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Tagebuch einer Farbmanagerin, Teil 3

Die Höhen und Tiefen von Grafikerin Lisa, welche den RGB-Ablauf in der Druckvorstufe zelebriert. Einfach nachvollziehbar – und nicht immer ganz ernst zu nehmen. Ein Quasi­tutorial für Farbbegeisterte in vier Teilen. Teil 3 zeigt den sicheren Umgang mit CMYK-Daten.

Peter Laely / Dieter WassmerIm zweiten Teil sah sich Lisa mit den Eigenheiten des CMYK-Farbraums konfrontiert, sie musste so manch Neues dazulernen. Begriffe wie Graubalance, Gesamtfarbauftrag, Schwarz­auszug mit UCR respektive GCR müssen verstanden sein. Unser Guru Guschti hat Lisa in diese CMYK-Welt theoretisch, aber auch praktisch mit vielen Übungen eingeführt.

Fokus dritter Teil

In einem «RGB-Ablauf» werden oft auch noch CMYK-Bilder in InDesign platziert werden (müssen). Guschti zeigt Lisa, wie man dies anstellt, ohne die CMYK-Bilder zu verändern. Diese wurden ja bereits einmal gedruckt,und der Kunde wird die Erwartungshaltung haben, dass diese beim erneuten Druck identisch ausschauen. Oder es handelt sich um in Photoshop vor­separierte CMYK-Spezialfälle wie in Lisa Teil 2 gezeigt. Des Weiteren geht es um Logos, native InDesign-Objekte sowie um zu platzierende Datenformate wie PDF, Illustrator, InDesign und EPS.

CMYK-Regeln in InDesign

Am nächsten Tag bereitet Guschti alles vor, um mit Lisa die in den beiden bereits erschienenen Artikeln vorbereiteten Bilder im Layout zu platzieren.

«Pass nun gut auf, liebe Lisa, dies solltest du dir hinter die Ohren schreiben, Punkt für Punkt:

  • Die Farbeinstellungen von InDesign beziehen sich immer nur auf neu zu erstellende Dokumente. Ändert man daran etwas, so hat dies keinen Einfluss auf die aktuell geöffneten InDesign-Dateien. Weiter lässt sich darin auch nicht das Set-Up der aktiven Datei auslesen.
  • Wird ein neues InDesign-Dokument eröffnet, so wird diesem der voreingestellte RGB- und CMYK-Farbraum zugewiesen. Das heisst, die InDesign-Datei besitzt für die beiden Farbräume je ein ICC-Profil.
  • Beim Platzieren von Bildern ohne eingebettete Profile wird diesen entsprechend dem Farbraum das voreingestellte Profil zugewiesen.
  • Genau so wird dem Dokument die CMS-Richtlinie mitgegeben – und ebenso die Konvertierungsoption. Also, ob perzeptiv oder farbmetrisch RGB zum CMYK konvertiert wird (siehe dazu Teil 1): Das ist eine generelle Vorgabe, welche für Bilder wie auch für InDesign-Objekte gilt.
  • Mit der Richtlinie arbeiten, welche eingebettete CMYK-Profile missachtet: Werte beibehalten, verknüpfte Profile ignorieren!
  • Ist der Dokument- und Zielfarbraum identisch, erfahren CMYK-Bilder bei der Ausgabe nie eine Änderung.
  • Die Profile können in den CMYK-Bildern zwar vorhanden sein, werden aber nicht beachtet. Deshalb können sie auch nicht unterschiedlich zum Zielfarb­raum sein – und somit werden sie auch nicht neu separiert.
  • Beim Öffnen älterer Dokumente, welche eventuell bis wahrscheinlich ein abweichendes Farben-Set-up besitzen, wählt man die Option Dokument an die aktuellen Farbeinstellungen anpassen. Dies unter Umständen für RGB und auch für CMYK. In der CMYK-Variante gilt es unter allen Umständen, folgendes Set-up zu vermeiden: Platzierter Inhalt und Alle Profile aktivieren.» 
  • «Diese Faustregeln sind vielleicht nicht ganz einfach zu verstehen, sie sind aber sehr wichtig», fährt Guschti fort. «Aber du wirst sehen, Lisa, sobald du die Architektur erkennst, wird es sehr einfach. Und Übung macht schliesslich den Meister.»

