Dossiers >> InDesign >> Fachartikel >> InDesign-Effekte: Wissenswertes f�r den professionellen Einsatz
Artikel als PDF

InDesign-Effekte: Wissenswertes f�r den professionellen Einsatz

Transparenzeffekte lassen sich heute einfacher denn je umsetzen. Dies steigert die Produktivität und trägt zu mehr kreativer Freiheit bei. Worauf trotzdem zu achten ist.

Haeme Ulrich Jedem Titel einen Schlagschatten, jedem Bild eine abgesoftete Kante. Genau das ist nicht gemeint mit professionellen Effekten in InDesign. Vielmehr geht es um Steigerung der Effizienz und das Ermöglichen von gestalterischen Freiheiten. Vieles, was früher aufwendig in Photoshop konstruiert werden musste, wird heute direkt im Layout umgesetzt. Dabei bleiben Originaldaten unberührt und können mehrfach verwendet werden.

Im Zeitalter von Publishing 3.0 können Effekte sogar personalisiert werden, weil der Inhalt des Effekts von einer Datenbank in das InDesign-Dokument gelangt.

In diesem Grundlagenartikel geht es nicht um Einstellungen hinter coolen Effekten, solche zeige ich zum Beispiel im Step-by-Step-Artikel in dieser Ausgabe. Hier zeige ich auf, was man Grundlegendes wissen muss, um professionell mit Effekten umzugehen.

Das Effekte-Bedienfeld

Effekte können grundsätzlich nur auf Objekte oder Teile davon angewendet werden. Es ist also nicht möglich, einem einzelnen Buchstaben in einem Textrahmen einen speziellen Effekt zuzuweisen. Somit ist auch klar, dass das Objekt, dem der Effekt zugewiesen werden soll, zuerst mit dem Auswahlpfeil ausgewählt sein muss.

cmd-shift-F10 ist der Kurzbefehl des Effekte-Bedienfelds, zu finden ist es auch im Fenster-Menü.

Im Pulldownmenü am oberen Rand des Bedienfelds können Sie die Füllmethoden eines Objekts ändern. Sie steuern damit, wie sich ein Objekt mit dahinterliegenden Objekten verrechnen soll. Schlagschatten zum Beispiel sollte man hier auf Multiplizieren stellen, damit er natürlich wirkt. Am besten testen Sie die Füllmethoden einfach aus. Die erzielten Effekte hängen auch von der Farbe des Objekts und des Hintergrunds ab.

Hinter Deckkraft können Sie einen Prozentwert angeben, der steuert, wie stark deckend das Objekt sein soll. Dies hat nichts mit dem Farbton in den Farbfeldern zu tun. Hier wird das Objekt durchscheinend für dahinter­liegende Objekte.

Effekte Basics

Klappen Sie im Effekte-Bedienfeld das Dreieck links von Objekt auf, um zu steuern, auf welchen Teil des Objekts Effekte angewendet werden sollen. Wollen Sie die Deckkraft nur in der Kontur reduzieren, so klicken Sie hier zuerst auf Kontur, bevor Sie den Deckkraft-Regler nach links ziehen.

Effekte können getrennt aufs gesamte Objekt, die Kontur, die Fläche, den Text und die platzierte Grafik angewendet werden.

Genau so wichtig wie das Zuweisen der Effekte ist das Entfernen. Ist ein Objekt ausgewählt, können Sie unten im Effekte-Bedienfeld auf das Symbol ganz links (mit dem roten Schrägstrich) klicken, um sämtliche Effekte von einem Objekt zu entfernen. Dieses Symbol entspricht dem Befehl Sämt­liche Transparenz löschen im Menü des Bedienfelds. Wer nur die Effekte loshaben und die Deckkraft unverändert stehen lassen will, erreicht dies über Effekte löschen, der Befehl ist auch im Bedienfeld-Menü zu finden.

Globales Licht

Unten im Menü ist das Globale Licht zu finden. Dort kann man Winkel und Höhen von Effekten vorgeben, auf die dann später beim Definieren von Effekten zugegriffen werden kann. So wird sichergestellt, dass sämtliche Schlagschatten im Dokument den gleichen Winkel haben. Alles andere würde unnatürlich wirken.

Haben Sie sich schon einmal gefragt, was hier genau unter Höhe zu verstehen ist? Gemeint ist die Position der Lichtquelle in Grad zur horizontalen Oberfläche des Objekts.

Effekte zuweisen

Um einen Effekt dem ausgewählten Objekt zuzuweisen, klicken Sie im Effekte-Bedienfeld doppelt auf Objekt, Kontur, Fläche oder Text, je nachdem, wo der Effekt zugewiesen werden soll. Es öffnet sich ein Dialog, in dem links alle neun InDesign-Effekte aufgelistet sind, rechts davon die jeweiligen Optionen dazu. Durch Aktivieren des Hakens schalten Sie den entsprechenden Effekt ein. Tipp: Klicken Sie auf den Namen des Effekts und nicht auf den Haken selbst. So aktivieren Sie den Effekt und wechseln zugleich in seine Optionen.

Als Übersicht zur Wirkung des jeweiligen Effektes dient die Auflistung sämtlicher InDesign-Effekte am Ende dieses Artikels.

Ausgabe: Reduzierung von Transparenz

Bei der Einführung von Transparenzeffekten mit Adobe Illustrator 9 war die Ausgabe ebendieser eine echte Herausforderung. Die Autorensoftware war damals weiter als die Ausgabeworkflows.

Grundsätzlich muss irgendwo vor dem Druck (Offset- oder Digitaldruck) die Transparenz reduziert werden. Dies aus dem einfachen Grund, weil keine Druckmaschine transparent druckt. Sie können sich diesen Transparenzreduzierungsvorgang wie das Reduzieren auf die Hintergrundebene in Photoshop vorstellen. Ziel ist es, das Aussehen beizubehalten, dabei aber die Transparenz loszuwerden, damit das Layout druckbar wird.

