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InDesign CS2 und die Adobe Bridge

Adobe InDesign CS2 und Adobe Bridge CS2

Brücke für kürzere Wege

Adobe Bridge CS2 verbindet die Applikationen der Adobe Creative Suite 2 und erlaubt einen systematischen Zugriff auf die Daten. Wir machen den Brückenschlag zur neuen Arbeitsweise am Beispiel von InDesign CS2. nHAEME ULRICHDer Filebrowser aus Photoshop war beliebt. In der aktuellen Version fehlt er. Zum Glück. Denn jetzt ist er eine eigenständige Applikation geworden – die Adobe Bridge CS2.

Die Bridge wird mit allen Programmen der Creative Suite 2 ausgeliefert. Vom vollen Funktionsumfang profitieren allerdings nur Anwender der Suite.

Bridge Center

Die Bridge hat bei mir schon fast den Status der Startobjekte erreicht – jedenfalls ist ein Arbeiten in der Creative Suite 2 ohne Bridge wie Stuhl ohne Kissen. Es geht, ist aber nicht wirklich bequem.

Anlaufstelle ist das Bridge Center. Die gespeicherten Dateigruppen sind da hilfreich. Stellen Sie sich vor, Sie hätten Feierabend. Ganz plötzlich. Nun müssen Sie alle offenen Dateien sichern und am nächsten Tag wieder laden, um am Projekt weiterzuarbeiten. Genau diese Aufgabe übernimmt gespeicherte Dateigruppen.

Weiter rechts listet Bridge Center die zuletzt benutzten Ordner, daneben die zuletzt offenen Dateien. Natürlich dürfen auch ein RSS Reader und Tipps und Tricks nicht fehlen.

Ganz unten im Center ist der Zugriff auf Version Cue und der Link zum Adobe Help Center, der Hilfe für alle Programme der Suite. Und in der Mitte die Farbeinstellungen für die ganze Suite. Von hier werden denn auch die Farbeinstellungen für alle Applikationen der CS2 zentral gemanagt.

Während der Filebrowser von Pho­toshop nur eine Ordnerstruktur für die Navigation bot, gibt’s in der Bridge zusätzlich Favoriten. Hier werden für ein Projekt wichtige Ordner abgelegt.

Daten über Daten

Als man noch analog fotografierte und die Fotos nicht einkleben mochte, beschriftete man die Kuverts möglichst schlau, um später die Fotos wieder zu finden. Daran hat sich nichts geändert, nur dass dies heute digital geschieht. Die Beschriftungen heissen jetzt halt Metadaten, also Daten über Daten. Suchfunktionen in der Adobe Bridge greifen natürlich auf solche Metadaten zurück.

Viele Leute finden es mühsam und unnötig, Metadaten zu erfassen. Das ist aber kurzsichtig und wird sich schon bald in einer Datenmüllhalde rächen. Schon heute verlieren viele Unternehmen viel Geld mit dem Suchen von Daten.

Adobe hat eine Plattform für Metadaten entwickelt: XMP (Extensible Metadata Platform). Darin werden Informationen über Dateien gesichert – zum Beispiel Autor, Auflösung, Farb­raum, Copyright und Stichwörter. Auch normierte Metadatenformate sind in XMP enthalten. So die Felder von IPTC (International Press Telecommunications Council) und die EXIF-Kameradaten.

Am besten erstellen Sie sich für Ihre Metadaten ein Template.

Such, Bridge, such!

Der Clou der Metadaten ist, dass man sie als Suchkriterien verwenden kann. Zum Beispiel kann die Bridge nach sämtlichen Bildern eines Autors suchen. Über Suchen ruft man die Suchmaske der Bridge auf. Spannend ist, mittels Alle Metadaten durchsuchen zu lassen. Suchabfragen lassen sich als Kollektionen speichern. Später, wenn wieder nach Files des Autors gesucht wird, reicht ein Doppelklick auf die Kollektion.

Dem Schmetterling unter die Flügel gucken

Da ist noch mehr! Ein Klick auf ein InDesign-File zeigt im Metadatenfenster die im Dokument verwendeten Farbfelder und Schriften. Und mehrseitige InDesign-Vorlagen (müssen als solche gesichert sein) lassen sich gar in der Bridge durchblättern. Das ist heiss, weil verwendete Schriften und Farbfelder wiederum Metadaten sind, nach denen gesucht werden kann.

Aber auch durch einzelne Seiten einer PDF-Datei springt Bridge. Und Movies spielt sie auch direkt ab.

