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Tagebuch einer Farbmanagerin, Teil 2

Die Höhen und Tiefen von Grafikerin Lisa, welche den RGB-Ablauf in der Druckvorstufe zelebriert. Einfach nachvollziehbar – und nicht immer ganz ernst zu nehmen. Ein Quasi­tutorium für Farbbegeisterte in vier Teilen. Im zweiten Teil tappt Lisa in die CMYK-Falle …

Peter Laely / Dieter WassmerIm ersten Teil hat sich Lisa vor allem um die Bildausgangslage gekümmert. Im Mittelpunkt standen die Motivauswahl und das korrekte Aufbereiten der Bilder im RGB-Modus. Auch mit bereits bestehenden CMYK-Bildern kam sie in Kontakt.

Guschti, ihr fachlicher Götti, hatte ihr bereits eine erste Einführung in die CMYK-Praxis verabreicht.

Fokus zweiter Teil

In dieser Folge steht das CMYK-Bild im Zentrum.

RGB-Ablauf und CMYK-Bilder  ? Immer wieder wird es vorkommen, dass Bilder im CMYK-Modus angeliefert werden, obschon sie auch in einer RGB-Fassung verfügbar wären. Wie auch immer – ein gemischter Workflow entspricht absolut der Realität. Weiter gilt es ja auch bestehende Logos und ebenso Anzeigen zu integrieren. Auch diese werden meist im CMYK-Modus herumgereicht. Der medienneutrale Ablauf auf der Basis von PDF/X-4 ist noch nicht weit verbreitet, also nicht gängige Praxis.

Der CMYK-Einstieg von Lisa

Lisa möchte ihre CMYK-Wissenslücke schliessen und nimmt sich vor, mit Guschti einige lehrreiche CMYK-Tage zu ver­bringen.

«Schau», beginnt Guschti, «du weisst, es gibt verschiedene Druckverfahren und -erzeugnisse, zum Beispiel Zeitungen oder Hochglanzprospekte. Zeitungspapier muss günstig sein, das Luxusprodukt hingegen wird auf einem relativ teuren, hochweissen Papier gedruckt. Drucken heisst, vier Farben einzusetzen, nämlich CMYK. Wenn alle Farben voll beteiligt sind, beträgt der maximale Gesamtfarbauftrag (GFA) theoretisch 400 %. Kein Bedruckstoff aber erträgt 400 % GFA, je nach Papierart liegt er zwischen 240 % und 330 %. Nicht genug», fährt Guschti fort, «da ist noch der Fachbegriff Tonwertzunahme (TWZ). Ein mittlerer Tonwert wird je nach Papier verschieden gedruckt, je billiger das Papier, desto dunkler fällt dieser Wert aus.»

Das heisst, der GFA und die Tonwertreproduktion müssen je nach Papier verschieden angelegt werden, und nicht nur das, sondern – höheren Qualitätsansprüchen folgend – muss auch je nach Sujet der Schwarzaufbau anders gestaltet werden. Da eigentlich alle Bilder im Urzustand noch nicht in CMYK vorliegen, sondern eben in RGB, müssen sie für verschiedene Druckverfahren eben auch verschieden in dieses CMYK überführt werden. «Das heisst, du legst dich in einem sehr frühen Stadium auf einen bestimmten Papier-, respektive CMYK-Ablauf fest. Capito?»

Nun beginnt Guschti mit seinen Augen zu rollen, nimmt Fahrt auf und gestikuliert: «Exakt dieser Umstand macht dich dann in der Ausgabe unflexibel. Ändert die Bedingung, änderst du alle bereits erstellten Bilder. Stell dir das mal vor !»

Die Gründe für eine solche Änderung sind mannigfaltig: Wechsel in der Auflagenhöhe, beispielsweise von Bogen zu Rolle; Kostengründe oder Gedanken zur Umweltschonung führen vom gestrichenen zum ungestrichenen Papier; Grafiker kennt Auflagenpapier nicht; Anzeigen in diversen Publikationen; gleichzeitige Erstellung von Print- und Webausgabe etc.