Die Frage ist, wo im Ausgabeworkflow reduziert werden soll: beim PDF-Export aus InDesign, im PDF oder kurz vor dem Druck im RIP? Die Antwort ist simpel, wenn sie auch nicht direkt zur Lösung des Problems beiträgt: Reduzieren Sie die Transparenz so spät als möglich und sinnvoll. Also je nach Workflow, nach Industrievorgaben, nach Fähigkeiten der Druckerei oder des Lithobetriebes.

Die Standards PDF/X-1a und PDF/X-3 verbieten Transparenz, während das neuere X-4 diese erlaubt. Wollen Sie also nach aktuellen PDFX-ready-Empfehlungen (www.pdfx-ready.ch) arbeiten, müssen Sie die Transparenz beim PDF-Export aus InDesign reduzieren, weil die Vorgaben im Moment noch auf PDF/X-1a basieren. Verfügen Sie oder Ihr Dienstleister über eine aktuelle Adobe PDF Print Engine als Ausgabe-RIP, so steht der Reduzierung während des RIP-Vorgangs absolut nichts im Wege.

Transparenzfarbraum

Egal, wo im Workflow die Transparenz reduziert wird, Sie müssen in InDesign sicherstellen, dass als Transparenzfarbraum (im Menü Bearbeiten) Dokument-CMYK ausgewählt ist. Denn in dem hier ausgewählten Farbraum werden Objekte, die durch die Reduzierung der Transparenz neu entstehen, erstellt. Auch wenn Sie die Transparenz beim PDF-Export nicht reduzieren, wird der hier gewählte Transparenzfarbraum als Vorgabe mit in das PDF übernommen.

Blitzer im PDF

Durch die Reduzierung der Transparenz entstehen neue Objekte, die direkt aneinanderliegen. Ist in Acrobat oder im Adobe Reader in den Monitoreinstellungen die Glättung für Vektorgrafiken aktiv, so werden die Kanten der Objekte leicht weich gezeichnet, wodurch diese Objekte scheinbar nicht mehr direkt aneinanderpassen. Auf dem Bildschirm sieht dies aus wie Blitzer. In der späteren Ausgabe darf dies so nicht erscheinen, weil das RIP gefälligst nichts glätten soll.

Durch Deaktivieren der Option Vektorgrafiken glätten im Bereich Seitenanzeige in den Voreinstellungen von Acrobat können Sie überprüfen, ob es sich beim Blitzer nur um die Monitordarstellung handelt.

Überdrucken regelt InDesign

Wird die Transparenz in einem Layout mit Sonderfarbe reduziert, setzt InDesign häufig Objekte auf überdruckend, die es eigentlich nicht wären. Dies geschieht, um die Transparenz zu simulieren, ohne sie zu verwenden.

Die alte Regel, dass Schwarz ab 98 Pro-zent überdrucken und alles andere ausgespart werden soll, ist längst überholt. Dummerweise sind aber noch heute Ausgabeworkflows in Druckereien so konfiguriert, dass alle Überdrucken-Einstellungen aus dem PDF ignoriert werden, um eigene Einstellungen da-rüberzubügeln. Das führt dazu, dass das optische Erscheinen der reduzierten Layouts nichts mehr mit dem Original zu tun hat. Die eiserne Regel hier: Überdrucken-Einstellungen aus dem PDF sollten – wenn die PDFs mit aktueller Adobe Software erstellt wurden – immer übernommen werden. Die zweite Regel folgt sogleich: Überdrucken und Überfüllen sind zwei autonome Vorgänge, die miteinander nichts zu tun haben! Das Überfüllen muss im Ausgabeprozess gerechnet werden, das hat im PDF aus InDesign nichts verloren.

Transparenzreduzierungs­vorgaben

Soll die Transparenz beim direkten PDF-Export reduziert werden, muss InDesign mitgeteilt werden, in welcher Qualität dies vonstattengehen soll. Im Bereich Erweitert des PDF-Exportdialogs sollte man die Vorgabe [Hohe Auflösung] einstellen. Wem diese nicht genügt, weil vielleicht das PDF nach dem Export nochmals vergrössert wird, kann über Bearbeiten > Transparenzreduzierungsvorgaben… seine eigene Vorgabe machen, und diese steht dann im PDF-Exportdialog zur Verfügung.

Fazit

Transparenzeffekte sind aus der täglichen Produktion nicht mehr wegzudenken. Sie ersparen manchen Arbeitsgang in Photoshop und können nondestruktiv Objekten zugewiesen werden.

Für die erfolgreiche Ausgabe gilt es, die wenigen wichtigen Regeln einzuhalten. Die neue RIP-Generation wird dazu beitragen, dass in ein paar Jahren keiner mehr den Kopf dreht wegen Transparenz. Oder wann haben Sie zum letzten Mal nicht geschlafen, weil ein Verlauf im Layout war?

Die neun InDesign-Effekte

Die InDesign-Effekte in den Standardeinstellungen. So sehen Sie, mit welchem Effekt Sie welches Aussehen erreichen.

1. Schlagschatten 2. Schatten nach innen 3. Schein nach aussen

4. Schein nach innen 5. Abgeflachte Kante und Relief 6. Glanz

7. Einfache weiche Kante 8. Direktionale weiche Kante 9. Weiche Verlaufskante

Der Autor

Haeme Ulrich, ulrich-media, ist Trainer und Berater für Adobe InDesign. ulrich-media ist bekannt für InDesign- und Photoshop-Wissen.

www.ulrich-media.ch

ulrich@ulrich-media.ch

Artikel als PDF