Bridge im Praxiseinsatz

Am Anfang ist die Bridge gewöhnungsbedürftig. Doch nach zwei Layouts ist man schneller als vorher. Bilder platziert man in InDesign nun per Drag and Drop aus der Bridge, genau wie Texte und Snippets (XML-Schnipsel, siehe Ausgabe 2-05). Vorteil bei dieser Arbeitsweise ist die verlässliche Vorschau der Bilder in der Bridge. Man platziert nur einmal und dafür richtig.

Kompaktmodus

«Jetzt, wo InDesign keine Palettenflut mehr hat, müllt einem Adobe den Bildschirm mit der Bridge zu. Hat diese Firma eigentlich Aktien bei Monitorherstellern?» Kein Problem. Glückliche arbeiten mit zwei Monitoren. Und Laptop-Reisende wie ich nutzen den Kompaktmodus von Bridge CS2. Das geht so:

Das zu platzierende Bild in der Bridge suchen. Apfel-Zeilenschaltung (Windows-Ctrl-Zeilenschaltung) schaltet in den Kompaktmodus. Bridge ist jetzt nicht grösser als eine Palette. Das Bild wird einfach auf die entsprechende InDesign-Seite gezogen. Im Palettenmenü der Bridge – sie muss im Kompaktmodus sein – bewirkt Kompaktes Fenster immer im Vordergrund, dass die Bridge vor sämtlichen Programmfenstern steht. Sie ist also systemweit als Palette verfügbar. Um wieder in den Vollbildmodus zu wechseln, genügen ein Klick auf die «Bridge-Palette» und eine weitere Apfel-Zeilenschaltung (Windows-Ctrl-Zeilenschaltung).

Stock Photos

Was, wenn man gar keine Bilder zum Reinziehen hat? Auch da hilft Bridge. Nämlich mit Adobe Stock Photos.

Adobe Stock Photos ist eine zentrale Anlaufstelle für lizenzfreie Bilder verschiedener Anbieter. Momentan bietet Adobe Zugriff auf 230000 Bilder.

Stock Photos erreicht man auch durch die Favoriten der Bridge. Es startet der in Bridge eingebaute Opera-Browser. Und wenn man online ist, blinkt einem die Startseite entgegen. Oben im Fenster ist das Suchfeld. Treffer zeigt Bridge direkt an.

Ist ein Bild ausgewählt, wird man mit einem Klick auf Preis und Stichwörter abrufen vor Tatsachen gestellt …

Und wer nicht sicher ist, ob das gewählte Bild dem Kunden auch passt, besorgt sich zuerst eine niedrig aufgelöste Komposition (Klick auf Komposition herunterladen). Diese landet im Verzeichnis Heruntergeladene Kompositionen. Sie kann verschoben und umbenannt werden. Und mit einem Wasserzeichen ist sie nicht geschützt. Diese Komposition baut man ins Layout ein.

Nach der Freigabe des Bildes durch den Kunden geht’s zur Kasse. Zum Glück weiss die Bridge – dank Metadaten –, wo die Komposition herkommt. So kann das Bild sogar direkt aus der Verknüpfungspalette von InDesign CS2 gekauft werden. Dazu einfach die Komposition anklicken und im Palettenmenü der Verknüpfungen auf Dieses Bild kau­fen…­ klicken. Bridge legt dann das Bild in den Warenkorb. Wer oft einkauft, sollte sich einen Account einrichten, für einmalige Aktionen kann man auch als Gast rein. Bezahlt wird mit der Kreditkarte (des Chefs).

Der Vorteil eines Kontos ist, dass Adobe sich merkt, welche Bilder bereits gekauft wurden. Diese können dann später wieder runtergeladen werden. Sinnvoll, wenn man ohne Metadaten arbeitet oder bei einem Crash der Harddisk.

InDesign fernsteuern

Ganz nach dem Vorbild des Photoshop-Filebrowsers kann man auch aus Adobe Bridge CS2 Aktionen anstossen. Im Menü Werkzeuge sind diese Scripts hinterlegt. Für InDesign ist in der Basis-Installation lediglich eine Aktion hinterlegt. Doch genau die hat es in sich. Über InDesign Kontaktabzug erstellen baut InDesign eine Bildübersicht. Auf Wunsch sogar mit einer eigenen Vorlagendatei.

Fazit

Die Arbeitsweise mit Adobe Bridge ist neu. Oder eigentlich alt. Denn man wählt sich Layoutbestandteile auf dem digitalen Leuchttisch aus und platziert sie auf der Seite. Genau so wie damals in der Handmontage. Nur, dass der Leuchttisch damals nicht digital war.

Adobe wird mit der Bridge CS 2 dem Anspruch einer kompletten Designumgebung gerecht. Jetzt ist die Creative Suite weit mehr als ein Zusammenzug einzelner Applikationen.

 

 

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