«Und», fährt Guschti fort, «denk doch mal kurz an die Zukunft. Da zeichnen sich Druckverfahren ab, welche grös­sere Zielfarbräume als der heutige Offsetdruck aufweisen werden, z.B. die Inkjet-Druckverfahren. In gewissen Bereichen werden sie den Offsetdruck ablösen können. Und da wäre es doch schon nahezu kriminell, sich heute auf einen CMYK-Farbraum auszurichten.»

Graue Bedingungen

Logisch, es wurde natürlich bereits am ersten CMYK-Tag von Lisa mit Guschti wieder Abend. Deshalb lockt sie ihn erneut mit einem eiskalten Calanda und bittet ihn, ihr die Sache mit der Graubedingung zu erklären.

Er führt Lisa sachte und mit vielen Beispielen an die Besonderheiten des CMYK-Farbmodells heran. Einer der unmöglichen weiteren Punkte ist, dass Grau mit CMY aufgebaut ist, also kein Schwarz enthält. Während es in RGB sehr einfach zu handhaben ist, nämlich immer drei gleiche Werte, ist dies beim CMYK leider anders und deshalb etwas komplizierter. Würde man drei gleichwertige CMY-Anteile ausgeben, entstünde ein braun-roter Tonwert. «Du kannst dies gleich ausprobieren», erläutert Guschti, «definiere ein neues Farbfeld mit je 50  Prozent in CMY.» Dass dies nicht zu Grau führt, hat mit den so genannten Nebenfarbabsorptionen der Pigmente zu tun.

Mit der 50-40-40er-Regel kann man auch ein Druckresultat beurteilen. Guschti schmunzelt über Lisas ratlosen Blick. «Ganz einfach», fährt er weiter, «suche dir im Datenbestand eine graue Stelle mit einer Werteschar in diesem Verhältnis und guck dir dann den Druck an. Ist der nun nicht grau, so stimmt die Graubalance des Drucks nicht.»

CMYK-Ausgabe mit InDesign

Lisa sitzt mit Guschti am nächsten Tag vor dem Monitor, und er erklärt ihr, dass man mit InDesign in einen CMYK-Farbraum exportieren kann. Aber nicht in mehrere. «Wieso denn das?» , möchte Lisa wissen. «Wozu bloss in verschiedene CMYK-Farb­räume exportieren?»

«Stell dir mal einerseits ein holländisches Tulpenmeer vor und andererseits​Aufnahmen von Küchen, Glas, Aluminium etc., also bunte und unbun­te Bilder. Siehst du diese Sujets vor dei­nem geistigen Auge?», fragt Guschti.

Ein anderer typischer Fall sind Screen­shots in Betriebsanleitungen. Auch diese leben meist in Grautönen. Sowie natürlich Bilder mit Strichcharakter, beispielsweise ein Micky Mouse. Diese waren früher meist Vektordateien aus Illustrator oder Freehand. Seit dem Siegeszug des Internets werden diese nun häufig als Bild, also pixelbasierend angeliefert.

Alle oben genannten Beispiele verlangen genau betrachtet eigentlich nach verschieden angelegten Separationen, sprich die Art und Weise wie das Schwarz verlaufen soll, müsste jeweils neu definiert werden. «Klar kannst du alles über eine Leiste schlagen und mit den weit akzeptierten Standardausgabeprofilen arbeiten», räumt Guschti ein, «bloss werden dann unbunte Sujets oder eben Bilder mit Strichcharakter eben nicht optimal separiert. Es wäre also toll, wenn wir diesen ‹Ausnahmen› mittels Rechtsklick für die Ausgabe ein anderes Profil als das generell gewählte Ausgabeprofil zuweisen könnten.» Guschti legt Lisa die beiden Grafiken vor und studiert mit ihr den gut ersichtlichen, steileren Schwarzaufbau der Special-GCR-Variante (GCR bedeutet, aus C+M+Y gebildete Grauanteile durch K zu ersetzen). «Du wirst nun begreifen, dass die verstärkte GCR-Variante zu einem erhöhten Schwarzanteil in der Separation führt.» Siehe dazu Guschtis CMYK-Spezialfall 3.

