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Konvertierung mit Wenn und Aber

Das Plug-in PDF2ID erstellt aus PDF-Dateien editierbare InDesign-Layouts. Hier eine �bersicht, was das Plug-in leistet und wo es an seine Grenzen st�sst.

HAEME ULRICH PDF2ID konvertiert PDF-Dokumente in editierbare InDesign-Dateien. Bei Ankündigung dieses InDesign-Plug-in durch Recosoft (www.recosoft.com) ging ein Rauschen durch den Prepress-Wald! Ist das die Lösung für schlechte Kundendaten? Haben wir jetzt endlich die optimale Schnittstelle zu Büroprogrammen?

Die Realität kam mit Version 1.0. InDesign öffnet mit PDF2ID PDF-Dateien, eine verlustfreie Übernahme ist jedoch nicht möglich.

Aus technischer Sicht erscheinen die Einschränkungen logisch, denn dem PDF-Datenformat fehlen Struktur­informationen dazu, ein Layout daraus abzuleiten. Es fehlen Angaben wie Textverkettungen oder Absatz- und Zeichenformate. Ziel von PDF2ID ist laut Hersteller denn auch nicht ein Roundtripping – also ein Export eines InDesign-Layouts nach PDF, damit dieses PDF später wieder verlustfrei in InDesign geöffnet werden kann. Die Software will primär PDF-Dateien zur erneuten Bearbeitung wiederherstellen.

PDFs öffnen

Nach der Installation des Plug-ins erscheint im Datei-Dialog von InDesign CS2 oder InDesign CS3 neu der Eintrag Open PDF file ... Öffnet man die zu konvertierende PDF-Datei, erscheint ein umfangreicher Dialog mit Konvertierungsoptionen und sonstigen Voreinstellungen. Eine nette Funktion ist hier die Übernahme von Notizen aus Acrobat. Wahlweise werden Notizen auf eine separate Ebene im InDesign-Dokument gestellt oder in InDesign CS3 zu InDesign-Notizen gewandelt.

Fontuntergruppen ohne Chance

Findet das Plug-in eine Schriftart nicht, kann in den Konvertierungsoptionen eine Ersatzschrift zugewiesen werden. Bei Fontuntergruppen, wenn man nur die verwendeten Glyphen und nicht die vollständige Schrift in das PDF einbettet, kommt PDF2ID verständlicherweise an seine Grenzen. Dies, weil PDF2ID Schriften am Namen erkennen muss und beim Bilden von Fontuntergruppen die Namen der Schriften geändert werden.

Weiter erkennt das Plug-in grundsätzlich keine Type-3-Schriften, startet selbst keine OCR-Texterkennung bei gescannten PDFs und lässt 3D-Daten wie Formulare in PDFs aussen vor. JPEG2000-komprimierte Bilder werden nur unter Mac OS X erkannt.

Die Praxistests

Zum Beurteilen der Leistung von PDF2ID habe ich etliche PDFs mit InDesign geöffnet und die Resultate kritisch untersucht. Auf die Ergebnisse zweier typischer PDF-Dateien gehe ich hier ein: Eine kommt aus Microsoft Word, mit Charts und allem, was eine typische Bürodatei ausmacht. Die andere aus InDesign, mit Textverkettungen und Transparenzeffekten.

Word > PDF > InDesign

Die Test-PDF-Datei wurde auf einer Windows-Maschine über das Distillermakro erstellt. Auf meinem Mac hatte ich für die Konvertierung die vorhandenen Schriften natürlich nicht zur Verfügung. So habe ich beim Öffnen der Datei die fehlenden Fonts durch die bei mir installierten ersetzt. Das Dokumentformat in InDesign wies bekannte Rundungsfehler auf. Das A4 war dann 209,903×297,039 Millimeter. Ich vermute, dass das Plug-in hier unschuldig ist. Denn als ich die PDF-Datei in InDesign platziert hatte, bekam ich die gleichen ungeraden Masse beim Grafikrahmen.

Auf der ersten konvertierten Seite stand der Text zu weit unten. Die Bilder waren dagegen exakt an der richtigen Stelle positioniert.

Bei den Konvertierungsoptionen hatte ich zum Erstellen von Absatz- und Zeichenformaten den Haken gesetzt. Da hat es PDF2ID ganz gut gemeint: Die konvertierte InDesign-Datei war mit 44 Absatz- und 36 Zeichenformaten bestückt – 10 hätten es auch getan!

InDesign > PDF > InDesign

Die PDF-Datei aus InDesign habe ich über den direkten PDF-Export erstellt. Unterschiedliche Exportvorgaben führten zu denselben suboptimalen Ergebnissen.

Wie weiter vorn erwähnt, erkennt PDF2ID keine Fontuntergruppen. Da InDesign standardmässig solche exportiert, dürften die Schriften in den meisten InDesign-PDFs nicht erkannt werden. Etwas schockiert haben mich die Illustrator-Dateien, die ich im originalen InDesign-Dokument verknüpft habe. Die wurden von PDF2ID als InDesign-Vektorobjekte umgesetzt. Aus PDF-Sicht logisch, für den Alltag allerdings sehr einschränkend.

Auch bei den Absatzformaten richtete PDF2ID mit grosser Kelle an: Aus ursprünglich acht Absatzformaten wurden siebzehn, das einzige Zeichenformat wurde gar verzehnfacht.

Ein im Original mit Füllfarbe hinterlegter Textrahmen bestand nach dem «PDF-Aufenthalt» aus zwei unabhängigen Objekten. Eines für den Hintergrund, darüber ein normaler Textrahmen.

Zusätzliche Struktur

Ich habe dann versucht, dem zu öffnenden PDF möglichst viel Struktur mitzugeben. Im Export-Dialog habe ich die Option PDF mit Tags erstellen aktiviert. In Acrobat habe ich die Tab-Reihenfolge auf Spaltenreihenfolge verwenden geändert, um den korrekten Lesefluss zu beeinflussen. In meinen Tests habe ich allerdings keinen direkten Zusammenhang zwischen Struktur im PDF und Qualität der Konvertierung festgestellt.

Kaufen oder nicht?

Wer die layoutverbindliche Übernahme von PDF-Dateien erwartet, wird enttäuscht sein. PDF2ID konvertiert PDF-Dateien in InDesign-Elemente. In jedem Fall muss jedoch vor der Ausgabe in InDesign noch massiv Hand angelegt werden. Bequeme Dienste könnte das Plug-in Anwendern leisten, die Office-Kundendaten überarbeiten und professionell aufbereiten wollen. Abwägen muss man auf jeden Fall, ob der Dienst auch wirklich 275 Franken wert ist.

 

PDF2ID

PDF2ID wird vom Software­unternehmen Recosoft hergestellt und vertrieben. Eine Demo- und die Vollversion können direkt über die Website des Herstellers bezogen werden. Voraussetzung für die Installation ist InDesign CS2 oder CS3 auf Mac oder Windows. Das Plug-in kostet 275 Franken.

Weitere Informationen
www.recosoft.com

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