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Illustrator mit Profil

Mit den Dokumentprofilen k�nnen Sie vorgegebene oder eigene Startparameter nutzen.Eine clevere Vorlagenverwaltung erlaubt den schnellen Zugriff auf vorgefertigte Dokumente. Was Sie bei der �nderung des Dokumentfarbmodus wissen m�ssen.

ANDREAS BURKARD Das Startdokument ist Geschichte, es leben die Dokumentprofile! Adobe räumt in Illustrator CS3 mit Altlasten auf. Das Startdokument war vielen Gelegenheitsanwendern unbekannt. Um den neuen Dokumentprofilen das gleiche Schicksal zu ersparen, ist es Zeit, sich mit den Vorzügen dieser Profilverwendung zu beschäftigen.

Warum Dokumentprofile?

Illustrator wird bekanntlich für die unterschiedlichsten Anforderungen eingesetzt und muss verschiedene Medienkanäle bedienen. Grob unterteilt wird Illustrator in den Bereichen Print, Web, Video, mobile Endgeräte, Beschriftungen und für diverse druckspezifische Anforderungen eingesetzt. Diese unterschiedlichen Verwendungsbereiche beinhalten andere Masseinheiten, andere Dokumentgrössen, angepasste Bestände in Farbfeldern, Pinseln, Stilen, optimierte Auflösungsberechnung sowie individuell eingerichtete Farb­räume.

Die mitgelieferten Dokumentprofile können Dokumente so eröffnen, dass wichtige Einstellungen bereits an den Verwendungszweck angepasst sind.

Das Dokumentprofil Druck

Das Dokumentprofil Druck besitzt optimierte Einstellungen, damit man auf A4 in Hochformat in Millimetermasseinheiten druckfertige Dokumente erarbeiten kann. In den erweiterten Einstellungen wird unter anderem ersichtlich, dass die Rastereffekte auf 300 ppi eingestellt sind.

Grundsätzlich müssen Sie sich also keine weiteren Gedanken machen und können für den Druck genau dieses Profil verwenden. Wenn Sie nun aber in die Rolle der Datenübernahme und der Ausgabekontrolle schlüpfen, so sollten Sie die Auswirkungen der erweiterten Einstellungen kennen.

Die Rastereffekte

Rastereffekte bestimmen das Aus-sehen für pixelbasierende Effekte am Monitor und in der Endausgabe. Falls Sie noch nie mit dieser Technik in Berührung gekommen sind, gehen Sie die nachfolgenden Punkte einfach kurz durch.

  • Öffnen Sie Illustrator CS3.
  • Erstellen Sie ein neues Dokument mit dem Profil Druck.
  • Zeichnen Sie ein Rechteck.
  • Achten Sie darauf, dass das Rechteck aktiv ist und wählen Sie aus dem Menü Effekt > Stilisierungsfilter > Schlagschatten. Belassen Sie dort die Standardeinstellungen und klicken Sie auf OK.

Dem Vektorobjekt wird ein pixelbasierender, weicher Schlagschatten hinzugefügt. Da das Dokumentprofil Druck die Rastereffekte auf 300 ppi einstellt, sind diese beliebten Effekte bereits für den Ausgaberaster optimiert. Doch die Rastereffekte können geändert werden.

  • Wählen Sie aus dem Menü Effekt > Dokument-Rastereffekt-Einstellungen.
  • Verwenden Sie im Bereich Auflösung die Option Bildschirm (72 ppi) und klicken Sie auf OK.
  • Vergrössern Sie mit der Lupe die Darstellung, um den Schlagschatten besser zu betrachten.

Der weiche Schlagschatten sieht nun plötzlich ziemlich holprig aus! Die Einstellung wirkt sich auf das gesamte Dokument aus. Konkret werden alle pixelbasierenden Effekte in der Auflösung neu berechnet. Das hat optische Auswirkungen.

Die Vorgängerversion, Illustrator CS2, kennt zwar keine Dokumentprofile, hat aber die Auflösung der Rastereffekte auf 300 ppi eingestellt. Bei Illustrator CS (Version 11), Version 10 und Version 9 sind die Effekte standardmässig auf 72 ppi eingestellt. Tatsächlich konnten damals mit einem geübten Blick in den Zeitungen und den Zeitschriften häufig gepixelte Rastereffekte beobachtet werden.