«Da InDesign eben nur ein CMYK-Ausgabeprofil zulässt», doziert Guschti, «musst du solche Sujets wohl oder übel im alten Stil bereits in Photo­shop vorseparieren und dieses CMYK-Bild im Layout platzieren.» Dazu folgt im 3. Teil mehr.

RGB vs. CMYK

Lisa beginnt zu realisieren, dass die CMYK-Welt offensichtlich einiges komplizierter ist als RGB. Guschti hebt seinen Finger und setzt nach: «Mit CMYK ist in Photoshop auch nicht alles bestens bestellt.»

  • Seit CS  3 arbeiten neue Korrekturfunktionen nicht im CMYK-Modus.
  • Mehr kreative Filterfunktionen.
  • Auto-Farbe und Belichtung gibt es nur für RGB.
  • Bei starken Korrekturen in RGB wird die Modulation der Farben erhalten.
  • Logischeres Grau, da gleichanteilig.
  • Sättigungsreduktion erzielt nur im RGB-Modus ein neutrales Grau (Farbstichentfernung).
  • Die Autofunktionen für Licht und Tiefe arbeiten im CMYK-Modus leider bloss mit CMY …!
  • Homogene Umfärbungen bis in dunkle Farbtöne, kein Verschmutzen wie im CMYK-Farbmodell.
  • Drei Kanäle sind einfacher als vier!
  • «In der Publisher-Edition FarbeGut der PAN-Buben ist dies im Detail erklärt, zusätzlich kommst du zu umfangreichem Übungsmaterial!

    eRGeBe dich !», schliesst Guschti.

     

    Workshop «BelPaese» – Übungs­material im Downloadbereich

    Im Downloadbereich finden Sie als Abonnent die unten abgebildete Übungsbroschüre «BelPaese» mit Erläuterungen zum Thema Farbmanagement.

    Das italienische Ambiente soll Sie zum Arbeiten motivieren ! Die Broschüre gibt Ihnen die Möglichkeit, die Vorteile des RGB-Ablaufes als CMS-Einsteigerin oder -Einsteiger zu erkennen und diesen zu vertiefen – zeigt aber auch dessen Hürden auf.

    Inhalt des Downloads

  • Farbsetup-Dateien
  • ICC-Profile
  • InDesign-Dokument, Fonts
  • Bilder
  • Photoshop-Aktionen
  • PDF mit Übungsanleitung
  • Lisas Tagebuch selbst findet sich nicht im Downloadbereich des Publisher. Sie sollten also das gedruckte Heft zur Seite haben.

    Serie zu Farbmanagement


    Teil 1, Publisher 4-10

    Installieren und Einrichten, Umgang mit Bildern mit und ohne Profil, Rendering Intent.

    Teil 2, Publisher 5-10
    Fokus CMYK-Bilder (bestehende und angelieferte), UCR/GCR, integrierende Dateiformate wie PDF, INDD, AI, EPS.

    Teil 3, Publisher 6-10
    Schmuckfarben, Bitmaps, InDesign-Elemente, Fremddaten.

    Teil 4, Publisher 1-11
    Produktionssicherheit dank Preflight in InDesign und Acrobat, PDF-Erzeugung und -Verifizierung.

    Die Autoren

    «Schnasy» Dieter Wassmer ist zusammen mit Peter Laely In­haber der Firma PAN Publishing AG in Aarau. Seit 1991 beschäftigen sie sich mit Farbmanagement.

    Sie bieten alles rund um das CMS wie Planung, Verkauf, ­Realisation, Schulung und ­Support für ­konsistente Farbe, von ­Fotografie, Scan bis hin zum Proof und zur Ausgabe.

    plaely@panag.ch oder dwassmer@panag.ch

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