G�nstiger und flexibler als Offset

Interne Drucksachen, die früher auf einem Risografen erstellt wurden, werden bei den Basler Verkehrsbetrieben heute auf einer Infotec Pro C900 gedruckt. In kürzerer Zeit und mit einer erheblich gesteigerten Qualität. Zudem eröffnet das System neue Möglichkeiten.

 ROMEO HUTTER Die Basler Verkehrsbetriebe (BVB) sorgen dafür, dass täglich 350 000 Passagiere an ihr Ziel gelangen. Ohne Verspätung, exakt nach Fahrplan. Ist eine Strecke einmal nicht normal befahrbar, sollen die Fahrgäste darüber informiert sein. Dabei fällt eine beachtliche Anzahl Drucksachen an, die bei den BVB zu einem grossen Teil inhouse erstellt werden: Fahrpläne an den Haltestellen, Dienstpläne der Chauffeure und Fahrzeuge sowie Fahrgastinformationen bei Anlässen wie beispielsweise der Basler Fasnacht.

Für die Produktion dieser Drucksachen sind die Zentralen Dienste der BVB zuständig. Ein Zweimannteam, das sich auch um den Postversand und andere logistische Aufgaben kümmert. Bis Ende 2008 wurden vor allem Dienst- und Fahrpläne mit einem Risografen erstellt. Dieses System war zwar zuverlässig, jedoch auch zeitintensiv, da es ständig beaufsichtigt sein musste. Mit dem aufkommenden Bedürfnis nach Farbe und dem in die Jahre gekommenen Risografiesystem stellte sich die Frage, ob die Produktion der Drucksachen intern ausgebaut werden soll.

Dieter Stucki und Marcel Koch, die gemeinsam für die Zentralen Dienste zuständig sind, kontaktierten Philippe Lang, den Leiter der Basler Filiale der Fritz Schumacher AG. Aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit suchten sie bei Schumacher nach einem Ersatz für den Risografen. Die neue Lösung sollte darüber hinaus weitere zeitgemässe Möglichkeiten in der Drucksachenerstellung bieten.

Umweg zum Produktionssystem

Anfang 2009 installierte die Fritz Schumacher AG bei den BVB eine Infotec MPC7500 SP, ein Light Production System. Dieses sorgte bei Stucki und Koch jedoch für rote Köpfe, da es die Erwartungen nicht erfüllen konnte. Zum einen stiess es beim Druckvolumen an seine Grenzen und zum anderen stand die Maschine zu oft wegen eines Papierstaus oder anderer technischer Probleme still. Diesen Missstand wollten sowohl die BVB wie auch Schumacher nicht hinnehmen. «Für unseren Kunden war die Arbeit mit dem Light Production System alles andere als zufriedenstellend. Diese Unstimmigkeit wollten wir als Lösungsanbieter nicht hinnehmen und setzten alles daran, den BVB ein echtes Produktionssystem anbieten zu können», blickt Philippe Lang auf den vergangenen Sommer zurück. Mit der Ankündigung der Infotec Pro C900 wurde das Produktportfolio der Fritz Schumacher AG nach oben hin erweitert, und Philippe Lang konnte sowohl Dieter Stucki wie auch Marcel Koch mit einer Live-Demonstration dieser Produktionsmaschine überzeugen. «Die ganze Konstruktion sah solide aus, die Infotec Pro C900 ist genau das Produktionssystem, das wir schon eher haben wollten», sagt Dieter Stucki.

Seit letztem November wird ein Grossteil der BVB-Drucksachen auf der Infotec Pro C900 produziert. Zwar druckte auch diese nicht von Beginn weg wie gewünscht, doch mithilfe des Service und des Supports von Schumacher konnten diese Fehler in kurzer Zeit behoben und die Einstellungen optimiert werden. Gleichzeitig erhielten Dieter Stucki und Marcel Koch durch die enge Zusammenarbeit mit den Infotec-Spezialisten wertvolle Insidertipps, die ihnen im Druckalltag zugutekommen. Inzwischen sind Stucki und Koch Profis auf der Infotec Pro C900, und die BVB verfügen über eine eigene Hausdruckerei mit einem System, das unter idealen klimatischen Bedingungen zuverlässige Dienste leistet.

Vom schwarzweissen Dienst-plan bis zum farbigen Plakat

Die erste in der Schweiz installierte Infotec Pro C900 wird bei den BVB vielseitig eingesetzt. Einen beachtlichen Teil des Druckvolumens machen Dienst- und Fahrpläne aus. Von Gesetzeswegen müssen diese in gedruckter Form verfügbar sein. Falls einmal das elektronische System ausfallen sollte, können die Chauffeure auf tabellarische und grafische Dienstpläne der Linien zurückgreifen und dafür sorgen, dass Tram und Bus trotzdem nach Fahrplan verkehren. Bei der Erstellung dieser unlesbar anmutenden Dienstpläne ist für Dieter Stucki und Marcel Koch ihre Zeit als Chauffeure von unschätzbarem Wert. «Wenn man weiss, was man druckt, kann man Fehler in der Erarbeitung der Daten erkennen und entsprechend korrigieren», meint der ehemalige Tramchauffeur Marcel Koch. «An uns soll es nicht liegen, dass ein Tram oder ein Bus auf der Strecke bleibt …»

Mit dem neuen Farbproduktionssystem lässt sich nun weit mehr drucken als Text und schwarzweisse Grafiken. Im Aprili wird vorgeschlagen, die Dienstpläne mit Farbe zu unterstützen und damit übersichtlicher zu gestalten. Interessant sind aber vor allem auch die neuen Möglichkeiten, welche die Infotec im Vergleich zur Risografie bietet, beispielsweise Broschüren und Plakate in Farbe zu drucken. Heute werden wertige Fahrgastinformationen produziert, die früher entweder extern in Auftrag gegeben werden mussten oder den Fahrgästen lediglich in Schwarzweiss zur Verfügung standen.

