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Grosse Klappe mit Xeikon 8000

Über 50 Meter lange Seiten lassen sich mit der Xeikon 8000 drucken. Wir begnügten uns mit einer Klappe von 13,5 Zentimeter, forderten das Digitaldrucksystem dafür tüchtig bezüglich Detailauflösung und Registerhaltigkeit.

MARTIN SPAAR Seit Anfang 2005 werden die Publisher-Covers im Digitaldruck produziert. Mit der jetzigen Ausgabe bot sich uns endlich Gelegenheit, ein Xeikon-System zum Zug kommen zu lassen, und zwar das Paradepferd des belgischen Digitaldruckpioniers: die an der Drupa vorgestellte Xeikon 8000, welche mit einer Druckleistung von 230 Seiten pro Minute das schnellste digitale System am Markt ist, welches Offsetqualität bietet.

Rollen-Digitaldruck in Perfektion

Xeikon setzt seit 1993 konsequent auf den Rollen-Digitaldruck und hat dieses Verfahren in den letzten 15 Jahren zur Perfektion weiterentwickelt. Ein schlagendes Argument für die Rolle ist die grosse Flexibilität bezüglich Druckformaten. Bei der Xeikon 8000 beträgt die maximale Rollenbreite 512 Millimeter und es sind Seitenlängen bis über 50 Meter möglich! Davon schöpften wir bei unserem Cover mit einer Bogengrösse von 340 × 580 mm (inkl. Beschnitt) nur einen kleinen Teil aus, aber immerhin: Einen A3-Bogen mit einer angehängten Klappe von 13,5 cm schafft kein anderes System in der oberen Qualitätsliga.

Die Möglichkeit, das Cover mit einer Klappe auszustatten, war auch einer der Ausgangspunkte für die Gestaltungsarbeit der Agenturtschi. Damit bot sich die Chance, die beabsichtigte Verheiratung von digitaler mit analoger Technik besonders elegant umzusetzen. Das filigrane Geäst auf der Klappe ist nämlich die Reproduktion eines ausgesprochen analog hergestellten Scherenschnittes von Ernst Oppliger (siehe Kasten).

Beim Papier entschieden wir uns für das Euroset von Antalis. Dieses in der Schweiz hergestellte, FSC-zertifizierte Naturpapier bietet besondere Qualitäten bezüglich Weisse, Opazität und Volumen. Und es bietet dem Digitaldruck Gelegenheit, einen wichtigen Trumpf gegenüber dem Offsetdruck auszuspielen. Beim Offsetdruck verlieren die Druckfarben nämlich durch das Eindringen in das unbeschichtete Papier an Brillanz und Tiefe. Digitaldrucksysteme sind in dieser Beziehung viel weniger von der Oberflächenbeschaffenheit des Druckmediums abhängig, weil die Tonerpartikel immer obenauf liegen. Wie unser Cover zeigt, bringt die Xeikon brillante Farben und tiefes Schwarz auf das Euroset-Naturpapier.

Homogene Flächen und hohe Detailtreue

Die Xeikon 8000 gibt sich aber auch dort keine Blössen, wo sonst der Offsetdruck die Nase vorn hat: Wie die dritte Umschlagseite zeigt, bringt sie Flächen absolut homogen und ohne jegliche Streifen oder Flocken aufs Papier. Dazu trägt der Toner der Xeikon einen entscheidenden Teil bei. Dieser ist regelmässig geformt und mit einer Partikelgrösse von nur 3 Mikron besonders fein. Dies kommt zusammen mit der Auflösung von 1200 dpi bei 4 Bit Datentiefe auch der Detailtreue zugute. So kommen die filigranen Strukturen des Geästes auf der Klappe sehr gut zur Geltung. Und auch auf der vierten Umschlagseite steht die kleine, negative Schrift makellos auf dem schwarzen Grund.

One-Pass-Duplex als Xeikon- Spezialität

Eine weitere Herausforderung stellt bei unserem Cover die präzise Ausrichtung der Klappe dar, damit das Publisher-Logo passgenau von der Frontseite in den Scherenschnitt der Klappe übergeht. Dies stellt hohe Ansprüche an die Registerhaltigkeit des Systems, das heisst an die präzise Ausrichtung des Druckbildes auf der Vorder- und der Rückseite des Bogens. Dank dem One-Pass-Duplex-Prinzip meistert die Xeikon solche Aufgaben so leicht wie kein anderes Digitaldrucksystem. Jedes Farbwerk ist doppelt vorhanden, sodass das Papier in einem Arbeitsgang beidseitig bedruckt wird. Dank diesem Duplex-Prinzip ist auch die hohe Druckleistung von 230 Seiten pro Minute möglich. So konnten die rund 12 000 Publisher-Covers in knapp 10 Stunden produziert werden. Um das Papier optimal zu nutzen, konfektionierte Antalis aus einer breiten Mutterrolle vier schma­le von 34 cm Breite.