Eine Datei mit niedrigen Rastereffekten ist schneller im Bearbeitungsprozess und besitzt weniger Dateigrösse. Für solche Verwendungszwecke gibt es in Illustrator CS3 das Dokumentprofil Einfaches CMYK. Die Rastereffekte sind bei diesem Profil auf 72 ppi eingestellt. Für die Ausgabe muss später aber die Auflösung im Menü Objekt > Dokument-Rastereffekt-Einstellungen auf 300 ppi angehoben werden.

Die Überprüfung der Rastereffekte gehört also nach wie vor zu den Routineaufgaben einer Dokumentkontrolle. Dies gilt auch, wenn eine Illustrator-Datei in InDesign platziert ist.

Der Farbmodus

Die Titelleiste des Illustrator-Dokumentes zeigt den aktuellen Farbmodus an. Der Farbmodus ist beim Dokumentprofil Druck erwartungsgemäss auf die drucktechnischen Mischverhältnisse seiner vier Grundfarben eingestellt. Doch auch hier steckt der Teufel im Detail. Wenn nun Anwender den Farbmodus im Dokument auf RGB ändern und später wieder auf CMYK zurückstellen, stimmen die Farbwerte nicht mehr exakt überein! Besonders störend ist dies bei klar definierten Farben, wie beispielsweise den Farben von Firmenlogos.

Dazu ein kleiner Test:

  • Öffnen Sie Illustrator CS3.
  • Erstellen Sie ein neues Dokument mit dem Profil Druck.
  • Zeichnen Sie ein Rechteck.
  • Weisen Sie der Füllung des Rechteckes das rote Farbfeld (100% Magenta, 100% Yellow) zu.
  • Wählen Sie nun aus dem Menü Datei > Dokumentfarbmodus > RGB.
  • Wechseln Sie anschliessend wieder zum Dokumentfarbmodus > CMYK.

Wenn Sie nun die Farben des Rechteckes überprüfen, sehen Sie, dass die Originalfarben nicht mehr vorhanden sind!

Illustrator übersetzt bei der Farbmodusänderung von CMYK zu RGB die Farben zuerst in den geräteunabhängigen LAB-Farbraum. Bei der späteren Rückkonvertierung kann sich Illustrator nicht mehr an die Originalwerte erinnern. Illustrator sollte bei jeder Farbmodusänderung mit einer dazwischengeschalteten Warnmeldung klar und unmissverständlich den Finger hochhalten.

In Illustrator können Sie auch auf Vektorobjekte Photoshop-Effekte anwenden (Menü Effekte > Photoshop-Effekte). Seit Illustrator CS3 können Sie diese Effekte auch vollumfänglich im CMYK-Modus nutzen. In den Vorgängerversionen musste dazu der RGB-Modus im Dokument vorliegen.

Vorschaumodus

Die letzte erweiterte Einstellung im Dokumentprofil Druck bezieht sich nur auf die Anzeige des Dokumentes. Im Vorschaumodus Standard sehen Sie das Dokument in der Originalansicht. Optional können Sie im Menü Ansicht die Pixel- oder die Überdruckenvorschau auswählen.

Die Pixelvorschau ist für die Erstellung von webbasierenden Illustrator-Dateien praktisch. Sie sehen dadurch, wie die Illustration im Browser dargestellt wird.

Die Überdruckenvorschau zeigt separationsspezifische Einstellungen und Füllmethoden und eignet sich gut für die Dokumentkontrolle.

Eigenes Dokument­profil erstellen

Was beim Startdokument eher mühsam war, ist nun mit den Dokumentprofilen einfach und flexibel zu lösen. Die Rede ist von der individualisierten Dokument­eröffnung, von Dokumenten, welche exakt auf Ihre Bedürfnisse angepasst sind.

... die Anforderung

Sie benötigen Illustrator häufig für die Erstellung eines bestimmten Kundenprojektes.

  • Die Zeichenfläche ist in diesen Projekten stets 100×100 Millimeter.
  • Der Farbmodus ist CMYK.
  • Sie verwenden nur bestimmte Farbfelder.
  • Die Rastereffekte müssen 300 ppi aufweisen.
  • Sie haben verschiedene Sätze wiederverwendbarer Aussehensattribute als Grafikstile gesichert, welche Sie stets für das Projekt benötigen.
  • Die wenigen typografischen Eigenheiten haben Sie in Absatzformaten integriert.
  • Sie benötigen für das Projekt keine vordefinierten Pinsel und Symbole.