Zur Basler Fasnacht wird für jeden der drei Tage eine eigene Informationsbroschüre herausgegeben. Darin enthalten sind nützliche Informationen für die mit den öffentlichen Verkehrsmitteln reisenden Fasnachtsbesucher. Die Fahrgastinformation zur Basler Fasnacht wird in einer Auflage von etwa 60 000 Exemplaren produziert. Auf das Erscheinen dieser Broschüre mit den Fahrzeiten und Streckenumleitungen warten viele Fasnächtler.

Sobald die Fahrzeiten und -strecken der Trams und Busse bekannt sind, wird die Broschüre gedruckt. Die gesamte Auflage ist innerhalb von 10 Arbeitstagen gedruckt und als Broschüre geheftet. Die vielseitigen Finishingoptionen der Infotec Pro C900 erlauben die Inlinefertigung von Broschüren und klebegebundenen Booklets, ohne dass man dabei die bedruckten Papierbögen in die Hand nehmen muss.

Die Möglichkeiten der Infotec Pro 900 reichen aber noch weiter. Die für die Mustermesse Basel kreierte Eigenwerbung in Form eines A3-grossen Plakats wurde bereits auf dem neuen System gedruckt und anschliessend in den Trams und Bussen aufgehängt.

Vorteil Digitaldruck

Mit dem Digitaldruck sind für die BVB weitere entscheidende Vorteile gegeben. Unterlagen für neue Mitarbeiter oder die Fahrschule werden in der jeweils benötigten Menge gedruckt. Die Dokumente sind somit ständig auf dem aktuellen Stand und werden «on demand» produziert. Damit lassen sich Platz und Kosten für die Lagerung einsparen und Nachdrucke in kürzester Zeit produzieren. Der Farbdruck bietet nicht nur die Möglichkeit, Drucksachen für den externen Gebrauch zu erstellen, sondern auch interne Broschüren aufzuwerten. Dabei sind die Druckkosten, die mit der Infotec Pro C900 anfallen, gering. Gemäss Dieter Stucki um Welten günstiger als der Offsetdruck.

Die elektronischen Daten werden über ein Fiery-RIP für den Druck aufbereitet und an die Druckmaschine weitergegeben. Als die Drucksachen noch über den Risografen erstellt wurden, musste der Vervielfältigungsprozess ständig beaufsichtigt werden. Heute werden die Aufträge meist morgens aufbereitet und anschliessend gedruckt. Während des Drucks haben Stucki und KochZeit, andere Aufgaben wahrzunehmen.

Während des gesamten Druckprozesses informiert der Controller der Infotec Pro C900 über den Systemzustand. So haben beide Operatoren ständig den Überblick über den laufenden Druckjob. Dadurch kann beispielsweise Papier rechtzeitig nachgefüllt oder eine Störung schnell erkannt und entsprechend behoben werden.

Schwankend, aber steigend

Das Druckaufkommen der BVB ist momentan starken Schwankungen ausgesetzt. Auf Zeiten mit hohem Bedarf an Drucksachen folgen solche mit eher geringer Nachfrage. Das maximale Druckvolumen der Infotec Pro C900 von monatlich 240 000 A4-Seiten ist noch längst nicht erreicht. Die aktuelle Auslastung der Maschine lässt zwischen den Spitzen Spielraum für die Erstellung zusätzlicher Druckaufträge, die bis anhin extern gedruckt wurden. Gleichzeitig bietet das Produktionssystem im eigenen Haus auch neue Möglichkeiten, Drucksachen zu attraktiven Preisen herzustellen. Ausserdem sind kurzfristige Fahrgastinformationen, die bei einer unvorhergesehenen und länger dauernden Streckenblockierung verlangt werden, innerhalb eines Arbeitstages gedruckt.

Alte Zöpfe abschneiden

Gemäss Dieter Stucki und Marcel Koch sprechen sich die Möglichkeiten, die eine Inhouse-Druckerei bietet, bei den BVB herum. Doch in einem 115-jährigen Betrieb sind alte Gewohnheiten oft stärker als der Mut, Neues zu wagen. «Wenn die Leute bei den BVB erst einmal wissen, was wir alles bieten können, werden automatisch weitere Drucksachen inhouse produziert. Es gilt, alte Zöpfe abzuschneiden und die zur Verfügung stehende Technologie auszunutzen», meint Dieter Stucki. Die Weichen sind bereits gestellt, alte Traditionen sind am Abbröckeln. «Im Marketing sind viele neue Mitarbeiter hinzugekommen. Wenn wir sie von unseren Möglichkeiten überzeugen können, bietet dies Chancen für den gesamten Betrieb und nicht zuletzt für die Zentralen Dienste», meint Marcel Koch. Die beiden sind daran, einen Katalog zu erarbeiten, in dem sie auf das Leistungsspektrum der Inhouse-Druckerei hinweisen und verschiedene Drucksachen präsentieren. Bereits in Planung ist, die sechsmal jährlich erscheinende Personalzeitung für die rund 1000 Mitarbeiter der BVB künftig auf der Infotec Pro C900 zu produzieren.

Der Digitaldruck soll dabei helfen, dass die BVB ein modernes Outfit erhalten – ehrlich und nicht übertrieben.