise erzeugen – mit viel und mit wenig Schwarzanteilen. Ein zentraler Punkt ist das konkrete Ausgabeverfahren.

Lab Anders als die geräte- und verfahrenbezogenen Modelle RGB und CMYK ist Lab oder CIE-Lab ein theoretisches Modell. Lab unterteilt Farben in einen Luminanz- und zwei Chrominanzkanäle (L, a und b). Praktisch ist Lab vor allem in zwei Konstellationen: einerseits bei speziellen Farbkorrekturen, andrerseits als farb­raumneutraler Modus für Bild-Masterdaten.

YUV Das aus der TV-Technik stammende YUV-Farbmodell ähnelt vom Schema her zwar dem Lab-Farbmodell. Intention bei YUV ist allerdings nicht grösstmögliche Farbausschöpfung, sondern das möglichst effiziente Eindampfen von Farben. Als Modus steht YUV nicht zur Verfügung.

HSB Der HSB-Modus unterscheidet, ähnlich wie sein enger Verwandter HSL, zwischen den Attributen Farbe an sich (Hue), Sättigung (Saturation) und Helligkeit (Brightness bzw., bei HSL, Lightness). Als Farbmodus steht das Modell in Photoshop zwar nicht zur Verfügung. Allerdings offeriert das Programm unterschiedliche Schnittstellen: bei der Farbendefinition oder auch in dem zentralen Korrekturtool Farbton/Sättigung.

HSL HSL funktioniert ähnlich wie HSB. Wesentlicher Unterschied: Die farb­reinen Grundfarben sind nicht in der Mitte des Zylinders bei den Grauwerten angesiedelt, sondern bei Weiss. In Photoshop ist HSL, nachdem Adobe den optionalen HSBHSL-Filter eingestellt hat, nicht mehr ansteuerbar.

Der Rest Über die aufgeführten Modelle hinaus ermöglicht Photoshop das Arbeiten mit zusätzlichen Schmuckfarben, etwa von PANTONE oder HKS. Ebenso enthält das Programm auch reduktive Techniken. Bekanntestes Beispiel: der Graustufenmodus. Extremste Methode: der Bitmap-Modus, in dem ein Pixel entweder rein schwarz oder rein weiss ist. Darüber hinaus gibt es weitere Farbmodelle. Da diese meist randständiger Natur sind und für die Bildbearbeitung keine Relevanz haben, sind sie in Photoshop nicht präsent.

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