    Integrierende Datenformate

    Guschti holt Luft, muss er doch mit Lisa eine letzte Hürde nehmen. Im Gegensatz zu TIFF-, JPG- und PSD-Dateien gibt es Datenformate, welche beim InDesign-Import keine ICC-Profile ausweisen. Diese Fileformate nennt Guschti integrierend, da sie wiederum andere Objekte wie Bilder, Logos und eben auch Seiten enthalten können. Dazu ist per definitionem PDF, INDD, AI und auch EPS fähig.

    «Somit weisst du nicht, für welchen Zielfarbraum diese Dateien aufberei­tet wurden. Da könnte Adobe nachbessern. Stell dir vor, ein Sponsor findet deine Bel-Paese-Publikation toll und möchte sein Olivenöl in einer Anzeige präsentieren. Du legst das Dokument für ein trendiges ungestrichenes Offsetpapier aus. Der Inserent hingegen ging von einem gestrichenen Papier aus. Was nun? Er sendet dir sein PDF und du integrierst es in deine Seite. Nun solltest du aber sicherstellen, dass das platzierte Element deiner Ausgabeabsicht entspricht.» Lisa schaut etwas irritiert zu Guschti. «Wie stelle ich dies denn an?», fragt sie. «Am einfachsten öffnest du die Dateien mit dem entsprechenden Quellprogramm. Bei gültigen PDF/X-Dateien guckst du schnell in die Ausgabevorschau von Acrobat, welche in der Druckproduktion-Werkzeugleiste steckt», erklärt Guschti.

    Bei INDD- und AI-Dateien erfährst du abweichende Farben-Set-ups beim Öffnen der Dateien. Dies ist dann nicht der Fall, wenn in den Farbeinstellungen in der Kategorie Farbmanagement-Richtlinien die Warnung bei einer Profilabweichung deaktiviert ist. Dies ist in den PDF/X-ready-Einstellungen vom Mai 2010 der Fall. Unter Umständen kann dies ein Vorteil sein, unter anderen Umständen aber auch ein entscheidender Nachteil.

    «Schau Lisa, in unserer modernen Welt ist es wahrscheinlich unmöglich, ein bestimmtes Set-up als das allein richtige zu erklären. Es kommt eben darauf an, was du willst und wie du am liebsten arbeitest.» Guschti rollt wieder mal mit seinen Augäpfeln: «Ich als Jonny Controletti bevorzuge eingangsseitige Warnmeldungen, welche mich darauf aufmerksam machen, dass nun etwas anderes geöffnet wird, als ich voreingestellt habe. Bloss hat auch diese Präferenz einen Nachteil: Ich muss die Meldungen verstehen, diese entsprechend interpretieren und dann eventuelle Massnahmen ableiten können!»

    Logos und InDesign-Objekte

  • Wird primär für Print gearbeitet, so fällt der Rat simpel aus: Lege die Farben im CMYK-Modus an. Ein reines Gelb Y100 bleibt auch dann ein reines Gelb, wenn es allenfalls zu einem anderen Zielfarb­raum ausgegeben wird.
  • Praxisnahe Ausnahme kann ein schwarzer Hintergrund sein, welcher nahtlos zu schwarzen Bildtiefen übergeht. Dieser wäre dann mit den RGB-Werten 0/0/0 jeder CMYK-Variante überlegen.
  • Werden reine RGB-Werte via ICC-Transformation zu CMYK überführt, resultieren verschmutzte Farben. Also Hände weg!
  • Für Verläufe gilt dasselbe – es sei denn, das Zielmedium leuchtet in RGB.
  • Text bitte in [Schwarz] anlegen.
  • Los gehts …

    Lisa beginnt nun, die Dateien in InDesign zu platzieren. Guschti übernimmt das Zepter: «Kontrolliere vor dem Öffnen nochmals deine Farb­einstellung mittels Adobe Bridge. Stelle sicher, dass das Set-up mit der Farbmanagement-Richtlinie Werte bei­behalten (Profile in Verknüpfungen ignorieren) aktiviert ist. Beginne auf der Doppelseite 4–5, Patio (Lisa 2. Teil):