Die Xeikon 8000 verfügt wie schon die Vorgängermodelle über ein fünftes Farbwerk, auch dieses selbstverständlich in Duplex-Ausführung. Dieses kann entweder mit Pantone-Farben bestückt werden oder auch mit Spezialitäten wie Deckweiss oder UV-Partikel-Toner für Sicherheitsanwendungen. Ein Transparent-Toner bietet die Möglichkeit partieller Lackeffekte.

Umweltschutz grossgeschrieben

Der Xeikon-Hersteller, die belgische Firma Punch Graphix International, setzt neben Qualität und Leistung der Systeme sehr stark auf ökologische Aspekte: Die Xeikon-Systeme lassen zu einem hohen Grad rezyklieren und sind auch im Betrieb umweltfreundlich. Die damit produzierten Drucksachen lassen sich gut als Altpapier verwerten, da der Toner leicht entfernt werden kann und keine schädlichen Chemikalien enthält.

Als Beleg für das Umweltbewusstsein des Unternehmens kann Punch Graphix den Gewinn des belgischen Umweltschutzpreises anführen, den es 2003/2004 in der Kategorie der nachhaltigen Produktentwicklung erhalten hat. Im Jahr 2007 gab es eine Ehrung für die wiederverwendbare Verpackung.

Transpromo als Wachstumsmarkt

Mit ihrer Kombination von hoher Druckqualität und Druckleistung sind die Xeikon-Systeme besonders für Anwendungen im Bereich Direct Marketing prädestiniert, wo sehr oft Auflagen über der sonst bei rund 1000 Exemplaren angesetzten Digital-Offsetdruck-Schwelle produziert werden. Dies bestätigt sich auch beim Schlieremer Unternehmen Conzett + Walter, welches mit einer Xeikon 6000 individua­lisierte Mailings in 4 Sprachvarianten in Auflagen bis zu 50 000 Exemplaren produziert.

Zu den Direct Mailings kommt jetzt als neuer, für die Xeikon-Digitaldrucksysteme viel versprechender Anwendungsbereich «Transpromo» hinzu. Damit ist die Verbindung von Transaktionsdruck mit Marketing-Promotionen gemeint. Also zum Beispiel die Kombination des Rechnungsversandes eines Telekom-Anbieters mit genau auf den Empfänger abgestimmten Angeboten an neuen Handys. Da Rechnungen eine viel höhere Beachtung finden als ungefragt zugeschickte Werbemailings, sagen Marketingfachleute Trans­promo eine rosige Zukunft voraus.

Cover und Scherenschnittkunst

Die Idee für die Umschlagseite kam bei einer Begegnung von Ralf Turtschi mit dem Künstler Ernst Oppliger auf, der zeigte, wie er seine Scherenschnitte fertigte. Mit einer zugeschliffenen Chirur­genschere schneidet Oppliger unglaublich filigrane Strukturen ins Papier und zaubert verblüffende Schwarz-Weiss-Bilder hervor. Der Reiz an der Aufgabe bestand darin, die handwerkliche Kunst mit der modernen Digitaltechnik zu «verheiraten». In diesem Sinn entstand hier eine neue Kombination zweier Parallelwelten.

Der Scherenschnittkünstler Ernst Oppliger

Ernst Oppliger schloss seine Lehre 1971 als Fotolithograf ab. In den frühen Siebzigerjahren entstanden erste Scherenschnitte, zudem widmete sich Oppliger der Bauernmalerei. 1975 eröffnete er mit seiner Frau ein Atelier für Scherenschnitt, Kerbschnitzerei, Kalligrafie und Bauernmalerei. Seit 1976 ist Oppliger in zahlreichen Ausstellungen zu bewundern, er lebt und arbeitet in Meikirch bei Bern. Heute umfasst sein Werksverzeichnis um die 800 Werke, die in Büchern, Kalendern und Karten zu sehen und zu erwerben sind. Kontakt: www.ernst-oppliger.ch. Der für das Publisher-Cover verwendete Scherenschnitt heisst «Buchengeäst» und ist 73×55 cm gross. Das Original kann auf der Website unter «Scherenschnitt –> Bilder» betrachtet werden.