... der einmalige Aufwand

  • Eröffnen Sie in Illustrator CS3 ein neues Dokument, das auf dem Dokumentprofil Druck basiert. Verwenden Sie 100 Millimeter für die Breite und die Höhe der Zeichenfläche.
  • Entfernen Sie im Bedienfeld Farbfelder beliebige Farben, Muster und Verläufe. Erstellen Sie als Test ein neues Farbfeld.
  • Löschen Sie im Bedienfeld Grafikstile alle vordefinierten Stile und erstellen Sie eigene Grafikstile (alternativ können Sie im Menü Fenster > Grafikstilbibliotheken Bestände öffnen und einzelne Stile in das programmeigene Bedienfeld Grafikstile ziehen).
  • Schreiben Sie eine Textzeile und formatieren Sie den Text. Übertragen Sie nun die Formatierung in ein Absatzformat (Menü Fenster > Schrift > Absatzformate). Beachten Sie dabei, dass der Text aktiv ist und wählen Sie dann aus den Optionen des Bedienfeldes Absatzformate > Neues Absatzformat. Geben Sie dem Format einen passenden Namen.
  • Löschen Sie in den Bedienfeldern Pinsel und Symbole alle vordefinierten Einträge.

... der Speicherpfad

  • Wählen Sie nun aus dem Menü Datei > Speichern.
  • Achten Sie darauf, dass das Illustrator-Dokumentformat ausgewählt ist (.ai).
  • Benennen Sie die Datei nach der Auftragsnummer, dem Projekt oder einer anderen für Sie sinnvollen Bezeichnung.
  • Speichern Sie die Datei in den Ordner New Document Profiles.

Je nach Plattform, Betriebssystem und Administratorenrechten kann der Speicherpfad variieren. Einfachheitshalber können Sie nach dem Ordner New Document Profiles suchen. Auf dem Mac befindet sich dieser Ordner in der Library (abhängig von Benutzer und System) > Application Support > Adobe Illustrator CS3.

Grundsätzlich ist der Speicherort frei wählbar. Für eine zentrale Verwaltung der Profile empfiehlt sich jedoch, den Ordner New Document Profiles zu verwenden. Dort befinden sich auch die Standardprofile.

... der Nutzen

Um Zeit zu sparen, können Sie nun über das vorgegebene Dokumentprofil die Illustrator-Datei so nutzen, dass alle eingerichteten Startparameter genau zum Kundenprojekt passen.

  • Wählen Sie aus dem Menü Datei > Neu.
  • Wählen Sie im Fenster Neues Dokument > Neues Dokumentprofil das gespeicherte Dokumentprofil aus und klicken Sie auf OK.

Wozu Vorlagen?

In Illustrator kann ein Dokumentprofil keine Design­elemente enthalten. Für diese Anforderung gibt es Vorlagen. Eine Vorlage setzt also dort an, wo die Dokumentprofile enden. In Illustrator CS3 wurde die Vorlagenerstellung verfeinert. Grundsätzlich ist eine Vorlage eine Datei, welche als Kopie geöffnet wird. Dabei bleibt das Original für die erneute Verwendung erhalten.

Vorlagen erstellen

Eine Vorlage kommt dann effizient zum Einsatz, wenn Inhalte aktualisiert werden müssen. Sie können den Nullpunkt versetzen, Hilfslinien zeichnen, Darstellungsansichten anlegen, Ebenen einrichten, Symbole, Grafikstile, Farbfelder, Muster, Verläufe und Pinsel bereitstellen. Speichern Sie dann das Dokument im Menü Datei > Als Vorlage speichern (.ait). Illustrator nimmt automatisch mit dem Programmordner > Cool Extras > Vorlagen Kontakt auf. Der Schnellzugriff auf Vorlagen befindet sich nun im Menü Datei > Neu, im Fenster Neues Dokument.

 

Der Autor

Andreas Burkard arbeitet als Grafik-Designer. Er ist dipl. Erwachsenenausbilder und Experte der Adobe Creative Suite. Zu seinen Kernkompetenzen gehört seit vielen Jahren das Training der Adobe Programme InDesign, Illustrator, Acrobat und Photoshop.

www.BurkardPublishing.ch
www.Creative-College.ch

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