  • Innenhof mit Topf.psd, das Bild oben auf Seite 4. Platziere dieses Bild mit aktivierter Importoption. Im Reiter Farbe siehst du, dass die Datei ein sRGB-Profil eingebettet hat.
  • Nun schauen wir uns die Situation im gleich darunter positionierten Toscana 10 by Paula Copetta.jpg an. Gemäss Beschrieb hast du diese Datei mit Strichcharakter in Photo­shop vorsepariert – und auch das Profil Farbstrich eingebettet. Lade auch dieses Bild mit aktivierter Importoption. Was wohl wirst du im Reiter Farbe entdecken», rateburgert Guschti und versperrt Lisa den Blick auf den Monitor. Er wünscht sich, dass Lisa selbst auf die richtige Idee kommt. Sie enttäuscht ihn nicht: «Würde InDesign das CMYK-Profil im Reiter Farbe zeigen, so wäre dieses ja unterschiedlich zu meiner geplanten Ausgabe zum PSO Uncoated-Farbraum. Dies wiederum würde bedeuten, dass mein extra vorsepariertes Bild erneut via LAB zum neuen CMYK zerlegt würde. Und exakt dies will ich ja nicht – deshalb wird InDesign das Profil einfach verstecken, denn dadurch kann es auch nicht vom Zielfarbraum abweichen!» Siehe da, Guschti ist von der professionellen Antwort Lisas begeistert. «Genau», lobt er sie, «der Klick auf den Reiter Farbe bringt es an den Tag: Dokumentstandard verwenden lautet der Eintrag. Diese geniale Idee wurde bereits mit der CS2 von Adobe eingeführt und bewahrt die CMYK-Fachwelt vor ungewollten Neuseparationen.
  • Ist ein Bild mal platziert, so kannst du die Einstellung auch mittels rechter Maustaste und Grafiken > Farbeinstellungen für Bild … oder auch via Objektmenü und Farbeinstellungen für Bild … überprüfen.»
  • Lisa ist erst einmal froh, dass soweit alles zu funktionieren scheint. «Hm, und wenn ich nun das Gegenteil möchte, beispielsweise einen älteren, in CMYK für gestrichenes Papier erstellten Bericht neu für ein Offsetpapier ausgeben?», fragt sie gespannt. «Bei RGB-Bildern erkennst du nun den Vorteil. Damit wäre es sehr simpel, mit CMYK-Bildern leider etwas komplizierter und zu früh für heute», schliesst Guschti.

     

    Workshop «  BelPaese  » – Übungsmaterial im Downloadbereich

    Im Downloadbereich finden Sie als Abonnent die unten abgebildete Übungsbroschüre «BelPaese» mit Erläuterungen zum Thema Farbmanagement.

    Das italienische Ambiente soll Sie zum Arbeiten motivieren  ! Die Broschüre gibt Ihnen die Möglichkeit, die Vorteile des RGB-Ablaufes als CMS-Einsteigerin oder -Einsteiger zu erkennen und diesen zu vertiefen – zeigt aber auch dessen Hürden auf.

    Inhalt des Downloads

  • Farbsetup-Dateien
  • ICC-Profile
  • InDesign-Dokument, Fonts
  • Bilder
  • Photoshop-Aktionen
  • PDF mit Übungsanleitung
  • Serie zu Farbmanagement

     

    Teil 1, Publisher 4-2010
    Installieren und Einrichten, Umgang mit Bildern mit und ohne Profil, Rendering Intent, 1 Doppelseite 8–9

    Teil 2, Publisher 5-2010
    Fokus CMYK-Bilder (bestehende und angelieferte), UCR/GCR, Bilder mit Strichcharakter, Bitmaps, vorseparieren von Bildern, 2 Doppelseiten 4–5 und 12–13.

    Teil 3, Publisher 6-2010
    Der sichere CMYK-Ablauf mit InDesign, Logos, InDesign-Elemente, Fremddaten, integrierende Dateiformate wie PDF, INDD, AI, EPS.

    Teil 4, Publisher 1-2011
    Produktionssicherheit dank Preflight in InDesign und Acrobat, PDF-­Erzeugung und -Verifizierung.

    Die Autoren

    «Schnasy» Dieter Wassmer ist zusammen mit Peter Laely In­haber der Firma PAN Publishing AG in Aarau. Seit 1991 beschäftigen sie sich mit Farbmanagement.

    Sie bieten alles rund um das CMS wie Planung, Verkauf, ­Realisation, Schulung und ­Support für ­konsistente Farbe, von ­Fotografie, Scan bis hin zum Proof und zur Ausgabe.

    plaely@panag.ch oder dwassmer@panag.ch

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