Die Verheiratung

Das Original «Buchengeäst» liegt lose zwischen zwei Glasplatten. Er besteht aus einem doppelten Scherenschnitt, der eine Teil ist schwarz, der andere weiss, Schatten sind sichtbar. Die Reproduktion ist nicht so ganz einfach, weil der Scherenschnitt nicht plan liegt. Ist dem mit Digitalfotografie beizukommen oder ist ein Flachbettscanner das richtige Instrument? Wie wird Weiss reproduziert? Ein Fotograf sah Schwierigkeiten wegen Reflexen im Glas, also gingen wir den Weg «Flachbettscanner». Picture Service Gwerder, Zürich, scannte nur die schwarze Hälfte des Kunstwerks in einer Auflösung von 300 ppi, 36×24 cm in RGB. Die endgültige Form bekam das Cover in der Agen­turtschi, die Typografische Gestalterin Sibylle Bösch sah sich in der Rolle als «Heiratsvermittlerin» zweier Welten wieder. Sie steuerte das Foto der Winterlandschaft aus dem Baselland bei und versuchte auf der ausklappbaren Seite, den Scherenschnitt für sich sprechen zu lassen. Der Publisher-Schriftzug sollte digital eingestempelt werden, als hätte Oppliger ihn selbst hineingeschnitten. Der Künstler gab hierfür sein Einverständnis, was für dieses einmalige Experiment unabdingbar, aber nicht selbstverständlich war.

Der Digitaldruck

Die gestalterische Herausforderung für das Publisher-Cover ist das Überraschende und Neue. Die eingesetzte Drucktechnik und ein ausgewähltes Papier bilden die Rahmenbedingungen, innerhalb deren es gilt, die Vorteile der Drucktechnik zu Papier zu bringen. Das Naturpapier bietet im Farbendruck speziell den Vorteil, dass die Druckfarben nicht ins Papier wegschlagen, sondern auf dem Papier obenauf fixiert werden, was brillante farbige Druckresultate ermöglicht, die mit Offsetdruck kaum hätten erreicht werden können.

Technische Daten Xeikon 8000

Die Xeikon bietet folgende besondere Merkmale:

Sie druckt 230 Seiten pro Minute. Das entspricht einem Leistungsdurchlauf von 8,5 Millionen A4-Seiten pro Monat im One-Pass-Duplex-Verfahren.Die Druckgeschwindigkeit ist maximal 17 Meter pro Minute oder aber 28,5 Zentimeter pro Sekunde.Die Breite der Papierbahnen kann zwischen 320 und 512 Millimeter variieren. Die bedruckbare Breite beträgt maximal 502 Millimeter.Bei den unterstützten Formaten gibt sich die Xeikon 8000 flexibel. Laut Hersteller können u.a. die folgenden Formate verarbeitet werden: A4, A3, A3+, A2, B3, B2 und Banner.Die Grammaturen dürfen sich im Bereich von 40 bis 350 g/m² bewegen. Die volle Druckgeschwindigkeit wird nur bei Papieren unter 100 g/m² erreicht.Sie bietet 1200-dpi-Bildqualität bei 4 Bit pro Punkt.Sie verarbeitet variable Daten in Echtzeit.Der neue synthetische Toner liefert ein homogenes Druckbild und soll von Pantone zertifiziert werden.Sie offeriert erweiterte Papiereingabe- und -ausgabeoptionen.Die Design- und Verbrauchsmaterialien sind umweltfreundlich.

Produktions-partner

Bei der Produktion des Covers unterstützten uns folgende Partner, bei denen wir uns herzlich bedanken möchten.

Agenturtschi

Gestaltung der Covers;R. Turtschi AG, Visuelle Kommunikation, 8134 Adliswilwww.agenturtschi.ch

Antalis AG

Umschlagpapier Euroset FSC;Kontakt: Maurice Lüscherwww.antalis.ch

FO Print & Media AG

Druck Heftinhalt und Ausrüsten der Zeitschriftenwww.fo-print-media.ch

AM Digital AG

Druck der Covers in Zusammenarbeit mit Punch Graphix in Belgien.www.amdigital.ch

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